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Hallo Liebe Leute, nach vielem Mitlesen möchte ich (24 Jahre alt, männlich) euch nun auch einmal schreiben.

Bei mir ist bisher alles was in Richtung Beziehung geht schief gegangen und immer aus dem selben Grund, nämlich weil ich flüchte sobald es 'schön' wird.

In meiner Jugend habe ich oft gedacht 'wenn du nur die Richtige findest, wird das kein Problem mehr'. Bei jedem Mädchen fand ich einen Grund, warum es nicht ging und schob meine Panik eben auf diese Gründe. Mal war sie zu jung, mal konnte ich ihr lispeln nicht ertragen, mal war ich doch nicht wirklich in sie verliebt.

Dann mit 20 habe ich dann eine Frau getroffen, die mich einfach nur umgehauen hat. Ich wusste, dass sie aus dem 'die Eine'-Material war, habe um sie geworben, sie hat sich aus ihrer unglücklichen Beziehung getrennt und kam mit mir zusammen. Es war das wildeste und intensivste dass ich je erlebt hatte. Doch leider hatte ich schon nach wenigen Wochen wieder Panik. Diesmal fand ich nichts was 'falsch war', nichts was mich gestört hätte (und ich habe echt gesucht). Ich stand da mit meiner Angst und wusste nicht was los war. Nach einem quälenden Urlaub mit ihr war einfach nur Schluss.

Darauf hin war mir bewusst, dass ich da ein Problem habe, dass so einfach nicht verschwindet.

Nach 2 Jahren Einsamkeit habe ich nun einen neuen Versuch gewagt. Ich war sehr vorsichtig, habe viel über meine Ängste geredet. Ich hatte mir vorgenommen, es diesmal durchzustehen, es mit einer Hauruck-Aktion zu überwinden, mich durchzuzwingen, denn ich war es so unendlich Leid, einsam zu sein.
Wir hatten uns in einem Auslandssemester kennengelernt, wohnten dort 3 Monate zusammen in einer WG und dank Ryanair dachte ich es wäre auch kein Problem, die Beziehung weiter zu führen.
Immer wieder kamen Zweifel auf, doch ich konnte diese besänftigen. Ich wusste, dass sie meist eine Woche später wieder weg sind. Es war nie so intensiv wie das, was ich mit 20 hatte, aber das war für mich okay. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich es so lange ausgehalten habe.
In den darauf folgenden Monaten sahen wir uns knapp einmal im Monat für eine Woche. Ich lernte ihre Eltern kennen, sie meine. Auch in dieser Zeit hatte ich immer wieder Panikmomente, doch ich konnte sie überwinden, konnte sie überstehen. Ich war so motiviert es diesmal zu schaffen. Es sah alles super aus und in allem Überschwung hatten wir die Idee eine gemeinsame Reise zu planen, 6 Wochen Asien. Ich war mir so sicher, dass es gut gehen würde. Es gab keinen Zweifel. Ich wollte mich meiner Angst stellen, sie verstehen, sie überwinden - wie sollte es besser klappen, als sich ihr räumlich zu stellen? Was kann schon passieren?

Großer Fehler. Schon am 3. Tag bekam ich Panik und diese legte sich auch nicht. Ich weiß nicht ob ihr schon einmal so richtig Panik hattet, aber ich konnte nicht anders als zu fliehen mich von ihr zu trennen. In meinem Kopf ging nichts mehr. Ich hatte 3 Tage nicht geschlafen, Jetlag und war in einem kleinen Zimmer mit ihr. Es war furchtbar und sicher mit die schlimmste Erfahrung meines, und sicher auch ihres Lebens.

Nach einigem Hin-und-Her, getrennten Hostels und erholsamem Schlaf, standen wir den Urlaub doch noch durch und hatten mitunter auch sehr schöne Momente. Doch für mich war in dem Moment, in dem ich meiner Panik nachgegeben hatte, etwas gestorben. Ich wusste, ich kann nicht zurück.
Trotzdem wollte sie nicht aufgeben und ich hatte meine Hoffnung noch nicht komplett verloren, es doch noch wieder gerade zu biegen, also blieben wir zusammen. Jetzt diese Woche war ihr nächster Besuch bei mir und es kam schnell auf eben 'diese' Themen zu sprechen. Genau wieder das selbe Spiel: Panik und ich wusste, dass ich nicht mehr bereit bin, mich dieser zu stellen. Abort, Mission failed, zurück zum Flughafen und wieder nach Hause.

Ich schreibe euch diese Geschichte auch, weil ich mich unglaublich schuldig fühle. Ich habe sie sehr verletzt, habe sie 2 Mal in einem fremden Land verlassen. Ich bekomme Hassmails von ihr und ihrer Familie. Ich will so etwas nie wieder tun müssen. Ich selbst bin sehr enttäuscht und traurig. Es schmerzt mich sehr, etwas so schönes zu verlieren, es quasi wegzuwerfen.

Tja, das ist meine Geschichte und ich bin um ehrlich zu sein ziemlich ratlos was ich noch weiter machen soll. Wie soll ich denn meine Angst überwinden? Ich kann mich nicht so einfach einer Frau nähern, ohne um das Risiko zu wissen, ohne zu wissen in was für ein Schlamassel ich die andere Person reinziehe. Ich glaube nicht mehr, dass es 'die Eine' gibt, mit der alles klappt. Egal mit wem, es wäre genau so verlaufen.

Und ja, ich bin schon in Therapie, seit meine Mutter vor 2 Jahren gestorben ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich dort Schritte in die richtige Richtung mache.


Ist Bindungsangst denn wirklich therapierbar? Leider findet man dazu fast keine Erfolgsgeschichte.

25.09.2014 14:21 • 25.09.2014 #1


2 Antworten ↓


tja, genauso fühle ich mich zur zeit auch...
also, du bist wenigstens nicht alleine damit.
glaube auch, dass dieses verliebtsein am anfang zwar schön ist, für uns beziehungsphobiker aber auch
nicht die lösung...
glaube, dass das im allgemeinen überbewertet wird.
mein jetziger freund ist nicht das, was ich mir erträumt habe( optisch jedenfalls nicht), aber sein charakter ist
lupenrein und er hat sehr großes verständnis dafür, dass ich oft so schlimme panik habe.
diese zwangsgedanken, die mich dann so quälen, führen dazu, dass ich mich immer wieder trennen möchte.
rede sehr viel mit ihm darüber und schäme mich auch unglaublich dafür, dass ich so denke und fühle.
kann mir selber auch nicht wirklich helfen und auch mit niemanden sonst darüber reden, denn ich kenne keinen,
der solche panikschübe hat, so stark, dass ich kotzen muss und der mann im meinem bett ein fremder wird.
schrecklich!
jedenfalls komme ich gerade aus einem stationären aufenthalt und glaube, ich muss einfach einen weg finden,
mit diesen gedanken und verhaltensmustern umzugehen...
der mann ist immer im hintergrund und tut was er kann. bestärkt mich in meinem und lässt mich eigentlich immer auf ihn zukommen.
an gemeinsamen urlaub und dergleichen ist nicht zu denken!
wir verbringen in der woche ein paar stunden miteinander, telefonieren recht häufig und ich versuche regelmäßig zu meditieren, mich mit anderen menschen zu treffen, mich abzulenken, mir gut zu zureden, dass alles wieder gut wird und diese phasen aufhören.
es ist unglaublich anstrengend und ihm gegenüber so verdammt unfair!
tief im inneren weiss ich, dass ich gefühle für ihn habe und unsere beziehung potenzial hat, aber der kleine teufel in mir macht mir das leben schwer.
kann dir nur mut zusprechen!
ich weiss selber nicht so genau, was wir da nun machen können, aber deine geschichte hat mich bewegt.
ich kann nur hoffen und an mir arbeiten.
und halt ehrlich sein.
bin froh, dass mein freund so viel verständnis hat.
aber ich bin auch traurig darüber, dass er mit mir keine normale beziehung führen kann.
aber ich denke auch, dass man halt keine schablone anlegen kann, vor allem nicht bei so leuten wie uns.
tja, soviel zum thema...

Wie gehts Dir denn in der Therapie? Bist Du ein Scheidungskind und hast evtl. in Deiner Kindheit viele Verluste erlitten und kannst deshalb Nähe nicht ertragen, weil Du vielleicht unbewußt Angst hast verletzt zu werden.

Ich finde es gut dass Du eine Therapie machst.

Manchmal sind die Ursachen tief im Unterbewußtsein zu finden, die oft nicht auf den ersten Blick klar sind.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg und Glück auf Deinem weiteren Weg. Kopf hoch - Du schaffst das schon.





Dr. Reinhard Pichler
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