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Ruhe, Geborgenheit, Vertrauen, das ist es, was wohl fehlt...

Überblick
Früher war ich eher herzneurotisch mit allem was dazu gehört: Ärzteodysee und Fokussierung auf kleinste Veränderungen der Herzfunktion und exessive Googleorgien, die sogar vor wissenschaftlichen Teilstudien nicht halt machten. Auf dem Höhepunkt der ganzen Sache diagnostizierte ich mir eine rechtsventrikuläre Kardiomyopathie. Jeder Stolperer setzte mir zu und verdarb mir gründlich den Tag. Irgendwie verlief sich im letzten Jahr diese Angst, so dass ich für einen kurzen Moment mich immer mehr einem normalen Leben näherte. Auch hatte ich davor auch schon mit dem Konsum von Alk. aufgehört; jetzt nun schon seit über zwei Jahren. Dieser Schritt war nötig, denn ich ich wäre sonst in eine schwere Sucht abgerutscht, da Alk. das einzige Mittel ist, dass es vermag, mich von meiner Angst und der Hypchondrie zu befreien. Es war immer lustig anzusehen, sobald ich eine gewisse Menge getrunken hatte, verschwanden alle Symptome, kein Herzstolpern mehr, gar nichts. Komischerweise hat mich dieser Effekt früher nie beruhigen können, obwohl er doch ganz klar zeigte, wovon meine Symptomatik abhängig war. Da sieht man, in was für einen Wahn man sich als Hypochonder doch teilweise befindet.

Jetzt, wo ich mein Herzgeschichte größtenteils überwunden habe, hat sich die Angst nun weiterbewegt, und wieder bin ich unfähig, diese Angst zu kontrollieren, denn was, wenn doch was ist. Ich habe doch nur ein Leben.

Alles fing dann an, sich zu verschlechtern, als ich begann mir allabendlich eine Tasse Kratom zu gönnen, welches ähnlich wie ein Opioid wirkt. Ich weiß nicht, ob der Beginn meiner neuen hypochondrischen Phase etwas damit zu tun hat, aber ich will es einfach mal erwähnen, da zumindest ein Zusammenhang bestehen könnte.

Mit dem Beginn der letzten Semseterferien, die ich größtenteils auch mit Runhängen und Kratom verbrachte, begann ich aufeinmal eine ganz grundlegende Angst vor dem Tod zu verspüren, welche ich so intensiv empfand, dass ich mich teilweise auch im Schlaf nicht mehr richtig fallen lassen konnte. Der Gedanke und die Frage nach dem Sinn des Lebens setzte sich fest.

Ich merkte aber auch, dass, wenn ich aktiv unter Menschen ging, diese Angst verschwand. Ich begann also wieder mehr mit Freunden zu unternehmen und meinen Kratomkonsum unter Kontrolle zu bringen, was mir nicht immer gelang.
Richtig schlimm wurde es, als als ich vor kurzem ein Brennen am rechten, seitlichen Brsutkorb feststellte. Ich googelte, und stieß auf Lungenkrebs, und ich weiß nicht wie, aber der Gedanke setzte sich fest, so dass ich meist am Abend in tiefer Angst und Depression mir ausmalte, dass ich nicht mehr lange zu leben habe.

Als das Brennen dann eines Nachts doch recht intensiv wahrnehmbar wurde, packte mich die Panik, und ich ging in die Notaufnahme, wo mein Brsutkorb, das Herz per EKG sowie mein Blut untersucht wurde. Es wurde nichts aufälliges gefunden, so dass ich das KH verlassen konnte.
Ich war kurz erleichtert, doch googelte ich wieder und fand Bauchspeicheldrüsenkrebs als Krankheit, die man übersehen haben könnte, und wieder setzte sich sofort die Angst fest, diesen zu haben. Ab nun beobachtete ich mich auf evtl. Symptome, und hatte große Angst davor aufeinmal ein spezifisches Symptom verspüren zu können. Meist überfällt mich die Angst am Abend, und ich könnte dann fast heulen, weil ich auch nicht weiß, wie ich die Gewissheit, dass wir alle einmal sterben werden, ertragen können soll.

Ganz schlimm sind auch eigenartige Gedankenspiele. Habe ich zum Beispiel mit Freunden großen Spass, ein tollen Abend oder ähnliches, dann überkommt mich immer der Gedanke, dass dies nun irgendwie ein Zeichen ist, dass bald irgendwas passiert. Ich sehe meine Freunde dann in der Zukunft sagen, wie ich vor kurzem doch noch so ausgelassen und glücklich war, und dann das.... . Bin ich aber dann mal an einem Tag unfreundlich, dann überkommt mich eine innere Traurigkeit, da ich befürchte, dies könnte das letzte gewesen sein, was ich zu der Person gesagt habe. Es gibt hier noch viele andere ähnliche Gedankengänge, die mich umtreiben.

Die ganze Energie, dich aufwenden muss, um diese ganzen Gedanken unter Kontrolle zu bekommen, zermürben mich. Ich denke, deshalb, dass ich zu einem Sinn finden muss, der es mir erlaubt, mich wieder fallen zu lassen und das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Hierzu habe ich mal einige Denkansätze aufgeschrieben.



Denkansätze:
Ich weiß nicht wieso, mich die Angst aufeinmal wieder überfallen hat: Ist es vielleicht ein Aufruf, etwas zu ändern oder zwingt die Angst mich, die Antwort nach dem Sinn des Lebens zu bearbeiten? In dieses Phasen meines Lebens könnte ich verzweifeln ob der Tatsache, dass wir in einer so unspirituellen Gesellschaft leben, die in ihrer Struktur nur auf das Funktionieren ausgerichtet ist, aber keinerlei Bestrebungen hat, spirituelle Antworten und Fragen in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen, obwohl dieser Bereich letztlich die zentralste Angelegenheit eines jeden Menschen ist.

Aber wo Antworten finden, wenn wir auch in einer Zeit leben, in der das Bewusstsein da ist, dass es unzählige Religionen gibt, die alle behaupten, sie haben Recht. Wie kann man da wirklich tief an etwas glauben, wenn 100 Menschen neben dir an was ganz anderes glauben. Genauso ist das auch mit der Informationsflut durch das Internet bzw. der Massenmedien, die es einem schwer machen die Relation für Gefahren zu erfühlen. Ich denke, das, was jedem Hypochonder gut tun würde, wäre Einfachheit im Lebem, wenig Internet, Fernsehen und Stress.

Als ich noch sehr jung war, da war ich gläubig. Dieser Glaube gab mir sehr viel, vor allem Vertrauen. Jedoch, nun bin ich erwachsen, und habe mit wachsendem Intellekt gelernt zu zweifeln. Ich frage mich nur, wenn der Glaube es vermag, einen Menschen so zu stabilisieren, dann scheint es doch in uns Menschen angelegt zu sein, spirituell zu sein.

Der Glaube versetzt Berge, so sagt man, aber der Nichtglaube ebenso, wie man bei Hypochondern immer wieder sehen kann. An eine Sache glaube ich auf jeden Fall, und zwar, dass ich wieder zu einem Glauben finden muss, um meine Angst besiegen zu können. Um eins aber auch klarzustellen, mit Glauben meine ich hier, eine religiöse Erfahrung bzw. Einsicht, die nicht wirklich in Worte fassbar ist, und nichts fundamentalistisches. Es ist sowieso ein Unding wie Religion in unserer Zeit diskreditiert wird, weil man Radikale und Blender als Beweise herannimmt, dass Religion Schwachsinn sei. Atheist zu sein ist für viele sogar total en vogue. Ein Haltung mit der man zeigt, wie stark, rational oder aufgeklärt man sei. Eine Haltung, die im Angesicht des Todes nur schwer vorstellbar ist. Hypochonder fühlen diese Gewissheit ganz genau, es treibt sie um, und lässt sie wohl erst dann los, wenn sie wieder zu einem tiefen Vertrauen finden können. Ich glaube nicht, dass Hypochondrie nur eine Störung ist, sondern sie ist ganz klar auch eine Fragestellung, die jeder Mensch letztlich hat, nur dass sie beim Hypochonder dringlicher als bei anderen Menschen zum Vorschein kommt.

Naja, soweit erstmal von mir der Diskussionsansatz. Mich würde wirklich interessieren, wie ihr darüber denkt, vielleicht habt ihr ja auch andere Denkansätze, mit denen ich meine Sicht ergänzen kann. Ich bin auch in Bezug auf das, was ich denke, nicht dogmatisch, sondern nur auf der Suche nacht Antworten zu meinen Fragen, die ich mir bis jetzt einfach nicht befriedigend beanwtorten kann.

16.10.2013 23:36 • 17.10.2013 #1


7 Antworten ↓


Interessant deine Therorie. Meine ist ähnlich. Ich denke das nicht alle hier direkt in die Schublade Hypochonder abgeschoben werden sollten und sich vor allem nicht selber da rein packen.
Bei mir ist es die Erkenntnis, nach ca. 45 Lebensjahren, das das Leben endlich ist. Hab das hier in einigen Posts auch schon beschrieben.
Bis ich 45 war, kein Gedanke daran. Als die 50 kam und die eigenen Eltern (meine Mutter lebt noch, hoffentlich noch lange) sterben oder Schwiegereltern/Verwande, man die Krankheiten mitbekommt wie es passieren könnte, da gings los. Wenn dann noch erheblicher Stress dazu kommt. Ich denke so ist es bei mir passiert. Natürlich spielen noch andere Dinge und Erlebnisse eine Rolle aber der Grundtenor ist bei mir die Endlichkeit des Lebens.
Burn out, wurde nie festgestellt bei mir aber ich denke ich habe einen leichten bis mitleren. Vor 5 Jahren sebstständig gemacht, in der Wirtschaftskrise. Bis heute durchgehalten weil ich eine sehr liebe 83 jährige Mutter, eine super Frau und zwei tolle Söhne habe. Was sonst noch so war kannst du hier lesen.

angst-vor-krankheiten-f65/bin-neu-hier-und-moechte-mich-kurz-vorstellen-t52710.html

Nun geht es Deutschland nach Aussage von Frau Merkel ja so gut (was sie verdrängt ist das es den Großen gut geht, den kleinen aber keineswegs) Da ich es kenne, aus meiner Zeit als aktiver Alk., was es heißt Sozialhilfeempfänger zu sein habe ich in Zeiten wie diesen eine schlimme Angst wieder dort hinzukommen.
Dann kommt die Unsicherheit: Was passiert im Alter, wenn die Rente kommt?
Keiner kann uns eine Sicherheit versprechen für unser Leben aber heutzutage wird Unsicherheit auf so vielen Ebenen geschürt, die Politik verdrängt die wichtigsten Fragen der Menschen.
Ich habe festgestellt das es bei mir aus dieser Richtung kommt. Nenn es Wechseljahre beim Mann, mit 51 fängst du an zu merken das das leben endlich ist, dann die Informationsflut über Krankheiten, das Erlebte, das Begleiten der Angehörigen bis zum Tod und wie es passierte und die Ohnmacht gegenüber der wirtschaftlichen Situation der Menschen in Deutschland, Altersarmut usw., das sind die Dinge die mich in den Burn Out getrieben haben. Die Angst krank zu sein oder zu werden ist nur das Ventil meiner Seele.

A


Hypochondrie und die Sinnhaftigkeit des Lebens

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Die Unsicherheit die unser heutiges Leben begleitet, dabei ist die Erkenntnis über die Endlichkeit des Lebens normal nur kommt sie meißt erst wenn man etwas älter ist, kommt bei mir durch die Unsicherheit über meinen Gesundheitszustand zu Tage.
So oder ähnlich wird es bei vielen Menschen sein.

Dein Post heißt:

Ruhe, Geborgenheit, Vertrauen, das ist es, was wohl fehlt...


Das ist genau das was uns das Leben heute nicht mehr geben kann. Ruhe gibt es nicht mehr, jeder ist auf der Jagd alles zu schaffen was von ihm verlangt wird, Geborgenheit z.B. in Form von einer intakten Partnerschaft/Familie, kaum Zeit dafür weil der Altag dich fest im Griff hat, Vertrauen in Form von Führung in dem Land in dem wir leben-Fehlanzeige.
Nicht umsonst sind so viele Menschen psychisch krank in Europa und weltweit. Das wird von der Politik festgestellt, aber was unternehmen dagegen....
Man kann unendlich weiterschreiben aber leider muß ich jetzt in den Alltag zurück, die Arbeit ruft.

Danke für deine Antwort. Deinen Post hatte ich schon gelesen, als ich das Forum ein wenig durchsucht habe.

Ich denke auch, dass bei dir die Hypochondrie eine Rolle spielt, denn zum Beispiel gibt es viele Menschen, die in dem Alter ihre ersten Zipperlein bekommen, die aber bis ins hohe Alter trotzdem ohne eine solche Angst leben. Mein Opa wurde nun schon ein paar mal am Herz operiert und lebt sein Leben immer noch relaiv normal, er ist schon über 80 Jahre alt. Ich meine, in unerer heutigen Gesellschaft kann man auch mit Krankheit sehr alt werden.

Ich denke, Hypochonder zu sein, ist zum Teil schon eine Störung, aber anderseits auch eine berechtigte Fragestellung. Jemand, der irgendwie ein tiefes Vertrauen zur Welt erlangt hat, wird nicht an so einer Störung eher nicht erkranken. Ich habe mal ein interessantes Interview mit Peter Scholl Latour gesehen, der glaubiger Christ ist, der sinngemäß sagte, dass er sich auch freue, eines Tages zu sterben und einem anderen Interview, dass der Glaube eine irrationelle Entscheidung sei, die rational nicht erklärbar sein.

Nich rational zu sein, heißt ja, auf eine erklärende Antwort zu verzichten, und sich einfach fallen zu lassen, dabei im Vertrauen auf die Sinnhaftigkeit der Abläufe des Universums. Ich glaube, das muss ich, müssen Angstkranke wieder können.

Ich merke es ja auch am Schlaf, wenn ich zum Beispiel voller Vertrauen bin, dann schlafe ich wie ein Baby. In Phasen der Angst habe ich massive Schlafstörungen und Alpträume, die sich um die meine Fragen nach dem Sinn im Leben drehen.

Zu dem, was du zu Merkel und Co. sagst, das ist sicherlich auch ein Faktor, da unserer System so funktional ausgerichtet ist, dass der Mensch dahinter verschwindet. Das habe ich im Krankenhaus bemerkt, als ich mich selbst entlassen habe, da ich nicht über Nacht bleiben wollte, da sagte mir dir Krankenschwester ganz erbost, dass sie für den Dienst an mir nicht bezahlt würde, da ich über die Notaufnahme gekommen bin und ich mindestens 24 Stunden auf der Station sein müsse, um abrechenbar zu sein für die Station. Da dachte ich mir auch: wie unmenschlich ist das denn, dass der Kostenfaktor im Zentrum steht. Die wollten mich wegen nichts über Nacht da behalten, damit ich abgerechnet werden kann. Ich verstehe sie auch irgendwie, den System erzeugt ja diesen Druck durch tausendfache Optimierungen und Rationalisierungen.

Zum Thema Glaube, ich bin ein gäubiger Mensch, so wie ich meinen Glauben verstehe. Es ist eine Mischung aus evang. + Budistischen Glauben, so wie es für mich passt. Ich habe die Kraft Gottes kennengelernt. Als ich ganz alleine mit mir und Gott 1998 meinen letzten Alk. gemacht habe, da habe ich die Kraft gespürt als er mich auf meinen Weg zurückbrachte. Ich habe geglaubt das ich es schaffe, ich habe gebetet das er mir hilft und er tat es. Nicht zu vergessen-zu meinem Glauben gehört auch mein Vater, der gehen mußte als ich 6 Jahre alt war. Er konnte sich nicht mehr um mich kümmern, das tat meine Mutter für ihn mit. Das was aber seine Aufgabe war und die habe ich erfahren, er ist mein Schutzengel. Er ist immer da, da spüre ich. Manch einer mag sagen, der hat sie nicht alle, egal.

Zitat von mattes:
Das was aber seine Aufgabe war und die habe ich erfahren, er ist mein Schutzengel. Er ist immer da, da spüre ich. Manch einer mag sagen, der hat sie nicht alle, egal.


Ich hoffe dass ich es eines Tages auch erleben darf, dass mein Vater mein Schutzengel sein wird. Im Moment hält er sich noch etwas zurück. Aber wer weiß, vllt. ist er immer da und ich habe es nur noch nicht hinreichend gefühlt. Ich hoffe es

Du wirst ihn spüren, du mußt es nur zulassen. Du solltest vor dir selber zu deinem Glauben stehen wie immer er auch aussieht. Nur wenn du das zulässt wirst du die höhere Macht spüren. Was andere dazu sagen oder denken ist ihre Sache. Hier kommt es nur auf dich an.
Ich habe in meiner Therapie gelernt mich mit meinem Vater zu unterhalten obwohl er lange tot ist. Erst hab ich gedacht der spinnt der Therapeut. Jahre später als es mir sau dreckig ging hab ich mich an diese Sitzung erinnert, erst da hab ich es zugelassen und postwendend war er da.
Im übrigen hält nicht dein Vater sich zurück sondern du weil es dir suspekt vorkommt so etwas zu glauben und spüren zu können.





Dr. Matthias Nagel
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