Liebe Vanilla Sky,
du bekommst jetzt gleich einen sehr langen Text von mir. Der zeigt dir, wie ich es geschafft habe. Der einzige Weg, da wieder raus zu kommen ist, dass DU an dir arbeitest, dass DU etwas änderst.
Nutze die Therapie um heraus zu finden, WARUM du Angst hast!
Und nutze folgende Punkte um die Angst zu akzeptieren und nicht zu bekämpfen. Das ist sehr wichtig. Sie schützt dich. Es fühlt sich widerlich an, aber sie will dir helfen. Nutze die Chance. Irgendwo scheint etwas schief gelaufen zu sein. Irgendwas scheint dir zu viel geworden zu sein. Irgendwas bohrt da in dir. Mach dich auf die Suche. Sei stark und kämpfe für dich.
Du schaffst das!
1. Du bist die Angst und nur du kannst dir helfen!
Die Angst kann man nicht weg behandeln. Sie schützt dich. Das klingt absurd, ist aber so. Wenn man nach vielem, vielem Grübeln und recherchieren und reden und Therapien herausgefunden hat wovor, hat man schon einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Leicht ist das nicht. Aber möglich.
Es kann auch sein, dass es nur eine minimale Kleinigkeit ist, die dein Unterbewusstsein an etwas erinnert, was dir sehr, sehr geschadet hat, was dich enorm verletzt hat oder wo du dich in eine Richtung drücken hast lassen, die in keinster Weise gut für dich ist. Ich habe sehr lange gebraucht, Zusammenhänge zu verstehen und tu es teilweise jetzt noch nicht, aber bei ein paar Punkten hat es schon Klick gemacht.
Bekämpfe nicht die Angst, sonst bekämpfst du dich! Ergründe die Ursache und setz dich dann mir ihr auseinander!
2. Es geht vorbei! Es ist nur ein Gefühl!
Wenn die Angst kommt, mach dir klar, dass sie dir nichts tun kann, dass sie nur ein ekelhaftes Gefühl ist, dass du sie schon oft gemeistert hast, dass es auf jeden Fall vorbei gehen wird, dass du stark bist und es aushalten kannst.
3. Mach weiter und akzeptiere!
Lass dich von der Angst von Nichts abhalten. Wenn du aufwachst und Angst hast, sag dir Na dann heute hald mit Angst.. Du wirst sehen, wenn du deinen Alltag weiter lebst, wird dich das schon enorm von der Angst ablenken und wenn du akzeptierst, dass sie dich eben momentan begleitet, verlierst du auch nach und nach die Angst vor der Angst.
Du musst versuchen die Angst in deinen Alltag zu integrieren, dass sie dir gleichgültig wird. Lass dich nicht von ihr abhalten. Mache ALLES, was du ohne Angst auch machen würdest. Lebe! Lebe dein Leben. Lebe deinen Alltag. Beschäftige dich nicht so viel damit. Das ist sehr schwer, aber essentiel! Gib nicht auf!
Jeder Rückschlag ist für mich sehr schwer, aber bei den ersten Rückschlägen habe ich Wochen gebraucht, dann nur noch mehrere Tage und jetzt ist es manchmal sogar nach einigen Stunden möglich, dass ich mir sagen kann: Hallo Angst, da bist du ja wieder. Begleite mich ein Stück und dann lass mich wieder in Ruhe!. Das klingt absurd, aber es hilft. Je mehr ich mir das einrede, desto mehr hilft es. Ich habe schon Monate lang keine Sekunde mehr an die Angst gedacht, bis sie dann mal wieder vorbei geschaut hat.
Beschäftige dich nicht so viel mit der Angst, lass sie neben dir herlaufen, aber lass sie nicht von dir bzw. deinen Gedanken Besitz ergreifen. Lenk dich ab und leb!
4. Erlaube dir Niederlagen und sei nicht wütend!
Mir geht es besser. Mir geht es gut. ABER, ab und an besucht mich noch die Angst. Schwächer als früher. Manchmal begleitet sie mich fast unbemerkt. Doch JEDESMAL verspüre ich ein wenig Wut. Jedes mal habe ich das Gefühl, das ist eine Niederlage. Aber das ist falsch. Ich muss mir selbst einfach auch Schwäche zugestehen. Ich muss mir erlauben, dass es mir nicht immer gut geht. Ich muss nicht immer funktionieren. Erlaube dir schlechte Tage. Sei nicht wütend oder traurig, sondern gesteh dir ein, dass es Niemandem jeden Tag gut gehen kann. (für mich der schwierigste Punkt!)
5. Ausschleichen, verstehen und Ursachenforschung
Die Angst ist - nach meinem Verständnis - ein chemischer Vorgang im Gehirn. Man kann die Angst also doch mit Fakten erklären. Es ist so: Dein Hirn hat sich gespeichert, wenn du angespannt bist, dann muss es Angst melden und du bist immer angespannt, wenn dich Jemand schlecht behandelt, DU dich schlecht behandelst, in dir (unterbewusst/unbewusst) Erinnerungen an Traumata/Erlebnisse hervorgerufen werden.
Auch mit all dem Wissen, wie man sich entspannen kann, ablenken, Sport machen etc. pp. kannst du dieses Wissen dem Gehirn nicht einfach löschen. Du musst es ihm also langsam wieder abgewöhnen. Also ausschleichen. Das ist nach so langer Zeit natürlich noch viel, viel schwieriger. Aber machbar und möglich!
Das heißt zwar: Die Angst kommt immer wieder. (bei mir gerne rund um Familienfeiern, wenn ich Nichts zu tun habe, in Momenten, wo ich an meinen Bruder oder Vater denke und Dinge nicht verstehen kann und will, die sie tun) Es wird immer wieder Rückfälle und Rückschläge geben, wenn du ihr aber mit Entspanntheit, Mut und Selbstvertrauen begegnest, wird sie schwächer und schwächer und irgendwann, wird sie NICHT weg sein, aber sie wird dein Begleiter, der dich ab und zu, wenn du mal wieder zu wenig auf dich geachtet hast, wenn dich mal wieder Jemand schlecht behandelt hat, wenn du eine blöde Erinnerung hervorgerufen hast, daran erinnern: Pass auf dich auf! Liebe dich! Schätze dich! Achte dich! Tu dir was Gutes. Setz dich in die Sonne mit nem leckeren Eis oder Kaffee. Atme tief durch und ignoriere die Angst bzw. tu das trotz der Angst!
Und noch ein Text zu meiner Therapie:
Ich habe von November 13 bis Februar 15 eine Gesprächstherapie gemacht. Ich war komplett voreingenommen und absolut sicher, dass mir das NICHTS bringen wird.
Meine Therapeutin ist bereits über 60. Sehr erfahren. Hat viel publiziert. Einen Doktor (aber was sagt das schon....). Sie ist eine absolute Chaotin. Ich habe noch nie so ein chaotisches Büro gesehen. Oft hatte sie zerzauste Haare und schlurfte mit Hausschuhen herum. Nach den ersten beiden Malen dachte ich mir Na Prost Mahlzeit.
ABER: Sie hat bei mir mit den richtigen Tönen angeschlagen. Wir haben die ersten Male nur geratscht. Ich hab ihr von meinem Leben erzählt. Sie hat mir von ihrem erzählt. Ich fand das total unprofessionell. Irgendwann hab ich aber gemerkt, dass mir hilft zu hören, dass man nicht perfekt sein muss, dass man nicht perfekt sein kann, dass Jeder - auch sie - mal mit sich und der Welt zu kämpfen hat.
Das war mir bis dahin WIRKLICH nicht bewusst. Ich bin völlig naiv, wie ein kleiner, rosa, Plüschhase durch die Welt gehüpft. Alle Dinge, die ich erlebt habe, viele Todesfälle im unmittelbaren Familienkreis habe ich immer am Besten weg gesteckt. Ich hab mich um die Anderen gekümmert, getröstet, weiter gemacht und fand das Leben immer bunt und schön. Niederlagen habe ich immer hin genommen ohne wütend oder traurig zu sein.
Jedenfalls: Meine Therapeutin hat mir erst mal Tipps gegeben, wie ich aus der Angst raus komme. Das liest man hier im Forum ja auch öfter. Das hat mir geholfen. Viele Fakten über das Thema Angsterkrankung (wie z.B. körperliche Begleitsymptome, Auslöser und Ursachen) waren für mich sehr wichtig zu erfahren!
Dann hat sie aus meinen Erzählungen raus gehört, dass meine Schwiegermutter sehr präsent und respektlos und grenzüberschreitend in meinem Leben ist. Da ist mir selbst dann aufgefallen, dass das nicht nur bei ihr so ist und dass ich das den Leuten erst selbst ermögliche und anbiete mit meiner Ja, passt schon.-Mentalität.
Dann hat die Therapeutin noch sehr oft gesagt: Dann machen Sie doch. oder Dann hören Sie doch auf. Zu Dingen, die ich gern tun oder ändern wollte, oder die mich gestört haben. Das fand ich immer total dämlich. Ich dachte mir immer: Gute Frau, wie?, Du redest hier so einfach. oder Das geht doch nicht..
Im Nachhinein muss ich aber sage, war das der beste Tipp: Man muss Dinge einfach machen! Das klingt so einfach, ist aber SO schwierig. Aber genau so ist es.
Wenn ich abnehmen will, muss ich es eben einfach tun.
Wenn ich mich nicht mehr schei*e behandeln lassen will, muss ich eben einfach den Mund aufmachen.
Wenn ich mein Leben ändern will, dann muss ich einfach beginnen!
Die Erkenntnis, dass Alles (ok: Vieles) in meiner Hand liegt, dass ich - NUR ICH - etwas ändern kann und muss, die war essentiel. Aber ist eben auch: SAU SCHWIERIG!
Also mein Fazit zur Therapie: man muss sich darauf einlassen, aber ändern und umsetzen kann man Dinge nur selbst!
18.04.2016 11:44 •
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