mein Partner ist stark durch seine Krankheitsängste eingeschränkt. Es fing an, nachdem er einen anaphylaktischen Schock durch Pinienkerne bekommen hatte. Danach hatte er vor fast jedem Essen Angst und bekam Panikattacken. Es machte ihn extrem fertig und mich auch. Wir gingen nicht mehr weg, er aß nur noch Dinge, von denen er ganz genau wusste, dass sie ihm nichts tun. Das waren sehr wenige Sachen. Die ständigen Panikattacken belasteten unsere Beziehung so sehr, dass ich ihm riet, eine Therapie zu beginnen. Jedoch half ihm diese nur begrenzt. Vielleicht weil er meinte, dass er sich selbst besser helfen konnte... ich weiß es nicht. Ganz ganz langsam wurde seine Angst dann etwas weniger und er war bereit, wieder etwas mehr zu essen.
Dann bekam er eine Enddarmentzündung. Also es fing mit übermäßigen Schleimabgängen an und dann irgendwann war Blut mit dabei. Er hatte Schmerzen und so dachte er direkt, dass er Krebs habe und sterben müsse. Wieder endlose Diskussionen darüber, dass er nich sterben wird und dass es bestimmt nichts dramatisches sei, was er habe und er sich doch einfach mal zu einem Arzt begeben müsse. Er hatte aber panische Angst, dass dann der Krebs festgestellt werde. Tja ... irgendwann hatte er dann doch einen Termin zur Darmspiegelung. Es wurde eine Entzündung festgestellt, er bekam Medikamente. Es wurde besser, aber irgendwie beruhigte sich der Darm nicht völlig. Immer wieder hatte er ein Zwicken und ein Gluckern und redete sich ein, dass (weil bei der Darmspiegelung ja nichts gefunden wurde) es Dünndarmkrebs sein müsse oder Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Natürlich war es keins von beidem, sondern er hatte einfach nur durch die ganze Angst und den Stress einen nervösen Darm. Es dauerte extrem lang, bis sich das mit Hilfe von Flohsamenschalen beruhigt hatte. Aber jedes mal, wenn zufällig mal ein bisschen zu viel Schleim da war oder mal wieder etwas zwickte, hatte er Panik. Nun ging er zu einem anderen Therapeuten. Der half ihm schon ein wenig dabei, gewisse Zusammenhänge im familiären Bereich wahrzunehmen etc. aber es half ihm gar nichts, was die Angst selbst anging.
Dann irgendwann fing er an auf seinen Monitor zu starren und von Glaskörpertrübungen zu reden. Ich stelle fest, da er mich auch zum testen animierte, dass ich den Kram auch sehe, aber das Zeug mich halt einfach nicht nervt. Er stresst sich damit aber ungemein und die Trübungen nehmen immer mehr zu, warum auch immer das nun der Fall ist, das ist hier nicht so wichtig. Der Punkt ist, dass er sich wieder was neues gesucht hatte. Dies hält nun immer noch an. Die Trübungen werden wir wohl auch nicht wieder loswerden, aber er ist extrem fertig dadurch. Hat kaum noch Spaß an irgendwas. Er geht nicht raus, weil er da die Trübungen immer sieht. Er ist einfach nur noch in der Wohnung. Und es macht mich unendlich traurig, dass er es nicht schafft, diese sch... Trübungen einfach zu tolerieren.
Nun hatte er vor knapp zwei Wochen Durchfall und wieder Blut. Wir gingen ins Krankenhaus und er wurde untersucht und wieder nach hause geschickt. Er hatte noch von den Medis, die er damals wegen des Darms bekommen hatte und nahm diese. Die Blutung hörte auch sofort wieder auf, aber er hat wieder Zwicken im Darm und ab und an immer wieder mal Durchfall. Nun meint er, dass es entweder eine Monsterentzündung sei, oder es Darmkrebs sein müsse... er sieht einfach nicht, dass der Darm seine Zeit braucht, um wieder in Ordnung zu kommen. Es ist furchtbar, wenn ich sehe, wie er sich immer wieder total stresst. Ich stehe nur daneben und hasse diese verdammte Angst. Ich hasse dieses total irreale Gerede von Krebs.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin mit ihm schon lang zusammen und so. Ich hasse nicht ihn!! Sondern diese abartige Angst, die ihn immer wieder fertig macht. Dieses Verkriechen zu Haus. Es macht mich einfach fertig. Es belastet so sehr die Beziehung. Es macht mich fertig, weil ich mir so hilflos vorkomme. Weil ich ihn retten will und ihm immer wieder klarmachen will, dass alles nicht so schlimm ist. Und ich bin dann enttäuscht, weil ich es nicht kann. Bin sauer auf mich und denke nur noch Warum kann es nicht einfach alles normal sein?
*seufz*
Es ist alles so eine schei. Mischung aus relativ harmlosen Krankheitsverläufen und einer daraus entstehenden Hypochondrie. Alles so verzwickt...
Da wir vor einigen Monaten in eine andere Stadt umgezogen sind, hat er sich hier einen neuen Therapeuten gesucht. Er macht nun eine Verhaltenstherapie und meiner Meinung nach ist der jetzige Therapeut schon etwas besser, als der letzte, da dieser mehr an seiner akuten Situation arbeitet und nicht nur labert und labert. Der letzte hat nur rumphilosophiert, aber ihm wenig bis gar keine Verhaltensübungen mit ihm gemacht. Nun ich hoffe, dass seine jetzige Therapie ihm ein wenig Besserung verschafft.
So, auch wenn ich jetzt viel geschrieben hab und der ein oder andere denkt, warum das alles? Ich musste es loswerden. Wenn es dem ein oder anderen auch so geht und oder jemand irgendwas dazu sagen möchte, freue ich mich, wenn ihr was schreibt. Die ganze Situation macht nicht nur meinen Freund sondern auch mich und unsere Beziehung fertig. Vielleicht weiß jemand, wie man mit all dem besser umgehen kann und kann ein wenig helfen.
Lieben Gruß
14.12.2011 23:37 • • 05.03.2019 #1