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Hallo Ihr Lieben,

ich habe lange hier nichts geschrieben, aber doch viel gelesen.
Leider hat meine Therapeutin verpasst rechtzeitig den Verlängerungsantrag für meine
Verhaltenstherapie zu stellen. deswegen hänge ich gerade etwas in der Luft.
Am Samstag hatten wir Gäste im Haus, einer davon bekam einen Herzanfall mit allen
körperlichen Beschwerden eines Herzinfarkt. Mehr möchte ich dazu nichts mehr schreiben.
Seit dem ist nichts mehr wie es mal war.
Vielleicht verblasst dieses Erlebnis auch bald, hoffe ich wenigstens, aber seitdem stehe
ich irgendwie unter Schock.
Habe eh die Angst mit meinem Herzen, ich weiß gerade nicht wie ich da wieder raus komme.
Eigentlich bin ich eher gerne alleine wenn ich meine ZUSTÄNDE habe, aber heute habe ich echt Angst. Bin ganz alleine Im Haus, und mir ist ganz mulmig.
Ich weiß, ich muß mich ablenken, aber alles was ich gelernt habe, es ist alles weg.
Dem Bekannten geht es wieder gut, er ist wieder zu Hause, und ich leide jetzt. Nein, er kann natürlich nichts dafür. Ich bin sauer auf mich, dass mich die negativen Gedanken so runterziehen.
Vielleicht mag mir jemand Mut machen.
Alles Liebe für euch
Jess

28.02.2011 10:22 • 26.03.2011 #1


8 Antworten ↓


Hallo Jess,

ich kann Dich sooooo gut verstehen! Das muß schrecklich für Dich gewesen sein, jemanden mit einem Herzanfall erlebt zu haben! Das tut mir schrecklich leid für Dich!
Vielleicht hilft es Dir, zu wissen, dass Du nicht allein mit diesen besch.... Ängsten bist. Ich habe vor einigen Wochen erlebt, wie eine junge Frau eine Lungenembolie nach einer Beinvenethrombose hatte und es ging ihr sehr sehr schlecht. Jetzt habe ich seit einigen Tagen immer wieder schlimme Beinschmerzen und solche Angst vor einer Thrombose. Ich war schon beim Arzt und im Krankenhaus, es ist nichts bestätigt worden, aber die Angst bleibt.
Ich bin allein zu Hause und fühle mich so ausgeliefert. Ich horche andauernd in meinen Körper um zu eruieren, ob das was falsch oder verkehrt läuft.
Es ist sooo ein komisches Gefühl diese Angst, gell? Man kann ihr nicht entkommen und eigentlich möchte man stark sein und dagegen ankämpfen, aber es klappt nicht. Jeder kleine Picks im Körper wird als unangenehm und bedrohend empfunden!

Nun helfe ich Dir wahrscheinlich garnicht mit meinem Gerede hier, ich hoffe nur ich mache es nicht noch schlimmer für Dich!

Versuche weiterhin stark zu sein, ich versuche es auch! Manchmal schaue ich mich im Spiegel an und sage zu mir, Du lebst, geniese doch einfach den Moment und denke nicht an die Gefahr! Manchmal klappt es, manchmal aber leider auch nicht!

Kopf hoch, Du bist nicht allein mit dem Sch...!

Liebe Grüße, Belle

A


Herzphobie

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Liebe Belle,

danke für Deine lieben Zeilen.
Verrückt wenn man seinen Körper dauernd beobachtet.
Man spürt dann leider auch hier und da Zwicken und Zwacken.
Ich fahr jetzt zu meiner Tochter, und schau mir das kleine Wunder an.
Mein Enkelkind, 10Tage alt. Wäre ja gelacht wenn ich dann noch so drauf wäre.

Ich wünsche Dir einen angstfreien Tag und alles Liebe

Jess

Hallo Jess!

Das kann ich mir vorstellen, dass Dich dieses Erlebnis geschockt hat.
Mein Vater hatte vor fünf Jahren einen Herzinfarkt, ich war auch dabei, seitdem ist mein Leben total aus der Bahn geworfen.

Manchmal schäme ich mich, dass ich mich so verrückt mache und meine Eltern wahrscheinlich auch. Sie mussten in den letzten Jahren soviel mit mir mitmachen wegen meiner Angst. Dabei müsste mein Vater, den es direkt betrifft, doch viel mehr Angst haben.

Im Moment habe ich auch wieder diese elenden Herzstolperer. Ich muss aber dazu sagen, dass ich aufgrund von Endometriose gerade eine Wechseljahrestherapie mache, und da geht es mir allgemein nicht so gut. Meine Knochen fühlen sich im Moment an, als wäre ich schon sechzig

Das kann ich verstehen, dass Du jetzt nicht gerne alleine zuhause bist. Aber alles ist gut, versuche Dich abzulenken, auch wenn es schwer ist.
Ich stelle mich dann immer auf die Wii und mache Fitness, wenn die Panik losgeht. Oder schreie mich selber an, dass ich mich mal zusammenreißen muss.
Meistens hilft das.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebes Einhorn,
auch Dir danke für die lieben Zeilen.
Wir lassen uns nicht unterkriegen.
Wir dürfen nur nicht aufgeben.
Lass es Dir ganz doll gut gehen.
Auch dir einen angstfreien Tag und alles Liebe

Jess

Zitat:
Mein Enkelkind, 10Tage alt. Wäre ja gelacht wenn ich dann noch so drauf wäre.

Na, das ist doch sicher Grund zur Freude
Gratuliere zum Enkel.
Ja jess lenk Dich ab und denke an Schönes.

Von mir auch Gratulation zum süßen Enkelchen! Wie schön es ist soo ein kleines Baby zu beobachten! Herrlich! Genieß es, das tut richtig gut!

Meine Freundin wohnt eine Etage tiefer als ich und sie hat vor vier Wochen ihren Sohn zur Welt gebracht, der ist sooooooooo süß! Ihn anzuschauen macht so viel Freude und tut gut. Meine Tochter ist schon fast 13 Jahre alt und schon sooo groß. Aber auch ne ganz Liebe, bin sehr stolz auf sie!

Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag ohne Sorgen und Ängste!

LG Belle

Hallo Forumsteilnehmer, auch ich leide an einer immer Mal wieder aufkommenden Herzphobie.
Angefangen hat es mit Herz- bzw. ähnlichen Phobien bei mir schon in Kindheitstagen. Neulich fand ich eine während eines Schullandheimaufenthaltes von mir an meine Eltern geschriebene Postkarte, datiert Anfang der 80er Jahre. Darin beklagte ich mich darüber, gelegentlich schlecht Luft zu bekommen, obwohl dies sicher nicht der Fall war.
Auch erinnere ich mich, nach einer harmlosen, medikamentös auskurierten Magen-/Darmerkrankung im Alter von zehn oder elf Jahren, dass ich noch einige Zeit danach glaubte, irgendwelche Parasiten im Körper zu haben, worüber ich besorgt und auch weinerlich war. Eine Disposition für Phobien scheint also bei mir vorhanden zu sein.

Mediziner, so las ich, sehen den Auslöser für Herzphobien oft in Kindheitserlebnissen. Tatsächlich bin ich (Scheidungskind) mit viel „Hickhack“ und unangenehmen Erlebnissen aufgewachsen. Das ist vermutlich nichts Ungewöhnliches und ich will hier auch gar nicht in Selbstmitleid zerfließen. Wer kann schon ehrlich von sich behaupten, eine schöne, sorgenfreie Kindheit Jugend verbracht zu haben. Vielleicht gab es für mich als Heranwachsender gewisse Schlüsselerlebnisse für das spätere Ausbrechen einer Herzphobie. Ich kann mich erinnern, dass mein leiblicher Vater, den ich damals nur einige Male im Jahr sah, vermutlich auch darunter litt. Als er mich Mal, bei einem meiner Besuche, vom Bahnhof abholte und wir zu ihm fuhren, beobachtete ich, dass er sich, möglichst unauffällig und ohne jeglichen Kommentar, mit der Faust gegen die Brust schlug. Vermutlich hatte er durch die Aufregung, mich zu sehen, einen kleinen phobischen Anfall, bzw. kurzzeitig einen, medizinisch unbedeutenden, funktionell bedingten, unregelmäßigen Herzschlag. Ein anderes Mal, als ich ihn besuchte, beklagte er gegenüber anderen Bekannten, einen starken Druck in der Herzgegend zu spüren. Mein Alter Herr erfreut sich jedoch seit jeher bester Gesundheit und wird bestimmt noch Hundert.
Mit Anfang 20 kam es bei mir erstmalig zu einer Herzphobie. Ich befand mich in einer Ausbildung, die mir nicht sonderlich gefiel, spürte evtl. auch unbewusst, dass mit meiner Kindheit doch nicht alles so toll war. Jedenfalls kamen für 1-2 Wochen diese Aussetzer für einen Schlag, das Herz übersprang einfach einen „beat“. Wenn man sich dann dafür sensibilisiert und es beobachtet, kann man diese Aussetzer nach Belieben geradezu selbst evozieren.
„Warten sie auf die Aussetzer?“, fragte mich mein Chef damals. Ich fand das unhöflich, heute weiß ich, dass er Recht hatte. Nachdem ich mir eine Zeit lang Sorgen gemacht und die Angelegenheit mit meinem Hausarzt besprochen hatte, vergaß ich die Sache schnell wieder und damit verschwand dieses Symptom auch sofort. Etwa zwei Jahre später gab es dann so etwas wie den ersten „Sturm“ in meinem Leben. Mit der geliebten Arbeitskollegin und Freundin in spe wurde es doch nichts, bzw. nur für eine Nacht, die Ausbildung war vorüber und ich erst mal arbeits- und perspektivlos. Ich nahm damals Dro. und eines Nachts eine halbe Ecstasy-Tablette, die um ein vielfaches stärker war, als die vormals konsumierten. Mein Herz begann zu rasen, 180, 190, 200 und mehr Schläge pro Minute waren es locker. Ich überlegte, den Notarzt anzurufen, dachte aber, dass ich wohl sowieso vor seinem Eintreffen tot bin.
Danach war nichts mehr wie vorher. Es war, als hätte sich eine im Unterbewusstsein lange vorhandene Angst nun ins Bewusstsein „gebohrt“. Ich bekam fast täglich Panikattacken mit Herzrasen und Todesangst, bekam Angst vor der Angst usw.
Selbst beim hören einer Textzeile innerhalb eines Technoliedes („…we are black arrows of death..“), konnte ich nur mühsam eine Panikattacke unterdrücken, so randvoll Angst war ich.
Es wurde ein Belastungs- und 24h-EKG gemacht, natürlich ohne jeglichen Befund. Im Zenit der Angst in jenen Wochen und Monaten konnte ich nicht mal mehr U-Bahn fahren, aus Angst, dort in Panik zu geraten. Man empfahl mir, eine stationäre Therapie zu machen. Das wollte ich nicht. Es erschien mir unheimlich und ich wollte vor mir selbst nicht als „verrückt“ gelten. Ich brach den Kontakt zu meinen Eltern ab, zog weg und versuchte selbst gegen die Panikattacken mit Herzrasen und Todesangst anzugehen. Dinge wie „Stopp! Mein Körper gehört mir!“ oder „Na, machste wieder Psycho-Zirkus? Haha, du Spinner“, sprach ich mir selbst vor, wenn es „loszugehen“ drohte. Irgendwann verschwand der Spuck tatsächlich. Ich hatte wieder Vertrauen in meinen Körper, war viel mit dem Rennrad unterwegs oder Joggen. Trotzdem war das Problem noch da, tief vergraben in eine Art unterirdischem Endlager für ungelöste psychische Schwierigkeiten. Und kürzlich, zig Jahre später, bin ich wieder in die Falle getappt. Nach einem dunklen, allein und arbeitslos verbrachten Winter plötzlich unregelmäßiger Herzschlag, niedriger Blutdruck. Verängstigt ging ich zum Arzt, EKG, großes Blutbild, alles ok. Ich lieferte dem Arzt beim nächsten Besuch gleich selbst meine Diagnose, funktionelle Herz-/Kreislaufbeschwerden. Er stimmte zu und führte ein längeres Gespräch bezüglich meiner Lebensumstände. Seine Lebenserfahrung war dabei hilfreich.

Sorry, Doppelpost, dies bitte löschen. Danke.





Prof. Dr. Heuser-Collier
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