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Mein Großvater wurde von seinen Eltern misshandelt und hatte einen besonders schweren Fall von Borderline diagnostiziert bekommen, gemischt mit anderen psychischen Problemen, die ich im Detail nicht kenne. Er hat meinen Vater jahrelang geschlagen und anderweitig misshandelt.

Als mein Vater meinen älteren Bruder und anschließend mich bekam, fiel meiner Mutter schnell ein ähnliches Verhaltensmuster auf. Er war extrem streitsüchtig, rastete bei Kleinigkeiten aus, hat extreme Stimmungsschwankungen und ist wahnsinnig unzufrieden mit sich selbst, aber gleichzeitig überaus arrogant und egoistisch. Er sprach oft davon, wie leer er sich fühle und wie sinnlos sein Leben wäre, dass er alle Menschen hasst aber auch wahnsinnig einsam ist.

Ich und mein Bruder haben keinen Kontakt mehr zu ihm. Nun fällt uns das gleiche Verhalten aber aneinander auf. Mein Bruder ist verheiratet und hat Kinder, er tut ihnen zwar nicht weh (hat unser Vater bei uns auch nie gemacht), aber schreit sie wegen Kleinigkeiten an. Bei minimalen Problemen ist für ihn eine Welt zusammen gebrochen und er ist unfassbar reizbar, wir streiten uns viel.

Deswegen habe ich mich von meiner ganzen Familie abgegrenzt. Meinen Partner kenne ich seit etwa 15 Jahren, davon sind wir schon 5 in einer Beziehung. Ich erlebe immer öfter, dass ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle habe und sehr schnell sehr wütend werde oder meinen ganzen Frust an ihm auslasse. Manchmal passiert das auch mit anderen Freunden oder sogar auf der Arbeit, wenn ich sehr unter Stress stehe.

Aufgrund anderer Probleme hat mein Hausarzt nun den Verdacht, dass ich Depressionen habe (würde ich auch annehmen), aber ich kann an nichts anderes mehr denken, als dass ich vielleicht auch Borderline habe und genauso eine Monster werde, wie der Rest meiner Familie. Mein Partner sagt, dass ich davon noch weit entfernt bin und ich mir immerhin Hilfe suche, aber es fühlt sich an wie ein Schicksal, auf das ich keinen Einfluss habe.

Mein Vater war eher ein trauriger Mensch bis er etwa 30 war, dann kam die Wut und die Emotionalität.
Mein Bruder hat als Jugendlicher sehr rebelliert, war aber noch verhältnismäßig lieb bis etwa 25, seitdem ist er genauso reizbar und unglücklich wie unser Vater.
Ich werde immer öfter wütend. Fühle mich wie ein Nichts an manchen Tagen. Ich bin erst Anfang 20. Ich habe Angst, dass es bei mir auch bald soweit ist und ich den Verstand verliere.

Wer kann mich beruhigen?

04.10.2020 18:04 • 08.10.2020 #1


5 Antworten ↓


Zitat von stepha:
Mein Großvater wurde von seinen Eltern misshandelt und hatte einen besonders schweren Fall von Borderline diagnostiziert bekommen, gemischt mit anderen psychischen Problemen, die ich im Detail nicht kenne. Er hat meinen Vater jahrelang geschlagen und anderweitig misshandelt.Als mein Vater meinen älteren Bruder und anschließend mich bekam, fiel meiner Mutter schnell ein ähnliches Verhaltensmuster auf. Er war extrem streitsüchtig, rastete bei Kleinigkeiten aus, hat extreme Stimmungsschwankungen und ist wahnsinnig unzufrieden mit sich selbst, aber gleichzeitig überaus arrogant und egoistisch. Er sprach oft davon, wie leer er sich fühle und wie sinnlos sein Leben wäre, ...



Danke für diese gezielte Beleidigung die nur von jemandem kommen kann der sie nie richtig damit beschäftigt hat
Ich bin borderlinerin und das schon seit 12 Jahren diagnostiziert
Es gibt zwei Typen von Borderline
Nur weil es in deiner Familie war -wieso solltest du es haben
Es ist nichts womit man nicht sehr gut leben kann und das auch ohne Einschränkungen aber dafür sollte man vielleicht aufhören alle über einen Kamm zu scheren

http://www.borderlinetrialog.de/borderline-verstehen

Ich habe auch Stimmungsschwankungen kann aber trotzdem stabile Beziehungen führen und das nicht nur in Sachen Beziehung sondern auch familiär und freundschaftlich
Das ist alles Arbeit
Ist dein Vater diagnostiziert?

A


Angst vor Borderline in der Familie

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Hallo du,
ich habe beim Schreiben gar nicht darüber nachgedacht, wie mein Text klingt. Ich habe nur sehr schlechte Erfahrungen mit den Betroffenen in meiner Familie (nein, mein Vater hat noch keine Diagnose). Eigentlich kam es mir gar nicht in den Sinn, dass jeder Erkrankte so ist, ich meine nur, dass die Personen die ich kenne unausstehlich sind und ich so nicht enden möchte.

Du klingst, als könntest du mit deiner Erkrankung gut umgehen und das bewundere ich, habe ich so gar nicht erwartet. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich damit angegriffen habe, ich wusste es einfach nicht besser. Vielleicht sind bei meinen Familienmitglieder doch andere Störungen im Vordergrund, die ich nicht im Sinn hatte. Das klang jetzt nur für mich passend, weil ich dachte das wäre genetisch bedingt.

Mir geht es nur darum, dass sie an irgendeiner Erkrankung leiden, die alle in ihrem Umfeld schwer belastet und ich nun denke, dass ich auch als ungeliebtes Stück Elend enden muss

Zitat von stepha:
Hallo du, ich habe beim Schreiben gar nicht darüber nachgedacht, wie mein Text klingt. Ich habe nur sehr schlechte Erfahrungen mit den Betroffenen in meiner Familie (nein, mein Vater hat noch keine Diagnose). Eigentlich kam es mir gar nicht in den Sinn, dass jeder Erkrankte so ist, ich meine nur, dass die Personen die ich kenne unausstehlich sind und ich so nicht enden möchte. Du klingst, als könntest du mit deiner Erkrankung gut umgehen und das bewundere ich, habe ich so gar nicht erwartet. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich damit angegriffen habe, ich wusste es einfach nicht besser. Vielleicht sind bei meinen Familienmitglieder doch andere Störungen im Vordergrund, die ich nicht im Sinn hatte. Das klang jetzt nur für mich passend, weil ich dachte das wäre genetisch bedingt.Mir geht es nur darum, dass sie an irgendeiner Erkrankung leiden, die alle in ihrem Umfeld schwer belastet und ich nun denke, dass ich auch als ungeliebtes Stück Elend enden muss



Danke und hut ab für deine schnelle selbstreflektion
Selbst wenn du irgendwann so eine Diagnose erhältst wovon ich jetzt einfach mal nicht ausgehe -es ist eine Diagnose nichts anderes
Und das ist sogar eine Diagnose mit der man sehr viel arbeiten und lernen kann
Da musst du dir keine Gedanken machen zumal es dann bestimmt auch schon Anzeichen gegeben hätte das du darunter leidest
Ich hatte diese Abzeichen das da etwas nicht so ganz rund läuft schon in der Kindheit und die meisten betroffenen die ich kenne auch
Natürlich kann es immer auch später kommen aber genau kann einem am Ostersonntag auch ein Meteorit ins Haus krachen

Zitat von stepha:
Ich habe Angst, dass es bei mir auch bald soweit ist und ich den Verstand verliere.

Borderline kann als Traumafolgestörung entstehen.

Dein Großvater hat vermutlich aus der Gewalt in seiner Vorgeschichte die Symptome entwickelt.
Für BL gibt es erst seit Ende der 80er brauchbare Therapien. Ist die Frage in wie weit da ein Therapieerfolg vorhanden ist.

Die Folge kann sein das seine Abwehr- und Überlegensmechanismen Einfluss auf seine eigene Familie nehmen.
Wenn diese schwächer sind als bei seinem Vater, wird das aus meiner Sicht auch weniger Einfluss auf die psychosoziale Gesundheit/Resilienz seiner Kinder haben.

Long story short - in der Regel wird das, was weiter gegeben wird, schwächer.

Und wie @Lottaluft geschrieben hat, man kann damit Leben, wenn man bereit ist an sich zu Arbeiten.

In einer Familie wo gehäuft psychische Erkrankungen auftreten wird das gerne von Generation zu Generation weitergetragen. Es gibt einige wissenschaftliche Arbeiten zum Thema in denen ausführlich die Genetik unter die Lupe genommen- und als Teilauslöser benannt wird. Zudem kommt, dass in der Generation deines Großvaters die Erkrankung vielleicht nicht- oder unzureichend behandelt wurde, sich im Falle einer Persönlichkeitsstörung auch schwer behandeln lässt und Krankheitsanteile über die Erziehung an die Kinder weitergegeben werden die das Erlernte wiederum an ihre Kinder weitergeben. Du schreibst, dein Großvater hätte eine besonders schwere Form von Borderline gehabt. Das muss man sich dann vorstellen wie dann dein Vater/deine Mutter aufgewachsen ist. In einem Umfeld in dem Gewalt eine Rolle spielt, Unsicherheit, Manipulationen, instabile Bindungen, vllt. noch ein selbstverletzendes Verhalten.

Weitergeben tut jeder Mensch das, was er innerhalb der Herkunftsfamilie erlernt an Verhaltensweisen, Denkstrukturen, Normen, Werten, Idealvorstellungen usw.
So ein Familienkonstrukt ist ein sehr komplexes Paket das geschnürt wird.

Das Gute ist, dass jeder die Möglichkeit hat an sich zu arbeiten ob mit oder ohne fachmännischer Anleitung und damit hat jeder die Möglichkeit destruktive Handlungsweisen zu durchbrechen. Das geht heute sicher einfacher als noch 20, 30, 50 Jahren wo Menschen mit psychischen Erkrankungen von der Gesellschaft ausgegrenzt und gemieden wurden. Das mag heute sicherlich auch noch vorkommen aber weit nicht mehr in dem Ausmaß.




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