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Hallöchen,
normalerweise schreibe ich nicht gern in Foren mein Kummer nieder, aber langsam bin ich am verzweifeln, was meine Angstattacken betrifft.
Ich habe vor 5 bzw. 4 Jahren meine Mutter und meinen Vater verloren. Meine Mutter hatte Krebs seit fast 10 Jahren und mein Vater war stark depressiv, was er dann selbst beendete.
ich selbst bin Mutter von 3 Kindern, mein Baby ist gerade mal 6 Monate. Verheiratet bin ich auch seit 7 Jahren und bauen wollen wir in diesem Jahr auch.
Ich habe also probiert, mein Leben, trotz des großen Verlusts, weiter zu leben. Aber warum treten jetzt vermehrt Angstattacken auf?! Die ganze Zeit war doch Ruhe. Klar, zu den Feiertagen war ich seitdem nicht so happy, wie andere. Ich habe ein großes Loch in mir, das weiß ich. Aber warum geht es mir ausgerechnet jetzt so? Manchn Tag ist alles okay und manchen Tag, wie heute bin ich wie gelähmt, mir ist ständig schwindelig, ich habe Schmerzen in der BWS, daß ich denke, ich hab Lungenkrebs und überhaupt kommen dann bei jedem Zwicken im Körper negative Gedanken, dass irgendwo der Krebs schlummert? Die Nächte schlafe ich dann auch fast nicht und suche die Nähe zu meinem Mann und dann wiederum geht's mir nächsten Tag wieder gut und ich bewältige alles, als wenn nichts wäre.
Ich bin mir sicher, hier gibt es Gleichgesinnte. Wie verhaltet ihr euch also an Tagen, die nicht enden wollen und wo die Gedanken einen halb zermürben? Ich gehe schon viel raus und spazieren oder einkaufen, aber irgendwann kommt dann der Abend und dann holt mich alles ein!
Das ist doch großer Mist! Hab mir eine Therapeutin gesucht, bei der ich alles aufarbeiten kann, nur hat sie sehr wenig Zeit. Osteopathie bekomme ich gegen die Rückenschmerzen und meine Osteopathin meinte, ras passt alles wunderbar zusammen, wie im Lehrbuch. Nur wie überbrücke ich die Zeit ohne zu verzweifeln? Manchmal denke ich auch, was ich wohl schlimmes getan habe, warum mir das widerfahren musste! Und meine Eltern erst!
Ich versuche gesund zu leben, alles in Maßen und mit viel Ruhe und Gespräche mit meinem Mann. Aber wieso bekomme ich ausgerechnet jetzt ständig solche Attacken? Warum habe ich jetzt ständig Angst ebenfalls zu erkranken und vorher hats mich nicht interessiert?
ich habe vor 6 Monaten mein Baby zur Welt gebracht und auf einmal schossen mur Gedanken in den Kopf, wie : ich darf dich nicht auch allein lassen, du darfst nicht so leiden wie ich, ohne Eltern.
Und diese Gedanken kommen jetzt ständig.
Wie verhaltet ihr euch in dem Moment um wieder normal denken zu können?
Liebe Grüße

22.04.2015 15:49 • 23.04.2015 #1


3 Antworten ↓


Zitat von krabbelkaefer:
Aber warum treten jetzt vermehrt Angstattacken auf?!
...
Warum habe ich jetzt ständig Angst ebenfalls zu erkranken und vorher hats mich nicht interessiert?
ich habe vor 6 Monaten mein Baby zur Welt gebracht und auf einmal schossen mur Gedanken in den Kopf, wie : ich darf dich nicht auch allein lassen, du darfst nicht so leiden wie ich, ohne Eltern.


Hallo Krabbelkäfer,

ich denke, du hast dir die Antwort selbst gegeben, nämlich dass jetzt vermehrt Angstattacken auftreten, weil dein Baby so klein ist und du Angst hast, dass ihm Kummer widerfährt.

Außerdem ist es auch so, dass in Zeiten höherer Belastung und in Zeiten des Umbruchs sich unsere Ängste vermehrt melden und schmerzhafte Erlebnisse an die Oberfläche steigen.

Hast du Kontakt zu Müttern mit Babies? Eine Krabbelgruppe o.ä.? Vielleicht hilft es dir, dich mit denen darüber auszutauschen?

Liebe Grüße
Adea

A


Ständige Panikattacken - Angst vor Krebs

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Hallo Adea,

ja, Kontakt zu anderen Müttern mit Babies habe ich. Eigentlich ständig, schon durch meine großen beiden Kinder. Wie gesagt, da ging es mir nicht mal annähernd so, als sie klein waren.
Mit meiner großen Tochter war ich sogar regelmäßig in der Klinik die Oma (meine Mutter) auf der Krebsststation besuchen, weil es ihr damals schon sehr schlecht ging jnd sie Aufmunterung brauchte. Und jetzt kann ich kein Krankenhaus mehr betreten, ohne dass die Bilder wieder hoch kommen. In meinen Heimatort bzw auf den Friedhof kann ich auch nicht mehr fahren, ohne dass es mir hinterher sehr schlecht geht. Ich weiß auch nicht, aber auf einmal hat bei mir irgendwas dicht gemacht. Ich schäme mich auch dafür. Und jeder, der zu mir sagt: hab dich mal nicht so, spring über deinen Schatten...
dem kann ich nichts anderes dazu sagen, als ich kann nicht anders... es ist damals alles in meinem Elternhaus passiert. Meine Mutter ist zum Sterben die letzten Tage zu Hause geblieben und mein Vater hat das Jahr später sich auf dem Grundstück meiner Eltern das Leben genommen.
Irgendwann hat dann mein Bruder das Elternhaus übernommen und renoviert, dass man nichts mehr von damals erkennen konnte. Dann lud er mich und meine Familie mal zu einer Feier zum Übernachten ein. Mit einem komischen Gefühl im Bauch bin ich drauf eingegangen hnd hab sogar im ehemaligen Schlafzimmer übernachtet. Das war die schlimmste Nacht überhaupt und seitdem ging nichts mehr in dieser Richtung.
Ich hoffe wirklich, dass ich es mit der begonnenen Therapie hinkriegen werde, aber das dauert doch sicher lange, oder? Ich weiß es nicht.
Aber in wieweit kann man sich das einreden, bzw kann man wirklich über seinen Schatten springen?
ich brauche einfach ein paar Tipps, wie ich mich verhalten soll, wenn wieder so eine Panik aufkommt. Morgen fährt mein Mann auf Geschäftsreise über Nacht. Und wenn es mir da schlecht gehen sollte, bin ich mit den Kindern alleine. Wie es so schön beschrieben wird: die Angst vor der Angst tritt dann auf.
Es ist ein schwieriges Thema, ich weiß.
Und ja, das habe ich auch schon gehört, dass sowas dann vermehrt in Zeiten des Umbruchs und in Belastungssituationen auftritt. Nach meinem jetzigen Baby haben wir uns gesagt, dass wir keins mehr wollen und wir haben ja auch beschlossen zu bauen, außerdem werde ich dieses Jahr 30!. 3 Umbrüche auf einmal. Eigentlich kein Wunder und wenn man den chronischen Schlafmangel durch das Baby mit bedenkt, dann brauch ich mich auch nicht zu wundern.
Also was macht ihr, wenn in euch dieses Kribbeln und das Herzklopfen aufsteigt? Ausleben? Wegatmen?
für ein paar Tipps bin ich jetzt schon dankbar!

Hallo Käferchen,

es ist doch ganz normal, dass die schlimmen Bilder wieder aufsteigen. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Die Menschen, die so unsensible Antworten geben, haben das entweder nicht selbst erlebt, die Angst, wenn die Bilder aufsteigen, das Grauen, das einen bei Erinnerungen überfallen kann oder es zeigt größte Unsensibilität und mangelndes Einfühlungsvermögen, so etwas zu einem trauernden Menschen zu sagen.

Beide Elternteile zu verlieren gehört mit zu den belastendsten Erlebnissen überhaupt, dazu noch ein Suizid. Das kann man nicht mal eben wegstecken. Ich finde, man sollte sich seinen Schmerz und seine Verzweiflung erlauben. Es ist doch keine seelische Verarbeitung, die starken Gefühle wegzudrücken, dann kommen sie als andere Symptome wieder hervor.

Wenn du Angst hast allein, hast du jemanden, den du anrufen kannst? Oder eine Freundin, die bei dir übernachten kann? Ich finde deinen Zustand total verständlich und damit sollte man einen Menschen nicht allein lassen.

Du möchtest Tipps... ich überlege, was ich gemacht habe, wenn es so schlimm war... ich habe es irgendwie ausgehalten, heute weiß ich, man hält es aus, aber die Erfahrung musste ich erst machen, das musste ich erst lernen, oder ich hab den Fernseher angestellt oder geschrieben, vielleicht kann jemand anders noch Tipps geben.

Liebe Grüße, Adea





Dr. Matthias Nagel
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