Hallo,
vielleicht darf ich aus Sicht der anderen Seite ein paar Sätze dazu beitragen.
Erstmal möchte ich sagen, dass reden, auch wenn es extrem schwer fällt, die eigene ungeliebte und schwache Seite zu offenbaren, das Wichtigste überhaupt ist.
Ich habe fast zwei Jahre lang eine Beziehung mit einer Frau geführt, die vermutlich aufgrund seelischer und körperlicher Misshandlung im Elternhaus, unter großen Problemen leidet. Mir wurde das recht schnell klar, weil es nicht meine erste Erfahrung mit einer bindungsängstlichen Frau war und ich inzwischen wohl die Thematik sehr gut durchschaut und verstanden habe.
Wir hatten eine wirklich tolle Zeit, die aber immer außerordentlich von ihren Verlustängsten durchzogen war. Es wäre zu viel, das alles aufzuzählen, aber im Grunde genommen hatte ich einfach immer das Gefühl, sie würde mir so sehr ihr perfektes Ich präsentieren wollen, dass sie sich dafür unheimlich verbiegen musste. Sobald es um ihre Wünsche, Gedanken oder auch Probleme ging, ist sie ausgewichen oder hat komplett alles weggelächelt. Mir fiel das von Beginn an schwer, weil ich nicht unbedingt der Typ Mann bin, der sich gerne den Allerwertesten hinterher tragen lässt.
Das alles potenzierte sich nach einem guten Jahr immer mehr. Es war der Punkt, an dem es perfekter nicht hätte sein können. Und an der Stelle wurde ihre Angst dann wohl tatsächlich übermächtig. Sie war plötzlich schweigsam, verschlossen, zog sich immer weiter zurück. Mir blieb das natürlich nicht verborgen und ich versuchte mit ihr zu reden und sie aufzubauen, bekam aber immer wieder nur diese alles okay antworten. Als dann bei ihr auch noch andere persönliche und berufliche dinge schiefgingen, wurde es immer schlimmer. Da ich ja wusste, was los ist (auch wenn sie alles konsequent vor mir verbergen wollte), versuchte ich auch zu dieser Zeit noch, mit ihr zu reden. Allerdings nahm ihr Verhalten immer unerträglichere Formen an - so fing sie z.B. in banalen und gant eindeutigen Situationen an zu lügen. Nicht des Lügens wegen, sondern - so vermute ich zumindest - weil sie dachte, ich würde sie nicht mehr lieben, wenn sie sich mir in größerem Umfang offenbaren würde (und das, obwohl sie mehrfach sagte, dass ich ein unheimlich verständnisvoller Mensch bin).
Irgendwann konnte ich das Ganze dann aber auch nicht mehr auffangen und wurde immer unzufriedener, was natürlich auch ihr nicht verborgen blieb und den Teufelskreis vollkommen machte.
Am Ende stand dann eine Trennung, bei der wir beide geheult haben. Leider kann sie auch heute, über ein Jahr danach, nicht mit mir umgehen. Wenn ich mich melde, merkt man zumeist, wie sehr sie sich freut. Am Ende schweigt sie dann aber sofort wieder. Sehr schade... und im Prinzip komplett ohne wirklich greifbaren Grund. Denn ich bin davon überzeugt, dass es bei uns nicht an Liebe und Zuneigung gemangelt hat.
Denn - und das ist das, was ich mit dem Beitrag sagen will: Unsere Beziehung ist nicht daran zerbrochen, dass sie Ängste hat, sondern daran, dass sie sich nicht getraut hat, mit mir über das, was in ihr vorgeht, zu reden. Ich weiß, dass das unheimlich schwierig ist, aber ein Partner, der einen liebt, wird auch versuchen, gemeinsam die bestehenden Probleme anzugehen und auch bei Krisen zu einem stehen.
LG
12.07.2017 14:40 •
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