Erschöpfungsdepression oder Burnout - was hilft mir?
Hallo,
ich würde mich gerne mal ein bisschen austauschen.
Weiss nicht, ob ich hier richtig bin. Über Burnout liest man ja nicht so viel hier.
Ich bin seit März dieses Jahr krankgeschrieben, Diagnose Burnout/Erschöpfungsdepression. Ich habe selber die Reissleine gezogen und mir gesagt, ich kann nicht mehr, es ist Zeit, dass ich mir eine Auszeit nehme. Die Gesundheit gibt einem niemand mehr wieder. Schon früher, im Jugendalter, hatte ich auch immer mal wieder depressive Phasen. Habs aber nie wirklich ernst genommen. Erst als ich umgezogen bin, meinen Partner kennengelernt habe und daraufhin auch die Arbeitsstelle gewechselt habe, ging es bergab.
Die neue Arbeitsstelle klang erst vielversprechend, ich war auch Probearbeiten. Doch schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich mich unwohl fühlte und mit allem überfordert war. Ich arbeitete vorher beim ambulanten Pflegedienst und bin in ein Altenheim gewechselt. Daher waren natürlich auch die Arbeitsabläufe erst mal wieder ungewohnt für mich. Meine Ausbildung hab ich allerdings im Altenheim absolviert. Ganz neu war das alles für mich also nicht. Naja... Erst hat es damit angefangen, dass ich gemerkt habe, dass ich kaum Lob bekomme, sondern nur rumgemotzt wurde. Dann wurde gesagt, ich rede ja kaum was, ich muss mehr aus mir rauskommen und ich wäre zu langsam. Dazu muss ich sagen, dass ich ein sehr zurückhaltender Mensch bin. Aber wenn man mir etwas Zeit gibt, kommt auch mein Humor und meine Lockerheit irgendwann hervor, aber zwingen kann man mich dazu nicht. Ich muss mich schon wohlfühlen in meinem Umfeld... Dann wurde hinter meinem Rücken bei der PDL schlecht über mich geredet. Ich habe drum gebeten, doch bitte direkt zu mir zu kommen. Der Höhepunkt war dann, als ich wegen Magen-Darm-Probleme drei Tage krankgeschrieben war und mich daraufhin eine Kollegin bei
Facebook anschrieb, ich soll doch bitte am Wochenende wieder arbeiten kommen, sonst müssten die armen Kollegen extra wegen mir am Wochenende einspringen. Ich hab die besagte Kollegin erstmal zu Sau gemacht, was ihr denn einfällt, mich bei Facebook deswegen anzuschreiben. Daraufhin beschwerte ich mich bei der PDL über die Kollegin, aber diese sie in Schutz. Hat mich ja nicht wirklich mehr erschüttert.
Als ich merkte, dass ich mit allem überfrodert bin, hab ich beschlossen, meine Stundenzahl von 100% auf 75% zu reduzieren. Dies lehnte die PDL ab, es herrscht ja immerhin Fachkräftemangel und das hätte ich mir doch bitte vorher überlegen müssen. Ich hab daraufhin gesagt, dass ich mir dann eben was anderes suchen muss. Dann wurde mir noch unterstellt, ich würde ihr drohen... Ein paar Tage später kündigte ich auch und ließ mich die letzten sechs Wochen krankschreiben. Das gute in der Altenpflege ist immerhin, dass man jederzeit irgendwo einen Job findet. Das alles war letztes Jahr im August. Und ich war so froh, dort weg zu sein. Ich hab mich aber trotzdem so schlecht gefühlt, dass ich nicht mal alle zwei Wochen dort anrufen konnte, um mitzuteilen, dass ich noch weiter krank bin. Das musste mein Partner für mich übernehmen. Die sechs Wochen Auszeit hab ich genossen, das war wie Urlaub für mich. Ich hab gedacht, jetzt gehts mir wieder gut.
Die neue Stelle fing ich im Oktober in einem Altenheim an. Dort war alles besser, ein paar Dinge störten mich zwar. Aber ich kam mit dem Team gut zurecht. Ich wurde akzeptiert, hab viel Lob bekommen und auch die gewünschten 75% waren kein Problem. Ich dachte, jetzt wird alles besser, ich arbeite ja nicht mehr Vollzeit, aber auch dort merkte ich nach kurzer Zeit, dass ich mit den langen Diensten und den vielen Fortbildungen überfordert bin. Ich hab mir viele Gedanken gemacht wie es weitergeht und habe beschlossen, wieder zu meinem alten Arbeitgeber in den Pflegedienst zurück zu gehen. Diese nahmen mich auch sofort wieder, ebenfall auf 75%-Basis. Das war im Januar dieses Jahr. Ich war wirklich glücklich, wieder dort zu sein, trotz 150km Arbeitsweg. Die Patienten waren froh, mich wieder zu sehen, haben teilweise geweint vor Freude. Doch schon nach kurzer Zeit kamen auch dort für mich ungewohnte Probleme: Die Patienten beschwerten sich über mich. Ich sei nicht mehr der Alte, wolle nur noch schnell fertig werden. Ich hab angefangen Fehler zu machen, habe meinen Partner mit zur Arbeit genommen, weil ich nicht allein sein konnte. Wir fuhren dann gemeinsam im Dienstwagen zu den Patienten. Irgendwann flog es auf, doch meine PDL war freundlich zu mir und sagte, das geht halt einfach schon aus versicherungstechnischen Gründen nicht. Ich kam auch dort mit der Situation nicht zurecht. Hab Aufgaben, die ich nach Dienstende zu erledigen hatte (zB Arztberichte/Verordnungen besorgen, Pflegeplanungen schreiben) an andere verschoben, weil ich schnell heim wollte. Damit kam ich nicht lange klar, weil mir die Arbeit und die Patienten wirklich am Herz lag und mir hat es selber weh getan, solche Fehler zu machen. Ich mir grosse Vorwürfe gemacht, mich gehasst dafür. Ich dachte, das ist es doch was du wolltest. Warum zum Teufel kommst du nicht auf deiner alten Arbeit klar? Erst Gespräche mit Freunden und meinem Partner haben mir geholfen. Daraufhin hab ich mir März die Notbremse gezogen und mich krankschreiben lassen.
So viel zu der Vorgeschichte. Seit Oktober bin ich in Therapie, ob sie mir hilft kann ich noch nicht sagen. An Medikamenten nehme ich nur Johanniskraut hochdosiert und Vitamin B12. Ich kam die ganzen Monate gut zurecht, hatte anfangs meine depressiven Phasen, wo auch mal nichts gings, aber ich hab mir viel selbst geholfen, indem ich im Frühjahr und Sommer raus in Garten gegangen bin und so mein neues Hobby entdeckt habe. Die Arbeit im Garten und mit dem Pflanzen beschäftigt zu sein hat mir gut getan, mir ging es wieder richtig gut und auch die Tage an denen ich nichts machen konnte, aufgrund Antriebslosigkeit wurden weniger. Doch seit Oktober ist es jetzt wieder sehr schlimm. Die kalte Jahreszeit macht mir zu schaffen, ich fühle mich nutzlos, bin jeden Tag antriebslos. Hinzu kommen Existenzängste wegen meinem Krankengeld (mein Partner bekommt momentan auch wegen Psychischen Problemen Erwerbsminderungsrente, natürlich befristet). Ich würde gerne wieder Sport anfangen, um wieder etwas zuzunehmen, doch die Tage wo ich einfach nix hinkriege überwiegen einfach.
Ich hab schon überlegt, ob ich mal zu einem Neurologen gehe, mich vorstelle und mal nach Antidepressiva frage. Ich hab bisher nur Citalopram von meinem Hausarzt verschrieben bekommen, aber da hab ich sehr heftig drauf reagiert, weswegen ich mich bis jetzt vehement gegen Antidepressiva gewehrt habe. Aber ich merke im Moment halt, dass mir das pflanzliche Zeug nicht wirklich viel hilft. Was mein ihr?
Was mir im moment am meisten zu schaffen macht:- morgens komme ich nicht aus dem Bett, egal wann ich schlafen gehe (ich ich schlafe schnell ein und durch), bin dann schlecht gelaunt
- ich hab 12Kilo abgenommen - wiege nur noch 60Kilo und will unbedingt wieder zunehmen, weiss aber nicht wie (Kraftsport machen, ja, wenn ichs denn mal hinkriegen würde)
- die
ständige Antriebslosigkeit
- draufhin Langeweile, man kommt ins Grübeln...achja es ist ja alles schei.. Du kriegst den Ar. nicht hoch, du bist schei. (ich weiss genau dass ich mit dieser Einstellung nur mich und meinen Partner weiter runterziehe, aber ich komme von diesen negativen Gedanken nicht los)
- und mein fehlendes Selbstbewusstsein
Mein Ziel ist es, nächstes Jahr im Sommer wieder arbeiten zu gehen. Ich will nicht noch tiefer rutschen. Ich will wieder selbstbewusster sein, Sport machen, mutiger sein und wieder zu meinem Partner sagen können Komm, nicht den Kopf hängen lassen, das wird schon wieder anstatt Alles ist schei., ich mag nicht mehr. Ich will mir auf jeden Fall noch bis nächstes Jahr ca. Mai/Juni Zeit lassen und nicht vorher arbeiten gehen. Denn den Fehler mache ich nicht, dass ich zu früh arbeiten gehe. Mein Arbeitgeber ist auch zum Glück sehr zuvorkommend. Immerhin hatte ich noch bis Juli Probezeit. Das ist für mich auch ein Zeichen, mich wieder auf die Arbeit freuen zu können, dass ich dort als guter Mitarbeiter geschätzt werde.
So, nun genug erstmal. Ich hoffe, ich hab euch mit meiner Geschichte nicht gelangeweilt, aber es hat auch gut getan, über meine momentane Situation zu schreiben. Vielleicht gibts ja hier auch noch mehr Pflegekräfte wie mich