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Guten Morgen zusammen!
Sicher kennen viele von euch das Gefühl sich auf der Stelle zu bewegen und nicht vorwärts zu kommen. Heute ist einer dieser Tage, an denen ich sogar eher das Gefühl habe 100 Schritte zurück zu machen. Ich habe seit ein paar Monaten mit ziemlich heftigen psychischen Beschwerden zu kämpfen (Belastungsdepression und Angstzustände). Angefangen hat alles mit einer heftigen Panikattacke bzw. auch dem Gefühl nicht mehr aufhören zu können zu weinen. Es war wie ein Zusammenbruch aus dem Nichts. Die ersten Tage danach waren die Hölle (ich hatte das Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein und hatte auch Phasen der Derealisation), dann ging es aber Stück für Stück wieder aufwärts, ich musste nicht mehr ständig weinen, konnte wieder lachen und hatte teilweise sogar richtig gute Tage. Allerdings ist eins an mir hängen geblieben - die Angst vorm Verrückt werden. Erlebt zu haben, wie zerbrechlich unsere Psyche ist und dass das normale Gefühlsleben nicht selbstverständlich ist, hat mir auf gewisse Weise den Boden unter den Füßen entrissen. Nun bin ich auf der Hut vor mir selbst und ich interpretiere jeden kleinsten Windhauch als einen Vorboten für einen Orkan (im übertragenen Sinn). Ich habe wahnsinnige Angst davor den Verstand zu verlieren und den Bezug zur Realität (besonders getriggert durch die Phasen der Derealisation). Teufelskreis: Aus Angst kommt die Derealisation und durch die Derealisation die Angst... An guten Tagen kann ich das alles logisch und nüchtern betrachten und Stop zu meinen Gedankenkreisen sagen, aber an schlechten Tagen, vergesse ich alle Fortschritte. Ich verstehe auch nicht, weshalb immer wieder solch extrem schlechte Tage kommen und es nicht stabil aufwärts geht. Sicher Höhen und Tiefen sind normal, aber müssten die Tiefen nicht irgendwann etwas weniger tief werden? Ich habe wirklich das Gefühl in einem Hamsterrad gefangen zu sein und den Ausstieg nicht zu finden. Ich kämpfe mich nach jedem Tief mühsam zurück nach oben und immer, wenn ich denke, es endlich überstanden zu haben, haut es mich wieder ganz nach unten...

21.11.2018 08:58 • 21.11.2018 #1


6 Antworten ↓


Solche Rückschläge hat doch jeder mal auf irgendeine Art und Weise. Ich hab auch alle paar Wochen schwere depressive Phasen, in denen mir alles sinnlos erscheint und ich nicht weiter weiß. Das habe ich (vorerst) akzeptiert, aber ein paar verlorene Tage machen noch kein verlorenes Leben. Manchmal hilft es, wenn man einfach irgendetwas tut, was man gut unter Kontrolle hat und wenn auch das nicht klappt, dann muss man es einfach aussitzen und es am nächsten Tag wieder versuchen. Du erkennst ja nach deiner Beschreibung bereits, wo das Problem liegt, also hast du auch schon das Handwerkszeug, um daran zu arbeiten. Alles hat seine Gründe. Mach dich einfach nicht verrückt und geh gegen den Stillstand an, so gut du kannst. Mehr geht sowieso nicht.

A


Gefangen im Hamsterrad - wie komme ich da raus?

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Du hast wahrscheinlich Recht.
Ein großes Problem ist sicher, dass ich so ein verdammter Kopfmensch bin. Für mich muss alles einen Sinn ergeben... Diese Tiefs machen für mich aber keinen Sinn (es gibt z.B. keinen konkreten Auslöser) und das ist für mich schwer zu akzeptieren. Wenn ich wüsste, weshalb die guten Tage gut sind und die Schlechten schlecht, könnte ich vielleicht verhindern, dass es überhaupt wieder zu den schlechten Tagen kommt. Theoretisch. Gibt es für deine depressiven Phasen Auslöser, oder kommen die auch gefühlt aus dem Nichts?

Mir geht es ganz genauso. Meist passiert mir das, wenn ich mich in einer Sache wirklich bemühe und trotzdem scheitere oder auch, wenn ich von Menschen abgelehnt werde (was der Regelfall ist). Allerdings folgt auf so eine Tiefphase fast immer eine Phase, in der ich schon fast zu fröhlich und optimistisch bin. Außerdem ist es im Winter schlimmer. Ich informiere mich gerade mehr über Ernährung und dabei blieb hängen, dass mir einige wichtige Vitamine und Spurenelemente fehlen, die auch für die Gemütslage wichtig sind. Allem voran Selen (z.B. in Paranüssen) und Vitamin D (z.B. in Leber). Auch Magnesium ist ein Mineral, das man hierzulande nicht genug bekommt, aber das führe ich mir schon länger über die Haut zu. Vielleicht magst du es ja auch mal auf nen Versuch ankommen lassen und an deiner Lebensweise ein Bisschen was verändern. Mir gefällt der YT-Kanal HOLISTISCH GESUND - Benjamin Weidig, aber auch die Seite Zentrum der Gesundheit scheint mir seriös zu sein.

Zitat von Pinselspitze:
Du hast wahrscheinlich Recht.
Ein großes Problem ist sicher, dass ich so ein verdammter Kopfmensch bin. Für mich muss alles einen Sinn ergeben... Diese Tiefs machen für mich aber keinen Sinn (es gibt z.B. keinen konkreten Auslöser) und das ist für mich schwer zu akzeptieren. Wenn ich wüsste, weshalb die guten Tage gut sind und die Schlechten schlecht, könnte ich vielleicht verhindern, dass es überhaupt wieder zu den schlechten Tagen kommt. Theoretisch. Gibt es für deine depressiven Phasen Auslöser, oder kommen die auch gefühlt aus dem Nichts?


Hat auch alles seinen Sinn. Der Sinn liegt darin, dass man sich selbst finden darf. Im Prinzip läuft bei Ängsten sehr viel darauf hinaus, dass man sich selbst überfordert und es nicht bemerkt. Aus irgendeinen Grund (diesen zu finden ist sehr aufschlussreich) kommt es zu Ängsten. Man läuft auf Hochtouren und irgendwann ist das Fass voll und läuft über. Eine eklige Erfahrung, die einem den Boden unter den Füssen wegzieht.

Bleibt dann die Angst vor der Angst, Angst vor dem Verrückt werden, Angst vor dem Umfallen. Alles Ängste, die ein Funktionieren unmöglich machen. Also, wenn funktionieren müssen ein Thema ist, kann man das sich mal anschauen. Und nicht die Symtome.

Wenn das Leben einen umhaut, einen aus der Bahn wirft, wäre es doch sinnvoll zu schauen, warum es das tut. Irgendwas will uns die Angst doch sagen. Und was die Depris angeht, noch sind das eher schlechte Gefühle, eben weil das Leben plötzlich so aus dem Ruder läuft. Bei tiefer Depri fehlt dann die Angst. Da ist dann nix mehr.

Zitat von Icefalki:

Hat auch alles seinen Sinn. Der Sinn liegt darin, dass man sich selbst finden darf. Im Prinzip läuft bei Ängsten sehr viel darauf hinaus, dass man sich selbst überfordert und es nicht bemerkt. Aus irgendeinen Grund (diesen zu finden ist sehr aufschlussreich) kommt es zu Ängsten. Man läuft auf Hochtouren und irgendwann ist das Fass voll und läuft über. Eine eklige Erfahrung, die einem den Boden unter den Füssen wegzieht.

Bleibt dann die Angst vor der Angst, Angst vor dem Verrückt werden, Angst vor dem Umfallen. Alles Ängste, die ein Funktionieren unmöglich machen. Also, wenn funktionieren müssen ein Thema ist, kann man das sich mal anschauen. Und nicht die Symtome.

Wenn das Leben einen umhaut, einen aus der Bahn wirft, wäre es doch sinnvoll zu schauen, warum es das tut. Irgendwas will uns die Angst doch sagen. Und was die Depris angeht, noch sind das eher schlechte Gefühle, eben weil das Leben plötzlich so aus dem Ruder läuft. Bei tiefer Depri fehlt dann die Angst. Da ist dann nix mehr.


Mit meiner Psychologin bin ich bereits auf Erkundungstour. Im Prinzip sind mir viele Gründe bekannt. Ich habe eine sehr lange (körperliche) Krankengeschichte hinter mir (bzw. stecke auch noch immer drin) und in all den vergangen Jahren habe ich viele negative Gefühle in diesem Zusammenhang versucht fern zu halten, weil es für mich unnötige Energiefresser waren.
Das Gefühl funktionieren zu müssen ist sicher auch ein Punkt, weil es mir generell schwer fällt Schwächen zu zeigen und Hilfe anzunehmen. Und ich bin ungeduldig... Ich bin schon lange am Aufarbeiten, aber die Fortschritte sind mir zu gering, bzw. ich möchte die Fortschritte halten können und nicht an einem Tag einen Schritt nach vorne machen und am nächsten zwei zurück.

Zitat von Pinselspitze:
Und ich bin ungeduldig


Logo, hat ja damit zu tun, dass alles schnell wieder weggehen soll. Wer möchte denn krank sein, leiden und was auch immer.

Ich ja auch nicht. Nur, was ändert dieses Nichthabenwollen, wenn man ES nunmal hat? Total verlorene Energy, die man da verbraucht. Ist wie gegen eine Wand anrennen, die aus Beton besteht. Man verletzt sich noch mehr.

Und es dauert eben echt sehr lange, bis man das alles begreift und wirklich mal zur Einsicht kommt. Ich muss daran auch immer wieder arbeiten, muss mich zurückhalten, Haushalten mit den Kräften, die Strecke sehen und nicht schon am Ziel sein.





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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