Hallo Nasici,
meine Erfahrung deckt sich mit der der anderen User, die bereits geantwortet haben:
Es kommt im Wesentlichen auf die Chemie zwischen Dir und dem/der Therapeut/in an.
Ich habe auch beide Formen gemacht, über mehrere Jahre. Ich habe mit TP angefangen und das ein paar Jahre gemacht. Es war meine erste Therapie damals und hat mir gute erste Einsichten gebracht. Nach meinem ersten Klinikaufenthalt, der dann irgendwann folgte, habe ich auf VT gewechselt und bin dabei geblieben (die TP war auch eigentlich abgeschlossen zu dem Zeitpunkt).
In beiden Therapieformen habe ich gute und schlechte Therapeuten kennengelernt, und viele Therapeuten mischen in der praktischen Anwendung meiner Erfahrung nach eh beide Verfahren.
Der Unterschied liegt ja im Wesentlichen auf dem Fokus:
Die TP fokussiert sich auf die Vergangenheit, die Identifizierung von Verhaltensmustern und die (biographischen) Gründe dafür (viel von Warum? Was war früher? und etwas weniger Was sollte/kann ich heutzutage an meinem Verhalten ändern).
Die VT guckt zwar auch auf die biographischen Hintergründe, legt den Fokus aber eher auf die Gegenwart und die Frage Und was machen wir jetzt aus diesen Erkenntnissen/ Was können wir ganz konkret in der Gegenwart verändern?, mit konkreten Impulsen zur Verhaltensveränderung, ohne (verstärkt) immer wieder auf die Vergangenheit zurückzukommen bzw. diese immer wieder in den Vordergrund zu rücken.
Aber beide Verfahren schauen sich beide Ebenen an, also die Vergangenheit und die Gegenwart, nur die Akzentuierung ist eine andere.
Ich fand es jetzt, aus der Retrospektive, gar nicht schlecht, mich erst intensiv mit der TP mit meinen Hintergründen zu befassen und dann mit der VT verstärkt an konkreten Veränderungen in der Gegenwart zu arbeiten.
Gerade was Angsterkrankungen angeht, habe ich in der Klinik viele VT-Interventionen miterlebt und auch selber ausprobiert, diese sehr konkrete Herangehensweise hat bei vielen Patienten gute Erfolge gebracht. Voraussetzung ist natürlich ein empathischer Therapeut, der seine Patienten zwar fordert, aber auch fördert und unterstützt. Gerade Angsterkrankungen ließen sich durch Expositionen bei vielen Mitpatienten gut verbessern, so zumindest meine Erfahrung aus der Klinik und aus den Gesprächen mit vielen Mitpatienten. Aber natürlich bringen diese nichts, wenn die Hintergründe nicht vernünftig aufgearbeitet werden, auch da liegt es wieder am Geschick des Therapeuten.
Aber, wie gesagt, im Endeffekt hängt es mehr von der Passung zwischen Dir und dem Therapeuten ab als vom Verfahren, beide Verfahren befassen sich sowohl mit der Gegenwart als auch mit der Vergangenheit, ich würde bei dem Therapeuten bleiben, bei dem Du Dich einerseits verstanden und gut aufgehoben fühlst, der Dich aber andererseits auch angemessen fordert.
Denn beide Extreme sind langfristig nicht hilfreich:
Zu nett und ohne Anreize zur Veränderung ist langfristig nicht hilfreich, weil sich nichts ändert. Ein zu forscher Therapeut, der seinen Patienten kein Verständnis/ zu wenig Empathie entgegenbringt, ist auch nicht hilfreich. Eine gesunde Mischung macht imho einen guten Therapeuten aus.
Oft bekommt man in den probatorischen Sitzungen einen ganz guten Eindruck von der Empathie des Therapeuten und dessen grundsätzlichen Ansatzes im Umgang mit Patienten. Da würde ich dann auf mein Bauchgefühl hören.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche!
LG Silver
28.08.2023 02:04 •
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