Werte Forengemeinde und Mitleidende,
ich habe gerade einfach das Bedürfnis mir an dieser Stelle meinen bisherigen Leidensweg von der Seele zu schreiben. Es könnte also etwas länger werden.
Ich bin 22 und Student. Habe ein großartiges Verhältnis zu Freunden und Familie, keine finanziellen Sorgen oder Ähnliches und sah mich bisher immer als relativ stressresistente Person an. Es begann alles diesen Sommer. Die lange ersehnten Semesterferien wollte ich in meinem Elternhaus verbringen. Ich war bereit, den Sommer in vollen Zügen zu genießen. Am morgen des ersten Tages der Ferien beschlich mich auf einmal ein merkwürdiges Gefühl. Leichte Missempfindungen im linken Arm. Das Gefühl irgendetwas stimmt nicht. Ich war allein zuhause. Ich steigerte mich in das Gefühl hinein und bekam Herzrasen, eiskalte Gliedmaßen und kalten Schweiß. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, war jedoch überzeugt davon sterben zu müssen. Mit aller Willenskraft versuchte ich mich zu beruhigen und sagte mir selbst immer wieder: Vielleicht ist es nur eine Panikattacke die geht vorbei. Tatsächlich war nach ca. einer halben Stunde der Spuk vorbei. Ich rief dennoch meine Hausärtztin an und vereinbarte noch für den selben Tag einen Termin. Am nächsten Tag wurde mein erstes EKG geschrieben und ein Blutbild gemacht. Am selben Tag verspürte ich erstmals wiederkehrende Stiche im Herzbereich. Da Blutbild und EKG ohne Befund waren meinte meine Hausärtztin direkt, ich sollte mich eher in die psychosomatische Richtung orientieren. Sie sollte vermutlich Recht behalten.
Die darauffolgenden Wochen waren zu 100% beschwerdefrei. Ich war sportlich aktiv, bestritt einige anspruchsvolle Bergtouren, machte sogar eine mehrtägige Alpendurchquerung. In der darauffolgenden Zeit arbeitete ich als Werkstudent in einem großen Konzern. Dort war ich häufig müde und um Mittag rum fielen mir manchmal die Augen zu, schreckte aber sofort wieder hoch. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass beim Einatmen irgendetwas nicht stimmen würde. Es fühlte sich so an also ob hin und wieder einzelne Herzschläge die Luft aus meinen Lungen pressen. Die letzten Tage auf der Arbeit waren dann noch schlimmer. Ich war ausgelaugt, Treppensteigen sorgte für massives Herzrasen und ich lief andauernd auf die Toilette. Also machte ich den größten Fehler, den man in dieser Situation machen konnte: Ich fragte DR. GOOGLE und kam nach einiger Zeit zu dem Schluss an Herzinsuffizienz zu leiden. Ich stellte mir vor wie ich nur noch wenige Jahre zu leben hätte und meine Welt zusammenbricht und welches Leid ich meiner Familie antun würde. (Natürlich war das ganze völlig übertrieben). Ich ging nochmals zum Artzt. Dieser versicherte mir Ihr Herz ist gesund, Sie sind jung, und seltene Krankheiten sind auch wirklich SELTEN. Ich bekam eine Überweisung zum Neurologen und Mass. zur Entspannung. Einigermaßen beruhigt wollte ich das ganze noch einmal herausfordern und plante eine weitere Bergtour. Ich sagte mir: Sollte ich bei dieser tatsächlich nach kurzer Zeit massive Herzprobleme und Erschöpfung bekommen ist mein Schicksal besiegelt. Und wie erwartet ließen Herzrasen und Angst nicht lange auf sich warten. Die erste halbe Stunde der Tour war Horror. Allerdings wurde es mit jedem weiteren Schritt besser und ich meisterte den Rest der Wanderung mit bravour ohne irgendwelche Beschwerden und war tiefenentspannt.
Zurück in meiner Studienstadt, begannen die Schlafstörungen. Ich schreckte oft mitten in der Nacht schweißgebadet mit klopfendem Herzen auf und eine intensive Phase der Selbstbeobachtung begann. Ich tastete oft meine Beine ab um mögliche Wassereinlagerungen zu entdecken die auf Herzinsuffizienz hindeuten. Der Neurologe sagte mir nach 2 minütigem Gespräch ich leide an generalisierter Angsstörung. Ihm reichten wohl mein EKG und Blutbild, das mittlerweile fast ein halbes Jahr alt war, völlig aus um organische Ursachen auszuschließen. Ich bekam Sertralin und eine Verhaltenstherapie verschrieben. Das AD setzte ich aufgrund von Nebenwirkungen nach 3 Tage wieder ab. Ich begab mich erneut zu einer Ärtztin um organische Ursachen ein für alle mal auszuschließen. Es erfolgte Langzeit- und Belastungsekg, Lungenfunktionstest und ein Thorax-Röntgen, da ich schon seit vielen Monaten unter gelegentlichen Hüsteln litt, das in den letzten Wochen sehr viel häufiger geworden ist. (Was wiederum meine Angst vor Herzinsuffizienz bestärkte) Alles blieb ohne Befund.
Nun zu dem Teil der wohl die meisten hier interessiert. Welche Symptome genau habe ich aktuell:
-Das permanente Gefühl etwas sei nicht in Ordnung (24h)
-täglich gelegentliches Herzstechen
-Unruhezustände ähnlich dem Gefühl wie vor einem Vortrag, oder Lampenfieber nur viel stärker
-Messen des eigenen Pulses an den Schlagadern (habe ich mir aber wieder weitestgehend abgewöhnt, da man dazu neigt den Puls viel schneller einzuschätzen als er eigentlich ist. Ein 75er Puls fühlte sich für mich oft an wie 100+)
- Schlafstörungen (kurz vor dem Einschlafen im Halbschlaf zusammenzucken/erschrecken sowie häufiges Aufwachen mit Herzrasen)
- An manchen Tagen extremes Krankheitsgefühl beim Aufwachen wie bei Grippe oder Fieber. Verschwindet aber relativ schnell über den Tag.
-Antriebslosigkeit
-Generelle Erschöpfung
-Druck auf der Lunge und im gesamten Brustraum
-Muskelzucken
-manchmal kalte und kribbelnde Gliedmaßen
-Missempfindungen (Es zwickt andauernd zufällig irgendwo am Körper, in schlimmen Phasen auch brennendes Gefühl am gesamten Oberkörper. Kommt wohl vom Adrenalin)
An die meisten Symptome habe ich mich mittlerweile soweit gewöhnt, dass ich nichtmehr in Panik verfalle sobald ich etwas davon spüre. Der Gedanke hilft Wären die Symptome wirklich lebensbedrohlich wäre ich wohl schon lange hinüber. Was mir allerdings zurzeit wirklich noch Sorgen macht ist meine Körperliche Leistungsfähigkeit. An manchen Tagen ist alles gut und an anderen fühle ich mich schlagartig 50 Jahre gealtert. Kontrollierte Bewegung, bei der ich die Belastung selbst steuern kann (ZB Fitnessstudio) ist kaum problematisch. Ein unkontrollierter Sprint, um den Bus noch zu erwischen allerdings löst in mir Stundenlages Herzrasen (teilweise auch den aprupten Wechsel von sehr schnellen auf normale Herzfrequenzen) aus. Ich schätze einfach ich bekomme im Unterbewusstsein Panik und führe die Symptome auf die sportliche Aktivität zurück. Außerdem habe ich manche der Symtome auch komplett ohne akute Angstzustände was mich immer wieder verwundert. Eine klassische Panikattacke wie zu Beginn hatte ich seitdem nie wieder.
Wie geht es weiter? In wenigen Tagen habe ich ein Erstgespräch für eine EIOS Therapie um die Wartezeit für die Verhaltenstherapie zu überbrücken. Außerdem möchte ich ein Herzultraschall machen, da ich bisher noch keines gemacht hatte und ganz sicher gehen möchte.
Bevor bei einigen jetzt die Mausräder noch zu glühen anfangen belasse ich es dabei und würde mich über ähnliche Erfahrungen insbesondere bezüglich der körperlichen Erschöpfungssymtome freuen. Und nicht vergessen! Sucht euch professionelle Hilfe, je früher desto besser. Wir schaffen das!
ich habe gerade einfach das Bedürfnis mir an dieser Stelle meinen bisherigen Leidensweg von der Seele zu schreiben. Es könnte also etwas länger werden.
Ich bin 22 und Student. Habe ein großartiges Verhältnis zu Freunden und Familie, keine finanziellen Sorgen oder Ähnliches und sah mich bisher immer als relativ stressresistente Person an. Es begann alles diesen Sommer. Die lange ersehnten Semesterferien wollte ich in meinem Elternhaus verbringen. Ich war bereit, den Sommer in vollen Zügen zu genießen. Am morgen des ersten Tages der Ferien beschlich mich auf einmal ein merkwürdiges Gefühl. Leichte Missempfindungen im linken Arm. Das Gefühl irgendetwas stimmt nicht. Ich war allein zuhause. Ich steigerte mich in das Gefühl hinein und bekam Herzrasen, eiskalte Gliedmaßen und kalten Schweiß. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, war jedoch überzeugt davon sterben zu müssen. Mit aller Willenskraft versuchte ich mich zu beruhigen und sagte mir selbst immer wieder: Vielleicht ist es nur eine Panikattacke die geht vorbei. Tatsächlich war nach ca. einer halben Stunde der Spuk vorbei. Ich rief dennoch meine Hausärtztin an und vereinbarte noch für den selben Tag einen Termin. Am nächsten Tag wurde mein erstes EKG geschrieben und ein Blutbild gemacht. Am selben Tag verspürte ich erstmals wiederkehrende Stiche im Herzbereich. Da Blutbild und EKG ohne Befund waren meinte meine Hausärtztin direkt, ich sollte mich eher in die psychosomatische Richtung orientieren. Sie sollte vermutlich Recht behalten.
Die darauffolgenden Wochen waren zu 100% beschwerdefrei. Ich war sportlich aktiv, bestritt einige anspruchsvolle Bergtouren, machte sogar eine mehrtägige Alpendurchquerung. In der darauffolgenden Zeit arbeitete ich als Werkstudent in einem großen Konzern. Dort war ich häufig müde und um Mittag rum fielen mir manchmal die Augen zu, schreckte aber sofort wieder hoch. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass beim Einatmen irgendetwas nicht stimmen würde. Es fühlte sich so an also ob hin und wieder einzelne Herzschläge die Luft aus meinen Lungen pressen. Die letzten Tage auf der Arbeit waren dann noch schlimmer. Ich war ausgelaugt, Treppensteigen sorgte für massives Herzrasen und ich lief andauernd auf die Toilette. Also machte ich den größten Fehler, den man in dieser Situation machen konnte: Ich fragte DR. GOOGLE und kam nach einiger Zeit zu dem Schluss an Herzinsuffizienz zu leiden. Ich stellte mir vor wie ich nur noch wenige Jahre zu leben hätte und meine Welt zusammenbricht und welches Leid ich meiner Familie antun würde. (Natürlich war das ganze völlig übertrieben). Ich ging nochmals zum Artzt. Dieser versicherte mir Ihr Herz ist gesund, Sie sind jung, und seltene Krankheiten sind auch wirklich SELTEN. Ich bekam eine Überweisung zum Neurologen und Mass. zur Entspannung. Einigermaßen beruhigt wollte ich das ganze noch einmal herausfordern und plante eine weitere Bergtour. Ich sagte mir: Sollte ich bei dieser tatsächlich nach kurzer Zeit massive Herzprobleme und Erschöpfung bekommen ist mein Schicksal besiegelt. Und wie erwartet ließen Herzrasen und Angst nicht lange auf sich warten. Die erste halbe Stunde der Tour war Horror. Allerdings wurde es mit jedem weiteren Schritt besser und ich meisterte den Rest der Wanderung mit bravour ohne irgendwelche Beschwerden und war tiefenentspannt.
Zurück in meiner Studienstadt, begannen die Schlafstörungen. Ich schreckte oft mitten in der Nacht schweißgebadet mit klopfendem Herzen auf und eine intensive Phase der Selbstbeobachtung begann. Ich tastete oft meine Beine ab um mögliche Wassereinlagerungen zu entdecken die auf Herzinsuffizienz hindeuten. Der Neurologe sagte mir nach 2 minütigem Gespräch ich leide an generalisierter Angsstörung. Ihm reichten wohl mein EKG und Blutbild, das mittlerweile fast ein halbes Jahr alt war, völlig aus um organische Ursachen auszuschließen. Ich bekam Sertralin und eine Verhaltenstherapie verschrieben. Das AD setzte ich aufgrund von Nebenwirkungen nach 3 Tage wieder ab. Ich begab mich erneut zu einer Ärtztin um organische Ursachen ein für alle mal auszuschließen. Es erfolgte Langzeit- und Belastungsekg, Lungenfunktionstest und ein Thorax-Röntgen, da ich schon seit vielen Monaten unter gelegentlichen Hüsteln litt, das in den letzten Wochen sehr viel häufiger geworden ist. (Was wiederum meine Angst vor Herzinsuffizienz bestärkte) Alles blieb ohne Befund.
Nun zu dem Teil der wohl die meisten hier interessiert. Welche Symptome genau habe ich aktuell:
-Das permanente Gefühl etwas sei nicht in Ordnung (24h)
-täglich gelegentliches Herzstechen
-Unruhezustände ähnlich dem Gefühl wie vor einem Vortrag, oder Lampenfieber nur viel stärker
-Messen des eigenen Pulses an den Schlagadern (habe ich mir aber wieder weitestgehend abgewöhnt, da man dazu neigt den Puls viel schneller einzuschätzen als er eigentlich ist. Ein 75er Puls fühlte sich für mich oft an wie 100+)
- Schlafstörungen (kurz vor dem Einschlafen im Halbschlaf zusammenzucken/erschrecken sowie häufiges Aufwachen mit Herzrasen)
- An manchen Tagen extremes Krankheitsgefühl beim Aufwachen wie bei Grippe oder Fieber. Verschwindet aber relativ schnell über den Tag.
-Antriebslosigkeit
-Generelle Erschöpfung
-Druck auf der Lunge und im gesamten Brustraum
-Muskelzucken
-manchmal kalte und kribbelnde Gliedmaßen
-Missempfindungen (Es zwickt andauernd zufällig irgendwo am Körper, in schlimmen Phasen auch brennendes Gefühl am gesamten Oberkörper. Kommt wohl vom Adrenalin)
An die meisten Symptome habe ich mich mittlerweile soweit gewöhnt, dass ich nichtmehr in Panik verfalle sobald ich etwas davon spüre. Der Gedanke hilft Wären die Symptome wirklich lebensbedrohlich wäre ich wohl schon lange hinüber. Was mir allerdings zurzeit wirklich noch Sorgen macht ist meine Körperliche Leistungsfähigkeit. An manchen Tagen ist alles gut und an anderen fühle ich mich schlagartig 50 Jahre gealtert. Kontrollierte Bewegung, bei der ich die Belastung selbst steuern kann (ZB Fitnessstudio) ist kaum problematisch. Ein unkontrollierter Sprint, um den Bus noch zu erwischen allerdings löst in mir Stundenlages Herzrasen (teilweise auch den aprupten Wechsel von sehr schnellen auf normale Herzfrequenzen) aus. Ich schätze einfach ich bekomme im Unterbewusstsein Panik und führe die Symptome auf die sportliche Aktivität zurück. Außerdem habe ich manche der Symtome auch komplett ohne akute Angstzustände was mich immer wieder verwundert. Eine klassische Panikattacke wie zu Beginn hatte ich seitdem nie wieder.
Wie geht es weiter? In wenigen Tagen habe ich ein Erstgespräch für eine EIOS Therapie um die Wartezeit für die Verhaltenstherapie zu überbrücken. Außerdem möchte ich ein Herzultraschall machen, da ich bisher noch keines gemacht hatte und ganz sicher gehen möchte.
Bevor bei einigen jetzt die Mausräder noch zu glühen anfangen belasse ich es dabei und würde mich über ähnliche Erfahrungen insbesondere bezüglich der körperlichen Erschöpfungssymtome freuen. Und nicht vergessen! Sucht euch professionelle Hilfe, je früher desto besser. Wir schaffen das!
16.12.2018 17:12 • • 28.01.2019 #1
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