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Hallo liebe Leser,

ich habe eine kurze Frage an auch und euren Erfahrungsschatz.

Vor 2 Jahren hatte ich eine Erschöpfungsdepression, weswegen ich Escitalopram (Antidepressivum) genommen habe.
Dieses habe ich im Mai diesen Jahres erfolgreich abgesezt, ohne Schwierigkeiten, und seitdem ging es mir auch gut.

Seit 2 Wochen habe ich auf einmal mit Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen und Ängsten zu kämpfen.
In meinem Leben hat sich nichts verändert, womit das erklärbar sein könnte.
Jedoch wird es draussen natürlich zunehmend nässer, kälter und dunkler.

Nun bin ich ein Mensch, der die Dinge vielleicht manchmal katastrophisiert oder in ein Drama verwandelt.
Wenn ich nachts aufwache, mache ich mir Sorgen, dass ich wieder ernsthaft erkranke und wieder Medikamente nehmen muss. Dass es vielleicht späte Absetzerscheinungen sind oder es einen Rückfall gibt.
Vielleicht ist es aber auch nur ein kurzer Absacker, weils draussen kein Summersunshine mehr gibt.

Was meint ihr dazu?

Liebe Grüsse

16.10.2024 07:05 • 18.10.2024 #1


7 Antworten ↓


Zitat von autumnvibes:
Hallo liebe Leser, ich habe eine kurze Frage an auch und euren Erfahrungsschatz. Vor 2 Jahren hatte ich eine Erschöpfungsdepression, weswegen ich ...

Die Sonne fehlt. Lass doch mal deinen D3 Spiegel bestimmen.
In Deuschland ist das oft ein Mangel.

A


Herbstblues oder Absetzerscheinung

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Zitat von autumnvibes:
Was meint ihr dazu?


Für eine Absetzerscheinung ist es reichlich spät. Ich denke, das kann man ausschließen.

Denkbar wäre wie du schon schreibst das herbstliche Wetter, das bei sehr vielen Menschen eine melancholische Stimmung verursacht (saisonale Affektivität).

Das hat auch nicht zwingend mit Vitaminen zu tun, sondern damit, dass sich der äußere Eindruck der Welt in die Psyche spiegelt.

Herbst drückt die Stimmung.
Frühling hebt die Stimmung.

Das hat auch einen Grund, aber der ist eher unwichtig.

Die andere Möglichkeit wäre auch ein Rückfall - ohne einen unmittelbaren Bezug, weil die Informationen fehlen.

Vielleicht ist es aber auch, wie es so schön heißt, eine multifaktorielle Geschichte, ohne konkreten Rückfall.

Nach dem Absetzen im Mai, wurde über die Zeit die alte Ordnung im Gehirn wiederhergestellt.

Durch die gemachte Erfahrung (Erschöpfungsdepression) + die Veranlagung (biologisch) + das Wetter + (Unbekannt) ergibt das möglicherweise ein Stimmungstief, das du bemerkst, und das dir Angst macht - weil du weißt wie unangenehm sowas werden kann.

Die Angst davor (Depression) animiert zur Assoziation jedes Zustandes, der dem emotional ähnelt.

Das gebrannte Kind, das Wetter und die Veranlagung.

Zitat von SilentRoG:
Die Sonne fehlt. Lass doch mal deinen D3 Spiegel bestimmen. In Deuschland ist das oft ein Mangel.

Ich nehme im Winter immer Vitamin D Tabletten, daran sollte es nicht liegen

@illum Wahnsinn, so eine ausführliche Antwort - Du hilfst mir damit wirklich sehr.

Rückfall kann ich eher ausschliessen, da die Gründe von damals gut behoben sind. Ausserdem war es damals eine Erschöpfungsdepression, jetzt fühlt es sich wie eine normale bzw. saisonale Depression an.

Sicherlich spielt die Angst eine wichtige Rolle, da ich eben das gebrannte Kind bin. Durch meine Erfahrung habe ich auf viel Erfahrung mitgenommen, die mir jetzt auch hilft. Dennoch schwieirig und verunsichernd.

Zitat von autumnvibes:
Ich nehme im Winter immer Vitamin D Tabletten, daran sollte es nicht liegen @illum Wahnsinn, so eine ausführliche Antwort - Du hilfst mir damit ...


Könntest du diese Melancholie denn in etwas positives verwandeln?

Indem du zB malst, schreibst, bastelst, hörst, um dich damit emotional auseinanderzusetzen, was dieses Gefühl für dich so ganz genau bedeutet?

Die geistige, kreative Auseinandersetzung mit dem Thema kann vielleicht dabei helfen, die Höhen und Tiefen im Leben in ihrer Natürlichkeit besser zu akzeptieren, indem die Emotionen ausgelebt und als normal akzeptiert werden.

Sich gegen dieses Gefühl zu wehren, weil man Angst davor hat, macht es am Ende vielleicht auch zu einer Art Wunsch sich so zu fühlen, der sich deshalb erfüllt, weil man daran als Angst festhalten möchte

Das Gehirn kennt kein emotionales Nicht.

Die Angst nicht von der Leiter fallen zu wollen, führt allzuoft dazu von besagter Leiter zu fallen, wenn nur oft genug daran gedacht wird.

@illum Ich feiere Deine Antworten - Du scheinst da sehr viel Expertise auf dem Gebiet zu haben. Danke!

Das ist genau mein Ding - ich habe Angst vor diesen Gefühlen und möchte sie vermeiden. Tatsächlich haben aber meine Vermeidungsstrategien zur Erschöpfung vor 2 Jahren geführt.
Jetzt suche ich einen besseren Umgang, aber ich finde es noch recht schwieirg.
Gestern abend habe ich zum Beispiel eine Stunde an einem Modell gebastelt, während es in meiner Gefühlswelt sehr dunkel war. Ich habe einfach weitergebastelt, aber mir sehr gewünscht, dass das Gefühl einfach weggeht.
Bzw. mit den negativen Gedanken diskutiert, die durch die Emotion aufgewirbelt werden.

Hast Du da noch konkrete Tipps für die kreative Auseinandersetzung bzw. das aktive Eingliedern der Emotionen ins Leben anstelle der ängstlichen Sonderpositionierung?

Zitat von autumnvibes:
Wenn ich nachts aufwache, mache ich mir Sorgen, dass ich wieder ernsthaft erkranke und wieder Medikamente nehmen muss.

Was wäre so schlimm daran? Ich nehme seit 25 Jahren schlafanstoßende Antidepressiva.

@Schlaflose An den Medis ist natürlich gar nichts schlimm, ich hab sie selbst lange genommen und sie haben mir geholfen.
Es ist mehr die Sorge vor dem Warum ich die Medis nehme, also z.B. weil ich wieder in ein tiefes Loch falle.




Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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