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Hallo liebes Forum,

Ich bin ganz neu hier und weiß gar nicht so recht, was ich hier eigentlich tue.
Ich glaube ich leide unter Bindungsangst. Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll, weil ich so viele Anhaltspunkte dafür in mir selbst erkenne.
Am meisten belastet mich, dass ich einen wunderbaren Partner habe und er es tw echt nicht leicht mit mir hat. Ich wechsel gegühlsmäßig von
großer Verschmelzung, Liebe, ich-will-mit-dir-alt-werden
zu
Fass-mich-nicht-so-viel-an, ich brauch Zeit für mich, ich habe dir gesagt, dass ich eigentlich keine Beziehung wollte usw..
Ich bin tw echt fies, kritisiere viel und nörgel oft rum und dann bin ich wieder die hingebungsvolle, perfekte Traumfrau und umschwärme und umsorge ihn.

Ich weiß, welch wunderbarer Mensch er ist und ich rede auch sehr viel mit ihm über meine Befürchtung unter Bindungsangst zu leiden. Er ist unglaublich verständnisvoll und lieb. Trotzdem möchte ich gerne mehr verändern, aber ich weiß nicht wie.
Insbesondere fällt mir immer mehr auf, dass die sexuelle Beziehung leidet und es liegt an mir. Mir ist auch klar geworden, dass es in früheren Beziehungen auch so war. Ich liebe Sex. Ich bin offen und experimentierfreudig. Ich habe gerne Sex. Aber wenn die Beziehung eine gewisse Ebene erreicht hat (enge Bindung, man verbringt viel Zeit miteinander, die Aufregung geht weg), dann fällt es mir tw wirklich schwer mit meinem Partner zu schlafen. Und dabei will ich es sooo gerne. Aber ich kann irgendwie nicht. Ich fühle mich unwohl, wenn er mich berührt und ich daran denke, dass wir gleich Sex haben. Dabei ist er mein Traumtyp und der Sex ist wunderbar, aber dieses Gefühl von Nähe ist in dem Moment für mich unerträglich. Ich möchte nicht, dass es so ist. Ich möchte einfach jederzeit mit ihm schlafen können und diesen wundervollen Moment genießen können. Manchmal ist es für mich kaum aushaltbar. Mir ist aufgefallen, dass ich dann Streit suche oder Gründe vorschiebe oder fies zu ihm bin. Vermutlich um ihn auf Distanz zu halten. Ich weiß es nicht genau. Wenn ich mich dann doch einlassen kann, verschwindet dieses schreckliche, beklemmende, widerlich Gefühl meist und ich kann es nach einiger Zeit richtig genießen. Aber der Weg dahin ist oft ne Qual und ich gehe der Nähe aus dem Weg.

Ich frage mich einfach, was ich tun kann, damit das aufhört?!
Ich weiß gar nicht genau, ob ich hier überhaupt richtig bin oder es Sinn macht in so einem Forum zu schreiben...

Ich wünsche einen schönen Abend

Liebe Grüße
Lotti

28.06.2017 20:32 • 29.06.2017 #1


7 Antworten ↓


Hallo Lotti-karotti89,

Das was du beschreibst kenne ich sehr gut aus dem Anfängen meiner bisherigen Beziehung. Ich hatte da oft mit meiner Therapeutin drüber geredet. Bei mir steckte hinter dem ganzen die Angst, resultiert aus Erfahrungen, dass ich wenn ich mich zu sehr auf die Beziehung einlasse, früher oder später eh verletzte werde.
Das mit dem Sex hatte ich nicht, doch ich kann mit vorstellen dass es daran liegt dass du die Nähe nicht aushalten kannst. Es gibt nicht näheres und intimeres zwischen zwei Menschen als Sex mit Gefühlen, das kann einen überwältigen und das macht einen Angst. Angst dass es vorbei sein könnte, dass es irgendwann nicht mehr so ist.
Und das mit dem Streit wurde mir so erklärt, dass zum einen eine Trennung provuzieren wollte, um nicht diejeniege zu sein die verlassen wurde, zum anderen weil es nach dem Streit die Versönung gibt und ich diese gesucht habe um Leidenschaft zu erfahren.

Ich glaube du musst lernen den Moment zu genießen und dich darauf einzulassen. Wenn es irgendwann vorbei ist tut es weh und ist schei., doch es war schön.

Ich wünsche dir alles Gute.

Liebe Grüße,

Fuechschen

A


Ich glaube, dass ich unter Bindungsangst leide

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Hallo Fuechschen,
Vielen Dank für deine Antwort. Das mit dem Steeit kenne ich nur zu gut. Direkt nach dem Streit kann ich mich nur ganz schwierig wieder versöhnen. Ich werde dann richtig kalt und baue eine Mauer. Tue so als würde mich das alles nicht verletzen. Komme mit Vorwürfen und das obwohl ich eigentlich aufhören will. Ich kann dann aber auch nicht einlenken. Dann wünsche ich mir, dass er ankommt und dann stoße ich ihn wieder weg und könnte mir danach in den Ar.... beißen. Dann weine ich irgendwann, weil diese Mauer und alles zusammenfällt und ich fühle mich so zerrissen und zerstört. Aber dieses Gefühl danach fühlt sich gut an. Ich spüre wie unglaublich wichtig er mir ist und wie sehr ich ihn liebe und dann kann ich auch jegliche Art von Liebe und Nähe zulassen. Vermutlich ist es das, was deine Therapeutin beschrieb, oder verstehe ich das falsch?

Zitat von Fuechschen:
Und das mit dem Streit wurde mir so erklärt, dass zum einen eine Trennung provuzieren wollte, um nicht diejeniege zu sein die verlassen wurde


Genau das habe ich auch oft gemacht,dabei wurde ich auch richtig fies und verletzend.

Aber das ist wichtig das man es selber weiß!

Nur so Liebe @Lotti-karotti89 kann man da gegen steuern.
Wenn man sich selber kennt ist man in der lage sein verhalten richtig zu interpretieren.
Du solltest genau wissen wovor du Angst hast,woher diese Ängste möglicherweise kommen.
Sage deinem Partner in einem Moment wo du klar denken kannst,
wie du tickst.Er sagt er liebt dich,du sagst er ist immer für dich da.
Ich beneide dich drum.

Um so wichtiger ist das du ihm erst mal klar machst.Was in dir vor geht,
es nimmt schon mal eine große last von euch beide weg,er weiß bescheid
und kann gegebenenfalls richtig reagieren.
Aber du musst natürlich auch dir Arbeiten,gar keine Frage.
Versuche zu erkennen was dir soviel Angst und lerne es genau zu
Definieren.
Wenn nötig in Therapeutischer begleitung.

Den ersten guten und schritt hast du gemacht in dem du offen darüber schreibst.
Ich kann dir sagen,es kann nur besser werden.

Liebe Solaria,
Vielen Dank. Ich habe mit ihm schon öfter offen geredet. Ich hätte es bei keinem meiner Ex-Freunde gekonnt. Aber er ist so unglaublich verständnisvoll, dass ich irgendwie das Gefühl hatte ich bin es ihm schuldig mit ihm darüber zu sprechen. Er ist so wunderbar und immer verständnisvoll, da habe ich vor einigen Monaten meinen Mut zusammengenommen und mit ihm gesprochen. Er hat es so liebevoll aufgefasst. Ich glaube, dass ich so nicht reagieren könnte.

Die Ängste so klar zu beschreiben ist für mich schwierig. Aber ich weiß, glaub ich, woher sie kommen. Es sind eine Vielzahl von unschönen Ereignissen die sich leider durch mein Leben ziehen. Meine Eltern haben sich seit ich denken kann gestritten. Aber nicht normal, sondern überaus schlimm. Meine Mutter wurde von meinem Vater in regelmäßigen Abständen krankenhausreif verprügelt. Zwei mal wäre sie beinahe an ihren Verletzungen gestorben. Als Kind habe ich ständig mit dieser Angst gelebt, wieder wach zu werden von Schreien, Scheren und schlimmeren Dingen. Meine Mutter wurde davon irgendwann ganz krank und drohte ständig sich umzubringen. Als Kind war das einfach schrecklich. Eines Nachts schnitt sie sich die Arme auf. Sie wurde in eine Klinik gebracht. Sie hatte schwere Depressionen und Borderline. Häufig verletzte sie sich selber, trank unmenschlich viel und wurde zu einem schrecklichen Menschen. Mein Vater verlor schon vorher oft die Kontrolle, aber irgendwann schien es, als würde sie die Schläge wollen. Schrecklich sowas zu sagen. Irgendwie war es so. Sie provozierte auf eine Weise, die ich hier gar nicht beschreiben mag.
Später als ich älter wurde, lernte ich einen netten Jungen kennen, der keine Gefühle zeigen konnte bzw. nur schwer. Er nahm mich nicht in den Arm wenn ich weinte oder lies mich neben sich liegen und schlief einfach. Ich war 6 Jahre mit ihm zusammen und irgendwann immer unglücklicher. Ich wünschte mir einen Mann, der mir zeigen konnte, dass er mich liebt und dann lernte ich einen Menschen kennen, der zu meinem größten Albtraum würde. Er behandelte mich gut. Er trug mich auf Händen und ich war wirklich glücklich. (Ich glaube, dass ich das Problem mit dem Sex dort auch schon hatte, aber habe es mir nie anmerken lassen). Er hatte allerdings eine stark ausgeprägte Persönlichkeitsstörung, welche ich erst viel zu spät erkannte. Er war ein Pseudologe. Das zu erklären würde den Rahmen sprengen. Diese Menschen lügen ständig und sind unglaublich manipulativ. Diese ganzen Lügen haben mich irgendwann krank gemacht: ich habe so oft versucht für ihn da zu sein, ihm versucht zu helfen aber es war erfolglos. Hinzu kommt, dass er mich mit mehren Frauen betrogen hat. Zumindest virtuell. Ich weiß nicht, ob es beim regelmäßigen Onlinesex und Nachrichtenaustausch blieb oder er sich auch wirklich getroffen hat.
Danach war ich unglaublich fertig und ich dachte für mich geht eine Welt unter. Ich war bevor ich meinen jetzigen Freund kennenlernte 1,5 Jahre Single. Am Anfang war es für mich schrecklich und später liebte ich dieses Leben. Und dann kam er...

Liebe Lotti-karotti89

Ich erkenne mich in vielen dingen wieder,auch ich habe ein Vater der eine sehr Dominierende Persönlichkeit besitzt,meine Mutter wurde/wird ständig von ihm unterdrückt und von mir selbst
verlangte er immer das äußerste.
Auch meine alle erste Beziehung die ich hatte ging furchtbar schief.
Mein Weg den ich darauf hin einschlug war ein anderer als deiner,doch dies jetzt zu erklären gehört jetzt nicht hier hin.
Es geht ja um dich.

Ich kann dir nur raten,das du dich mit den dingen die dir passiert sind auseinander setzen musst.
Es waren schlimme dinge,die du erleben musstest und das sollte kein Kind mit erleben.
Diese ganzen Ängste um deine Mutter,haben dich mit Sicherheit geprägt.
Ja vielleicht sogar auch Traumatisiert,das geht schnell bei Kindern.
Ich war vielleicht nicht mehr so Jung wie du aber ich weiß ganz genau wie das ist,
alleine nachts im voller Angst im einen Dunklen Zimmer zu liegen.

Warst du schon mal in Behandlung?

Guten Morgen. Danke, für deine lieben Worte.
Nein, ich war deshalb nie in Behandlung. Das werde ich mal irgendwann in Angriff nehmen, insbesondere wegen der vermutlichen Bindungsangst

Huhu,

Ich denke eine Therapie wäre vielleicht kein schlechter ansatz,da du anscheinend einges auf zu arbeiten hast.





Dr. Reinhard Pichler
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