Ich schreib auch mal meine Erfahrungen mit einer Somatisierungsstörung und was mir letztendlich GEHOLFEN hat.
Begonnen hat alles vor 1 1/2 Jahren mit plötzlich beginnenden Brennschmerzen an den Fußssohlen, vor allem links. Es brannte, kribbelte, fühlte sich heiß an etc. Von einem Arzt zum anderen, keiner wusste was ich hatte. Schlussendlich lag ich 1 Woche (!) auf der Neurologie im KH!
Dort lag ich mit ärgsten Schmerzen, Zittern, Muskelzucken, Vibrieren,.. so arg als würde ich in der Steckdose stecken. Der ganze Körper stand unter Strom. Es war schlimm.
Es wurden MRT des Kopf, der HWS, der LWS sowie unzählige Blutuntersuchungen gemacht. Sogar ein ganz spezieller GENTEST der dann nach London geschickt wurde...
Alles ohne Befund!
Wurde heimgeschickt. Die Symptome besserten sich jedoch nicht. Irgendwann, 3 Monate später war es plötzlich weg. Über Sommer dann Ruhe, im Herbst begann der ganze Mist von vorne. Schlussendlich war ich dann Anfang des Jahres 2 Wochen auf der Psychosomatischen Klinik. Gebracht hat mir das ganze rein gar nichts. Ich konnte und wollte nicht akzeptieren, dass die schlimmen Symptome, von der Psyche kamen. Es ging mir wirklich schlecht, stand kurz vorm Selbstmord.
Als es nicht mehr ging, bekam ich Duloxetin was meine Stimmung und auch meine Symptome schlagartig besserte aber irgendwann wieder etwas schlimmer wurde. Muskelzucken, Virbieren und Brennende Fußsohlen..
Irgendwann merkte ich, dass das Muskelzucken wirklich rein mit meiner Anspannung zu tun hatte und seit dem Zeitpunkt, als ich das zu 100% angenommen hatte, war es weg. Bis heute ist es nie mehr gekommen..!
Was blieb waren die Fußssohlen, mit denen das ganze Anfing. Ich schaffte es nicht, mich davon zu lösen und zu glauben, dass es sich dabei um eine rein psychische Angelegenheit handelte. Teilweise war ich wirklich ganzen Tag damit beschäftigt, das Brennen zu beobachten. Ich konnte an nichts anderes denken, war fokusiert darauf. Zu erwähnen wäre auch noch, dass es ausschließlich in RUHE BRANNTE. Wenn ich saß oder lag wobei ich in der Nacht beim Schlafen kein Problem hatte.
Ich hab mich MONATE damit rumgeschlagen.
WAS MIR NUR HALF
Das klingt jetzt simpel, zu simpel, deswegen habe ich es auch niemals wirklich richtig ausprobiert. Und jetzt ärgere ich mich darüber sehr, wie blöd man sein kann, das naheliegendes zu machen.
ENTSPANNUNG
Ich begann täglich 3 Dinge in meinen Alltag einzubauen.
MEDITIEREN (IN DER BADEWANNE)
Anfangs kaum machbar, da ständig Gedanken durch den Kopf rasten. Hab mir am Handy den Timer gestellt und mit 10 Minuten angefangen. Versuchen den Kopf leer zu machen. An nichts zu denken. Sich nur auf die Atmung zu konzentrieren. Wenn Gedanken kommen, einfach wieder weiterziehen lassen und die leere im Kopf spüren. Dabei sagte ich mir, dass jede SEKUNDE, in denen ich es schaffte den Kopf leer zu werden lassen, zu meiner Heilung beitragen würde.
Ich staunte nicht schlecht, wie schnell ich Erfolge sah.. Aus Sekunden wurde eine halbe Minute und mittlerweile schaffe ich es, beinahe wirklich die ganzen zehn Minuten komplett abzuschalten.
ATMUNG
Meine Psychologin sagte mir immer schon, ich solle die Atmung trainieren, dass spricht den Parasympathikus an, der ja den Körper runter fahren soll und zur Entspannung beiträgt. Natürlich hab ich auch das für Blödsinn abgetan.. Doch nun wollte ich es versuchen. Ernsthaft versuchen. Ich begann, jeden Tag mehrmals eine entspannte Atmung zu üben. Tief durch die Nase ein bis zum Bauchnabel Luft in die Lungen und durch den Mund langsam aus. Dabei machte ich immer so ein PFFFF....
YOGA
Gleichzeitig begann ich auch wieder mit Yoga. Beim abendlichen Fernsehn rollte ich meine Matte auch und dehnte langsam meinen Körper. Es ist eher so Yin Yoga. Ich kaufte mir Yoga Klötze und so einen Yogagurt. Zusätzlich massierte ich mich noch mit verschiedenen Faszienbällen und Rollen. Der Gedanken dabei war, dass wenn meine Faszien entspannter wären, ich vielleicht auch mehr entspannen könnte.
NATÜRLICHE HILFSSTOFE
Dann nahm ich noch 80mg Lavendölkapseln oder auch sehr zu empfehlen aber nicht ganz billig: EASYRELAX - gibts bei uns in Österreich in der Apotheke
So... und ich versuchte nicht nur mich damit zu entspannen, sondern ich entspannte wirklich. Ließ mich richtig darauf ein. Versuchte wieder zu mir selbst zu finden. Zu meinem alten Ich. Ich stoppte auch das zwanghafte Beobachten der Symptome - so gut es ging - und gab mir selbst und meinem Körper Zeit dass sich das Gefühl der Entspannung und Ruhe in mir ausbreiten konnte.
Und siehe da,.. die Symptome begannen sich zu verändern. Erst wurde es sogar kurz schlimmer, dann wanderte das ecklige Brennen plötzlich an Stellen, an denen ich es überhaupt nie hatte. Ich bewertete das jedoch als positiv, denn das war der Beweis, dass ich die Symptome rein durch Entspannung verändern konnte. Und als ich das erkannte, kam der Zeitpunkt an dem ich zu 100% wusste, dass alles von der Psyche kam und das war der Moment an dem die Symptome zu 95% verschwanden
Monatelanges Martyrium.. Und jetzt vor ein paar Wochen hatte ich es endlich geschafft. Kein Psychologe, kein Arzt und kein stationärer Aufenthalt konnten mir helfen. Im Endeffekt konnte ich mir nur selbst helfen.
Und ich würde mich freuen, wenn ich mit meiner Erfahrung auch nur einem einzigen anderen Menschen aus dieser Hölle raushelfen kann.
13.11.2019 09:47 •
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