Hallo persithe,
also grundsätzlich sind Angststörungen vereinfacht gesagt ein übersteigertes Risikoempfinden. Wie es dazu kommt, ist sehr individuell aber eine Sache haben die meisten Menschen gemeinsam: Sie merken nicht, dass sie auf den Weg in eine Angsterkrankung sind und es fällt ihnen erst auf, wenn sie bereits in der Erkrankung stecken und diese sich mit Panikattacken und permanenter Sorge um die eigene Gesundheit zeigt.
Je intensiver diese Erkrankung verläuft, desto mehr verliert man die Fähigkeit einzuschätzen ab wann Gefahr droht. Ein Beispiel lieferst du dafür sogar selbst:
Zitat von persithe:Vor ein paar Wochen wurde ein Lungenkrebsfall in der Familie diagnostiziert und in den ersten zwei Wochen danach war ich so fest davon überzeugt, dass ich an Krebs sterben werde dass ich regelmäßig Panikattacken bekam.
Die Nähe die hier erwähnt wird, beeinflusst dein Urteilsvermögen und du nimmst diese spezielle Gefahr aus diesem Grund auch deutlicher wahr. Würdest du genauso empfinden, wenn irgendjemand den du nicht kennst an Lungenkrebs erkrankt? Denn genau das ist der Punkt. Steigt deine Angst deswegen weil du Angst vor der Krankheit hast oder weil es jemanden getroffen hat, der dir nahesteht? Egal wie die Antwort nun lauten mag, dein individuelles Risiko an Lungenkrebs zu erkranken erhöht sich dadurch nicht, nur weil du von diesem Umstand weißt.
Das bringt mich zu meiner Kernaussage:
Das Leben ist aus gesundheitlicher Sicht ein Strategiespiel. Es gibt keine Garantie auf Gesundheit oder auf ein langes Leben. Es gibt Menschen die nie rauchen, sportlich aktiv sind, auf ihre Ernährung achten und trotzdem erkranken sie an Lungenkrebs oder sterben aus heiterem Himmel an einem Herzinfarkt obwohl sie keine 50 sind. So etwas gibt es, allerdings sind das absolute Ausnahmefälle, womit wir wieder beim Thema Wahrscheinlichkeiten sind. Das soll uns aber nicht davon abhalten, unsere Gesundheit zu fördern. Die Gestaltung, wie wir unser Leben bestreiten haben wir selbst in der Hand. Wir sind zwar nicht in der Lage eine ernste Erkrankung zu 100% auszuschließen, aber wir können die Bedingungen möglichst günstig wählen, so dass wir die Wahrscheinlichkeit drastisch erhöhen möglichst lange gesund zu bleiben.
Das plakativste Beispiel was mir dazu einfällt ist Zahnpflege. Mit regelmäßiger Pflege und Kontrolle können Zähne lange gesund bleiben. Lässt man die Mundhygiene allerdings schleifen, wird es sehr wahrscheinlich früher als einem lieb ist zu Problemen kommen und man zerstört unter Umständen sein Gebiss.
Noch ein paar Gedanken zu deinen Fragen:
Zitat von persithe:WAS FÜR TECHNIKEN WENDET IHR IN AKUTSITUATIONEN AN?
Hilfreich sind hier vorallem Achtsamkeitsübungen und Hinterfragen des eigenen Bewertungsmusters. Wenn du dich in einer akuten Angstsituation wiederfindest, versuche zu reflektieren was in den 1 - 2 Minuten vorher geschehen ist. Hast du an bestimmten Gedanken festgehalten die du durchdacht hast. Passten diese Gedanken überhaupt zu deiner aktuellen Situation? Das Zerlegen der Gedanken in einzelne Glieder die du individuell betrachten und zur Disposition stellst kann schon dabei helfen die Situation zu entschärfen. In einer Angstsituation reagiert man selten rational. Umso wichtiger ist es eine Routine zu entwickeln, dass die Pferde nicht mit einem durchgehen.
Zitat von persithe:WAS HILFT GEGEN PSYCHOSOMATISCHEN JUCKREIZ?
Das ist ansich wie mit allen psychosomatischen Beschwerden. Du fokussierst dich auf eine Empfindung und verstärkst diese, was dazu führt, dass du dich selbst noch mehr davon überzeugst etwas zu haben was du eigentlich nicht hast:
Zitat von persithe:Seit dieser Krankheitsgeschichte leide ich an psychosomatischem Ausschlag (bei Stress z.B.) und bekomme immer wieder Panikanfälle, bei denen ich denke, ich habe Krätze.
Manchmal bilde ich mir ein, dass ich Milben auf meiner Haut sehe.
Wenn die Gedanken ganz extrem werde zeige ich auch klassische Symptome, die auf eine Krätze Erkrankung hinweisen- es- ist jedoch nichts
Mir persönlich hat bei solchen Dingen eigentlich am besten geholfen diese Empfindungen einfach geschehen zu lassen, sie zu akzeptieren und mich an das zu halten, was der Arzt diagnostiziert hat: Es liegt kein Befund vor. Dazu muss man aber auch die Möglichkeit zulassen, dass der Arzt recht hat. Wenn man das kann, dann rücken diese Empfindungen automatisch aus dem Fokus und verschwinden entweder ganz oder man nimmt sie nur noch rudimentär wahr.
Mir half es die Stellen mit etwas Bodylotion einzuschmieren und wenn möglich die juckenden Stellen textilfrei zu halten. Da ich allerdings auch keine Angst vor Krätze hatte, verschwand der juckreiz spätestens nach zwei Tagen. Ich hatte das zwei Mal und ich habe mir auch keine großen Gedanken gemacht woher das jucken kam. Ich hatte keinen sichtbaren Ausschlag, ich hatte keine sonstigen gesundheitlichen Einschränkungen, daher war es für mich unnütz mir weitere Gedanken darüber zu machen.