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Hallo ihr lieben Menschen.

Eigentlich bin ich nicht jemand, der auf diese Weise Hilfe sucht oder nur einfach jemanden der zuhört. Aber ich glaube gerade bin ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, wo ich nicht weiß, wohin mit all diesen Gedanken. Tut mir leid, falls es ein längerer Text wird und danke an alle, die sich damit befassen.

Ich bin 31 Jahre alt, weiblich und ich leide unter Borderline, sowie Depressionen. (Ich hoffe, ich darf trotz der Diagnose hier schreiben, ich bin sehr verzweifelt. Das reine Borderline Forum erlaubt erst eigene Themen nach x Beiträgen…)

Meine Kindheit war eigentlich schön, ich habe überwiegend schöne Gedanken an diese. Ich habe viel Zeit mit Freunden und bei meiner Cousine verbracht. In der Jugend fingen die Probleme an, meine Eltern haben mich emotional vernachlässigt. Mobbing in der Schule, Suizidgedanken seit ich 12 Jahre alt bin. Meine Eltern haben nur gestritten, mein Vater ist Choleriker, hat eine Neigung zu Handgreiflichkeiten und meine Mutter ist emotional abgestumpft. Die beiden hatten ein On und Off, was für mich wirklich sehr schlimm war, da ich meinen Vater gehasst habe und ich es schlimm fand ihn in meiner Nähe zu haben. Ich habe auch einen Bruder, der ist nun 24, jedoch haben wir kein enges Verhältnis. Mit 16 Jahren hat mich mein Vater das erste Mal ins Gesicht geschlagen und sagte, das war schon lange fällig. Ich habe mich danach das erste Mal selber verletzt und das wurde dann auch zur Normalität. In der Zeitspanne haben die beiden sich aber auch endlich endgültig getrennt. Meine Mutter hat einen neuen Partner kennengelernt mit dem ich nicht zurecht kam. Nach meinem Abschluss wusste ich nichts mit mir anzufangen, ich war überfordert, denn mich haben immer die Suizidgedanken begleitet. Ich war 1 Jahr zuhause und hab das Haus so gut wie gar nicht mehr verlassen. Ich war sehr depressiv, aber geredet hat mit mir niemand so wirklich. In der Zeit meines Lebens hatte ich sehr viel Kontakt mit 2 Freunden aus dem Internet, darunter auch mein Ex-Freund. Es gab auch eine Situation, da hat meine Mutter eine Frau vom Jugendamt informiert und diese kam vorbei. Ich habe ihr ein wenig mein Herz ausschütten können, wir waren spazieren. Als ich wieder kam hat das meiner Mutter überhaupt nicht gepasst, sie war aggressiv und hat gefragt was ich ihr erzählt habe, so nach dem Motto ich würde unschöne Sachen erzählen. Die Zeit war die Hölle. Ich hatte mein Zimmer im Obergeschoss und unten waren die Küche, Wohnzimmer etc. Wenn die beiden nicht da waren wurden die Räume alle abgeschlossen. Als ob ich ein Eindringling wäre. Ein Insekt. Es gab keinen Vorfall der diese Maßnahmen für die beiden gerechtfertigt hätte, außer dass ich vielleicht Mal Krümmel in der Küche hinterlassen habe, was meine Mutter mega angepisst hat. Mit 17 Jahren war es dann so weit, ich bin erst in eine Pflegefamilie und dann in ein Heim gekommen. Am Abend bevor ich von einer Mitarbeiterin abgeholt wurde, hat meine Mutter mit ihrem Freund gesprochen. Er hat sich über mich beschwert und er sagte, er hat darauf keine Lust mehr wie es mit mir ist und hat quasi er oder ich meiner Mutter angedroht.

Die Zeit in der Pflegefamilie war etwas heilend für mich, weil jemand da war, der sich wirklich um mich gekümmert hat. Die Zeit im Jugendwohnheim hat mich negativ geprägt. Ich war das erste Mal einem Jungen nah und ich habe diese Liebe, bzw. diese Nähe und Geborgenheit wie einen Schwamm aufgesogen. Es ging alles in die Brüche, es waren Intrigen gegen mich geplant, sexueller Missbrauch. Ich hatte meinen ersten Suizidversuch nach diesen Vorkommnissen. Ich konnte nicht mehr in dem Heim leben und ich kam das erste Mal in eine Klinik. Ich habe den Hang entwickelt Liebe und Nähe bei Männern zu suchen, die mich ausgenutzt haben. Ich fühlte mich verloren. Jedoch hat mich dieses Muster immer wieder zerstört.
Mit 19 Jahren wurde ich ungewollt schwanger und ich habe dieses Kind behalten. Ihr Vater und ich waren ein Paar, jedoch war diese Beziehung toxisch geprägt. Er hat eine antisoziale Persönlichkeitsstörung. Ich war in der Schwangerschaft sehr oft alleine, mein Borderline hatte zu dieser Zeit seinen absoluten Höhepunkt. Er hat mich beklaut, belogen und betrogen.
Nach der Geburt von meiner Tochter war erst alles schön, aber es hielt nicht lange. In den nächsten Jahren habe ich mich schulisch und beruflich weiter entwickelt. Jedoch war da immer noch der Schmerz und diese Müdigkeit von all diesen Jahren. Meine Tochter hat unterschwellig mitbekommen, dass mich seelisch etwas quält und es hat in ihr auch Verhaltensauffälligkeiten ausgelöst. Ich habe mich so sehr gehasst. Meine Ex Schwiegermutter hat in dieser Zeit einen öffentlichen Post auf Facebook veröffentlicht, der mein Herz gebrochen hat. Meine Tochter hätte eine Mutter, dessen Existenz ich nur nutze für die Erfüllung meiner eigenen Bedürfnisse. Ich habe beschlossen, dass meine Tochter es ohne mich besser hat. Ich hatte 2016 einen erneuten Suizidversuch und seitdem ist meine Tochter in einer Pflegefamilie. Meine Tochter war bei dem Versuch nicht bei mir. Ich konnte ihr Zimmer anfangs nicht betreten, es war eine wahnnsinig harte Zeit. Sie zurückzuholen ist gescheitert, es ist sehr viel schief gelaufen. Ich habe jahrelang gekämpft, aber ich musste um ihretwillen loslassen und nun sind wir uns fremd. Wir haben keinen Kontakt derzeit und ich verdränge es eher würde ich behaupten. Ich liebe sie und sie hat es verdient glücklich zu sein. Ich habe seit 2017 einen Lebensgefährten und ohne ihn hätte ich all das nicht geschafft.

In den vielen Jahren sind Freundschaften verloren/kaputt gegangen. Menschen, die mich sehr verletzt haben. Konsequenzen, die ich gezogen habe. Ich habe Freunde, jedoch nicht so enge, die Tag und Nacht da sind und denen ich alles sagen kann. Mit meinen Eltern habe ich keinen Kontakt mehr. Ich hatte Kontakt mit meiner Mutter, diesen habe ich letztes Jahr im Juni abgebrochen. Grund dafür war, dass wir eine Diskussion hatten und sie mir nur geschrieben hat: „Ich habe genug über deine Erkrankung nachgedacht, es ändert sich nichts bei dir, ganz einfach.“ Ich wollte einmal erleben, dass meine Mutter ihre Fehler zugibt, über damals mit mir spricht, sich entschuldigt. All das war Mal wieder eine dumme Hoffnung meinerseits, denn meine Mutter ist immer im Recht und gibt nie Fehler zu. 2019 habe ich einen sehr wichtigen Menschen kennengelernt und auch wenn ihr mich verurteilt, ich habe diesen Menschen auch lieben gelernt. Ich liebe 2 Menschen. Mein Partner ist meine Konstante und immer für mich da, jedoch fühlt sich diese Beziehung wie mit einem Freund an. Er war schon immer so, dass er eher nicht der emotionale Typ war und auch nicht viel Körperkontakt braucht. Er ist selbst kein einfacher Mensch und hat Gewalt in der Kindheit/Jugend erlebt. Wir haben seit Jahren keinen Sex, aber niemand spricht es an. Mir fehlt es aber auch nicht. Die andere Person hat mich sehr geliebt und wollte mit mir zusammen sein. Wir hatten eine sehr starke Bindung. Er war mein allerbester Freund, wir konnten uns alles erzählen. Er war mir sehr, sehr wichtig. Ich konnte es in all den Jahren jedoch nicht, mich ihm widmen, da ich meinen Partner habe und mein Vertrauen in die Menschen nicht mehr vorhanden ist und die Ängste unüberwindbar sind. Ich habe Angst vor der Liebe und Angst mich entscheiden zu müssen. Diese Entscheidung hat er mir gestern abgenommen und ich denke wir gehen getrennte Wege, da diese Situation für uns beide schmerzlich war. Er hat in all der Zeit an mir festgehalten. Mein Kopf sagt mir, ich habe schon wieder einen wichtigen Menschen verloren. Wir haben uns gestritten und er war unglaublich kalt und herzlos zu mir und er hat sich auch nicht mehr gemeldet. Ich habe ihm gesagt mir geht es sehr schlecht, aber er blieb stumm. Er weiß von meiner Vergangenheit und meinen Erkrankungen. Mein Kopf ist nicht leise und wiederholt immer nur, dass er mich trotz Versprechen alleine lässt. Diese Kälte und dieses Desinteresse was er mir entgegen gebracht hat, hat mich sehr, sehr erwischt. Ich habe so sehr geweint dass ich gestern die Migräne meines Lebens hatte, mich übergeben habe und ich lag auf dem Boden, weil mir so elend war vor Schmerzen.

Abgesehen von alldem (Borderline, Depressionen) habe ich eine Körperdysmorphie und ich kann all diese Erlebnisse und Schmerzen in den Jahrzehnten nicht loslassen. Ich weiß nicht wie. Ich habe mich von allem zurückgezogen, ich halte oberflächlichen Kontakt zu Menschen. Ich habe Klinikaufenthalte, Therapien und wechselnde Medikamente hinter mir. Der Schmerz zerreißt mich und ich weiß gerade nicht weiter und wie ich all das überwinden soll. Ich könnte nur weinen. Ich weiß nicht wie ich es schaffe glücklich zu sein. Wie ich Verluste verkraften kann. Warum ich immer an die Vergangeneit denken muss und Menschen nachtrauere, die lang nicht mehr Teil meines Lebens sind. Ich bin 31 und ich habe das Gefühl es wird nie besser. Ich hoffe, ihr verurteilt mich nicht, es war ein schwerer Akt das alles niederzuschreiben. ich habe nicht alles erzählt was mir passiert ist das würde hier sonst komplett den Rahmen sprengen.

Ich danke allen, die so weit gelesen haben…

05.05.2024 16:17 • 05.05.2024 x 4 #1


2 Antworten ↓


Liebe Mimifee,

herzlich willkommen hier im Forum .
Schön, dass Du den Mut hattest, Dich so zu öffen.

Ich habe zwar kein Borderline, teile aber viele Deiner Erlebnisse, was das Familienleben betrifft. Und ich kenne auch den Schmerz, liebgehabt werden zu wollen und eine Entschuldigung zu brauchen - und beides nicht zu bekommen. Zu akzeptieren, dass das nicht kommen wird, ist echt hart.

Ich glaube, da bei Dir gerade wieder Veränderung angesagt ist, ist ein Zur Ruhe Kommen gar nicht möglich. Und es wühlt auf und holt Vergangenes wieder hoch. Und wieder geht es drum, zu betrauern. All das, was Du nicht hattest...Das ist traurig.

Es gibt auch für Erwachsene noch ein Wohnen in Familien (insbesondere für psychisch Kranke). Es gibt spezielle Borderline-WGs oder Trauma-WGs mit Ansprechpartnern.
Eine gewisse Nachbeelterung ist möglich. Leider nicht in dem Maß, wie es gebraucht wird. Und es dauert lang, bis sowas greifbar wird im Innen. Aber es ist möglich, da noch ein bisschen Heilung in sich zu finden.

Nun wünsche ich Dir erstmal, dass Du hier ankommst, Dich gut zurechtfindest und Dich getröstet fühlst

@Mimifee
Ich bin ehrlich, ich weiß gerade nicht wirklich, was gut oder richtig zu schreiben wäre.
Ich verstehe dich sehr gut in einigen Punkten, ich hänge auch viel in der Vergangenheit und hänge Personen nach die schon lange nicht mehr da sind.
Hast du es „einfach“ mal mit Akzeptanz versucht?
Irgendwie habe ich die ganze Zeit das Gefühl gehabt beim lesen, dass du dauernd versucht, dich auf biegen und brechen zu verändern.
Was ist wenn du eben einfach ein hypersensibler Mensch bist? Schau mal nach hochsensibilität (hsp), vielleicht trifft das auf dich zu?
Da hilft dann halt auch keine Therapie und keine Medikamente um das zu ändern.
Ich habe zb ADHS und Autismus, bin daher auch hochsensibel.
Da hilft nur „sich selbst lieben zu lernen“ und Akzeptanz.
Akzeptanz dem gegenüber, dass man eben sehr empfindlich reagiert, viel sensibler ist als andere, viel mehr nachdenkt als andere, dauernd Situationen analysieren will etc.
Wenn man partout versucht das auf biegen und brechen zu ändern ist das ein Tauziehen, dass man nicht gewinnen kann.
Das einzige was passiert ist dass man dauernd jede Menge Kraft bei dem Tauziehen-Kampf verliert, ohne dass es zu einer Besserung kommt.
Es ist wie als wenn jemand ohne Beine sich nichts sehnlicher wünscht als neue Beine und daran zerbricht. Er hat eben keine, vielleicht nur Hilfsmittel, aber das ist kein kompletter Ersatz für echte Beine.
Ist nen harter Vergleich, aber auch dieser Mensch würde daran kaputt gehen, wenn er nur seinen Beinen „hinterher trauert“ und dauernd eben ein gedankliches Tauziehen vollführt, weil er eben unbedingt Beine will aber eben keine hat.
Ein Kampf gegen Windmühlen eben.
Schwierig ist eben tatsächlich der Punkt der „radikalen Akzeptanz“, lernen, dass tau einfach los zu lassen.
Denn nur dann zieht die andere Seite nicht mehr. Ein einseitiges Tauziehen gibt es nicht.
Und damit kehrt dann Ruhe ein. Aber es ist ein langer, harter Weg zu lernen, sich selbst zu lieben und da eben in eine Akzeptanz zu kommen.

Und es gibt nicht umsonst das Sprichwort, dass man nur andere lieben kann und auch nur von anderen geliebt werden kann, wenn man sich selbst liebt.
Klingt hart aber wenn man sich selber dauernd „unter Wert verkauft“ weil man selbst denkt, man sei „nichts wert“, dann wird einem da auch nichts wertvolles widerfahren. Leider.

Ich hoffe, dass dir das vielleicht in irgendeiner Form weiter hilft.
Schau mal nach radikaler Akzeptanz und nach hochsensibilität (kurz hsp), ob das eventuell ein Ansatz ist, mit dem du lernen könntest zu arbeiten.

Alles gute





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
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