Hallo Lucky,
ich bin ganz neu hier, lese aber schon ein paar Tage mit.
Ich kenne das, was du schreibst, dieses Gefühl, dass es doch so nicht mehr weitergehen kann mit mir. Die Ängste rauben die ganze Lebensfreude. Ich beneide oft Menschen, die einfach unbeschwert sind und die tollsten Zukunftspläne schmieden. Ich trau mich das nicht, weil ich ja immer an meiner Zukunft zweifle.
Mein Angstfokus liegt auf Krebs. Egal, wo mir was wehtut (oder auch nicht), es könnte immer Krebs sein, der dahintersteckt.
Und weißt du, was mir aufgefallen ist hier im Forum? Dass Menschen mit denselben Symptomen doch verschiedene Krankheitsbilder dahinter vermuten. Was du beschreibst, wäre bei mir wahrscheinlich ein Tumor im Rückenmark oder im Gehirn - eben weil mein Fokus auf dieser Krankheit liegt und mir ALS erst gar nichts sagte und mich jetzt auch erstaunlich kalt lässt...
Ich habe eine Therapie angefangen und dann abgebrochen, weil mir der Therapeut nicht lag. Er hat mir dennoch etwas beigebracht, was mir ab und an hilft: ich stelle mir, wenn es mich überkommt, etwas komisches, völlig absurdes vor. Das lenkt meine Konzentration von dem Thema weg - und sei es nur kurz - und verhindert damit, dass ich total panisch werde.
Letztes Jahr habe ich dann längere Zeit eine Therapie gemacht und frage mich seitdem immer, warum ich mich so wichtig nehme in dieser großen Welt? Und ja, mit dem Gedanken gehe ich manchmal raus und freue mich daran, dass es viel mehr gibt, als mich. Und seit ich zwei Kinder habe, weiß ich, dass ich nicht einfach weg bin, wenn ich mal sterbe, sondern in meinen Kindern weiterlebe. Irgendwie hilft mir das.
Auch wenn ich dir jetzt nochmal sage, dass ich alle deine Symptome - ganz ohne Wissen über ALS - auch schon hatte - über Jahre hinweg - und bei mir Nerveneinklemmungen im Bereich des Kreuzbeins dahintersteckten, dann wird dich das nicht beruhigen. Aber: du musst es einfach akzeptieren, dass du niemals sicher sein kannst, keiner von uns hier. Aber wir haben die Wahl, ob wir uns damit abfinden und uns mit unserem Befürchten das Leben zur Hölle machen wollen (als solche empfinde ich diese panischen Ängste) oder ob wir uns in die Hände von entsprechend geschulten Therapeuten begeben und unser Leben hier auch wirklich LEBEN. Mit diesen Ängsten kann man es doch nicht wirklich leben nennen, es ist ein einziger Kampf. Und gegen wen kämpfen wir eigentlich? Gegen uns selbst. Es ist ein Kampf, den wir nur verlieren können...
Allen, die hier von Krebsangst geplagt sind, kann ich ein Buch wärmstens empfehlen: Das Antikrebs Buch von David Shervan-Schreiber. Und auch sein Buch Die neue Medizin der Emotionen ist sehr sehr gut und hilfreich. Gerade bei Ängsten und Depressionen.
Er macht so richtig gut deutlich, dass doch unser Körper die Kraft hat, krank zu werden aber ebenso die Kraft wieder gesund zu werden bzw. nicht erst krank zu werden. Warum wollen wir uns selbst nicht vertrauen? Ich weiß doch wohl am besten was ich brauche? Wenn ich das nicht stetig ignoriere, dann schaffe ich mir damit beste Voraussetzungen, mein Leben genießen zu können und dabei gesund zu bleiben...
Jetzt hab ich mal nach der ALS geschaut: sie ist insgesamt selten, trifft Männer häufiger als Frauen und hauptsächlich zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Also im Ernst, wieso glaubst du denn, dass du überhaupt daran erkrankt sein könntest? Die Wahrscheinlichkeit liegt wohl bei unter einem Prozent!!
Ich frage mal andersherum: wenn ich dir anbieten würde, für 1000 Euro ein Los zu kaufen, mit welchem zu mit 1% Wahrscheinlichkeit deinen Einsatz verdoppelst und mit 99% Wahrscheinlichkeit alles verlierst. Würdest du es kaufen??
Ich denke mal nein!
Aber warum glaubst du dann, dass du diesen Treffer in Bezug auf diese Krankheit landen könntest?
Merk dir das - und es wird dir in Kürze schon viel besser gehen!
Lass dich umarmen. Ich weiß, dass es so einfach nicht abzuschalten geht. Aber reiß dich mal da raus, geh unter Leute und mach etwas, woran du früher immer Spaß hattest. Tu es deiner Tochter zuliebe, wenn du es nicht für dich schaffst. Kinder geben soviel Kraft! Nimm sie doch an. Deine Tochter braucht dich - jetzt und in 30 Jahren immer noch! Und sie wird dich auch in 50 Jahren noch haben, ganz sicher!
Liebe Grüße,
Sabine