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Neulich hat es in meinem Bekanntenkreis mit meiner größten Angst eingeschlagen: Krebs. Zum Glück hat er den Hautkrebs schnell bemerkt und konnte recht zeitig behandelt werden. Unweigerlich kam das Thema aber auf wie es in der Familie aussieht.

Meine Mutter ist vor ihrem 40. Geburtstag an Brustkrebs erkrankt. Das ist jetzt über 10 Jahre her und sie ist immernoch gesund und munter bei uns, Gott sei dank.

Trotzdem kriege ich jedes Mal wenn das Thema irgendwie aufkommt eine Riesen Angst. Was wenn das eine genetische Veranlagung war? Was wenn ich diese Veranlagung geerbt habe?

Und wenn die Angst Besitz ergreift, dann gibt es kein „es könnte sein“ mehr, sondern dann ist es so. Jedes Mal versuche ich es zu rationalisieren und scheitere aufs Neue. Neulich war ich kurz davor einen Gentest zu machen, für schlappe 2.000Euro. Die Rationalität hat immerhin noch so weit gereicht das nicht zu tun

Heute 08:50 • 26.12.2024 #1


7 Antworten ↓


Hallo,
Deine Gedanken und Sorgen kann ich gut verstehen.
Leider aber können wir nicht auswählen ob und wann uns etwas trifft. Wir können nur versuchen,
durch eine gesunde Lebensweise und eine gute Gedankenentspannung das Risiko zu mindern,
das uns eine bestimmte Krankheit treffen wird.

Zitat von 4ngsth4se:
Und wenn die Angst Besitz ergreift, dann gibt es kein „es könnte sein“ mehr, sondern dann ist es so. Jedes Mal versuche ich es zu rationalisieren und scheitere aufs Neue.


Nach meinen persönlichen Erfahrungen gibt es schon ein es könnte sein.
Nur ist es nicht gerade einfach, dies zu versachlichen. Du nennst es zu rationalisieren.
Du kannst dies aber üben, wenn Du das möchtest.

Viele Grüße
Bernhard

A


Die Angst vor den eigenen Genen

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Ich kann deine Angst verstehen. Meine Mama ist damals mit 38 an Brustkrebs erkrankt und leider auch mit 40 verstorben. Ich hatte immer Angst es auch zu bekommen und als ich dieses Jahr einen knubbel in der brust hatte (ich habe auch sehr viele zysten, ist also normal) der abgeklärt werden sollte war ich natürlich nervlich völlig am ende. Es hat sich als Krebsvorstufe herausgestellt, noch nicht bösartig, musste aber raus. Da ich unter 50 bin und meine Mama so jung war riet man mir auch zu einem Gentest. Den habe ich widerwillig gemacht weil ich auch da Angst hatte was das für Konsequenzen haben wird. Aber alles unauffällig. Ich habe gemerkt, Angst schützt mich leider nicht. Aber dennoch habe ich sie immer wieder.

Ich kann dir keinen Rat geben, aber ich verstehe deine Ängste.

Du hast die Ängste ja schon lange. Nicht Krebs, egal welche Sorte, ist dein Problem, sondern die Angststörung. Die Angststörung ist schlimmer als Krebs, denn sie vers.aut die Lebensqualität über viele Jahre. Im Grunde ist es ein Leben in der Hölle. Krebs geht irgendwann vorbei, entweder man wird ihn los oder man stirbt daran. Es ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland und insofern ist es streng genommen überflüssig, davor Angst zu haben. An irgendetwas stirbt jeder Mensch irgendwann. Man nennt es: das Leben. Du musst das Leben akzeptieren und dazu gehört alles, was stattfindet. Angst vor Krebs, Angst vor Schlaganfall, Angst vor Demenz, Angst vor Herzinfarkt, keine einzige dieser Ängste bewahrt uns vor dem Leiden, das zum Leben gehört wie die Freude. Lenke dich von deinen Ängsten ab und beschäftige dich mit dem Thema „Leben“ und „Leiden“. Dann nutzt du die Ängste konstruktiv. Tritt aus ihnen heraus und betrachte sie von außen. Wer als Kind nicht geliebt, gehalten und in Sicherheit gewiegt wurde, der muss sich später selbst darum kümmern. Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat es in seinem großen Werk erschöpfend beschrieben. Nicht zufällig hat er sich auf den Buddhismus berufen und ihn als einer der ersten in Europa überhaupt zur Kenntnisnahme gebracht. In Schopenhauers Philosophie und Buddhismus liegen Entlastung und Trost, denn sie erklären die Wahrheit des Lebens und produzieren keine Wertsysteme, die uns Menschen ein schlechtes Gewissen machen (z.B. Christentum) und überfordern (z.B. Positivismus). Es ist kein Zufall, dass Arthur Schopenhauer als „Pessimist“ bezeichnet und ein Bogen um ihn gemacht wird. Der egozentrische Individualismus unserer Zeit steht dem Akzeptieren des Lebens direkt entgegen. Er sieht die Wahrheit als Spielverderberin an. Wann beginnt deine Therapie?
Liebe Grüße

Zitat von Reconquista:

Zitat von Biene1305:
riet man mir auch zu einem Gentest. Den habe ich widerwillig gemacht weil ich auch da Angst hatte was das für Konsequenzen haben wird. Aber alles unauffällig. Ich habe gemerkt, Angst schützt mich leider nicht.

Du hast völlig recht. Mein Beileid für den Verlust deiner Mutter. Meine Mama hat es zum Glück gut überstanden und bis auf die Narben weist nichts mehr auf die Ereignisse hin. Ihr wurde damals ebenfalls zu einem gentlest geraten, den hat sie aber ausgeschlagen. Sie will nicht wissen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist das es sie noch einmal erwischt, sie geht zur Nachsorge und will ihr Leben genießen. Damals habe ich es nicht verstanden, heute tue ich es. Trotz einer so schwerwiegenden Erfahrung geniest sie ihr Leben in vollen Zügen und die Nachsorge/Vorsorge gibt ihr all die Sicherheit die sie braucht. Ich respektiere diese schwere Entscheidung enorm, auch wenn sie mir heute diese quälende Unsicherheit nehmen könnte.

Zitat von Reconquista:
Es ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland und insofern ist es streng genommen überflüssig, davor Angst zu haben.

Du hast rational vollkommen recht. Ich habe weniger Angst davor eines Tages zu sterben, vielmehr ist es die Angst Menschen im Stich zu lassen. Meine liebevolle Partnerin und die Kinder die wir wohl irgendwann mal haben werden. Die Vorstellung dass das irgendwann mal passieren könnte bereitet mir schon schlaflose Nächte.


Zitat von Reconquista:
Wann beginnt deine Therapie?
Liebe Grüße

In der ersten Februar Woche habe ich einen Termin für ein erst Gespräch bekommen, da ich den letzten leider nicht wahrnehmen konnte (Grippe…) wie schnell es im Anschluss zur Therapie kommen kann steht noch in den Sternen.

Zitat von 4ngsth4se:
Du hast völlig recht. Mein Beileid für den Verlust deiner Mutter. Meine Mama hat es zum Glück gut überstanden und bis auf die Narben weist nichts mehr auf die Ereignisse hin. Ihr wurde damals ebenfalls zu einem gentlest geraten, den hat sie aber ausgeschlagen. Sie will nicht wissen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ...

Du bist auf einem guten Weg, alles Gute für das neue Jahr!

@4ngsth4se meine Mama ist schon seit 32 Jahren nicht mehr hier. Ich war damals 14. Laut Aussage meiner Familie ist sie zu spät zum Arzt gegangen. Ich weiß es nicht. Anfang der 90er waren die Behandlungen auch noch anders und heutzutage ist man schon so weit in der Medizin.
Ich sollte mir das auch mal nahe bringen das Vorsorge und auch Nachsorge Sicherheit bedeutet. Das klingt zumindest weniger Angstbehaftet.

Zitat von Biene1305:
Ich sollte mir das auch mal nahe bringen das Vorsorge und auch Nachsorge Sicherheit bedeutet. Das klingt zumindest weniger Angstbehaftet.


Das ist definitiv so. Vorsorge Programme sind ja nichts was sich unsere Angst herbei gesponnen hat, sondern etwas was angeboten wird weil es ein tatsächliches Risiko gibt das durch diese Programme deutlich reduziert wird. Kein Resultat der Angst, sondern ein Vorgehen das von Leuten entwickelt wurde die deutlich schlauer sind als ich

Wahrscheinlich schieße ich mich deshalb so sehr auf seltene Krebsarten ein. Könnte ja sein ist rationaler wenn der bestimmte Krebs nicht so gut erforscht wird. Trotzdem sollte ich aufhören als Informatiker Medizin Paper zu lesen…





Zitat von Reconquista:
Du bist auf einem guten Weg, alles Gute für das neue Jahr!

Ich danke dir, das wünsche ich dir auch!




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Dr. Matthias Nagel
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