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Hallo liebes Forum

Ich bin w, seit ein paar Wochen 34 und seit zweieinhalb Jahren mit meinem Freund zusammen.

Nachdem wir ca ein halbes Jahr zusammen waren, hat er sich auf eine Stelle in der Schweiz beworben (wir haben vorher beide in Hamburg gewohnt), ich wusste schon länger, dass er beruflich unzufrieden ist und wenn man so kurz zusammen ist stellt man sich natürlich nicht vor die Träume des Partners.

Ich bin beruflich gut aufgestellt und habe nach dem Abschluss einer mir wichtigen Spezialiserung den Schritt in die Schweiz gewagt.

Ich bin vorher schon oft umgezogen (habe auch vorher schon während des Studiums im Ausland gelebt), aber zu keiner Zeit war der Umzug so schwer wie jetzt. In meiner ,,alten'' Heimat hatte ich eben zuletzt so etwas wie einen ,,Hafen'' mit einem festen und guten Freundeskreis und meiner Familie in der Nähe. Es ist hier alles landschaftlich schön und hat eine hohe Lebensqualität und ich bemühe mich auch Leute kennen zu lernen, merke aber immer wieder, dass ich eigentlich nur meine ,,alten' Freunde vermisse.

Man hat hier überwiegend mit anderen Expats zu tun, die mal hier, mal da leben und die Gesprächsthemen sind (was ja zu Anfang normal ist) einfach recht oberflächlich.

Nach einem Jahr hier sein hat sich noch nicht das Gefühl von Heimat eingestellt. Zudem wird hier eine mir wichtige Spezialisierung nicht anerkannt und ich habe insgesamt 6 Jahre da rein gesteckt. Die Jobs die ich hier haben könnte wären eher Kompromisse für mich.

Nun zum eigentlichen Problem: Mein Partner ist grad irgendwie total auf der Karriereschiene. Nachdem er mit seiner ersten Stelle hier unzufrieden war hat er sich direkt auf neue Stellen beworben. Meine Bedenken, dass ich mich hier nicht wohl fühle und es vor allem beruflich für mich schwierig ist wurden nicht so richtig ernst genommen bzw. wieder Kompromisse für mich vorgeschlagen (wo ich jeden Tag für eine Strecke ne Stunde fahren müsste usw). Er hat heute seine neue Stelle hier angetreten und mir letztens erst gesagt, dass er gerne 3-4 Jahre noch hier bleiben will, weil es ja sonst im Lebenslauf blöd aussieht.

Ich muss ja nicht zwingend zurück nach Hamburg (obwohl es schon toll wär) aber irgendwas in der Nähe oder zumindest ,,nur``300 Kilometer entfernt, wo man auch mal nen Freitagabend fahren kann ohne sich gleich frei für An- und Abreise nehmen zu müssen wäre schon toll.

Der Gedanke hier noch 3-4 Jahre leben zu ,,müssen' macht mich richtig traurig, zudem sehe ich hier grad kaum noch Dinge/ Perspektiven für mich. ich habe keine Lust auf die Expattreffen und diese erzwungenen Gespräche, vermisse einfach nur meine alten freunde und eine richtige berufliche Perspektive ohne ,,faule'' Kompromisse. Gleichzeitig ist bis auf dieses Thema, was jetzt zwischen uns steht unsere Beziehung sonst sehr schön und ich möchte ihn nicht verlieren. Zudem bin ich jetzt 34 und möchte auch partnerschaftlich endlich ankommen und eine Familie planen. Ich habe sogar schon überlegt erstmal schwanger zu werden und das Thema jetzt einfach anzugehen.

02.08.2022 07:18 • 02.08.2022 #1


3 Antworten ↓


Zitat von Minchen88:
Ich habe sogar schon überlegt erstmal schwanger zu werden und das Thema jetzt einfach anzugehen.

Wir machen Schluss oder ein Kind. ist meiner Meinung nach keine gute Idee. Ein Umzug mit Kind ist ja auch wieder schwieriger, und man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass er nach 3-4 Jahren wirklich umziehen will. Vlt. geht seine Karriere da ja dann erst richtig los! Und wenn dein Kind dann mal 7 oder 8 ist, dann will man ja auch nicht mehr unbedingt umziehen und das Kind aus seiner Umgebung reißen.

Zitat von Minchen88:
Er hat heute seine neue Stelle hier angetreten und mir letztens erst gesagt, dass er gerne 3-4 Jahre noch hier bleiben will, weil es ja sonst im Lebenslauf blöd aussieht.

Na wie gut, dass eure Beziehung nicht in seinem Lebenslauf steht! Wie sieht es denn auf deinem Lebenslauf aus, wenn du deine Spezialisierung nicht nutzt?
Wenn das sein einziger Grund ist, dann soll er bitte Kündigen und mit dir wohin ziehen wo ihr beide glücklich seid. Wir leben ja nicht mehr in den 60er. Es ist ganz normal den Arbeitgeber oft zu wechseln. Loyalität wird nicht mehr belohnt.

Zitat von Minchen88:
Gleichzeitig ist bis auf dieses Thema, was jetzt zwischen uns steht unsere Beziehung sonst sehr schön und ich möchte ihn nicht verlieren.

Wie zeigt sich das schöne denn? Sind das vielleicht auch nur Erinnerungen an alte Tage? Nach 2 Jahren ist eine Beziehung kaum über das Verliebtsein hinaus. Willst du dafür wirklich den Rest deines Lebens als Kompromiss leben?

Mein Vorschlag wäre, wenn möglich, mal 6 Monate alleine nach Hamburg zu gehen, und das ganze als Fernbeziehung laufen zu lassen. Da zeigt sich dann wirklich, was euch jeweils wichtig ist. Danach siehst du dann klarer.

A


Verzweiflung an schwierigen/fehlenden gemeinsamen perspektiv

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Willkommen Minchen,

Zitat von Minchen88:
wenn man so kurz zusammen ist stellt man sich natürlich nicht vor die Träume des Partners.

Aber hinter sie natürlich schon?

Bin ziemlich @colitis9439`s Ansicht was Eure Beziehung angeht aber wie Du ja doch recht ausdrücklich darauf hinweist, sind Dir v. a. alte Freundschaften sehr wichtig und das kann ich sehr, sehr gut verstehen! Obwohl (oder gerade weil) Du schon im Ausland gelebt hast, stehst Du zu Deiner Heimat und merkst gerade, wie wichtig sie (und alles was dazugehört) doch für Deine Ausgeglichenheit ist.

Mir würden hier zwei erwägenswerte Aspekte einfallen:

1. Wie stünde es heute um Eure Beziehung, wenn ihr beide daheim in oder in der Nähe von HH wärt?

2. Ist es Dir irgendwie unsympathisch, dass Du offenbar sehr an der Heimat hängst?

Die Beantwortung beider Fragen hängt auch unmittelbar mit Deiner Auffassung über die Sicht Deines Partners zusammen. Irgendwie scheinst Du gerade an einem (vermeintlichen?) Scheideweg zu stehen, der nicht unerheblich Deine nächsten Jahre mitbestimmen wird. Muss es aber ein Scheideweg sein? War das nicht vielleicht sogar ein wenig der Plan: in der CH den endgültigen (Ab-)Sprung zu schaffen? Verbindest Du mit der Rückkehr nach D evtl. sowas wie Rückschritt oder Stagnation?

Scheidewege lassen bei uns oft die Haltung entstehen, dass einer oder mehrere der möglichen Wege Abstellgleise oder Sackgassen, andere wiederum den Weg zum Erfolg (oder gar zu sich selbst ) darstellen. Doch ist dies doch alles lediglich Perspektive - und diese ist geprägt von unserem bisherigen Erleben.

Ob (Weg-)Entscheidungen also wirklich so wesentlich sind, bestimmen vor allem wir selbst durch unsere Bewertung. Bewertungen sind immer gefühls- und vernunftbegleitet - zumindest glauben wir das. Doch auch die sogenannte Vernunft rückt bei genauer Draufsicht gegenüber den Gefühlen meist in den Hintergrund. Ich nenne dieses intuitive Wissen gerne Bauchgefühl und habe gelernt, ihm immer mehr zu trauen. Das bedeutet nicht, dass ich rationale Überlegungen ignoriere - im Gegenteil! Ich bin von Grund auf ein vorsichtiger Mensch und ziehe viele Aspekte in wichtige Entscheidungen mit ein. Doch handeln tue ich meist erst nach einer Konsultation zwischen Hirn und Bauch - und erst dann fühlt sich alles richtig an, was ich dann tue. Obwohl schon auch mal eine solche Entscheidung sich im Nachhinein als nicht perfekt herausstellte, habe ich sie nie bereut oder als Fehler interpretiert. Nein - diese Entscheidung war ich...und darum geht´s.

Zitat von Minchen88:
Mein Partner ist grad irgendwie total auf der Karriereschiene.




Zitat von Minchen88:
Meine Bedenken, dass ich mich hier nicht wohl fühle und es vor allem beruflich für mich schwierig ist wurden nicht so richtig ernst genommen bzw. wieder Kompromisse für mich vorgeschlagen (wo ich jeden Tag für eine Strecke ne Stun


Du bist unzufrieden. Wir leben selber beide im Ausland. Du möchtest grad lieber nachHause, vermisst Deine Freunde u Family.

Dein Partner will da bleiben. Er schlägt Kompromisse vor.

Würdest Du nun schwanger werden, wärst Du ja auch an die Schweiz gebunden.

Wenn mein Partner sich unwohl fühlen würde, würde ich ihm bestimmt keine Kompromisse vorschlagen.

Ich denke, letztendlich musst Du für Dich entscheiden, ob Du wirklich glücklich in dieser Beziehung bist.





Dr. Reinhard Pichler
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