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Hallo nochmal!

Ich habe schon einmal einen Beitrag eröffnet, aber das was ich jetzt schreiben möchte, hat nichts (oder kaum) etwas
mit dem Thema Bindungsangst zu tun.

Ich leide in letzter Zeit darunter, dass ich meine Teenager-/Studentenzeit nicht richtig ausgelebt habe.
Ich war immer eher der ruhige, vernünftige Mensch, habe mich nie gegen Autoritätspersonen aufgelehnt, habe mich aus typischen Teenager-Blödsinn rausgehalten. Ich glaub, dass mir das jetzt fehlt. Wenn ich all die Storys von Freunden und Bekannten höre werde ich immer ganz neidisch. Wenn ich mal mit Freunden über dieses Thema gesprochen habe, hab ich bis jetzt nur gehört, dass ich doch froh sein soll, dass ich nie mit der Polizei zu tun hatte und dass ich nie Dro. genommen habe. Ich habe das Gefühl völlig unverstanden zu sein. Und immer wenn alle von ihrer coolen Zeit reden, werde ich depressiv. Dabei habe ich ein beklemmendes Gefühl bis hin zur völligen Gleichgültigkeit. Ich verliere meinen Lust aufs Leben, weil ich weiß, dass ich das nicht alles nachholen kann. Freunde und Bekannte sind (wie ich) mindestens Mitte 20, haben so langsam mehr Lust auf ein ruhigeres Leben, manche haben Kinder...

Ich würde so gerne mal etwas völlig Verrücktes machen, aber ich traue mich einfach nicht, weil ich so verdammt vernünftig bin! Vielleicht ist es auch ein Identitäts-/Akzeptanzproblem, dass ich mich und mein Leben nicht so nehmen kann wie ich/es ist.

Ausgelöst wurden diese Gedanken übrigens wahrscheinlich dadurch, dass ich die letzten 3 Jahre (Studium) sehr langweilig verbracht habe, da ich als Pendler wenig Kontakt zu Mitstudierenden hatte und meine Freunde kaum Zeit für mich hatten. Ich habe diese 3 Jahre wenig wahrgenommen, war viel Zuhause am PC und hab Hundesport mit meinem Hund gemacht. Jetzt bin ich wieder mehr unter Leuten und merke, dass es so schön ist, mit gleichaltrigen Menschen Kontakt zu haben, dass ich die Zeit, in der ich alleine war, zutiefst bereue.

Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und mag sich ein bisschen darüber austauschen?

Mit freundlichen Grüßen
DTMP

23.03.2016 14:53 • 14.04.2016 #1


15 Antworten ↓


Hey grüß Dich.

nun, vorbei ist vorbei. Dennoch kannst Du Dein Leben von ein auf den anderen Tag ändern. Dies kannst nur Du alleine und somit liegt es ausschließlich an Dir. Ich bin nun ne Ecke älter und denke auch vieles versäumt zu haben; ist halt so. Du hast aber noch alle Möglichkeiten und der richtige Partner und Kinder werden sich sicher irgendwann bei Dir auch ankündigen.

Sich Druck zu machen ist der falsche Weg.

A


Depressionen aus Angst etwas verpasst zu haben

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DTMP, überlege dir mal dein Grundmuster.

Wie in aller Welt regst du dich über verpasste was auch immer auf, und willst dabei depressiv werden und wieder alles verpassen?

Früher war früher und Hey, Blödsinn kann man immer machen, da spielt das Alter keine Rolle.

Lebe immer im Hier und Jetzt und die Erfahrungen von früher, lass die mit einfließen.

Bist eben so. Was ist an Vernunft auszusetzen?

Man auch auch vernünftig Spaß haben. Also, was hält dich jetzt davon ab?

Hallo ihr beiden,

ich freue mich über eure Antworten! Ihr habt mir schon ein bisschen geholfen, vielen Dank

MfG,
DTMP

Hey DTMP,

Kann dich sehr gut verstehen. Mir geht es ähnlich. Bin auch mitte 20 und pendele seit dem 1. Semester mein Studium durch. Oft hab ich ähnliche Gedanken. Noch dazu kommen Ängste vor dem Vereisen und großer Planung und Depris.
Allerdings muss ich auch dazu sagen dass sich diesbezüglich meine Einstellung mittlerweile geändert habe.
Ein wichtiger Punkt dabei ist Akzeptanz.
Jede einzelne der Entscheidungen wurden damals sowie auch heute bewusst getroffen. Hat schon alles seinen Grund gehabt. Entscheiden kann man aber auch nur im Hier und Jetzt.
Daher mach dir nicht so viele Sorgen. Wir sind noch jung genug um wahnsinnig viel zu erleben und man lernt auch nie aus an sich selbst zu arbeiten.
Die schönsten Dinge geschehen sowieso wenn man sie nicht erwartet.
Lg

Hallo Aldia,

das sind sehr nette Worte. Freut mich, dass du einen Weg gefunden hast, mit dem Problem gut umzugehen.
Mir hilft die Vorstellung, dass ich meine schlechten Erfahrungen mit in mein neues Leben hineinfließen lassen kann.
So kommt mir die einsame, verstrichene Zeit nicht komplett unnütz vor (danke da nochmal an Icefalki).

MfG,
DTMP

Hallo DTMP,

bin gerade erst über dein Thema gestolpert. Ich habe eine ganz ähnliche Problematik, ich habe mich auch nie ausgelebt, bin nie aus mir herausgegangen, habe nie etwas Unvernünftiges oder Besonderes gemacht. Ich führe das langweiligste Leben, das man sich vorstellen kann. Nicht einmal jetzt als reife Erwachsene schaffe ich es, etwas mehr Farbe in mein Leben zu bringen. Wie geht es dir da? Hast du es geschafft, ein bisschen etwas vom Versäumten nachzuholen oder war bei dir auch wirklich jeder Lebensabschnitt vom Vernünftigsein geprägt?

Hallo juwi,

vernünftig war ich schon immer. Als Kind habe ich mal Blödsinn mitgemacht, aber immer mit schlechtem Gewissen.
Ich habe jetzt aktuell die Möglichkeit gehabt Unsinn zu machen, nämlich spontan zu verreisen während meiner Bachelorarbeit. Ich habs nicht übers Herz gebracht alle Verpflichtungen über Bord zu werfen.

MfG

Hey

Das Gefühl kenne ich. Ich denke auch oft darüber nach,auch wenn es nichts bringt in der Vergangenheit zu leben.
Doch erwische ich mich manchmal dabei das ich neidisch auf andere bin.
Im Fernsehen sieht man als wie manche ihr Leben leben. Da frag ich mich Hab ich je gelebt? Soll ich mich jeden Tag quälen um endlich abzunehmen? Ich werde dieses Jahr 34. Für mich fühlt es sich an wie 70.

Hallo DTMP,

man kann ja nicht nur Gutes verpassen, sondern auch Schlechtes. Und dann hat man was gewonnen und nichts verloren. Wenn ich in meine Vergangenheit zurückschaue, dann denke ich manchmal - omg - was für ein Schicksal! Aber war das alles unterm Strich gut oder schlecht? Denn schließlich kommt es ja nur darauf an, was unter dem Strich dabei herauskommt. Da waren Dinge, auf die ich heute mächtig stolz bin, aber auch Erlebnisse, die mich in eine tiefe Depression befördern, wenn ich zu lange über sie nachdenke: Frustration und Bitterkeit niesten sich dann bei mir ein. Erlebnisse und Erfahrungen, die ich seit meiner Kindheit unbedingt vermeiden wollte, und die mir dann dennoch zugestoßen sind - eine Ironie des Schicksals.

Unterm Strich kommt wohl eine schwarze Null dabei raus, vllt. auch ein bisschen mehr, aber nicht viel mehr, wenn ich alles Positive gegen alles Negative verrechnen lasse.

Seit einiger Zeit wird es immer ruhiger in meinem Leben, und ich möchte auch keine Aufregungen mehr erleben. Genug ist genug, bin auch schon etwas älter als du.

Was ich aber mit meinem Beitrag sagen wollte. Auch diejenigen, die viel erlebt haben, sind dadurch nicht unbedingt glücklicher und zufriedener als vernünftige Zeitgenossen. Wobei auch ich eigentlich ein vernünftiger Mensch bin. Das, was ich mit meiner Vernunft geplant und durchgezogen hatte, war meistens von Erfolg gekrönt. Spontane Entscheidungen aus dem Bauch heraus und unvorhergesehene Ereignisse haben sich jedoch in den meisten Fälle als ein totales Desaster erwiesen. Für einen Kopf-Menschen wie mich sind sie offensichtlich kontraindiziert. Und im Hier und Jetzt zu leben fällt einem sicher leichter, wenn man keinen Erinnerungsballast mit sich herumschleppen muss, was bestimmt von großem Vorteil für dich ist.

Auf ein unbeschriebenes Blatt kann noch viel gekritzelt werden.
Auf mich würde dagegen einer der Lieblingssprüche meines Großvaters zutreffen:
Heft, mein Heft, was soll das sein?
Gestern warst du noch so rein.
Heute bist du ganz zerknüllt,
mit Kritzeleien angefüllt.

LG Maro

Hallo DTMP ,

ich habe auch manchmal ähnliche Gefühle wie du sie oben beschreibst. Ich bin 27 Jahre alt und studiere zum zweiten Mal. Mir hilft manchmal zu wissen, dass morgen ein neuer Tag ist und wenn ich Lust habe, kann ich alles anders machen. Das Blatt ist weiß. Es liegt ganz alleine in meiner Hand. Wenn es mir passt kann ich mir ein Clownshütchen aufsetzen und damit durch die Stadt fahren. Ich könnte auch einfach alle Vorlesungen ausfallen lassen und eine Tagesreise machen. Was passiert dann? Nichts. Vielleicht wird jemand fragen wo ich war. Na und? Ich hab was für mich getan.

Vielleicht magst du dir für jeden Tag eine kleine verrückte Sache überlegen, die du normalerweise nicht tun würdest?
Natürlich ganz auf dich und deine Gefühle abgestimmt.

Viele Grüße
Shule

Hallo Leute,

ich habe alles, was ihr geschrieben habt, gelesen, aber leider vergessen zu antworten

Zitat:
man kann ja nicht nur Gutes verpassen, sondern auch Schlechtes.


Damit hast du Recht, diesen Gedanken hatte ich auch sehr oft, aber im Endeffekt finde ich die Vorstellung viel schlimmer, dass ich GAR NICHTS erlebt habe. Ich will nicht am Ende meines Lebens keinerlei Geschichten zu erzählen haben. Ich weiß, wahrscheinlich ist es Blödsinn, aber Ängste müssen ja nicht immer rational sein.

Zitat von Mimi82:
Hey
Das Gefühl kenne ich. Ich denke auch oft darüber nach,auch wenn es nichts bringt in der Vergangenheit zu leben.
Doch erwische ich mich manchmal dabei das ich neidisch auf andere bin.
Im Fernsehen sieht man als wie manche ihr Leben leben. Da frag ich mich Hab ich je gelebt? Soll ich mich jeden Tag quälen um endlich abzunehmen? Ich werde dieses Jahr 34. Für mich fühlt es sich an wie 70.


Also ich an deiner Stelle würde es nochmal probieren neu anzufangen! Als ich mich jetzt endlich wieder unter Leute begeben habe, Inspiration für mein Leben gesammelt habe, wurde ich zwar auf der einen Seite depressiv verstimmt, aber auf der anderen Seite habe ich soviel Potential für mein Leben entdeckt. Ich denke, dass es auch nicht zu spät ist, wenn man mit 34 durchstartet!

Zitat von Shule:
Hallo DTMP ,
ich habe auch manchmal ähnliche Gefühle wie du sie oben beschreibst. Ich bin 27 Jahre alt und studiere zum zweiten Mal. Mir hilft manchmal zu wissen, dass morgen ein neuer Tag ist und wenn ich Lust habe, kann ich alles anders machen. Das Blatt ist weiß. Es liegt ganz alleine in meiner Hand. Wenn es mir passt kann ich mir ein Clownshütchen aufsetzen und damit durch die Stadt fahren. Ich könnte auch einfach alle Vorlesungen ausfallen lassen und eine Tagesreise machen. Was passiert dann? Nichts. Vielleicht wird jemand fragen wo ich war. Na und? Ich hab was für mich getan.
Vielleicht magst du dir für jeden Tag eine kleine verrückte Sache überlegen, die du normalerweise nicht tun würdest?
Natürlich ganz auf dich und deine Gefühle abgestimmt.


Deine Idee als Anregung ist fantastisch! Ich habe mir schon eine Liste erstellt, mit (zum Teil) verrückten Dingen, die ich mal tun möchte. So kleine alltägliche Dinge sollte ich mir auch mal drauf schreiben

Super, vielen lieben Dank für eure Hilfe!

MfG,
DTMP

Bin gespannt wie es für dich weitergeht! Wäre interessant zu hören wie es sich für dich anfühlt, wenn du was von der Liste gemacht hast.
Alles Gute!
LG Shule

Hey

Wie sieht's aus @DTMP ?
Magst du mal berichten?

Liebe Grüße
Shule

Oh ich verstehe dich so gut DTMP!

Ich habe auch so sehr das Gefühl nicht richtig gelebt zu haben und es auch jetzt mein Leben nicht gänzlich zu nutzen bzw. auszukosten! Es ist ein schreckliches Gefühl. Dabei habe ich doch eigentlich so gut gelebt. Parties, Freunde, erfolgreiche Arbeit, immer gute Leistungen im Studium. Gependelt bin ich auch immer. Hatte also nie n eigenständiges Studentenleben. War aber mal im Ausland.... 7 Monate auf mich alleine gestellt. Da hab ich auch tolle Sachen erlebt.

Komischerweise sehe ich nicht, dass ich schon super Erfahrungen in meinem Leben gemacht habe. Sie sind wie ausgeblendet.

Wie geht's dir momentan und wie verbringst du dein Leben im Hier und Jetzt?

LG!

Hi DTMP!

Ich hatte vor kurzem die selben Gedanken. Mein Leben lang immer nur das gemacht, was andere (und damit vor allem Erwachsene) für richtig hielten. Auch ich wurde dabei depressiv.

Ich finde hierbei müssen wir aber zuerst unterscheiden: Einerseits die Gedanken über die verpasste Jugend, welche nur der Auslöser(!) für die Depression sind und andererseits deine Reaktion darauf (die depressive Verstimmung). Ich denke die Depression ist hier die Grundlage des Problems und nicht dein Verhalten in der Vergangenheit. Du bist so wie du bist und es macht wirklich keinen Sinn sich mit anderen zu vergleichen. Die meisten Menschen neigen dazu ihre Erzählungen sehr stark auszuschmücken und die Erinnerungen durch die rosarote Brille zu betrachten! Daher ist es eher ungesund alles für bare Münze zu nehmen und das ach so tolle und spannende Teenagerleben der anderen zu bewundern. Du bist und warst ein vernünftiger Mensch und das ist auch gut so! Viele Menschen die ich kenne sehnen sich nach solchen Eigenschaften. Ich denke, wenn du damals entgegen deiner Vernunft dich mit der Polizei angelegt hättest usw. usf. dann hättest du es vermutlich bereut. Die ungeschmückte Wahrheit sieht einfach ganz anders aus, als in den Erzählungen der Leute. Ich habe das Gefühl, du reflektierst sehr viel über dich selbst. Das ist toll, denn die wenigsten tun das in dem Maße. Aber dabei muss es auch Grenzen geben, denn du bist in erster Linie du und nicht die anderen. Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass du auch so einiges erlebt hast und tolle Geschichten auf Lager hast. Die müssen nur entdeckt werden

Die andere Seite muss man auch betrachten: Ich kenne einige Menschen, die meine vernünftige Art bewundert haben. Aus ihrer Sicht habe ich mit Job, Wohnung, Ausbildung usw. alles richtig gemacht. Ich bin sicher, viele Menschen denken insgeheim genauso über dich, nur sprechen sie es nicht aus. Glaub mir: Deren Leben war und ist nichtmal halb so spektakulär, wie du vielleicht glaubst. Und außerdem: Alles hat Konsequenzen! Vielleicht hatten einige deiner Bekannten eine unbesorgte / rebellische Jugend, wo sie auf Schule, Ausbildung und Job gepfiffen haben. Entsprechend wirkt sich so ein Verhalten eben auf die (finanzielle) Zukunft aus. Und spätestens dann ist das nicht mehr so beeindruckend.

Zu deinem Gefühl möchte ich noch kurz was sagen: Dieses Gefühl hast du hier und jetzt und es kann durchaus gesund sein dem eigenen Drang zu folgen. Allerdings würde ich es nach der Bachelorarbeit tun. Ein abgeschlossenes Studium ist für alle Menschen wesentlich beeindruckender als ein paar tolle Stories.

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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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