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Hallo erstmal,

ich bin ziemlich verzweifelt, weswegen ich mich hier angemeldet habe, um meine Gedanken, Gefühle und Ängste niederzuschreiben.

Meine Ex-/Noch-Partnerin und ich haben uns vor wenigen Tagen getrennt. Wir kennen uns jetzt ca. neun Monate und sind seit knapp sechs Monaten zusammen. In dieser kurzen Zeit haben wir sehr viel erlebt, sowohl Positives als auch Negatives. Negatives im Sinne eines Schicksalsschlags eines Familienangehörigen, was natürlich völlig unerwartet kam. Gerade diese Person spielte eine wichtige Rolle in ihrem Leben.

Eigentlich hat sich bei uns am Anfang alles gut entwickelt, trotz unseres Gepäcks, das wir beide mitgebracht haben. Ich kam aus einer 15-jährigen Ehe, und sie war in einer relativ kurzen Beziehung, aus der ich sie quasi befreit hatte. Dann kam dieser harte Schicksalsschlag, was allein schon sehr schwer zu verarbeiten ist im Leben. Wir beide haben eine starke Bindung, würde ich mal behaupten, und Gefühle sind auf jeden Fall vorhanden.

Von Anfang an war aber klar, dass sie gewisse Probleme mit Beziehungen im Allgemeinen hat, so hatte sie es zumindest kommuniziert. Man hat es manchmal auch am Verhalten gemerkt: leicht kühl/zurückhaltend oder bei manchen Abschieden sehr kurz und gebunden. Ein großes Thema war Schlaf: Sie hat enorme Probleme, außerhalb zu schlafen, selbst bei der eigenen Familie, und bei ihr zu schlafen war quasi auch nicht möglich, nicht einmal wenn man räumlich getrennt war. Sie konnte dann eigentlich kaum bis gar nicht schlafen.

Jedenfalls habe ich dieses Thema nicht so ernst genommen, weil es anfangs zumindest nur dann aufkam, wenn das Thema Übernachten anstand. Doch mit der Zeit wurden die Schlafstörungen immer heftiger. Beziehungsweise hat sie diese jetzt auch bekommen, wenn wir uns getroffen hatten, einen schönen Tag zusammen verbracht haben und uns dann abends wieder getrennt haben. Sie hatte dann immer Herzrasen und ein beklemmendes Gefühl auf der Brust.

Dazu muss ich noch erwähnen, dass sie sich eine sehr bewusste und strikte Lebensweise angeeignet hat, auch schon vor unserer Zeit. Sie hat eine extrem gesunde Ernährung, macht viel Sport und Bewegung sowie Abend- und Morgenroutinen, um wirklich alles zu optimieren. Sie ist seit drei Jahren in Therapie, sagt aber selbst, dass sie keine wirklichen Fortschritte macht und immer wieder schlechte Sitzungen mit ihrer Therapeutin hat, die sie so aufwühlen, dass sie dann auch nicht schlafen kann. Die Therapeutin sagte ihr einmal, dass sie nicht in der Lage sei für eine Beziehung und dass sie sich besser trennen sollte, weil sie alleine dann besser zurechtkomme.

Wenn wir zusammen sind, haben wir überwiegend eine sehr schöne Zeit, und sie sagte/schrieb mir auch jedes Mal, dass sie sich wohl und gut aufgehoben fühlt. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und verstehen uns sehr gut, also können auch sehr offen miteinander über alles Mögliche reden. Klar hatten wir die eine oder andere Auseinandersetzung, aber am Ende haben wir immer darüber reden können und die Dinge diplomatisch und ruhig geklärt. Wenn da nicht diese Schlafstörungen wären, die ihr so viel Kraft kosten und auf Dauer sehr gesundheitsschädigend sind.

Sie hatte vor ca. drei Wochen einen richtigen Tiefpunkt, wo sie kurz davor war, sich einweisen zu lassen, und ist jetzt auch krankgeschrieben. Wir haben es versucht mit wenig Kontakt, was auf jeden Fall dazu geführt hat, dass sie besser schlafen kann, aber die letzten Treffen waren dann immer im Zusammenhang mit keinem Schlaf, was sie dann damit auch in Verbindung bringt.

Ich habe das hier so gut es ging zusammengefasst, natürlich fehlen hier und da Details und Nuancen. Wir beide wollen eigentlich aber die Situation erlaubt es einfach nicht, da der Schlaf einfach essenziell ist und sie ja auch wieder zurück in ihr Leben muss: Arbeit usw.

Ich habe immer versucht, sie nicht unter Druck zu setzen und war in vieler Hinsicht einfühlsam, habe Verständnis gezeigt und war auch relativ zurückhaltend in manchen Sachen. Ich habe ihr versucht, Raum und Zeit zu lassen. Ich würde mich freuen über ein paar Ratschläge oder vielleicht auch geteilte Erfahrungen und wie ihr damit umgegangen seid. Ich wünsche mir mein Mädchen zurück, aber ich habe auch verstanden, dass ich das nicht erzwingen kann und denke, dass die Trennung vielleicht erstmal gut für uns beide ist.

24.07.2024 16:07 • 25.07.2024 x 1 #1


8 Antworten ↓


Servus und willkommen!

Gerne würde ich ein paar Gedanken dazu schreiben aber vorerst noch mal die Frage: Ist die Trennung noch verhandelbar oder bereits durch ihrerseits?

Mir scheint, dass Zwänge bei Deiner Freundin eine Rolle spielen könnten.

Könntest Du Dir vorstellen, dass die Schlafstörungen eher ein Symptom darstellen, die sie (unbewusst?) vor bzw. über das eigentliche, tieferliegende Problem stellt?

A


Trennung wegen Beziehungs- Angst / Phobie

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Hey Moo und herzlichen Dank,

ausschließen würde ich es nicht aber ich denke nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Sicher bin ich mir auch nicht, denn sie ist sehr willensstark und konsequent in ihren Entschlüssen. Sie hat es so formuliert, dass sie versucht, alles zu verstehen, der Sache auf den Grund zu gehen und daran arbeitet. Und wenn das Universum uns dann noch einmal zusammenführt, dann für immer.

Was genau meinst du mit Zwängen?

Das könnte gut möglich sein. Sie leidet extrem darunter, was ja auch verständlich ist, wenn man sich nur einmal vorstellt, dauerhaft keinen Schlaf zu bekommen. Sie funktioniert dann einfach nicht mehr, was insbesondere für sie ziemlich hart sein muss, weil sie sonst ihr Leben voll unter Kontrolle hat.

Danke für Deine Rückmeldung,
Zitat von m4kaveli:
Sie hat es so formuliert, dass sie versucht, alles zu verstehen, der Sache auf den Grund zu gehen und daran arbeitet.

Wer versucht, alles zu verstehen, benötigt natürlich 24h pro Tag dafür - Schlaf wäre da kontraproduktiv... .

Zitat von m4kaveli:
Was genau meinst du mit Zwängen? Das könnte gut möglich sein. Sie leidet extrem darunter, was ja auch verständlich ist, wenn man sich nur einmal vorstellt, dauerhaft keinen Schlaf zu bekommen. Sie funktioniert dann einfach nicht mehr, was insbesondere für sie ziemlich hart sein muss, weil sie sonst ihr Leben voll unter Kontrolle hat.

Sonst, ja - sonst hat sie ihr Leben (vermeintlich!) voll unter Kontrolle. Ich denke, der Begriff des Kontrollzwangs ist Dir nicht fremd?

Zitat von m4kaveli:
Negatives im Sinne eines Schicksalsschlags eines Familienangehörigen, was natürlich völlig unerwartet kam. Gerade diese Person spielte eine wichtige Rolle in ihrem Leben.

Magst Du sagen um wen es sich konkret handelt? Und weshalb war diese Person so wichtig für sie?
Zitat von m4kaveli:
Ein großes Thema war Schlaf: Sie hat enorme Probleme, außerhalb zu schlafen, selbst bei der eigenen Familie, und bei ihr zu schlafen war quasi auch nicht möglich, nicht einmal wenn man räumlich getrennt war.

War das schon vorher ihr großes Thema oder erst seit dem Tod des o. G.?

Zitat von m4kaveli:
sie war in einer relativ kurzen Beziehung, aus der ich sie quasi befreit hatte.

Sie hat ihn also erst loslassen können, als sie mit Dir zusammenkam - verstehe ich das richtig? Oder übte er selber starken Beziehungsdruck auf sie aus?

Zitat von m4kaveli:
Von Anfang an war aber klar, dass sie gewisse Probleme mit Beziehungen im Allgemeinen hat, so hatte sie es zumindest kommuniziert. Man hat es manchmal auch am Verhalten gemerkt: leicht kühl/zurückhaltend oder bei manchen Abschieden sehr kurz und gebunden.

Man kann mit Distanz auch Unsicherheit überspielen. Passt Herzlichkeit und gezeigte Innigkeit nicht in ihr Kontrollschema?

Zitat von m4kaveli:
Doch mit der Zeit wurden die Schlafstörungen immer heftiger. Beziehungsweise hat sie diese jetzt auch bekommen, wenn wir uns getroffen hatten, einen schönen Tag zusammen verbracht haben und uns dann abends wieder getrennt haben.

Konkret das klingt für mich nach lavierten Zwängen! Weil:
Zitat von m4kaveli:
...dass sie sich eine sehr bewusste und strikte Lebensweise angeeignet hat, auch schon vor unserer Zeit. Sie hat eine extrem gesunde Ernährung, macht viel Sport und Bewegung sowie Abend- und Morgenroutinen, um wirklich alles zu optimieren.

Eine Abweichung von den etablierten Kontrollhandlungen (die wohl mittlerweile einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit darstellen) wird als Fehler, Defizit oder Gefahr erlebt.

Bewusste Zwängler machen diesen Fehltritt wieder gut, indem sie bewusst die Kontrollhandlungen quantativ und/oder qualitätiv verstärken. Das kostet Zeit und Energie - beides Ressourcen, die ein Zwängler dadurch nach und nach verliert.

Unbewusste Zwängler leisten diesen Ausgleich auf somatische Weise, z. B. in Form von Schlaflosigkeit, Beklemmung, Erbrechen, Schweißausbrüche usw. Im Gegensatz zu den bewussten Zwänglern neigen sie dazu, die (vermeintlichen!) Auslöser der körperlichen Symptome im Außen auszumachen und sie zu eliminieren.

Leider arbeiten beide Zwangsvarianten streckenweise Hand in Hand, was es für die Betroffenen irgendwann extrem anstrengend macht. Die Situation wird dermaßen verfahren, dass nur noch das Symptom im Vordergrund steht und er buchstäblich alles dafür tut, um es loszuwerden. Dies leider mit der exakt falschen Strategie: Mit einer weiteren Stabilisierung der Zwangshandlungen und einer Vermeidung der - eigentlich - heilsamen Kontakte (hier: einer liebevollen Beziehung zu Dir).

Zitat von m4kaveli:
Klar hatten wir die eine oder andere Auseinandersetzung, aber am Ende haben wir immer darüber reden können und die Dinge diplomatisch und ruhig geklärt.

Wäre es zuviel verlangt, ein oder zwei konkrete Beispiele zu erfahren, sofern noch in Erinnerung?

Ruhe, Diplomatie, Wohlsein, gut aufgehoben sein - hm... Sind das die Attribute, die einem spontan bei einer neuen Beziehung einfallen? Wie fühlst Du Dich damit oder sind das Aspekte, die auch Dir genügen? Bitte fasse das nicht als Kritik auf. Mir persönlich reicht das weitgehend auch aber ob Ihr beide damit klarkommt, würde mich doch interessieren.

Zitat von m4kaveli:
Wir haben es versucht mit wenig Kontakt, was auf jeden Fall dazu geführt hat, dass sie besser schlafen kann, aber die letzten Treffen waren dann immer im Zusammenhang mit keinem Schlaf, was sie dann damit auch in Verbindung bringt.

Richtig: Sie bringt es damit in Verbindung. Und genau hier liegt der funktionelle Knackpunkt des Zwangskreislaufs.

Solltet Ihr nochmal Kontakt haben, würde ich ihr raten, sich einer stationären Behandlung in einer psychosomatischen Klinik zu unterziehen. Idealerweise eine, die sich gut auf Zwänge und Ängste spezialisiert hat. Nach drei Jahren Therapie keinen Fortschritt zu erkennen, deutet auf eine falsche Behandlung hin.

Du selber wirst alleine da nicht viel ausrichten können. Deine Beschreibung deutet für mich ganz klar auf eine ziemlich weitgreifende Zwangsstörung hin, die sich selber durch die o. g. körperlichen Probleme schützt. Die Schlafprobleme sind gewissermaßen Teil des Schutzprogramms - so unschön das klingt...

Erstmal vielen Danke für die Ausführliche Beschreibung, es tut wirklich gut darüber zu reden/schreiben und auch gutes Feedback zurück zu bekommen, danke dir dafür.
Zitat von moo:
Sonst, ja - sonst hat sie ihr Leben (vermeintlich!) voll unter Kontrolle. Ich denke, der Begriff des Kontrollzwangs ist Dir nicht fremd?

An sich sagt mir das Wort etwas, aber ich werde es mir mal etwas genauer anschauen
Zitat von moo:
Magst Du sagen um wen es sich konkret handelt? Und weshalb war diese Person so wichtig für sie?

Es war ihr Vater, der einzige Mann, der sie bedingungslos geliebt hat, ohne etwas dafür zu fordern, so ihre eigene Aussage

Zitat:
War das schon vorher ihr großes Thema oder erst seit dem Tod des o. G.?

Es war, so wie ich sie verstanden habe, schon vorher präsent, was, glaube ich, mit einem ganz schlimmen Erlebnis aus ihrer Jugend zu tun haben muss. Sie wollte darüber nicht reden bzw. wollte dieses Thema nicht nochmal neu aufarbeiten, weil sie das mit ihrer Therapeutin schon durchgegangen ist. Ich wollte sie auch absolut nicht unter Druck setzen, habe ihr aber nur angeboten, darüber zu reden. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, was passiert ist

Zitat von moo:
Eine Abweichung von den etablierten Kontrollhandlungen (die wohl mittlerweile einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit darstellen) wird als Fehler, Defizit oder Gefahr erlebt.

Bewusste Zwängler machen diesen Fehltritt wieder gut, indem sie bewusst die Kontrollhandlungen quantativ und/oder qualitätiv verstärken. Das kostet Zeit und Energie - beides Ressourcen, die ein Zwängler dadurch nach und nach verliert.

Unbewusste Zwängler leisten diesen Ausgleich auf somatische Weise, z. B. in Form von Schlaflosigkeit, Beklemmung, Erbrechen, Schweißausbrüche usw. Im Gegensatz zu den bewussten Zwänglern neigen sie dazu, die (vermeintlichen!) Auslöser der körperlichen Symptome im Außen auszumachen und sie zu eliminieren.

Leider arbeiten beide Zwangsvarianten streckenweise Hand in Hand, was es für die Betroffenen irgendwann extrem anstrengend macht. Die Situation wird dermaßen verfahren, dass nur noch das Symptom im Vordergrund steht und er buchstäblich alles dafür tut, um es loszuwerden. Dies leider mit der exakt falschen Strategie: Mit einer weiteren Stabilisierung der Zwangshandlungen und einer Vermeidung der - eigentlich - heilsamen Kontakte (hier: einer liebevollen Beziehung zu Dir).

Das ist extrem interessant und passt irgendwie voll



Zitat von moo:
Wäre es zuviel verlangt, ein oder zwei konkrete Beispiele zu erfahren, sofern noch in Erinnerung?

Ruhe, Diplomatie, Wohlsein, gut aufgehoben sein - hm... Sind das die Attribute, die einem spontan bei einer neuen Beziehung einfallen? Wie fühlst Du Dich damit oder sind das Aspekte, die auch Dir genügen? Bitte fasse das nicht als Kritik auf. Mir persönlich reicht das weitgehend auch aber ob Ihr beide damit klarkommt, würde mich doch interessieren.

Ich fasse das überhaupt nicht negativ auf, alles gut. Eine Auseinandersetzung hatten wir beim Einkaufen: Ich holte sie von der Arbeit ab, und wir wollten ein paar schöne Stunden zusammen verbringen. Daraufhin sind wir für sie ein paar Kleinigkeiten einkaufen gegangen. Als wir an der Kasse standen und sie ihren Einkauf aufs Band gelegt hat, habe ich eine Packung Nüsse zu ihrem Einkauf gelegt und sie gefragt bzw. ihr gesagt, ob ich das noch dazu legen könnte. Ich hatte mir in diesem Moment nichts dabei gedacht. Wenn wir auswärts schick essen waren, habe oft ich bezahlt, was für mich auch in Ordnung war, und hier und da haben wir die Kosten auch mal geteilt oder sie hatte etwas dazu beigesteuert. Jedenfalls sind wir raus, und plötzlich war sie extrem abweisend für ein paar Minuten, bis ich dann angesprochen habe, was denn eigentlich ist. Daraufhin war sie richtig genervt und warf mir vor, wieso ich denn einfach diese Packung Nüsse auf das Band gelegt habe, als wäre das selbstverständlich. Ich war in diesem Moment irgendwie getroffen und konnte nicht glauben, dass sie da jetzt so einen Aufstand deswegen macht, und habe versucht, dagegen zu argumentieren. Am Ende sagte sie nur, es gehe gar nicht, dass ich quasi über sie hinweg entscheide, und mehr oder weniger habe ich das akzeptiert



Zitat:
Richtig: Sie bringt es damit in Verbindung. Und genau hier liegt der funktionelle Knackpunkt des Zwangskreislaufs.

Solltet Ihr nochmal Kontakt haben, würde ich ihr raten, sich einer stationären Behandlung in einer psychosomatischen Klinik zu unterziehen. Idealerweise eine, die sich gut auf Zwänge und Ängste spezialisiert hat. Nach drei Jahren Therapie keinen Fortschritt zu erkennen, deutet auf eine falsche Behandlung hin.

Du selber wirst alleine da nicht viel ausrichten können. Deine Beschreibung deutet für mich ganz klar auf eine ziemlich weitgreifende Zwangsstörung hin, die sich selber durch die o. g. körperlichen Probleme schützt. Die Schlafprobleme sind gewissermaßen Teil des Schutzprogramms - so unschön das klingt...

Wow, das ist heftig, aber klingt alles irgendwie sehr plausibel. Tatsächlich treffen wir uns heute noch einmal. Danke dir nochmal, so klar aus dieser Perspektive habe ich das gar nicht gesehen

Danke für die Rückmeldung,

Zitat von m4kaveli:
Es war ihr Vater, der einzige Mann, der sie bedingungslos geliebt hat, ohne etwas dafür zu fordern, so ihre eigene Aussage

Ah ja - danke. Mal davon abgesehen, dass dieser Wesenszug (eigentlich) naturgemäß auf alle Väter (und Mütter) zutreffen sollte, bleibt festzuhalten, dass sie hier den Mann explizit hervorhebt. Männer stehen für sie offenbar gleichbedeutend mit Forderung.
Zitat von m4kaveli:
Es war, so wie ich sie verstanden habe, schon vorher präsent, was, glaube ich, mit einem ganz schlimmen Erlebnis aus ihrer Jugend zu tun haben muss. Sie wollte darüber nicht reden bzw. wollte dieses Thema nicht nochmal neu aufarbeiten, weil sie das mit ihrer Therapeutin schon durchgegangen ist.

War ihre Therapeutin jene, bei der sie seit 3 Jahren keine spürbaren Fortschritte macht? Das ergäbe Sinn, denn andernfalls könnte sie mit Dir darüber sprechen...
Zitat von m4kaveli:
Ich wollte sie auch absolut nicht unter Druck setzen, habe ihr aber nur angeboten, darüber zu reden. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, was passiert ist.

Das bezeugt Dein Fingerspitzengefühl und war m. E. auch angemessen. Trotzdem steckte sie hier ihren (geistigen) Bereich ab, was ihr offenbar sehr wichtig ist. Das passt auch zum Abstecken ihres physischen Bereichs (Ort, Schlafen, Rückzug).

Das Schema setzt sich fort:
Zitat von m4kaveli:
Am Ende sagte sie nur, es gehe gar nicht, dass ich quasi über sie hinweg entscheide, und mehr oder weniger habe ich das akzeptiert.

Die nahezu nicht verhandelbare Empfindung von Übergrifflichkeit stellt m. E. eine ganz offensichtliche Schutzfunktion dar. Hättest Du ihr damals Paroli geboten, wäre wohl die Beziehung bereits vorzeitig beendet worden. Indem Du ihr Verhalten akzeptiert hast, konnte sie ihren Zwang aufrecht erhalten und Du bekamst eine weitere Chance.
Partner von unbewussten Zwänglern müssen das zumindest verstehen, auch wenn sie es nicht nachvollziehen können. Sie werden immer in die Zwangsstruktur integriert werden. Ob man das als Partner (lebenslang?) durchhalten will, sei dahingestellt.

Zitat von m4kaveli:
Wow, das ist heftig, aber klingt alles irgendwie sehr plausibel.

Ist nur meine Einschätzung. Zwänge (und Süchte) kenne ich zeitlebens zur Genüge, habe aber gelernt, mich weitgehend davon zu befreien. Einen Zwang vollumfassend zu verstehen, kann immense zusätzliche Einsichten eröffnen. Vielleicht möchte sich Deine Ex in spe mal zur Abwechselung damit ernsthaft befassen...

Alles Gute für´s Treffen.

@moo

Zitat von moo:
Ah ja - danke. Mal davon abgesehen, dass dieser Wesenszug (eigentlich) naturgemäß auf alle Väter (und Mütter) zutreffen sollte, bleibt festzuhalten, dass sie hier den Mann explizit hervorhebt. Männer stehen für sie offenbar gleichbedeutend mit Forderung.

Ja, das habe ich nach ihrer Aussage auch so empfunden



Zitat von moo:
War ihre Therapeutin jene, bei der sie seit 3 Jahren keine spürbaren Fortschritte macht? Das ergäbe Sinn, denn andernfalls könnte sie mit Dir darüber sprechen...

Dieselbe Therapeutin, ja. Sie meinte in einer ihrer letzten Sitzungen, dass sie für Beziehungen nicht geeignet sei und sich von mir trennen solle. Medikamente wollte sie ihr dann auch noch verschreiben, obwohl sie von Anfang an der Therapie ausdrücklich klargemacht hat, dass sie keine Medikamente nehmen will, sondern alles aufarbeiten möchte und nicht einfach betäubt werden will



Zitat von moo:
Das bezeugt Dein Fingerspitzengefühl und war m. E. auch angemessen. Trotzdem steckte sie hier ihren (geistigen) Bereich ab, was ihr offenbar sehr wichtig ist. Das passt auch zum Abstecken ihres physischen Bereichs (Ort, Schlafen, Rückzug).

Das Schema setzt sich fort:

Ich habe sicherlich in manchen Situationen nicht korrekt gehandelt oder etwas Falsches gesagt, aber ich habe gleichzeitig viel Einsicht gezeigt und bin teilweise auch über meine eigenen Gefühlsgrenzen gegangen. Ich merke auch, dass ich mich gerade ziemlich ausgelaugt fühle und mir alles so sinnlos erscheint



Zitat von moo:
Die nahezu nicht verhandelbare Empfindung von Übergrifflichkeit stellt m. E. eine ganz offensichtliche Schutzfunktion dar. Hättest Du ihr damals Paroli geboten, wäre wohl die Beziehung bereits vorzeitig beendet worden. Indem Du ihr Verhalten akzeptiert hast, konnte sie ihren Zwang aufrecht erhalten und Du bekamst eine weitere Chance.
Partner von unbewussten Zwänglern müssen das zumindest verstehen, auch wenn sie es nicht nachvollziehen können. Sie werden immer in die Zwangsstruktur integriert werden. Ob man das als Partner (lebenslang?) durchhalten will, sei dahingestellt.

Auf Dauer ist das natürlich nicht sehr einfach. Hätte ich allerdings von Anfang an das Ganze ernster genommen und wäre über die Thematik besser aufgeklärt gewesen, hätte ich mit den Dingen auch ganz anders umgehen können oder manches einfach anders entschieden. Wir hatten meiner Meinung nach überwiegend schöne Erlebnisse, weshalb es für mich auch gerade so schwierig ist, loszulassen. Meine Gefühle zu ihr sind sehr stark, und für sie scheint es genauso zu sein. Das hat sie nicht nur geschrieben, sondern mir auch in vieler Hinsicht gezeigt. Es ist einfach nur ätzend und unfair...



Zitat von moo:
st nur meine Einschätzung. Zwänge (und Süchte) kenne ich zeitlebens zur Genüge, habe aber gelernt, mich weitgehend davon zu befreien. Einen Zwang vollumfassend zu verstehen, kann immense zusätzliche Einsichten eröffnen. Vielleicht möchte sich Deine Ex in spe mal zur Abwechselung damit ernsthaft befassen...

Alles Gute für´s Treffen.

Es ist ja generell so, dass man, wenn man sich mit Dingen auseinandersetzt und lernt, sie zu verstehen, ganz neue Einsichten gewinnt, wie du schon geschrieben hast. Unabhängig davon, ob wir nochmal zusammenkommen, wünsche ich mir für sie, dass sie all diese Probleme irgendwann aufarbeiten kann und wieder ein glückliches Leben führen kann.

Wie hast du es denn geschafft, deine Problematik zu verarbeiten?

Danke dir für alles!

Zitat von m4kaveli:
Dieselbe Therapeutin, ja. Sie meinte in einer ihrer letzten Sitzungen, dass sie für Beziehungen nicht geeignet sei und sich von mir trennen solle. Medikamente wollte sie ihr dann auch noch verschreiben, obwohl sie von Anfang an der Therapie ausdrücklich klargemacht hat, dass sie keine Medikamente nehmen will, sondern alles aufarbeiten möchte und nicht einfach betäubt werden will.

Puh...was soll man dazu sagen...traurig.
Zitat von m4kaveli:
Ich habe sicherlich in manchen Situationen nicht korrekt gehandelt oder etwas Falsches gesagt, aber ich habe gleichzeitig viel Einsicht gezeigt und bin teilweise auch über meine eigenen Gefühlsgrenzen gegangen. Ich merke auch, dass ich mich gerade ziemlich ausgelaugt fühle und mir alles so sinnlos erscheint.

Sich aus Liebe oder Zuneigung in die Zwangsstruktur seines Gegenübers zu fügen führt langfristig zur Erschöpfung. Suche bitte nicht die Fehler bei Dir. Das passiert nämlich in solch einem Fall sehr leicht.
Zitat von m4kaveli:
Wir hatten meiner Meinung nach überwiegend schöne Erlebnisse, weshalb es für mich auch gerade so schwierig ist, loszulassen. Meine Gefühle zu ihr sind sehr stark, und für sie scheint es genauso zu sein. Das hat sie nicht nur geschrieben, sondern mir auch in vieler Hinsicht gezeigt. Es ist einfach nur ätzend und unfair...

Ja, absolut und ich kann das voll nachempfinden. Ich hatte auch mal für 18 Monate eine Beziehung mit einer sehr zwanghaften Dame. Meines Wissens lebt sie heute noch (15 Jahre später) in ihrer selbst geschaffenen Regelwelt.
Ich schätze, die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch schaffen es, den Zwangsrahmen für eine Weile aufzuweichen bzw. sogar die Hoffnung zu erzeugen, dass man es diesmal schaffen kann, eine glückliche Beziehung zu führen. Wenn jedoch auch nur die kleinsten Problemchen auftauchen, wirken sie wie mächtige Schatten auf dem Traum und der Zwang gewinnt die Oberhand. Nicht umsonst sagt das Sprichwort: Lieber das vertraute Gefängnis als die ungewisse Freiheit.
Zitat von m4kaveli:
Unabhängig davon, ob wir nochmal zusammenkommen, wünsche ich mir für sie, dass sie all diese Probleme irgendwann aufarbeiten kann und wieder ein glückliches Leben führen kann.

Eine feine Einstellung, Respekt.
Zitat von m4kaveli:
Wie hast du es denn geschafft, deine Problematik zu verarbeiten?

Lebenslange Geschichte...das würde zu weit führen. Einige Therapeuten, SH-Gruppen und viel Arbeit an mir selbst. Zudem die Buddha-Lehre, Meditation. Es gibt da eh keinen Standardweg.
Zitat von m4kaveli:
Danke dir für alles!

Gerne und alles Gute!

@moo

Ja, traurig das mit ihrer Therapeutin. Ich hoffe, sie sucht sich jemanden, der kompetenter ist bzw. auch in anderen Gebieten spezialisiert ist. Ich bin schon an diesem Punkt angelangt. Sie sagte mir ja auch immer wieder, dass ich überhaupt nichts für diese Situation kann. Im Gegenteil, sie rechnet es mir hoch an, dass ich immer versucht habe, Einsicht zu zeigen und ihr auch viel Raum und Zeit gegeben habe. Ich habe zumindest für mich erkannt, dass ich auch ein paar Bereiche habe, an denen ich arbeiten muss
Zitat von moo:
Wenn jedoch auch nur die kleinsten Problemchen auftauchen, wirken sie wie mächtige Schatten auf dem Traum und der Zwang gewinnt die Oberhand. Nicht umsonst sagt das Sprichwort: Lieber das vertraute Gefängnis als die ungewisse Freiheit

Das trifft es wirklich sehr auf den Punkt. Ich wünsche ihr wirklich, dass sie es dort heraus schafft, aber nur sie ist diejenige, die das Ganze ins Laufen bringen kann


Zitat von moo:
Lebenslange Geschichte...das würde zu weit führen. Einige Therapeuten, SH-Gruppen und viel Arbeit an mir selbst. Zudem die Buddha-Lehre, Meditation. Es gibt da eh keinen Standardweg

Riesen Respekt, wirklich und deine Geschichte ist mit sicherheit sehr interessant!





Dr. Reinhard Pichler
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