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Zitat von FeuerWasser:
Bin ich in der Lage mich auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzulassen? Nicht nur von sich selbst ausgehen und Anforderungen stellen sondern auch gucken welches Mindset man selbst mitbringt.

Ja da hast du auch recht....
Wer zu hohe Ansprüche stellt der wird nie den oder die passende finden.
Es ist schon verhext.....
Man sollte mal in den Spiegel schauen und auch erkennen was man sieht.

Zitat von Tommyy:
Zweifel an was? Sollte ich nachgeben wäre ich wieder frei, würde wieder Verantwortung abgeben und machen was ich will. Gleichzeitig wäre ich wahrscheinlich sehr traurig und würde mir später Vorwürfe machen sowie es in der Vergangenheit in anderen Beziehungen ebenfalls war. Aus diesem Grund, also weil ich meine Verhaltensmuster brechen will und weil ich Sie liebe hatte ich für mich bis heute beschlossen bei ihr zu bleiben, weil ich denke das sie für eine Familie genau die Richtige ist. Soweit alles gut, trotzdem kommen Sie diese Zweifel in Form von Gedanken etc. immer wieder, ich kann sie dann auch rein rational nicht wegdiskutieren und so tun als gäbe es sie nicht. Ich denke ich befinde mich an einem Wendepunkt und sollte durchhalten.


Lieber Tommyy,

vielleicht bist du schon durch mit den Antworten, aber ich würde so gerne noch ein paar deiner Umstände beleuchten, entschuldige wenn es zu analytisch wird Ich bin zwar eine Frau, aber auch mit dieser Geschichte. Ich lebe seit einem Jahr in einer Beziehung mit genau diesen Zweifeln, aber will durchhalten, da ich in ihm auch sowas wie einen perfekten Vater sehe. Und davor ging es eben eher gemischter zu, wenn auch ich das mit Familie immer im Hinterkopf hatte, nur eben mit dem Richtigen. Irgendwas in mir sagt gerade, es lohnt sich, bei ihm zu bleiben, denn er hat genau das, was man sich für eine Familie wünschen könnte. Jetzt komme ich nur eben auch immer wieder in diese Druckgefühle, dass ich NICHTS aus Vernunft machen werde, eine Art Rebellion, dass ich bitte das Leben lieber allein oder mit einem noch Richtigeren verbringen will, auch wenn die Lebensvorstellungen nicht stimmen. Hauptsache Liebe, dann schaffe ich auch den Rest! Nur um mehr meiner Linie treu zu bleiben und nicht mehr dieses verdammte Gefühl zu haben, das bestimmt langfristig nicht gesund ist. Aber eben wie bei dir lässt mich gerade der Wunsch nach Veränderung, der Schritt weiter, etc. daran festhalten.

Ich hörte mal vom Gesetz der Unzufriedenen: Die perfekte Welt der anderen stimmt sie schlechter (das typische grüne Gras, die Männer mit der noch besser aussehenden Frau oder die Paare, die stolz verkünden, dass sie noch nie gezweifelt haben, weil sie füreinander bestimmt waren). Wenn die Unzufriedenen allerdings hören, dass es anderen irgendwobei schlechter geht, geht es ihnen plötzlich besser. Ich merkte, dass ich da auch etwas drin stecke: Ich wusste nicht, ob er der Richtige ist, also habe ich neben super vielen Forenbeiträgen nach Kriterien gesucht, die das bestärken: Yes, er ist aufregend schön, intelligent, witzig und trotzdem sowas von zuverlässig, loyal und damit vielleicht auch treu. Und die Vergleiche fielen natürlich so aus, dass ich super viele Schwachpunkte in anderen sah und mich auch frage, wie die überhaupt mit ihren Partnern leben können. Und da, wo jemand auch besonders spannend und künstlerisch zugange war, sah ich dann zum Glück, dass er untreu ist, sodass so jemand dann nicht in Frage kam. Und bei anderen, die total zufrieden mit dem Partner waren, habe ich dann gedacht, dass die eben einfacher in solchen Sachen ticken. Oder sich eben einfach wirklich lieben. Ein Stich ins Herz gaben dann wiederum Aussagen wie Das lässt sich doch alles kombinieren, jemand kann doch aufregend und trotzdem treu etc. sein. Eine gelungene Beziehung definierst eben du selbst und juhu, du darfst zum ersten Mal so richtig drüber nachdenken. Und die Feststellung, dass früher alles viel weniger tragisch, ernst, allumfassend und weitreichend in seiner Konsequenz war.

Ich würde die Freundin auf jeden Fall sehr vorsichtig in die Dinge einweihen. Die Frage ist ja auch, was sie mit den Infos anfangen soll. Da ich gemerkt habe, dass ich mir schon selbst schade, habe ich versucht, es damals so zu erzählen, dass er es nicht als Bedrohung auffasst. (Auch schon ein Schritt für mich, da ich in anderen Beziehungen oft als Bedrohung aufgefasst wurde). Sondern ich meinte, dass ich es als aufreibend, aber auch irgendwie schön überwältigend wahrnehme, was da passiert. Er war sehr offen und es hat mir damals geholfen, als er sagte, ich solle mich und uns beobachten und er findet die Vorstellung, mit mir weiter zu gehen, wahnsinnig spannend, aber wenn nicht, wäre es jetzt auch kein Weltuntergang. Ich solle nur wissen, dass er mir nur das geben kann, was er ist - ein Mensch - aber eben ein ziemlich toller.

Wie du schreibst, ist auch für mich auch zum ersten Mal dieses Tor zu für immer aufgegangen. Und damit auch die schreckliche Angst, mich da irgendwie zu vertun. Wenn es passt, müsste es sich doch leichter anfühlen?! Oder eben, was du auch schreibst: Kann ich jetzt nur noch leben, indem ich mir irgendwas vormache? Ein bisschen auch, wie sehr das weh tut, wenn Freunde, die in der selben Situation steckten, jetzt plötzlich jemanden gefunden haben, der alle Zweifel aus dem Weg geräumt hat?! Ich glaube, es gibt immer Menschen, die das mehr oder weniger in einem auslösen. Mein Ex-Freund, ein bisschen ein Lebemann, hat alles nicht sooo ernst genommen und geht jetzt gerade seiner nächsten Freundin fremd, war aber für mich bis vor 3 Jahren der Himmel auf Erden, weil so von allen geliebt, witzig, unkonventionell. Aber irgendwie bin ich meinem jetzigen Freund trotz allen Momenten, in denen ich mir mehr Frieden mit mir selbst gewünscht hätte, unendlich dankbar, dass er diese Seite in mir hervorgekitzelt hat. Alternativ wäre ich jetzt vielleicht ganz entspannt mit dem Ex-Freund unterwegs (und es würde mich vielleicht an anderer Stelle erwischen, Mid-Life und so...).

Was würdest du ihr denn raten, wenn sie die gleichen Zweifel hätte? Ich erwische mich ja gerne bei dem Gedanken Ne, halt, der andere sollte sich schon sicher sein mit mir. Das, was du beschreibst, wird vermutlich nicht mit irgendeiner Hochzeit oder Kindern aufhören, du kannst es nur aufarbeiten. Und es zwingt einen ja eigentlich keiner zu einer Beziehung oder zu so einer Aufarbeitung. Wechseln wäre ja für viele gefühlt leichter (bzw. Menschen suchen ja automatisch das Gute in vielem). Also herausfinden, was einen zum Wunsch der lebenslangen Beziehung bringt.

Die Kunst ist ja nicht, nicht zu zweifeln, sondern trotz der Zweifel voranzuschreiten. Und ggf. herauszufinden, was so Angst macht. Ich meine, wir sind Schöpfer unseres eigenen Lebens, wir müssen/sollen/dürfen gar nichts, sondern können das alles ganz alleine entscheiden. Und da fängt die Verantwortung auch schon an. Verantwortung, wie du dich selbst behandelst. Ich wünsche dir alles alles Liebe!

PS: Diejenigen, die eine Therapie in die Richtung gemacht haben. Würdet ihr auch eine Psychoanalyse empfehlen können? (Ich hörte von einer guten bei mir...)





Dr. Reinhard Pichler
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