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Hi!

Ich schreib das mal kurz, weil ich mit meinem Latein echt am Ende bin.
Mein bester Freund ist 38, ist in seinem Leben wahrscheinlich 20 Mal umgezogen, hatte wahrscheinlich auch ungefähr soviele unglückliche Frauengeschichten am Start und schon Sachen getan, an die andere nicht einmal denken mögen.
Er war Bundesvizemeister im Taekwondo, lässt sich von aggressiven Spinnern nie beeindrucken und wird so gut wie nie richtig böse.
Irgendwie hat er es nie geschafft, seinem Leben eine Richtung zu geben und schwirrt so durch den Raum. Aber damit kommt er klar.
Was mir aber echt Sorgen macht, ist, dass er panische Angst davor hat, dass mit seinem Körper irgendwas nicht stimmen könnte. Gestern haben wir uns die Sonnenfinsternis angeschaut. Danach hatte er Angst, blind zu werden. Er war erkältet, deswegen juckten und brannten seine Augen abends, wahrscheinlich auch weil er müde war. Ich habe ihm das erklärt, aber er meinte, es käme von der Sonne, obwohl er sogar eine dieser Brillen hatte. Ich habe ihm gesagt, ich hätte ja auch nichts und ich hätte auch hingesehen.
Er wurde total unruhig, ich habe ihm Lasea gegeben, damit er wieder runterkommt, war ein hartes Stück Arbeit, ihn dazu zu bringen, dass zu schlucken, dann sollte er sich hinlegen und ich hab ihm ein Kühlpad für seine Augen gegeben.
Er hat trotzdem die ganze Nacht nicht geschlafen weil er Angst hatte blind zu werden. Heute Morgen konnte er natürlich immer noch sehen. Wenn er sich schneidet hat er Angst, dass er ne Blutvergiftung bekommt. Wenn er einen Schnupfen hat, denkt er gleich, er kriegt ne Lungenentzündung. Hat er Halsschmerzen, lässt er sich ne Woche krankschreiben. Er hat keinen Duschvorhang zuhause, weil er meint, davon bekommt man Krebs. Er hat Angst vor seiner Mikrowelle, weil schwingende Partikel seine Zellen kaputtmachen würden. Er isst nie Zucker, weil er meint, davon bekommt er Diabetes. Wasser trinkt er nur aus Glasflaschen. Und er hat panische Angst, dass er sich bei meinem Bruder, der in einem Pflegeheim arbeitet mit multiresistenten Keimen infizieren kann.
Bislang haben das immer alle irgendwie belächelt.
Gestern habe ich mir zum ersten Mal richtig Sorgen gemacht, weil er sich nicht beruhigen ließ und man auch nicht so richtig zu ihm durchdringen konnte. Ich frage mich, wie oft er das schon hatte, nur dass es niemand mitbekommen hat. Was mache ich mit ihm?

21.03.2015 12:48 • 22.03.2015 #1


4 Antworten ↓


Notre Dame, er soll sich hier anmelden. Bei uns ist er doch in bester Gesellschaft.

A


Bester Freund hat panische Angst vor Krankheiten

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Notre Dame,

Du scheinst aber ein richtig guter Freund zu sein! Hut ab, auch haben wollen

Ja und Du hast es gut erkannt, es ist schon sehr krass!

Ich leide auch unter diese Störung, aber muss durch Deinen Beitrag erkennen, dass es noch schlimmer geht.....
Macht mir jetzt wieder Angst, ob sich das steigert:/

Wie schon empfohlen, solltest du Ihm mal hier her locken...Das gibt ihm vielleicht das Gefühl, nicht alleine mit dem Problem zu sein...
Selbst das kann schon ein wenig beruhigen..

LG NoraMarie

Das klingt jetzt echt bescheuert, aber er hat kein Internet. Er ist Legastheniker, deswegen hält er davon nicht viel. Er hat Angst, dass er damit nicht klarkommt. Ich habe schon öfter versucht, ihn zu überreden, sich Internet anzuschaffen, aber er wehrt sich. Gestern Abend war soweit wieder alles ok. Ich hab ihn extra nochmal angerufen und nachgefragt.
Hab ihm dann gesagt, dass ich sehr erschrocken war und gefragt, ob das schon öfter so war, da hat er aber gleich geblockt. Er meinte nur, sein Bruder sei auch so, das läge in der Familie.
Ich steh da vor einem riesigen Fragezeichen.

Notre Dame, in solchen Situationen, werde ich sehr deutlich. Ob das jemand hören will, oder nicht.

D.h. Klarer Hinweis, dass das Verhalten von mir erkannt und als nicht in Ordnung befunden wurde.

Als nächstes das Angebot, zur Hilfe.

Wird das nicht angenommen, war es das. Beim nächsten Schub, oder was auch immer, das gleiche wieder.

Je nachdem von den eigenen problemen erzählen. Kommt auf dich an, wenn du das kannst.

Ansonsten, versuche es nicht zu sehr an dich ran zu lassen. Das macht krank und nützt niemanden.

Evtl. Mit der Familie reden, muss aber vorsichtig erfolgen.

Wichtig, jeder Erwachsene ist für sich selbst verantwortlich, es sei denn, es besteht unmittelbare Gefahr für ihn oder für andere.





Dr. Matthias Nagel
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