Ständige Angst - Leben läuft langsam den Bach runter
Nachdem ich jetzt eine ganze Weile als stiller Leser mich durchs Forum geklickt habe, hab ich mich kurzfristig entschlossen, einfach mal selber mich mit meinem Problem an euch zu richten, in der Hoffnung, dass mir vielleicht jemand weiterhelfen kann. Ich entschuldig mich im Voraus schon mal für den längeren Text.
Alles fing Ende Februar an, als ich in der Berufsschule plötzlich Herzrasen bekam, mir schwindelig und übel wurde. Auf der Arbeit dann kurze Zeit später das gleiche Spiel, wurde dann nach Hause geschickt und zum Vertretungsarzt, weil meiner zu der Zeit selber krank war. Diagnose Herzrasen, Tabletten gegen Bluthochdruck bekommen. Haben nichts gebracht, stattdessen wurde mein Blutdruck noch niedriger. Eine Woche später die selbe Prozedur, wieder eine Panikattacke auf der Arbeit, wieder nach Hause, wieder zum Vertretungsarzt. Dieses Mal Neurexan um ruhiger zu werden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht so recht, dass es sich um Panikattacken handelt, bin da mehr oder weniger selber durch das Internet drauf gekommen.
Am Wochenende war ich mit meinem Freund chinesisch essen. Keine Ahnung, ob ich das Essen nicht vertragen habe oder am Abend eine fürchterliche Panikattacke hatte, in die ich mich immer weiter reingesteigert hab (hatte wieder Herzrasen und dieses nervöse Hin- und Her) jedoch war mir an dem Abend richtig schlecht (dachte, gleich kommts oben wieder raus, obwohl nichts passiert ist) und da ich eine Phobie vor dem Übergeben habe natürlich die Hölle schlechthin. Folge: Ich aß die kommenden Tage so gut wie nichts mehr.
Konnte am Wochenende dann endlich zu meinem Hausarzt, wurde durchgecheckt und wie erwartet: Körperlich alles im grünen Bereich. Es sei viel mehr psychisch, was ich da habe. Meinte, ich hätte Angst vor der Angst und solle die Neurexan weiternehmen. Habe ich dann auch gemacht, es wurde jedoch nicht besser. Paar Tage später dachte ich, mir würde ein Tapetenwechsel ganz gut tun, wollte dann eine Nacht bei meiner Oma verbringen. Vorher war ich mit meinem Freund unterwegs (war zwei Wochen krankgeschrieben), stieg aus seinem Auto und musste trocken würgen. Mehrfach an diesem Tag. Wusste nicht wieso, aber schon hatte sich die nächste Angst bei mir entwickelt, nämlich das ich wieder würgen muss. Meine Gedanken spielten sich wochenlang nur um das eine Thema (muss ich würgen, was ist wenn usw.), so dass ich anfing, bestimmte Sachen zu vemeiden, so auch das Autofahren, weil ich könnte ja wieder würgen, wenn ich aussteige! Es folgten Panikattacken beim Fahren, auf der Arbeit (die anfangs die Hölle schlechthin war, da Angstschwindel, Übelkeit, ständige Angst usw). Morgens mit Herzrasen aufwachen war Standard geworden, mein Puls lag selbst im ruhenden über 100.
Arbeiten wurde immer mehr zur Qual, hab mich mehr oder weniger nur noch durch den Tag gequält, da ich immer Angst hatte, was mich erwartet (vor allem, ob ich wieder würgen muss, ob mir schlecht wird). Abends war es meists besser als morgens. Irgendwann Ende März hab ich mich dann zur Psychiaterin geschleppt, die mir Mirtalich 15mg gegen meine Schlafstörungen gab, die mir auch gut geholfen haben. Schlafen kann ich wieder und zwischendurch hab ich auch das Gefühl, dass es mir stimmungstechnisch ein bisschen besser geht, doch immer wenn ich denke, dass es bergauf geht, kommt wieder ein kleiner Rückschlag, der mich wieder aus der Bahn wirft.
Zwar haben die Panikattacken großteils aufgehört, Autofahren kann ich auch wieder und ich hab nicht mehr diese krasse Herzrasen, doch ich esse kaum noch, da ich mir ständig Gedanken darum mache, ob ich das Essen vertrag oder nicht, ob mir schlecht wird oder nicht (hab ich mir früher nie einen Kopf drum gemacht, mittlerweile sind 7kg runter), bin nur noch am weinen und isolier mich zunehmend. Zuhause fühl ich mich nicht mehr wohl, genauso wenig wie auf der Arbeit. Bin zurzeit in Ausbildung (beim Anwalt, 3. Jahr, kurz vor der Prüfung), muss aber seit ca. zwei Monaten alles alleine machen, weil meine Kollegin an Burn-Out erkrankt ist. Hab mich da immer wohl gefühlt, auch weil mein Chef super nett ist, aber mittlerweile geh ich nur noch mit Bauchschmerzen hin, hab heute sogar vor meiner Kollegin geweint, weil mir das da einfach alles viel zu viel wird. Die ganze Verantwortung lastet auf meinen Schultern und mit der Arbeit komme ich kaum hinterher, was ich dann von den Mandanten zu hören bekomme. Wegen meiner Prüfung mache ich mir genau so Sorgen, da ich gar nicht weiß, wie ich die schaffen soll. Auch habe ich auf der Arbeit oft ein Würgegefühl im Hals, was dann verschwindet, wenn ich wieder daheim bin. Oft sitzt meine Übelkeit mehr oder weniger im Hals, trotzdem kann ich nicht mehr unterscheiden, wann sie organisch oder nur psychisch ist. Übergeben muss ich mich auch extrem selten, weswegen ich nicht weiß, warum ich mir da so einen Kopf drum mache, kann aber auch nicht aufhören damit.
Ich mach mir durch meine Sorgen und Ängste das ganze Leben schwer, stress mich dadurch zunehmend und merk auch, wie mir der Stress auf den Magen und allgemein auf die Gesundheit schlägt. Nach einer Psychotherapie hab ich mich bereits erkundigt und steh auch auf einer Warteliste (die leider über ein Jahr beträgt), andere sind nicht zu erreichen oder melden sich nicht zurück. Ich merk, dass ich psychisch völlig am Ende bin und verzweifel nur noch. Möchte einfach wieder normal leben und normal essen, ohne mir den Kopf zu zerbrechen, was mich erwartet, vor allem, da ich ja weiß, dass mir nichts schlimmeres passieren kann und ich schon weitaus schlimmeres hinter mir habe.
Tut mir leid für den Brocken an Text, würde mich trotzdem darüber freuen, wenn jemand einen Rat oder Tipps hat, damit ich endlich aus dieser Angst- und Stressphase rauskomme und anfangen kann, meinen Körper wieder zu vertrauen, denn ich hab jegliches Vertrauen in meinen Körper durch diesen ganzen Angst-Scheiß verloren. :/