Ich bin sehr unsicher, was ich überhaupt habe. Es ist mit Sicherheit eine psychische Komponente dabei, aber wohl auch eine körperliche, nur ist die unklar.
Seit letzten Herbst habe ich Verdauungsbeschwerden (unverdaute Nahrung im Stuhl, Durchfall, Probleme bei der Verdauung von Nüssen), im Dezember hatte ich dann eine Infektion mit Clostridium difficile, die zuerst nicht richtig erkannt wurde und daher verspätet behandelt und seit dieser Infektion hat sich meine Verdauung nicht mehr erholt.
Ich schwanke zwischen sehr weichem, zähem Stuhl und Verstopfung, dazu Blähungen, Magenschmerzen, Sodbrennen und vorallem ein entnervender Dauerschmerz, der überwiegend im rechten Unterbauch ist. Der Stuhl hat alle Farben des Regenbogens, von fast schwarz zu gelbgrün über gelb zu gelborange, Hauptsache nicht normal. Okkultes Blut im Stuhl war negativ. Hämorrhoiden habe ich keine. Gynäkologische Untersuchungen waren auch unauffällig.
Zu Anfang dachte man es wäre eine Eierstockzyste, dann eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, was übrigblieb war dann der Reizdarm.
Ich hatte mehr Blutuntersuchungen und Ultraschalle als ich zählen kann, zig Urintests, ein Ct vom kleinen Becken, eine Gastroskopie (Hiatusernie - erklärt zumindest das Sodbrennen), eine Koloskopie mit Stufenbiopsie, ein MRT vom Abdomen und Unterbauch, mehrere Stuhltests auf pathogene Keime, eine Röntgenmagendarmpassage, eine MR Enterograpie und 3 Calprotectin Tests. Getest wurde ich auf Nahrungsmittelallergien, Zöliakie, Histaminintoleranz, Laktose- und Fructoseintoleranz sowie Dünndarmfehlbesidelung. Vitamin B12 und Folsäure wurden getestet, war normal.
Ergebnis aller Untersuchungen: so gut wie nichts. Ich habe einen Zwerchfellbruch, ein Coecum mobile, ein paar kleine Myome, die keine Beschwerden verursachen können.
Ich hatte einen auffälligen Calprotectin Test im April, der war 128, normal ist 50. Einen Monat später wurde der Test wiederholt, da war er unter 20. Ganz zu Anfang hatte ich schon so einen Test, da hatte ich die Clostridien noch, der Calprotectin war unter 30. Es gab also offenbar im April irgendwo im Verdauungstrakt eine Entzündung, die aber einen Monat später weg war.
Diagnose schlußendlich: Sie haben einen Reizdarm vom postinfektiösem Typ, tut uns leid, wir können Ihnen nicht helfen, das ist eine funktionelle Störung. Essen Sie wenig blähende Speisen und entspannen Sie sich, wir geben Ihnen Pfefferminztabletten, die können vielleicht was bewirken
Kein Medikament, das ich bisher gegen Reizdarm genommen habe, hatte irgendeine Wirkung. Ich habe zusätzlich mehrere Bakterienpräperate für die Unterstützung der Darmflora bekommen, erfolglos.
Mir helfen auch keine Schmerzmedikamente, kein Buscopan, kein Paracetamol, kein Novalgin. Ich bekam vor ca 2 Wochen im Krankenhaus wegen abartiger Bauchschmerzen eine Infusion mit Vendal (Morphium). Danach waren die Schmerzen fast weg. Das hat funktioniert, kann aber auch nicht die Lösung sein.
Ich habe permanent Schmerzen, jeden Tag, immer, Tag und Nacht, egal was ich esse, egal wie ich mich fühle. Meine Bauchschmerzen sind unbeeindruckt von meinem seelischen Befinden.
Weil meine Beschwerden so harnäckig sind, plagt mich zunehmend die Krankheitsangst, die in den letzten Jahren eigentlich besser war.
Ich habe Todesangst vor Morbus Crohn und das seit meiner Kindheit. Ich litt schon immer an Durchfall, immer anfallsartig und kurz, dafür mit heftigen Koliken. Das passierte alle paar Monate, sehr oft anschließend an eine Behandlung mit Antibiotika, manchmal einfach so. Meine Verdauung war immer schon meine Schwachstelle. Ich hab als Kind gerne im großen Buch über Krankheiten, das wir zu Hause hatten, geblättert, und daher hab ich auch die Angst vor Morbus Crohn. Dazu muss ich sagen, dass ich schon damals und lange Jahre Angst vor Multipler Sklerose hatte, auch, weil ich dazupassende Symptome hatte. Nach langen Jahren der Panik und 2 MRTs vom Kopf hat mir eine Freundin, die an Migräne leidet, auf die Idee gebracht, dass meine Probleme an einer untypischen Art von Migräne liegen könnten. Ein bisschen googeln brachte mich auf die Basilaris-Migräne und da ging mir ein Licht auf. Ich hab nicht MS sondern nur eine nervtötende Art von Kopfschmerzen.
Vom Morbus Crohn bin ich teilweise wieder abgekommen, einfach weil meine Symptome seltener, plötzlich einsetzender, sturzbachartig wässriger Durchfall mit Übelkeit und extremen Koliken, der nach spätestens 1 bis allerhöchstens 2 Tagen vorbei ist viel eher zu Darmgrippe passen als zu Morbus Crohn. Vorallem habe ich diese Durchfallattacken von nie bis mehrfach im Jahr in unveränderter Ausprägung seit über 20 Jahren. Oft, weil ich mich auch bei jeder Darmgrippe die im Umlauf ist anstecke.
Im Jahr 2010 hatte ich 2 längere Episoden von Durchfall, der über Wochen ging, aber weitestgehend ohne Schmerzen. Ich hab 8kg abgenommen und nichts mehr gegessen als Reis, was aber auch nicht mehr half. Damals hat man ein Dickdarmröntgen gemacht und nichts gefunden. Ich bin draufgekommen, dass ich das Essen in einer Kantine nicht vertragen habe. Als ich damit aufhörte, war der Spuk schnell vorbei.
Im Jahr 2014 im Winter hatte ich auch starke rechtsseitige Bauchschmerzen über Wochen, da wurde im Ultraschall eine Eierstockzyste festgestellt. Die Schmerzen waren meinen jetzigen Bauchschmerzen nicht unähnlich, auch da hatte ich ein ausgeprägtes Fremdkörpergefühl im Bauch. Ob ich damals zusätzlich Verdaaungsprobleme hatte, weiß ich nicht mehr.
Nachdem ich dieses Jahr monatelang ständig Bauchschmerzen und Verstopfung hatte, hörten die Bauchschmerzen im Juni innerhalb einer Woche plötzlich auf. Alle anderen Problem waren noch da, ich bekam weicheren Stuhl, unverdautes Zeug war auch wieder Im Stuhl und obendrein noch viel mehr Blähungen. 1 1/2 Monate später trank ich einen Guvaensaft, von dem wurde mir schlecht, ich hab erbrochen und am nächsten Tag hatte ich auf einmal wieder dieselben Bauchschmerzen wie die Monate zuvor. Nur jetzt mit gelben Durchfall. Auf Bakterien wurde der Stuhl untersucht: nichts Die Stuhlfarbe hatte ich bis vor einer Woche, als ich im Krankenhaus (bei den Untersuchungen kam bis auf leicht erhöhte Thrombozyten nichts heraus) ein Antibiotikum bekam. Seitdem ist der Stuhl nicht mehr gelb, deutlich fester und die Bauchschmerzen sind weniger. Ich esse allerdings nur noch Kartoffeln, Reis, Hühnerfleisch, Nudelsuppe und Schokolade. Gestern habe ich etwas Gemüse gegessen, heute habe ich einen Teil davon wieder recht unverdaut wiedergesehen. Meine Verdauung funktioniert einfach nicht mehr.
Mittlerweile habe ich eine Überweisung für eine Schmerzambulanz wegen somatoformer Schmerzstörung, eine Überweisung zur Psychologin zwecks Abklärung meiner Schlafstörung (hab ich seit Februar) und einen weiteren Termin bei einer Darmambulanz. Und der Hausarzt hat mich zu noch einer Darmspiegelung geschickt. Wird irgendwas etwas bringen? Ich weiß es nicht.
Währenddessen sitze ich zu Hause und brüte vor mich hin, wie schon die letzten Monate. Dr. Google ist mein bester Feind und ich beschäftige mich zwanghaft und andauernd mit meinem Symptomen.
Wenn ich um 4-6 Uhr früh (wiegesagt - Schlafstörung) wach werde, liege ich im Bett und grüble und fürchte mich davor, wie schlimm die Schmerzen heute wieder werden. Ich hab eh dauernd Schmerzen, aber ich fürchte mich vor noch mehr Schmerzen (hatte ich schon einige Male), weil ich weiß, dass nichts dagegen hilft und das Krankenhaus sowieso nicht. Ich fühle mich dem Chaos in meinem Bauch ausgeliefert, das einzige, das wirklich hilft, ist tagelanges Hungern. Ich fürchte mich vorm Essen und esse so wenig wie möglich (ich habe die letzten Monate aber nicht abgenommen), wenn ich die Wahl hätte und es keine negativen Konsequenzen hätte, würde ich am liebsten nie mehr irgendwas essen, ich fürchte mich vor jedem Gang aufs WC, es könnte ja wieder Durchfall sein oder schlimmeres (Blut, Schleim, hatte ich beides nie aber immer Angst davor)
Ich überreagiere auf die kleinesten Symptome, die MC sein könnten, vor Monaten hatte ich einen Pickel am Po und daraufhin einen Nervenzusammenbruch, weil ich dachte es wäre eine Fistel. Es war nur ein eingewachsenes Haar.
Ich bin fertig mit den Nerven. Von 20h am Tag (wie gesagt, schlaflos) beschäftige ich mich sicher 15h mit den Symptomen, googeln und meiner Angst. Ich hab schon so viele Studien gelesen, ich könnte ein Buch über Darmerkrankungen schreiben.
Ich könnte mir meinen Symptomen leben, sogar mit dem Schmerz, auch wenn er erheblich ist, wenn ich mir sicher wäre, dass es nur Reizdarm ist. Aber dann lese ich von zig Leuten bei denen bei zig Untersuchungen nichts rausgekommen ist und am Ende lagen sie nach langen Qualen, die keiner ernst genommen hat, am Operationstisch und waren um einen Meter Darm ärmer, weil sie doch was hatten. Man kann Morbus Crohn mit allen verfügbaren Mitteln nie zu 100% ausschließen. Toll. Für jemand mit Krankheitsangst ist das die Hölle auf Erden.
Falls mir jemand Therapie empfehlen will: mir fehlt leider das Geld (Österreich). Falls mir jemand Psychopharmaka empfehlen will: ich reagiere so katastrophal auf Antidepresiva und Beruhigungsmittel, dass man mir nahegelegt hat, sowas nie mehr wieder zu nehmen.
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Ich hab nonstop Bauchschmerzen und nonstop Angst.
Liebe Grüße
02.09.2016 13:50 • • 29.11.2019 #1