Ich bin neu hier und auf Grund einer Empfehlung hergekommen. Gerade ist meine Panik wieder da und es fällt mir schwer meine Gedanken zu ordnen und jetzt nicht die Hoffnung zu verlieren. Das schreibe ich ganz bewusst, denn etwas in mir gibt gerade auf, was doch immer kämpfen wollte.
Ich bin bindungsängstlich. Die Ursachen liegen in der Kindheit. Kein Kontakt zu meinem Vater, ambivalente, schwierige Mutter, die mich im Säuglingsalter zwei mal weggegeben und spontan wiedergeholt hat. Somit gab es nicht nur von meiner Mutter eine Trennung, sondern noch zwei weiteren Bezugspersonen zu denen ich eine Bindung aufgebaut hatte, als ich bei ihnen war. Eine davon habe ich nie wiedergesehen. Meine ganze Kindheit habe ich meine Mutter als Bedrohung empfunden. Mir wurde auch erzählt, dass ich ängstlich und panisch auf sie reagierte, als sie mich einmal wiederholte, nachdem sie mich bei jemand anderen ließ. Später hatte sie viele Wutausbrüche, wurde auch körperlich und verbal angreifend, ließ nie Nähe zu, kritisiere massiv und sagte oft wörtlich, sie würde mich nicht lieben, keiner tut das und wird es je tun. Ich zog mit 15 aus, ab und an war sie in meinem Leben, litt aber selbst Jahre unter Depressionen. Ich hatte nach meinem Auszug Kontakt zu meinem Vater. Meine Stiefmutter stellte ihn her als ich 16 war. Aber der Kontakt war nur sporadisch. Als ich 18 war und mein bester Freund den Kontakt zu mir abbrach, was seine Freundin von ihm verlange, verlor ich auch meinen gesamten Freundeskreis. Da kam meine gesamte Kindheit, die ich unterdrückt hatte, mit einem Schlag hoch. Ich kam damals in die geschlossene Psychiatrie. Daraufhin hat mein Vater sofort den Kontakt abgebrochen. Bis dahin hatte ich noch keine intime Beziehung zu einem Mann und eine ängstlich-vermeidende Bindungsangst. Konnte aber durchaus, wenn etwas zaghaft, Kontakte knüpfen. Auch freundschaftlich und fühlte mich in Bezug auf Freunde innerlich sicher, was sich ab da an änderte.
Mit 19 hatte ich eine Affäre, wurde schwanger und entschloss, mit dem Kindesvater eine Beziehung einzugehen. Er wollte das. Ich zog zu ihm in eine andere Stadt. Er betrog mich, log mich täglich an, stellte sich oft tot und rief Tage nicht zurück, erschien nicht zu Verabredungen und war nach dem Versetzten erstmal einige Tage nicht erreichbar. Dann schwängerte eine andere und fing später auch an mich zu schlagen und emotional/psychisch zu erpressen. Hier ist noch was passiert, was ich nicht schreiben möchte. Jedenfalls bekam ich nach der Geburt meines Kindes eine starke postnatale Depression und später eine Essstörung. Allerdings war ich nicht suizidgefährdet. Dennoch rief mein Ex damals während eines Streits die Polizei/Krankenwagen sagte, ich wolle mich umbringen und das sie mich unbedingt in Gewahrsam nehmen müssen, da ich eine Bedrohung für mich und das Kind bin. Weil er mir zeigen wollte, wer das sagen hat, haben sie mich 3 Tage auf der Intensivstation mit Ledergurten fixiert festgehalten. Danach bin ich ins Frauenhaus in meine Geburtsstadt geflüchtet. Da war ich 21 und schwor mir nie wieder mit einem Mann zusammen zu sein, gar nie wieder mit einem zusammen ziehen wollte, weil ich nie wieder meine Autonomie verlieren wollte. Mit 22 verliebt ich mich dann, aber war völlig unfähig das zu zeigen oder irgendwie zu sagen. Ich hatte derweilen nun eine ängstlich-vermeidenden Bindungsangst entwickelt. Wo ich früher gleichgültig war, hatte ich nun fürchterliche Panik.
Als ich 23 war, entschloss ich mich „mich selbst zu finden“ und bewusst auf Beziehung, Sex, Zärtlichkeiten jeglicher Art oder nur Dates zu verzichten. In dieser Zeit habe ich unmengen Selbsthilfebücher (auch Bindungsangst) gelesen, nicht geraucht oder Alk. getrunken, lebte vegan und meditierte viel. Zudem „erforschte“ ich meine Kindheit, um Antworten, Gründe für mein „inneres Drama“ zu finden. Vor allem entschloss ich mich dazu bewusst Single zu sein, nicht mehr wegen meiner Angst, sondern weil ich keinen Mann in mein inneres Drama reinziehen wollte, wie ich von jemanden reingezogen wurde. Mit 30 dachte ich, ich bin so weit. Lerne einen Mann kennen, verliebte mich und merkte nicht, dass er selbst eine gleichgültig-vermeidend Bindungsangst hatte. Als ich das erste Mal zu ihm sagte, ich hätte mich verliebt (das erste Mal überhaupt in meinem Leben), würde er verbal grob, vorwurfsvoll und ich sah ihn nie wieder. Er stellte sich tot. Seit dem habe ich ausschließlich Männer wie ihn kennengelernt und die Wunden wurden mit jedem einzelnen aufgerissen. Es kam seit dem nie mehr zu einem nächsten Wiedersehen, nachdem man Sex hatte. Nun bin ich an dem Punkt, dass ich nicht mal ungezwungen jemanden kennenlernen kann. Mein Kopf gleich sofort ab, sucht nach Gemeinsamkeiten mit den Männern, die mich verletzt haben und ich werde sofort panisch, sobald es nur eine kleine Gemeinsamkeit gibt – sei es nur einen ähnlichen Satz. Gerade habe ich den Kontakt zu jemanden abgebrochen, weil ich Panik bekommen habe, nachdem ich mich sehr ambivalent verhalten habe und dachte, ich hätte es nun sowieso „verdorben“. Ich bekomme massive Panik, gar starke Fluchtreflexe, wenn derjenige, den ich gerade kennenlerne und mag, nicht da ist und zb nicht zurückschreibt und denke grundsätzlich, dass ich bald fallen gelassen werde.
Ich habe im Laufe der Zeit 2 mal versucht einen Therapieplatz zu suchen und wurde abgelehnt, da mehrere Therapeuten ein starkes Trauma, was in der frühsten Kindheit seinen Anfang fand, vermuteten, dem sie sich, wie sie sagten, nicht gewachsen fühlten. Es gab auch keine Empfehlungen, nur, dass ich stationär in ein Traumazentrum soll. Das hat mich jedes Mal sehr entmutigt, weshalb ich mich verlassen fühlte und irgendwann nicht mehr nach einem Therapeuten gesucht habe. Ich bin nun seit fast 13 Jahren Single und verzweifle an mir selbst. Zu meinen Eltern habe ich übrigens kein Kontakt. Beide machen mich für ihre Probleme verantwortlich, haben mich beschimpft und sagten, ich wäre psychisch krank und diejenige, die meiner Mutter zugesetzt hat, statt umgekehrt. Mir wird vorgeworfen, ich sei eine Versagerin, böse Hexe, falsche Schlange, verkorkst und gestört. Ihrer Meinung nach waren sie gute Eltern.
Es fällt mir heute gar schwer freundschaftliche Beziehungen einzugehen. Ich versuche meine Ängste zu kommunizieren, werde jedoch allein deshalb sofort abgelehnt. Die Menschen fühlen sich von mir angezogen, weil ich Stärke und Stabilität ausstrahle. Ich soll ihr Fels in der Brandung sein, nicht umgelehrt. Und das macht mir immer Angst, weil ich weiß, dass ich sofort abgelehnt werde, wenn ich Schwäche zeige. Ich zieh auf Grund meiner Ausstrahlung auch Männer an, die selbst Bindungsangst haben und denken, ich sei gleichgültig und 100% unabhängig. Dadurch wirke ich attraktiv auf sie und werde oft nach einer Verabredung gefragt. Kaum zeige ich selbst Interesse, stellen sie sich tot oder werden verbal grob. Es hieß dann z.B. ich sei nicht mehr attraktiv, da ich z.b. eine Nachricht schrieb, dass ich das Treffen sehr schön fand und das wäre aufdringlich und verzweifelt. Mit jedem Mann verschlimmert sich das Problem, obwohl ich dachte, Ängste abzubauen, wenn ich mich einfach mal locker einlasse und mir selbst zeige, dass es ja nicht so schlimm ist.
Irgendwie wusste ich mir doch immer zu helfen, aber hiermit komme ich nun an meine Grenzen. Ich weiß nicht mehr weiter. Hab schon so viel gemacht, gar Reparenting und bin mir auch über die Ursachen und Zusammenhänge im klaren. Aber am Ende stehe ich doch wieder am Anfang.
10.04.2016 20:02 • • 22.04.2016 #1