@kleiner Zwei Gedanken.
Erstens, ja ich kenne das mit dem Versagen, ich habe auch schon kläglich versagt, ganz dumme Sachen für die ich mich arg schäme. Aber: Zumindest bei mir ist das lange her und – wie ich heute weiß – wusste ich es damals angesichts dessen, was ich alles erlebt hatte/erleben musste nicht besser und muss es mir deshalb heute auch nicht mehr vorwerfen. Sowas kann ganz viel Angst davor machen, wieder zu versagen. Mich begleitet das mein Leben lang. Heute, wenn auch die Angst vor allem Möglichen kommt, mache ich mir bewusst, dass ich das, vor dem ich grade Angst kriege, gestern, vorvorgestern etc. ja auch geschafft habe. Und ich weiß ganz genau, dass ich nicht noch mal so schlimm versagen werde wie damals, denn ich weiß ja inzwischen, was da falsch war – das passiert mir also nicht nochmal. Es geht also darum, sich bewusst zu machen, um was es tatsächlich grade geht und meistens ist das doch gar nicht so schwer.
Natürlich muss ich dabei auch immer die dummen und menschenverachtenden Sprüche abwehren, die ich als Kind immer gehört habe, von stell' Dich nicht so an bis zu lass' mich das mal lieber machen, du kannst das eh nicht. Da sage ich mir dann bewusst, dass das weder meine Wahrheit ist, noch überhaupt eine. Es ist schlicht falsch und das habe ich jeden Tag bewiesen im Leben. Solche Sprüche haben auch gar nichts mit dem tatsächlich können oder nicht können einer Person zu tun, es ist nur ein Machtmittel, das Kindern gegenüber mit Erfolg eingesetzt wird. Das muss man sich klarmachen. Mit Realität hat das NICHTS zu tun.
Zweitens, sich unsicher fühlen, fühlt sich blöd an und kann auch Angst machen. Letztlich ist es aber genau der Punkt, an dem uns klar wird, dass wir etwas entscheiden müssen. Wenn wir das tun, ist es oft eine Erleichterung. Ich merke jedenfalls, dass es mich arg belastet, länger über etwas zu brüten. Das Brüten schneidet ja den Blick in die Zukunft ab. Sobald ich was entschieden habe, kann ich wieder vorausschauen, das ist leichter als nicht zu wissen, wohin es gehen soll. Und übrigens: Nicht alle, aber doch die allermeisten und vor allem die vielen Alltagsentscheidungen kann man meist problemlos auch wieder rückgängig machen. Die Hauptsache beim Entscheiden ist, dass dann das belastende Gefühl des Unentschiedenseins weggeht.
Ach ja, und wegen Deines Partners. Ich erlebe sowas manchmal als bedrohlich, wenn jemand viel besser funktioniert als ich selbst, also mehr Selbstvertrauen hat. Auf solche Partner war nicht auch schon neidisch und habe mich gleichzeitig unzulänglich und mich der Beziehung nicht wert gefühlt. Früher habe ich da manchmal unterwürfig reagiert und gleichzeitig Machtspiele angefangen, um mir selbst gegenüber das Gefühl der Unzulänglichkeit zu verdrängen. Das bringt natürlich gar nichts und macht alles nur kaputt. Da würde ich heute versuchen, Respekt dafür einzufordern, dass ich eben anders bin und insgesamt versuchen, ein Zusammensein auf Augenhöhe hinzukriegen. Auch jemand mit weniger Selbstbewusstsein kann wertvoll und liebenswert sein, dessen sollten wir und sicher sein. Ich weiss, das ist nicht einfach.
12.11.2023 20:04 •
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