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Hallo zusammen,

ich bin ganz neu im Forum, habe mich angemeldet, weil ich Rat und Erfahrungen suche von Menschen die meine Hintergründe verstehen.
Ich kämpfe schon länger (~ 6 Jahre) mit Depressionen bzw PTBS, hatte als Teenie einen sehr schädlichen und missbräulichen Kontakt zu einem meiner Lehrer. Danach und davor hatte ich nie eine feste/richtige Beziehung, bis ich meinen jetzigen Freund kennengelernt habe (ich 25, er 30). Da wir zunächst eine Fernbeziehung geführt haben, haben wir bereits nach 8 Monaten Beziehung beschlossen, zusammenziehen. Der initiale Gedanke kam dabei sogar von mir, da ich mich beruflich ohnehin verändern wollte.

Nun geht es mir seit Wochen elend, ich flüchte mich in altbekannte Symptome und Strategien, habe plötzlich Angst vor einer Abhängigkeit-obwohl es dazu keinen Anlass gibt. Ich bin fast jedes Mal angespannt und depressiv, wenn wir uns sehen, in meinen Augen grundlos! Er ist unheimlich lieb, weiß über meine ganze Geschichte Bescheid, ich kann immer mit ihm reden.

So habe ich auch über meinen aktuellen Zustand mit ihm gesprochen und er hatte sehr viel Verständnis, meinte bei der Lebensgeschichte wäre er wohl auch panisch so kurz vor dem Zusammenzug.
Ich habe einerseits Angst, dass mich mein Gehirn nur manipulieren will, um wieder in alten Trott und damit Sicherheit zu kommen, aber andererseits auch Angst, etwas zu übersehen.

Bin um jeden Beitrag dankbar!
Liebe Grüße
Lisa

19.03.2021 18:52 • 20.03.2021 #1


5 Antworten ↓


Halloele,

das ist doch schonmal klasse, dass Du so einen lieben und verstaendnisvollen Freund hast.

Ich schaetze, Du hast einfach Panik vor dem Neuen und das ist doch ganz normal.

Wird alles gut, verstehen wir uns, wie wird es werden?

Ich hatte das bei meinem jetzigen Partner auch aber die Schmetterlinge im Bauch waren in der Ueberhand und letztendlich war meine Unruhe total unbegruendet.

Ich bin mir sicher, dass Du es auch willst, denn sonst haettest Du dieses ungute Gefuehl im Bauch und wuerdest eher nach Ausreden suchen.

A


Torschlusspanik mit ihm zusammenzuziehen

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Willkommen Lisa,

tolles Profilbild!

Was meinst Du mit Deinem Satz: ...Angst, etwas zu übersehen?

Angst vor etwas, das diese Angst begründen bzw. berechtigten könnte?

Habt ihr schon mal für mehrere Tage zusammengewohnt?

Ganz ruhig, so geht es vielen, dass Veränderungen erstmals Angst erzeugen. Aber bei deinem Goldstück an Partner wärst du schlecht beraten, dich nicht verändern zu wollen.

Mach es, Augen zu und durch. Angst darf kommen, und die wird wieder weniger, wenn alles vertraut ist. 1000mal selbst erlebt und immer war das Gedankenkarusell schlimmer, als die Wirklichkeit. Dieses Denken gehört zu Menschen, die wenig Vertrauen haben.

Zitat von lisa_effin:
Ich habe einerseits Angst, dass mich mein Gehirn nur manipulieren will, um wieder in alten Trott und damit Sicherheit zu kommen, aber andererseits auch Angst, etwas zu übersehen.

Es ist kaum möglich da objektiv was zu sagen, wenn man nur diese Menge an Informationen hat.

Aus Erfahrung kann ich dir jedoch folgendes vermitteln.
Mit einer PTBS dir auf Grund einer solchen Sache entsteht, kann die betroffene Person dadurch ein verstärktes Bedürfnis nach Stabliität in der Lebensstruktur haben. Dies kann auch so weit gehen, das eine Anpassungsstörung entstehen kann. Der Mechanismus, welcher eine Situation, Umgebung, Sensorik als sicher bewertet und bei gesunden Menschen im Hintergrund abläuft ist bei einer PTBS, je nach Art des Traumas, gestört.

Mit dem Bedürfnis nach Stabilität meine ich das Veränderungen, je nach Therapiestand, mehr oder weniger eine Herausforderung sein können. Ebenso können vor anstehenden Veränderungen, auch wenn diese positive erscheinen, es erfordern das sie von den Betroffenen sie zu befrieden.

Das was Du von damals gesagt hast, war eine Grenzüberschreitung. Ebenso kann heute ein stärkeres Bedürfnis nach Abgrenzung entstehen.

Deine Wohnung ist dein sicherer Ort. Ebenso dein Arbeitsplatz, Umgebung, Ärzte - das alles sind Strukturpunkte die Du für dich als sicher angerkannt hast. Das soll sich nun verändern.

Long story short
Mit einer PTBS können solche Veränderungen diese Gedanken auslösen. Daher denke ich das dein Unterbewusstsein überreagiert.
Was dir helfen kann ist, das Du vor einem Umzug dir so weit wie möglich schon Strukturen aufbaust und diese mit dem was Du gelernt hast befriedest.
Je mehr dein Unterbewusstsein weiß was kommt, desto mehr kann es das als sicher empfinden und dich somit weniger in die Symptome und Gedanken schieben.

Ich danke euch so sehr für die vielen tollen und lieben Antworten!

Mir ist völlig klar, dass man nichts ferndiagnostiszieren kann, es ging mir wirklich eher um beruhigende Worte.
Moo (ebenfalls tolles Profilbild ),Mit dem Satz Angst, etwas zu übersehen meinte ich, dass ich mich davor fürchte, mein ungutes Gefühl könnte mir etwas sagen wollen bzw eben Dinge spürt, die ich rational nicht erkenn kann. Dass es die falsche Entscheidung ist, auch wenn ich keinen einzigen Grund dafür sehen kann
Wir haben bereits mehrfach mal eine, mal zwei, mal drei Wochen zusammengewohnt und das hat immer gut geklappt..

Insgesamt sehe ich das aber ähnlich wie ihr: Mein Hirn schiebt eben Panik, weil ich ihm Gewohnheit wegnehme. Und, da spricht mir cube_melon aus der Seele: Ich brauche immer ganz viele Ankerpunkte, viel Struktur usw. Es geht natürlich auch darum, meine Ärzte hier zu verlassen, die mich in- und auswendig kennen, jahrelang therapiert haben usw.

Meine Therapeutin sagte außerdem im letzten Termin zu mir: Misstrauen und Traurigkeit sind Ihnen seit Jahren vertraut. Zwar wollten Sie das nicht und genau das ändern, aber Ihr Gehirn kennt das. Jetzt, wo es Sicherheit sucht, flüchtet es zurück in Altbekanntes.
Das fand ich sehr gut erklärt und plausibel.

Und ich glaube, selbst das Gefühl des Vertrauens verunsichert mich. Meinem damaligen Lehrer habe ich absolut vertraut, konnte ihm immer alles erzählen, kannte ihn jahrelang bevor..naja, alles anders wurde. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieser Mensch etwas tun könnte, was mir schaden würde oder dass er etwas gegen meinen Willen tut.
Dieser festen Überzeugung bin ich auch bei meinem Partner und das erkennt mein Hirn als bekannt und als gefährlich eingestuft.

TL;DR: Nochmal ganz lieben Dank an euch für eure Beiträge, ich fühle mich gut verstanden und etwas beruhigt Kann mir auch vieles aus euren Worten und denen meiner Therapeutin herleiten und das tut meiner Angst wirklich gut.




Dr. Reinhard Pichler
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