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Ich bin 26 Jahre alt. Meine jetzt Ex-Freundin ist ebenfalls 26 Jahre alt. Als wir zusammen gekommen sind waren wir beide 24 Jahre alt und die Beziehung hielt zwei Jahre.

Vor zwei Wochen, nur wenige Tage vor unserem zweiten Jahrestag, teilte sie mir mir mit dass sie sich trennen würde.

Zunächst zur „Vorgeschichte“. Wir lernten uns über Tinder kennen und hatten einen One Night Stand. Da wir uns gut verstanden trafen wir uns immer wieder und kamen zusammen.

Weder Sie, noch ich, hatten davor eine Beziehung. Wir sind also gegenseitig unsere erste Liebe, die erste Beziehung überhaupt. Sex hatten wir beide schon davor aber eben noch keinerlei Beziehungserfahrung obwohl wir eben schon beide 24 Jahre alt waren.

Ich kann wirklich nichts schlechtes über die Beziehung berichten. Der Sex war toll zwischen uns, wir konnten uns über alles austauschen , uns war nichts peinlich. Ich habe mich gut mit ihrer Familie verstanden , sie gut mit meiner. Klar haben wir gestritten , wie jedes andere Paar auch. Aber wir konnten immer wie Erwachsene miteinander reden und uns wieder vertragen.
Wir haben von Anfang an klar miteinander kommuniziert das wir beide eine Lebenspartnerschaft suchen und von den „Konzepten“ die teilweise in der jungen Generation verbreitet sind wie „Situationships“ etc. nichts halten. Sie hat öfter darüber geredet , auch in Beisein ihrer oder meiner Eltern, das sie sich schon sehr freut mit mir zusammen eine Familie zu haben in der Zukunft. Wir haben und hatten da klar übereinstimmende Vorstellungen was unser zukünftiges gemeinsames Leben in Hinsicht auf Heirat, Kinder angeht.

Die Beziehung war und das war mir bekannt, durch drei Punkte belastet.

Zum einen die Distanz. Sie wohnt etwa 40 Minuten mit den Zug von mir entfernt bei ihren Eltern. Sie studiert aber in ner anderen Stadt wo sie unter der Woche ist. Diese liegt 60 Minuten mit dem Zug in die andere Richtung. Dann hat sie noch einen Werkstudentenjob, für den sie einmal im Monat in eine 120 Minuten mit dem Zug entfernte Stadt fahren musste.

Dann eben die verschiedenen Herausforderungen bei ihr. Sie studiert, sie hat ihren Werkstudentenjob, sie hilft zusätzlich ihrem Vater bei dessen Selbstständigkeit und sie hat in beiden Städten einen Freundeskreis. Sie hat mir mitgeteilt, dass sie das sehr stresst.

Ihre Eltern, auch wenn sie sie sehr liebt, haben eine toxische Ehe. Sie streiten extrem oft, einen Tag vertragen sie sich, am nächsten Tag geht es wieder los. Hier steht sie oft zwischen den Fronten was sie sichtlich belastet und auch darüber hat sie mit mir gesprochen.

Ihre Mutter hat seit Jahren Brustkrebs. Auch das belastet sie natürlich.

Ich habe sie immer so gut wie es ging emotional unterstützt und sie hat sich auch bei mir immer bedankt dass ich ein rücksichtsvoller Partner sei.

Nun vor zwei Wochen kam sie zu mir und sagte mir sie wolle sich trennen. Völlig ohne Voranzeichen. Kein größerer Streit in den vorherigen Monaten. Keine Distanzierung die ich bemerkt hätte. Für mich kam es absolut aus dem nichts. Zwei Wochen vorher saßen wir noch bei meinen Eltern und sie erzählte das sie gerne vier Kinder mit mir einmal haben wolle. Ich war absolut geschockt es kam so aus dem nichts ihr Trennungswunsch.

Jetzt zum „Ablauf“ der Trennung. Sie fing sofort an zu weinen. Wir lagen uns in den Armen und führten ein langes Gespräch circa zwei bis drei Stunden lang. Sie weinte und wirkte erschöpft und verzweifelt und speziell bei dem Thema Bindungsangst wirke sie psychisch wirklich am Ende ich habe sie noch nie so fertig erlebt.

Die Kurzfassung was sie mir mitteilte. Sie würde mich immer noch stark lieben. Sie könne aber aktuell keine Beziehung führen. Sie würde sich so fühlen als würde sie jedem Moment psychisch zusammen brechen. Sie würde von allen Seiten nur Erwartungen erfüllen müssen, sie wüsste nicht wohin mit sich, sie habe keine emotionalen und psychischen Kapazitäten aktuell eine Beziehung zu führen .

Sie sei bei einem Psychologen gewesen . Sie möchte dort weiter hingehen. Aber dessen erste Vermutungen umfasste Begriffe wie „Beziehungstraumata durch das Aufwachsen unter der toxischen Ehe der Eltern und des strengen Vaters“, „Bindungsangst“, „vermeidender Bindungstil“.

Sie würde mich stark lieben, sie würde gerne mit mir weiter zusammen seien , es tut ihr so weh es tun zu müssen aber sie spüre eine „Enge“ sie könne nicht anders als jetzt zu gehen.

Ich bot ihr an das zusammen durchzustehen. Sie meinte dass ich ein super Partner sei und sie wüsste das ich ihr nie Druck gemacht hätte oder würde , aber sie könne es nicht erklären aber diese Nähe der Beziehung würde sie aktuell erdrücken.

Wenn ihr Inneres „bereinigt“ sei und/oder ihre Lebensumstände sich ändern würde sie hoffen das wir wieder zusammen kommen.

( wenn ihr Studium in einem halben Jahr fertig ist und sie ihren Job antritt den sie schon in Aussicht hat und sich auch räumlich etwas von den Eltern distanzieren kann meinte sie damit)

Sie war den ganzen Tag und über Nacht noch bei mir. Wir verbrachten die Zeit so als wären wir noch zusammen, gingen Händchen-haltend spazieren, sie küsste mich immer wieder und sagte mehrmals sie liebt mich , wir kuschelten die ganze Nacht und hatten Sex. Am nächsten Morgen sahen wir uns tief und lang in die Augen, küssten uns innig, sie sagte mir sie liebt mich und versprach mir die Sache mit der psychologischen Behandlung weiter voran zu bringen und sie sagte zu mir „wenn es so seien soll kommen wir wieder zusammen“ und ging.

Ich liebe diese Frau so unfassbar tief und fühle mich so leer. Es gab keinen Streit, keinen einzigen Vorwurf, keine bösen Worte. Wir vertrauen uns beide, wir lieben uns beide und ich hoffe so sehr das es ein Wiedersehen gibt.

Laut einigen Studien kommt es in circa 20 Prozent der Trennungen zu einem „Comeback“. Und dass Menschen mit solchen „psychischen Besonderheiten“ oft nach drei bis sechs Monaten bemerken dass die Trennung doch nicht so rational war?

07.11.2024 17:41 • 21.11.2024 x 1 #1


7 Antworten ↓


Zitat von Tom_98:
Laut einigen Studien kommt es in circa 20 Prozent der Trennungen zu einem „Comeback“. Und dass Menschen mit solchen „psychischen Besonderheiten“ oft nach drei bis sechs Monaten bemerken dass die Trennung doch nicht so rational war?


Das kann natürlich möglich sein, auch wenn Statistiken in dem Fall vielleicht nicht unbedingt hilfreich sind, um es für dich zu akzeptieren, dass sie mehr Abstand einfordert. Wenn sie von sich aus sagt, dass es ihr zu dicht mit einem anderen Menschen ist, weil es sie emotional leer zieht und belastet, dann bleibt dir wohl oder übel keine andere Wahl als diese Entscheidung in ihrem Sinne zu akzeptieren.

Wenn du sie aufrichtig liebst, möchtest du sicher, dass sie als Mensch vor allem glücklich ist und wenn der Preis dafür ist, nicht mehr mit ihr zusammen sein zu können, dann muss dieser Preis - so paradox es klingt - akzeptiert werden.

Vielleicht ist das auch der entscheidende Punkt, der es weniger schmerzvoll macht. Aus Liebe loslassen und sehen was die Zeit bringt.

A


Freundin trennt sich wegen Bindungsangst trotz Liebe

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@illum ich lasse ihr ja den Abstand. Die Frage geht ja auch nicht um jetzt sondern was in 3,6 oder 12 Monaten ist.

Zitat von illum:
Aus Liebe loslassen und sehen was die Zeit bringt.

Ja.
Loslassen. Lass sie.....erstmal.
Du wirst sehen, wie lange sie das durchhält (ohne deine emotionale Unterstützung) und ob sie es auch wirklich so durchziehen kann.
Vielleicht KANN sie im Moment nicht die Dinge *erfüllen* die mehr oder weniger zu einer Beziehung dazu gehören.

Vielleicht hat sie ihre Gedanken einfach ganz woanders...was auch immer sie beschäftigt...quält oder unglücklich macht.

Sie sagte ja, dass sie nur noch * Erwartungen * erfüllen würde und selber auf der Strecke bleibt.
Eventuell fühlt Sie sich sich bewusst oder unbewusst zu sehr unter Druck, auch deinen *Erwartungen* gerecht werden zu müssen.

Ich denke Sie möchte lediglich eine Auszeit um sich intensiv mit dem auseinander zu setzen, was sie bedrückt oder wo das Bindungsproblem ursächlich herkommt
Sie geht ja nicht ohne Grund zu einem Psychologen.

Warte einfach mal ab und gib noch nicht auf.
Auch wenn ihr keine *richtige* Beziehung mehr führen solltet, könnte doch ein Telefon-Kontakt bestehen bleiben oder ihr sprecht mal miteinander, wie es ihr und Dir so ergeht ? Oder schließt sie auch das aus ?

Naja...jede Menge Spekulationen von meiner Seite. Du kennst Sie ja und vielleicht passt ja auch das Eine oder andere

Zitat von Tom_98:
Die Frage geht ja auch nicht um jetzt sondern was in 3,6 oder 12 Monaten ist.


Ich kann mir vorstellen, dass du die Sorge hegst, das es bis dahin wieder verflogen ist und du deshalb die Hoffnung in der Zukunft suchst, um eine Antwort zu finden, die positiv besetzt ist, aber eine klare Gewissheit dafür oder dagegen gibt es leider nicht. Ich will dich hier nicht anlügen oder dir falsche Hoffnungen machen, nur weil ich es dir wünsche, dass du mit ihr dein Glück findest.

Bleib mit ihr in Kontakt, als Freund, mach keinen Druck, und die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.

Zitat von illum:
Ich kann mir vorstellen, dass du die Sorge hegst, das es bis dahin wieder verflogen ist und du deshalb die Hoffnung in der Zukunft suchst, um eine ...

Was heißt „verflogen“ ist. Meine Hoffnung ist das sie durch die Psychotherapie ihr Inneres ins reine bringt und außerhalb der Denkweise der Bindungsangst denken kann. Zudem sich wie gesagt faktisch ihre Lebensumstände ändern werden und sie eventuell auch dadurch bzw. In Kombination mit der Psychptherapie zurück komtmt.

Ich kann jedenfalls keine neue Beziehung eingehen das wäre auch nicht fair gegenüber jemanden neues.

Ich werde mir maximal eine Freundschaft plus suchen wo ich klar kommunizieren kann das ich emotional nicht verfügbar bin aber eben das Bedürfnis nach Nähe mir erfüllen kann mir fehlt Kuscheln, Sex etc. Extrem

Hallo Tom_98,

bitte lies auch diese Themen für weitere hilfreiche Inhalte:

Bindungsangst - Frau trennt sich nach Kurzurlaub

Bindungsangst meiner Freundin

Freundin ist weg - Bindungsangst und Verlustangst

Freundin mit Bindungsangst - wie verhalte ich mich?

Bindungsangst dranbleiben?

Bindungsangst? Liebe weg?

Bindungsangst ja oder nein?

In diesen Themen kannst du ebenfalls Kommentare hinterlassen, und die entsprechenden Mitglieder werden darauf hingewiesen.

Beste Grüße
Carsten

@Tom_98

Oh Deine Situation tut mir echt Leid. Vor allem weil ja alles so gut bei euch lief und die Voraussetzungen für eine gemeinsame, glückliche Zukunft eigentlich optimal sind. Wahrscheinlich hat sie wirklich eine psychische Blockade aktuell.
Hattet ihr seitdem noch mal Kontakt? Oder habt ihr jetzt erstmal jeglichen Kontakt eingestellt?
Vielleicht sollte sie echt mal aus ihrem Elternhaus raus, weil das scheint ja wirklich nicht gesund zu sein.
Ich finde es aber sehr gut, dass Du die Beziehung nicht aufgibst und weiter um sie kämpfst.





Dr. Reinhard Pichler
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