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Nach zahllosen Seiten und ergebnislosen Querlesen durch das World Wide Web bin ich auf diese Seite gestoßen und blieb direkt an etlichen Geschichten nebst Lösungsvorschlägen hängen. Eine Antwort hab ich bisher aber noch nicht für mich finden können...Warum bin ich wie ich bin ? Was war der Auslöser? Eine doch nicht ganz unwichtige Frage wenn man der Angst den Kampf ansagen möchte.

Kurz zu meiner Person. Ich bin weiblich...39 Jahre alt und alleinerziehende Mutter zweier Kinder.

Vielleicht liegt die Wurzel allen Übels bereits in frühester Kindheit. Erst wenige Wochen alt musste ich für eine sehr lange Zeit ins Krankenhaus. Leider war es seinerzeit in der ehemaligen DDR Usus das die Säuglinge alle in einem Raum lagen und meine Mutter mich selbst bei Besuchen oft nur durch die Glasscheibe sehen durfte. So wurde es mir überliefert. Bedenkt man das sich entwickelnde Urvertrauen in diesem Stadium war dies sicher nicht gerade förderlich.

Die ersten 5 Jahre meines Lebens war ich nahezu täglich mit einem gewalttätigen Vater konfrontiert. Welcher mir zwar nie ein Haar krümmte dafür aber Mutter und Bruder. Als meine Mutter den Mut aufbrachte sich scheiden zu lassen hörte ich immer nur wie gut ich es doch hatte und ich die letzte sei die sich beschweren konnte.
Mit Mitte 30 begann ich mir psychologische Hilfe zu suchen da ich kaum imstande war Freundschaft en zu schliessen. Männerbekanntschaften und Beziehungen einzugehen war nie ein Problem allerdings waren sie nie von Dauer.

Einen weiteren Dämpfer versetzte mir meine erste grosse Liebe. Wir hatten eine in meinen Augen wunderbare Beziehung auch wenn ich gerade 18 Jahre alt war und mit ihm schien alles möglich. Wie stritten nie und wenn es Probleme gab so war seine doch sehr dominante Mutter der Auslöser.
Aus heiterem Himmel machte er damals mit mir Schluss da er sich in eine Kollegin verliebt hatte. Es riss mir förmlich den Boden unter den Füßen weg. Ich begriff all das nicht. Von da an wurde es richtig kompliziert.
Lernte ich einen Mann kennen so beendete ich es immer sehr früh nur um zu sehen ob er mich liebt. Wieder und wieder bis ich genug Vertrauen in ihn hatte....
Dreimal machte ich es so und jedes Mal entwickelte sich eine mehrjährige Beziehung daraus. Ich hätte Glück das die Männer all das mitmachten.

Ich bin wohl auch ein sehr eifersüchtiger Mensch der versucht es stets zu unterdrücken . Seit einem Jahr bin ich wieder in einer Beziehung zu einem Kollegen. Mit ihm begann es völlig normal ohne das ich mein übliches Programm abspulte. Kein Schluss machen in der Kennenlernphase. Vielleicht weil ich auch spürte das es mit ihm nicht gehen würde. Er wäre weg gewesen und hätte nicht gekämpft. Laut eigener Aussage würde er es heute auch nicht tun. Er kennt meine Probleme.
Er führt ein typisches Junggesellenleben
Braucht viel Freiheit und Zeit für sich. Kennt keine Eifersucht und ist sehr zurückhaltend was Gefühlsbekundungen angeht. Gerade für eine Person wie mich die die stetige Rückversicherung braucht eine arge Herausforderung.
Aber auch das ist typisch für mich. Ich tat mich schon immer schwer Beziehungen zu beenden. Zu gross die Furcht mit ansehen zu müssen das eine andere Frau meinem Platz einnimmt. Zu gross die Angst davor allein zu sein.

Ich hatte wie bereits erwähnt noch nie Probleme Männer kennenzulernen und auch immer den zu bekommen den ich will. Aber im Grunde möchte ich nur eines....glücklich sein mit dem Richtigen.
Deshalb geb ich nie zu früh auf. So auch dieses Mal. Ja, er lässt es sehr langsam angehen und wirkt sehr schroff und kühl. Dennoch glaube ich ihm das er es ernst meint. Warum auch sonst sollte er sich mein emotionales Chaos sonst antun? Seit einem Jahr!

Aber sind wir mal ehrlich . Menschen mit VA oder BA fehlt irgendwann die Fähigkeit zu unterscheiden zwischen dem was gut für sie ist und was nicht. Zwischen dem was nur im Kopf stattfindet und was tatsächlich eine reale Bedrohung darstellt.
Was also fehlt mir ? Verlustangst oder Bindungsangst....und was genau ist der Grund für meine emotionale Achterbahnfahrt?

03.09.2018 19:12 • 05.09.2018 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Krinna:
Warum bin ich wie ich bin ? Was war der Auslöser?

Das wird dir keine Seite im www. zutreffend beantworten können. Da ist Biographie Arbeit gefragt und im Grunde beantwortest du dir diese Frage bereits mit dem langen Krankenhausaufenhalt und dem desolten Eltern-Kind-Verhältnis.


Zitat von Krinna:
Seit einem Jahr bin ich wieder in einer Beziehung zu einem Kollegen. Mit ihm begann es völlig normal ohne das ich mein übliches Programm abspulte. Kein Schluss machen in der Kennenlernphase. Vielleicht weil ich auch spürte das es mit ihm nicht gehen würde.

Ich vermute, dass es aus dem Grund funktioniert weil er dir nicht gefährlich wird. Diese Fluchtreflexe greifen erfahrungsgemäß immer dann am schlimmsten je besser es passt. Sicher es auch eine Rolle, dass er so konsequent ist und einen geraden Weg im Leben geht. Es wird nicht viele Männer geben die dieses on-off Konstellation mitmachen. 100%ige Sicherheit gibt es in keiner Beziehung. Man muss das Risiko eingehen verletzt zu werden oder das einer von beiden drauf kommt, dass sich die Gefühle nicht weiter entwickeln oder andere Probleme auftreten die sich nicht kontrollieren lassen.

Zitat von Krinna:
Aber auch das ist typisch für mich. Ich tat mich schon immer schwer Beziehungen zu beenden. Zu gross die Furcht mit ansehen zu müssen das eine andere Frau meinem Platz einnimmt.

Und es wird auch die Angst und Unsicherheit mitspielen, dass es eine andere besser hinbekommt als du?! Das sie sich einen vllt. tollen Mann schnappt den du dir aufgrund deiner Ängste nicht halten konntest.

Die Frage Verlustangst oder Bindungsangst stellt sich nicht da jede Bindungsangst mit einer Verlustangst einher geht. Mal kann man sich in einer aktiven Rolle wiederfinden als Beziehungsflüchtling und in einer anderen Beziehung kann es sein, dass die Verlustängste mehr greifen. Ganz gleich was es ist, das Kernproblem ist dasselbe, nämlich, ein fehlendes Vetrauen. Ein gesunder Mensch gibt in Beziehungen einen Vertrauensvorschuss und geht nicht vom Schlimmsten aus, derjenige kann mit Enttäuschungen adäquat umgehen, mit Schwierigkeiten und Streitsituationen gut umgehen und den plagen auch nicht Selbstzweifel und Eifersuchtsattacken.

Alles weitere kannst du nur mit deinem Therapeuten erörtern und aufarbeiten, so, dass für dich irgendwann eine tragfähige Beziehung möglich ist.

A


Verlust- oder Bindungsangst?

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Ich danke dir für deine Analyse.
Vermutlich hast du nicht Unrecht wenn du schreibst das Verlust- und Bindungsangst oftmals Hand in Hand gehen. Es spielt letztendlich auch keine Rolle ob man dem Kind einen Namen gibt.

Ich bin nun seit 3 Jahren in Behandlung. Mit kurzen Unterbrechungen. Zuerst Gruppentherapie....aus welcher ich mit keinem Ergebnis rausging. Danach eine neue Psychologin. Dort führte ich zahlreiche Einzelgespräche. Fast ein Jahr lang einmal die Woche. Ich hatte das Gefühl das sie mich gar nicht verstand und demzufolge tat sich bei mir auch sehr wenig.
Mittlerweile fehlt es mir einfach an der Zeit eine Therapie wieder aufzunehmen. An Zeit und ja auch etwas an Zuversicht.

Wenn dir die Zeit fehlt einmal die Woche 50min Gespräch abzuhalten dann wird es schwierig an deiner Lebenssituation etwas zu verändern. Was hast du dann weiterhin geplant?

Wie ich eingangs bereits erwähnte bin ich alleinerziehend und gehe seit kurzem in Vollzeit arbeiten. Zeit ist momentan mein kostbarstes Gut.
Was ich weiterhin geplant habe ? Gute Frage?
Mit meiner Psychologin bin ich vor Wochen so verblieben das ich mich melden soll wenn ich meine das ich Gesprächsbedarf habe. Sie sah es wohl als abgetan und ich steh vor der Frage bin ich entweder therapieresistent oder laufen diese Therapien immer so ab ? So oder so....es hat mir nicht weitergeholfen. Dies wurde mir aber erst in jüngster Zeit bewusst als ich mich plötzlich wieder mit einer Situation konfrontiert sah die in mir schlagartig den Fluchtreflex hervorruf. Ein Fluchtreflex der aber eigentlich nur ein Hilfeschrei ist. In meinem Kopf sattle ich sofort die apokalyptischen Reiter und mach meinem Partner das Leben schwer. Alles nur weil demnächst eine neue Kollegin bei uns anfangen soll die noch kein Mensch kennt. Aber nachdem mir das schon einmal so ergangen ist ruft es in mir nur Panik hervor. Ich wache auf mit dem Gedanken und schlafe damit ein. Ich überlege die Beziehung zu beenden nur damit es mir nicht wieder geschieht. Auf der anderen Seite möchte ich ihn aber nicht verlieren und steh hilflos vor der Situation.

Vielleicht hast du einfach die richtige Therapeutin für dich noch nicht gefunden. Das gleicht auch oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ich würde mir an deiner Stelle mehrere Termine bei unterschiedlichen Therapeuten ausmachen, die probatorischen Sitzungen nutzen und dich erst dann auf einen Therapeuten festlegen wenn du das Gefühl hast, dass es zwischenmenschlich 100%ig passt. Es ist auch nicht jeder Fachmann als Ansprechperson gleich gut geeignet und nicht jeder kann mit jeder Erkrankung umgehen. Eine Bekannte von mir ist eine junge Psychotherapeutin die mit Suchterkrankungen und Essstörungen nichts anfangen kann und so wird es bei jedem gewisse Abneigungen geben. Wiederum andere sind schnell frustiert wenn sie Klienten haben die mit chronischen Erkrankungen kommen und keine Erfolge erzielen. Das Ende vom Lied ist, es muss für beide aber in erster Linie für DICH passen.

Ich kenne solche Zustände auch von mir und überwand diese Fluchtreflexe und Panikattacken mit dem Sprung ins kalte Wasser, heißt, die Situation aushalten lernen und sich dem Partner in seinen Gefühlen mitteilen. Mit der Zeit verändern sich die Schwankungen und es wird besser. Was mir auch geholfen hat waren Ratgeber zum Thema Bindungsangst. Nicht zur Selbsttherapie aber es gab einige Erkenntnisse und Aha Erlebnisse die zum Nachdenken anregten. Klar ist das nicht für jeden geeignet aber allemal einen Versuch wert.

Der Gedanke mit der richtigen Therapeutin kam in mir auch bereits auf. Menschlich war /ist sie sehr angenehm dennoch blieb ständig das Gefühl auf der Stelle zu treten und das sie sich Problemen annahm die ich primär so nicht sah.
Du hast sicher recht wen du schreibst ich solle mehrere Termine machen...ausprobieren und genauer selektieren aber da wäre wieder das zeitliche Problem.
An vielen Tagen bin ich der Meinung ich schaff das auch ohne Therapie und komm grösstenteils gut zurecht damit. Immerhin hab ich mein On/Off -Verhalten der Anfangszeit abgelegt.

Das aber noch ein weiter Weg vor mir liegt muss ich gerade wieder erleben. Es ist so ernüchternd.
Das Gespräch mit dem Partner suchen. Auch eine gute Idee....leider nicht mit jedem Menschen so möglich wie wir es offenbar brauchen.
Der Sprung ins kalte Wasser steht mir wohl unmittelbar bevor und ich hoffe wirklich das ich die Situation aushalten kann...wirklich viele Alternativen bleiben wohl auch kaum....mal abgesehen vom Cut...aber damit hätten die Ängste mal wieder gesiegt. Das gönn ich Ihnen irgendwie nicht schon wieder.

Du hast ganz schön viel Bedrückendes erlebt und du lebst Dein Leben schon mit soviel Bewusstheit! Respekt.

Bindungs- und Verlustangst können eine Ecke sein, ja. Bei mir auch

Den Schritt, dass du einen langfristigen netten Menschen an deiner Seite hast, schaffst du auch noch! Man kann ja eh vorher nie wissen, ob etwas langfristig klappt. Man kann es nur ausprobieren. Erstmal super, dass du nicht den gewalttätigen Partner suchst. Die Analyse dessen bräuchte sicher Zeit.

Aber Eifersucht ist u.a. ein Selbstwert-Thema. Das kannst du auch ohne Therapie schonmal angehen.

Danke Rosenroth
Ob ich mein Leben mit Bewusstheit lebe lass ich mal dahingestellt....aber ich bin wohl sehr reflektiert. Was die Sache aber nicht leichter macht. Man kennt seine Defizite und weiss auch wie es richtig geht....man weiß was man anders und besser machen sollte...fast nach jedem Fauxpas den Entschluss es beim nächsten Mal besser zu machen und.....versagt !
Das ist so ernüchternd. Ich beschreibe es gern als Dämonen und man ist plötzlich außer Stande vernünftig zu reagieren.
Wie groß muss die Liebe und das Verständnis auf der anderen Seite sein um sich das wieder und wieder zu geben?
Das Schlimmste ist doch das man sich durch zahllose Entschuldigungen und Beteuerungen nur unglaubwürdig macht und der Partner irgendwann die Achtung und den Respekt verliert. Der Anfang vom Ende. So ist es auf Dauer schier unmöglich eine gesunde Partnerschaft aufzubauen.





Dr. Reinhard Pichler
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