@ Cortez
Auch wenn Du länger nicht mehr aktiv warst - es kann ja auch andere inspirieren...
Ich habe nur gelesen, dass Du ein Zusatzmedikament bekommen hast. Nirgends, welches das erste ist.
Wie dem auch sei: Unter Medis solltest Du nicht derart deprimiert sein! Es scheint nicht (mehr) zu wirken.
Du erwähnst einen Absetz-Versuch und schreibst dazu nicht viel.
Man muss AD sehr vorsichtig absetzen - sehr langsam. Die Gefahr, dass man Absetzerscheinungen, Entzugserscheinungen mit einer Krankheit verwechselt, ist groß.
Es gibt ein Forum, dass sich ausschließlich mit dem Absetzen beschäftigt. Da findet man gute Hilfe. Adfd heißt es leider - recht kompliziert.
Während des Absetzens und noch Monate danach kann es zu schweren Depressionen kommen. Es kann lange dauern, bis man wieder Freude empfindet. Man hat normalerweise doch mindestens kleinere Freudstöße am Tag.
ZB. man wartet ab, bis man richtig großen Hunger hat und isst dann etwas, worauf man besondere Lust hat.
Man hatte sich lange Zeit Süßigkeiten verboten und erlaubt es sich jetzt mal. Oder man vegetiert so in seiner Wohnung vor sich her und entschließt sich dann doch mal im Frühling, spazieren zu gehen und nimmt nun das grüne Gras, die vielen Blüten, Gerüche intensiv - und positiv - wahr.
Indem man das weiß, sich vorbereitet, kann man es schaffen, Medikamente abzusetzen.
Nimmt man Medis, passt das Gehirn sich an. Ganz allgemein benötigt man meist immer höhere Dosen. Es ist sehr fraglich, ob man sich auf so etwas einlassen soll. Ob es nicht sinnvoller wäre, dann vorsichtig abzusetzen, eine Pause zu machen und dann ein anderes Medikament zu suchen.
Sofern man Medis nehmen möchte.
Ich befürchte leider, dass die Einnahme von Medikamenten, die die Psyche verändern - also letztlich auch Opioide - langfristig zu chronischen Depressionen führen können. Sie also erst verursachen.
Raucher sagen oft, sie Rauchen, weil sie sich dann ruhiger fühlen. Das stimmt zwar - aber sie flüchten vor Entzugserscheinungen... Im Grunde sind sie nur noch damit beschäftigt, den Entzug - für die länge einer Zig. - zu unterbrechen.
Ohne Nikotinabhängigkeit wären sie nicht nervös und unruhig.
Ich selber habe vor allem Erfahrungen mit Tramadol - einem Opioid... Es wirkt wie diese SSRI und zusätzlich am Opioidrezeptor. Was bei mir innerhalb von 2h zur Stimmungsaufhellung führt, ist unklar.
Aber jede Einnahme und Stimmungsaufhellung bezahle ich mit anschließender tiefer Depression. Und während die Einnahme mir vlt. einen Tag lang half, halten die Depressionen (Entzug) vielleicht eine Woche an. Eine Woche ohne die oben beschriebenen kleinen, fast unsichtbaren - für selbstverständlich gehaltenen - Stöße von minimaler Freude...
Ganz allgemein kann es nicht schaden, sich inhaltlich intensiv mit dem Thema Psychopharmaka zu beschäftigen. Ich habe mir sogar ein Dokument erstellt, weil die Langzeitschäden - gerade der SSRI/SSNRI - enorm sind.
Wenn ich versucht sein sollte, dieses zu nehmen, wird mich ein Blick in mein Dokument davon ganz sicher abhalten.
Eine kurze Einnahme bleibt natürlich vertretbar - soweit man überhaupt nochmal davon los kommen kann.
Ich bin natürlich auch nicht begeistert davon, dass Tramadol ebenfalls u.a. ein Serotoninwiederaufnahmehemmer ist. Mich wundert, dass es über dieses Medikament nicht ähnlich alarmierende Studien gibt...
Momentan wirkt es trotz kleinerer Einnahmepausen, abwechselnder Dosen nicht. Es hat sich eine Toleranz gebildet. Da hilft nur eine Einnahmepause... Schön ist, dass Tramadol sofort wirkt und man nicht 2-3 Wo warten muss.
Ich selber würde gerne Ketamin als Spray ausprobieren. Ich denke über Moclobemid nach. Es erhöht (ua) das Serotonin auf anderem Wege. Neuroleptika würde ich niemals nehmen. Schon die Gefahr von bleibenden unkontrollierten Gesichtsgrimassen etc. wäre mir zu groß. Dieses Risiko ist bei AD dann doch deutlich geringer.
Ideal ist, wenn einem Gesprächstherapien helfen können... Ich habe da leider wenig Hoffnung bei mir. Ich bin einfach auch schon 50 Jahre alt, habe seit 25 Jahren körperliche Gesundheitsprobleme - und habe den Glauben an Ärzte völlig verloren. Ich muss mich selbst kümmern... Und auch an die fachliche Kompetenz von Therapeuten glaube ich nicht mehr. Man erliegt vielleicht der Illusion, dass sie Kompetenter sein müssen. Letztlich ist es vielleicht nur die Zuwendung, die man von ihnen erhält. Aber vielleicht eben ist auch die nur gespielt. Letztlich könnten einem auch der Kontakt zu anderen Menschen helfen - soweit man das überhaupt gedanklich zulassen kann...
Bei Cortez lese ich, dass es ihm schlecht geht. Er schreibt nie, warum. Sein Leben scheint mir recht ideal: Jung, gutaussehend, Uniabschluss, in Arbeit, Hobbys...
Das sieht bei mir schon ganz anders aus: Chronische Schmerzen, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, drohender Wohnungsverlust, die Gewissheit, nie eine Rente zu bekommen, kein Elternhaus, die falschen Geschwister (Kontaktabbruch meinerseits)
20.05.2019 09:19 •
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