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Hallo an alle, die den Weg hierher gefunden haben, und denen es vielleicht so ähnlich geht wie mir,

Ich bin 20 Jahre alt und habe seit ich denken kann das Gefühl allein zu sein.
Ich habe kaum Freunde, größtenteils wahrscheinlich weil ich so unsicher bin und es mir schwer fällt, wirklich über eine Sache zu lachen

Meine Geschichte hat damit angefangen, dass mein Onkel sich umgebracht hat, als ich 6 Jahre alt war.
Ich habe ihn als kleines Kind sehr geliebt, er war wie mein Seelenverwandter und auch nach 20 Jahren kann ihn nicht vergessen.´
Das Problem ist, dass ich damals so mit ihm verbunden war, dass ich alles mitbekommen habe. Ich kann es nicht anders erklären, aber ich habe schon als kleines Kind gespürt, dass er sich etwas antun will.

Eine Woche vor seinem Tod habe ich angefangen, komische Bilder zu malen, schwarz, düster, und immer wieder ihn als Zentrum. Einen Tag vor seinem Tod habe ich ihn gefragt, ob er wieder zurück kommt. Einfach so, keine Ahnung warum.

Natürlich hat er es bejaht, aber er ist nicht wieder gekommen. Und ich habe lange dafür keine Erklärung bekommen, bis mein Vater mir letzten Sommer (!) erzählt hat, dass mein Onkel Selbstmord begangen hat. Das war vorher immer Tabuthema in meiner Familie.

Ich denke das war der Hauptgrund dafür, dass ich heute starke Probleme habe, mich zu integrieren oder jemandem zu vertrauen.

Ich kämpfe ständig gegen meine Unsicherheit an, fühle mich hässlich oder hab ganz oft das Gefühl, nicht auf diese Welt zu gehören.
Es gibt viele positive und schöne Momente in meinem Leben und auch mein jetziger Freund bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt.

Trotzdem werde ich meine Minderwertigkeitskomplexe nicht los, und meine Bindungsphobie gegenüber anderen lässt mich verschlossen, deprimiert und teilweise auch unsichtbar erscheinen :/...

Mir fällt es so schwer, schlagfertig und witzig zu sein, und immer,wenn ich was erzähle, geht in meinem Kopf nebenher der Kritiker an, der ständig darüber nachdenkt, wie ich jetzt wohl gerade ankomme, sodass ich mich in meinen Aussagen verhedder und am Ende alle dieses Was-redet-die-denn-für-einen-Mist-Gesicht haben .

Das ist wie eine Schranke, die nach unten geht, und ich weiß nicht, was ich machen soll

20.03.2012 16:41 • 04.04.2014 #1


6 Antworten ↓


Hallo Julia92

Ich habe ein sehr ähnliches Problem und ich hoffe man kann mir in der Hinsicht auch helfen.
Ich habe nicht meinen Onkel oder eine nahestehende Person verloren, doch wurde ich zeitlebens mit Missachtung seitens meiner Mutter gestraft. Wenn es Probleme oder Ärger gab war ich es. Mein Vater liebte mich Zwar, aber war nie Daheim.
Ich quäle mich seit diesen Tagen mit Minderwertigkeitskomplexen und Unzulänglichkeiten. Die Situation zu Tisch kenne ich zu gut, wen man etwas sagt und man wird überhört oder nimmt es nicht für voll, stattdessen wird es als eigene Idee verbreitet.
Bindungsängste ist kein Ausdruck für das was ich empfinde. In einem Vollen Speisesaal fühle ich mich alleine unbedeutend und fehl am Platz. Wenn man versucht auf einen Menschen einzugehen weiß man nicht so recht was man sagen soll, wie man es sagen soll und wie der andere es auffasst. Ich kann mich selbst zwar nicht sprechen hören doch scheint es als würde alles was ich sage falsch verstanden und führt zu Ablehnung.
Es ist wie du geschrieben hast, dass man deprimiert und unsicher erscheint. Darüber hinaus ist es bei mir so schlimm, dass ich wohl noch verbittert und eigenbrödlerisch wirke. Die Konsequenz ist wohl, dass man denkt mir gefiele es alleine zu sein und es scheint mich nicht traurig sondern gruselig wirken zu lassen.
Ich kann keinen professionellen Rat geben, aber ich denke sich die Sorgen von der Seele zu schreiben ist besser als sie aufzustauen und damit du weißt dass du weder die einzige bist, noch dass deine Sorgen ungelesen sind schreibe ich.

Gruß
Hsucher

A


Das Gefühl,keinen Platz auf der Welt zu haben

x 3


Kommt mir alles ziemlich bekannt vor, diese Minderwertigkeitsgefühle und den Eindruck zu haben, komisch bei anderen Menschen rüberzukommen, weil man sich irgendwie seltsam benimmt... Wenn ihr das so meint.
LG

Kommt mir bekannt vor nirgendwo hinzupassen. Ich bin wie ein Alien, aber keines mit Minderwertigkeitskomplexen - ich bin ein tolles Alien.

Zitat von Julia92:
Hallo an alle, die den Weg hierher gefunden haben, und denen es vielleicht so ähnlich geht wie mir,

Ich bin 20 Jahre alt und habe seit ich denken kann das Gefühl allein zu sein.
Ich habe kaum Freunde, größtenteils wahrscheinlich weil ich so unsicher bin und es mir schwer fällt, wirklich über eine Sache zu lachen

Meine Geschichte hat damit angefangen, dass mein Onkel sich umgebracht hat, als ich 6 Jahre alt war.
Ich habe ihn als kleines Kind sehr geliebt, er war wie mein Seelenverwandter und auch nach 20 Jahren kann ihn nicht vergessen.´
Das Problem ist, dass ich damals so mit ihm verbunden war, dass ich alles mitbekommen habe. Ich kann es nicht anders erklären, aber ich habe schon als kleines Kind gespürt, dass er sich etwas antun will.

Eine Woche vor seinem Tod habe ich angefangen, komische Bilder zu malen, schwarz, düster, und immer wieder ihn als Zentrum. Einen Tag vor seinem Tod habe ich ihn gefragt, ob er wieder zurück kommt. Einfach so, keine Ahnung warum.

Natürlich hat er es bejaht, aber er ist nicht wieder gekommen. Und ich habe lange dafür keine Erklärung bekommen, bis mein Vater mir letzten Sommer (!) erzählt hat, dass mein Onkel Selbstmord begangen hat. Das war vorher immer Tabuthema in meiner Familie.

Ich denke das war der Hauptgrund dafür, dass ich heute starke Probleme habe, mich zu integrieren oder jemandem zu vertrauen.

Ich kämpfe ständig gegen meine Unsicherheit an, fühle mich hässlich oder hab ganz oft das Gefühl, nicht auf diese Welt zu gehören.
Es gibt viele positive und schöne Momente in meinem Leben und auch mein jetziger Freund bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt.

Trotzdem werde ich meine Minderwertigkeitskomplexe nicht los, und meine Bindungsphobie gegenüber anderen lässt mich verschlossen, deprimiert und teilweise auch unsichtbar erscheinen :/...

Mir fällt es so schwer, schlagfertig und witzig zu sein, und immer,wenn ich was erzähle, geht in meinem Kopf nebenher der Kritiker an, der ständig darüber nachdenkt, wie ich jetzt wohl gerade ankomme, sodass ich mich in meinen Aussagen verhedder und am Ende alle dieses Was-redet-die-denn-für-einen-Mist-Gesicht haben .

Das ist wie eine Schranke, die nach unten geht, und ich weiß nicht, was ich machen soll



Hallo Julia,
auch ich als älterer Mensch plage mich immer noch mit dem Gefühl herum, nicht
vollwertig zu sein. Deshalb glaube ich, immer mehr geben/leisten zu müssen, als Andere, um akzeptiert und angenommen zu werden. Kenne das Gefühl aus der Kindheit, wo alle andere Kinder schöner, besser, klüger, beliebter waren als ich (laut Aussage meiner Mutter). Ich habe mich mein ganzes Leben lang deshalb minderwertig gefühlt, obwohl es offensichtlich nicht nötig war, denn man suchte meine Gegenwart, weil ich witzig, herzlich, hilfsbereit und nicht dumm war. Ich konnte es aber nicht annehmen und glauben. Trotz alledem finde ich mich aber ok, so wie ich bin, bin aber überzeugt, dass es für mein Umfeld nicht reicht. Das macht mich oft traurig und einsam, so dass ich mich immer mehr zurückziehe (auch krankheitsbedingt).
Außerdem leide ich auch stark an Verlustängsten. Glaube immer, dass Menschen, die mir nahe stehen und mir etwas bedeuten, mich verlassen oder bald sterben könnten. Das geht jetzt auch schon so seit meiner Kindheit, wo sich meine geliebte Mama immer wieder versucht hat, umzubringen. Trotz jahrelanger Psychotherapie konnte ich diese negativen Gefühle nicht loswerden. Es hilft mir etwas, wenn ich das innere Kind tröste, ihm versichere, dass ich es so liebe, wie es ist und ich immer in seiner Nähe sein werde.
WIR SIND LIEBENSWERT UND WILLKOMMEN, SO, WIE WIR SIND. JEDER AUF SEINE ART.

In diesem Sinne,
Rosenresli

Hey Julia92,

ich weiß nicht, ob es noch aktuell ist, ich fand die Geschichte jedenfalls traurig zu lesen und es tut mir sehr leid!

ich kann mir vorstellen, dass dieses gefühl, nicht auf diese welt zu gehören und dich nicht integrieren zu wollen der wunsch ist, bei deinem onkel zu sein, weil der nämlich auch nicht mehr auf dieser welt ist. Vielleicht versuchst du dich mit ihm zu identifizieren, um ihm näher zu sein. Und die Leute auf dieser Welt sind dann die Fremden. vielleicht fühlst du dich auch verraten, weil es dir niemand gesagt hat. was dein vertrauen gestört hat, bzw. dir bestätigt hat, dass der onkel, dem du vertraut hast, dich im stich gelassen hat.
Den Verlust von Jemandem zu verarbeiten ist nicht leicht, ich denke das schwierige bei deiner Geschichte ist die Ungewissheit, die auch vielleicht immer eine Ahnung war und die späte Bestätigung. Dadurch hat das in die immer weitergelebt und eine ungewisse Ahnung ist quälender als ein Schlag der Gewissheit, zumindest hat es sich auf die Weise bei dir sehr verfestigen können und dich gehindert, es richtig zu verarbeiten. Vielleicht begleitet dich deshalb auch in sonstigen Situationen, bei sozialen Anforderungen an dich eine böse Vorahnung, dass du recht haben könntest und der Sache nicht mehr trauen kannst. Ich glaube dir fehlt daher Vertrauen. In dich und dein Urteilsvermögen. Weil sich die Ungewissheit über lange Zeit tief in dir verfestigt hat.
Könnte es so, oder so ähnlich sein?
Hast du schonmal über eine Theraphie zur Trauerbewältigung nachgedacht? Es gibt auch jede Menge Literatur dazu.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass du dieser Welt wieder vertrauen lernst und dass du akzeptieren kannst, dass dein Onkel sich in eine andere Welt getrennt hat
Lieben Gruß,
Sophie

ps: Vielleicht verschwindet sie Schranke, die dich von den anderen trennt, wenn du deinen Onkel loslassen kannst.





Dr. Reinhard Pichler
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