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Liebe Community,
ich hoffe, ihr könnt mir bei meinem Knoten im Kopf weiterhelfen.
Im Zuge meiner 2-jährigen Therapie hat sich herausgestellt, dass ich eine hypochondrische Störung und Bindungsstörungen habe.

Gerade, wenn ich an Beziehungsproblemen und damit verbunden inneren Konflikten leide, verstärkt sich meine Hypochondrie und ich habe Angst, an Geschlechtskrankheiten zu erkranken.
Derzeit lerne ich einen tollen Mann kennen. Wir daten uns seit fast 4 Monaten, sind exklusiv füreinander und wollen niemand anderen kennenlernen. Dennoch sind wir nicht offziell in einer Beziehung und betiteln uns auch nicht als Paar. Das schürt zum Einen meine starke Verlustangst, auf der anderen Seite tue ich mich auch schwer, mich zu 100% auf ihn einzulassen - aus Angst verletzt zu werden. Ich befürchte nur eine netter Zeitvertreib für ihn zu sein.
Ich habe das Gefühl, erst wenn unsere Beziehung auch offiziell gemacht wird, Sicherheit zu haben. Andererseits weiß ich nicht, ob ich bereit für eine Beziehung bin, weil ich befürchte ihm nicht zu genügen und ihm das geben zu können, was er braucht. Ich fühle mich nicht gut genug. Und genau wegen dieser Unsicherheit habe ich gerade wieder enorme Krankheitsängste, insbesondere ich könnte Genitalherpes haben oder bekommen. Ich kann nicht locker sein in Bezug auf körperliche Nähe und Sex. Ich bin sonst jemand, der sehr viel körperliche Nähe sucht und fordert - in dem Fall bin ich aber zurückhaltend und verkopft, wenn wir Sex haben.

Auf der einen Seite habe ich vordergründlich die Angst krank zu werden oder zu sein, um Sex zu vermeiden, denn durch die Angst fühle ich mich unwohl und habe Scham-/Schuldgefühle. Demnach habe ich auch keine Lust auf Sex. Ähnlich wie, wenn andere Kopfschmerzen vorschieben. Das ist ein Versuch meiner Psyche zu testen, ob er auch bleibt und mich will, wenn wir keinen Sex haben. (Plausibel oder?)

Was ich aber nicht verstehe ist, warum ich Sex meide, wenn ich doch so starke Angst habe ihn zu verlieren?
Müsste ich dann nicht erst Recht alle Hebel in Gang setzen wollen, um ihn an mich zu binden? Anstatt ihn mit Sexentzug in verärgern?
Oder ist das Vermeiden von Sex auch eine Taktik wegen der Bindungsangst, ihn erst Recht nicht zu nah an mich ranzulassen, damit ich nicht all zu sehr, im Falle eines Verlassen werdens, verletzt werde?

Zum Einen möchte ich eine starke Bindung (deshalb das Testen, dass er bleibt). Auf der Anderen Seite provoziere ich aber einen Abstand und eine mögliche Trennung.

Wie passt das zusammen? Und wie kann ich das Ganze angehen?
Vielleicht habt ihr Ideen oder kennt dieses Verhalten auch von euch.

Habt noch einen schönen Sonntag!

24.10.2021 17:06 • 16.11.2021 #1


6 Antworten ↓


Du sorgst nicht für die Befriedigung deiner ureigenen Bedürfnisse sondern fühlst dich für die Bedürfnisse anderer zuständig. Das kann nie funktionieren. Der Grund für diese Selbstunterdrückung liegt sehr wahrscheinlich in einer Kindheit mit gestörten Eltern. Hast Du schon einmal eine Therapie gemacht?

A


Bindungsangst - Warum meide ich Sex?

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Du stehst in dieser Beziehung unter sehr großer Spannung und Druck. Vielleicht solltest du mal genau überlegen woran das Verweigern liegt. Du schreibst, das du normalerweise körperliche Nähe suchst. Aber beim Sex mit deinem Freund bist nicht mit dem Kopf dabei. Das ist schon ein Zeichen das etwas nicht stimmt.

Du kannst mir auch per pn schreiben, wenn du willst.

Hey Fauda,

vielen Dank für deine Antwort. Ja ich habe bereits mehrere Therapien gemacht. Meine letzte ging bis Ende September. Es hat sich erst relativ spät herausgestellt, wie sehr meine Kindheitsgeschichte (Bindungstrauma) auf meine Partnerschaften ausgewirkt hat und auswirkt. Deshalb hatten wir jetzt auch nicht mehr wirklich Zeit daran zu arbeiten. Außer, dass ich eben gucken soll, welcher Konflikt mich eigentlich beschäftigt und hinter der Hypochondrie steckt,

Hi Zukunft-2021,
vielen Dank für deine Nachricht. Ja ich stehe unter enormen Druck, da ich in den letzten beiden Beziehungen sehr negative Erfahrungen gemacht. Probleme im Bett standen an der Tagesordnung und waren Hauptgründe für die Trennungen. Einer der beiden Partner war so enorm eifersüchtig, dass ich ihn durch Sex bestätigen musste und er immer eine Bewertung haben wollte. Er hat mir auch immer unterstellt, dass ich ihn sicher nicht gut finde und alle anderen Männer zuvor besser waren. Da ist mir natürlich jegliche Lust auf Sex vergangen, Ich habe das auch so kommuniziert. Er allerdings hat mir die Schuld gegeben und sich bestätigt gefühlt, dass ich ihn schlecht finde. Nur das war natürlich nicht der Grund, Mein anderer Ex ist sehr wahrscheinlich gleichgeschlechtlich, gesteht es sich aber nicht ein und hat immer andere Gründe vorgeschoben, warum wir keinen Sex hatten. Er hat meistens gesagt, ich sei Schuld, weil ich angeblich ständig Infektionen hatte, weshalb wir keinen Sex haben können. Zudem mussten wir Hilfsmittel benutzen, woraufhin er meinte, das kenne er nicht und ich sei unnormal.

Ich habe also über Jahre (insgesamt 10) eingepflanzt bekommen, dass ich nicht normal bin und schuld daran, dass man(n) nicht auf seine Kosten kommt.
Ich hatte eine intensive Affäre, bei der ich einfach ein sehr erfülltes Sexleben hatte und mir keinen Kopf gemacht habe, weil dieser Mann mich so akzeptiert hat, wie ich bin und weil es hier um Nichts ging. Denn eine Beziehung stand nichts zur Debatte.

Das Buch Kein Mann für eine Nacht von Patricia Allen und Sandra Harmon kann dir vielleicht weiterhelfen.

Hallo Frau_Kess


Hab mir alles durchgelesen und dachte, ich gebe mal meinen Senf dazu.

Zitat von Frau_Kess:
Dennoch sind wir nicht offziell in einer Beziehung und betiteln uns auch nicht als Paar. Das schürt zum Einen meine starke Verlustangst, auf der anderen Seite tue ich mich auch schwer, mich zu 100% auf ihn einzulassen - aus Angst verletzt zu werden.


Du hast Angst verletzt zu werden und diese Angst äußert sich in Deinem Verhalten. Du sagst, dass ihr etwas exklusives habt und auch keinen anderen kennenlernen wollt, aber trotzdem schwingt Angst mit und zwar nicht wenig. Klar, wenn da kein Du gehörst zu mir in Form von Ja, wir sind zusammen. ist, verunsichert es noch mehr als ohnehin schon.

Zitat von Frau_Kess:
Ich befürchte nur eine netter Zeitvertreib für ihn zu sein.
Ich habe das Gefühl, erst wenn unsere Beziehung auch offiziell gemacht wird, Sicherheit zu haben. Andererseits weiß ich nicht, ob ich bereit für eine Beziehung bin, weil ich befürchte ihm nicht zu genügen und ihm das geben zu können, was er braucht.


Was löst das Gefühl ihm nicht zu genügen denn in Dir aus? Was lässt Dich das denken?

Zitat von Frau_Kess:
Ich fühle mich nicht gut genug.


Was löst diesen Gedanken aus?


Zitat von Frau_Kess:
Ich kann nicht locker sein in Bezug auf körperliche Nähe und Sex. Ich bin sonst jemand, der sehr viel körperliche Nähe sucht und fordert - in dem Fall bin ich aber zurückhaltend und verkopft, wenn wir Sex haben.

Es könnte sein, dass dies ein Punkt ist, der Dich unsicher und verletzlich macht, sicherlich aus Gründen früherer Erfahrungen.

Zitat von Frau_Kess:
Was ich aber nicht verstehe ist, warum ich Sex meide, wenn ich doch so starke Angst habe ihn zu verlieren?
Müsste ich dann nicht erst Recht alle Hebel in Gang setzen wollen, um ihn an mich zu binden? Anstatt ihn mit Sexentzug in verärgern?

Nein. Die Angst ihn zu verlieren und sexuelle Vermeidungsverhalten sind, meiner Meinung nach, zwei verschiedene Dinge. Du bist stark unsicher aufgrund früherer Erfahrungen, in denen man Dir gesagt hast, Du seist unnormal. Das macht unsicher und wirkt sich auf späteres Verhalten aus.

Ich kann Dir nicht sagen was Du tun oder nicht tun sollst, ich kenne manches von dem was Du erzählt hast, selbst, und vielleicht solltest Du Dich mit ihm darüber mal unterhalten. So nur hat er auch ne Chance auf Dich einzugehen.

Du hast sexuell die Erfahrung gemacht, dass Du so zeigen musstest, was Dir der Kerl bedeutet, sozusagen und verbindest mit Sex vermutlich eben diesen jenen Befriedigungsdrang, aber nicht unbedingt Deinen sondern seinen.

Kann ch gar nicht anders sagen als das Dir die Kerle vorher übel mitgespielt haben...kein Wunder, dass Du Sex vermeidest. Ich muss meine Antwort an der Stelle erstmal beenden, weil da gradn paar Dinge getriggert werden.


Aber eins sag ich Dir noch:
Du bist kein unnormaler Mensch oder sonstiges. Jeder Mensch ist wunderbar, in seiner Verschiedenheit und der Gleichheit mit anderen. Jeder Mensch. Du auch.



Gruß,
Unruhe_in_Person




Dr. Reinhard Pichler
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