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Auch ich mache die Erfahrung, dass definitiv eine Weitergabe stattfindet. Wenn ein Mensch rote Haare hat, oder blaue Augen, analog seinen Eltern, dann hat das eine gewisse Logik; eben wie aus dem Gesicht geschnitten. Materiell gesehen funktioniert der Mensch über Stoffe, die wiederum über Organe produziert werden, womit jeder sein eigenes inneres Chemiewerk hat. Aufgrund dieser Fabrikation wird er dann entsprechend auf Themen reagieren. Aber nicht nur das, selbst der Denkvorgang, also wie und welche Überlegungen angestellt werden, entspringen seinen Vorfahren. Es ist wie bei einem Kaleidoskop, das Durchmischen und Spiegeln gibt neue Formen, bei gleichem Inhalt, so auch der Mensch ähnlich, aber anders reagiert. Und natürlich sind die Umstände, in die er hineingeboren wurde, massgebend an seinem Ausdruck beteiligt.

Zitat von Tintan:
Denkvorgang, also wie und welche Überlegungen angestellt werden, entspringen seinen Vorfahren.

Das kann ich zu fast 100 % bestätigen. Leider gab es damals noch keine Kindertherapien, weder für die Kriegsgeneration, noch für mich. Wobei das von meinen Eltern auch nie erkannt wurde, wie es mir so ging, weil ich nie darüber geredet hatte (war ja auch so eine Sache wie: keine Schwäche zeigen, egal, ob im Kindergarten oder in der Schule, erst recht nicht in der Ausbildung usw.). Jahrzehntelang unterdrückt, überspielt oder ignoriert. Fazit: Depressionen, Ängste, Panikattacken.

Heute erkenne ich viele Denkvorgänge (ich weiß heute oft, was ich denke durch Meditation konnte und kann ich meine Gedanken besser bewusst wahrnehmen) und denke zurück an die Zeit, wie ähnlich ich zum Teil meinem Vater (eher einextrovertierter Mensch) nahe komme aber noch mehr meiner Mutter (ängstlich, introvertiert, zurückhaltend, redet nicht viel und und und). Manchmal merke ich ich dieses Hin-und Her, tendiere aber eher zum Rückzug von Menschen, weil ich einfach keine Lust habe auf dieses ständige Gejammer derer (in meiner Umgebung) und oberflächliches Gerede, was mich sowieso nicht interessiert. Small Talk ja, aber nicht allzu lang. Ich fühle mich einfach schnell gelangweilt.
Brauche zwar auch meine Routine, aber auch Abwechslung, alles nicht so einfach.

Aber ich bin dankbar dafür, dass ich das durch viel Arbeit mit mir selbst erkannt habe und das Beste daraus mache, gemacht habe und machen werde.

In den letzten Jahren konnte ich meinen Eltern ein bisschen mitgeben an Sichtweisen. Allerdings sagt meine Mam immer: ich bin zu alt, jetzt ist es mir egal. Mein Vater versteht es nicht mehr, er wird bald 90, wenn er es schafft. Aber wenn er z. B. mal ärgerlich ist, was sehr selten vorkommt, kann er gleich wieder umswitchen. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war oder ob das mit dem Alter zusammenhängt.

Ich selbst kann es durch viel Übung auch schneller als früher.. ah sorry für den langen Text...da kann ich schnell abschweifen...





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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