Zitat von nati1989: Ich meine eher das Gefühl, dass ich sie nicht liebe. Ich frage mich ständig wenn ich sie ansehe....fühle ich genug?
Zitat von nati1989: Ich hab das Gefühl ich fühle nichts aber ich will was fühlen.
Zitat von nati1989: Ich hatte bei mir eher das Gefühl, dass es wieder ein Trick des Zwangs sein könnte.
Jeder Zwang folgt einer speziellen, sehr individuellen Logik. Das grobe Gerüst einer Zwangslogik lautet jedoch stets:
Unsicherheit - Rückversicherung - Unsicherheit - Rückversicherung usw. Man kann dies auch Zwangs
struktur nennen.
Der restliche Kram, den wir individuell erschaffen und erhalten, ist lediglich der Rahmen um das Grundgerüst herum, oder, technisch gesprochen, der Aufbau. Dieser Aufbau
verdeckt die meiste Zeit die Struktur, das Fundament des Zwanges.
So wie wir bei einem Gebäude idR nur die sichtbaren Dinge erblicken (Wände, Räume), erleben wir innerhalb eines Zwangskreislaufes ebenfalls meist nur jene Dinge,
um die er sich dreht.
Der Unterschied zur Ansicht eines Gebäudes liegt beim Erleben eines Zwangskreislaufes jedoch darin, dass wir
in ihm leben. Wir blicken also nicht
auf den Zwang (als Objekt) sondern schauen quasi aus ihm
heraus.
Und deshalb funktioniert zwanghaftes Denken auch so
Selbst-erhaltend. Der Zwang ist Teil unseres Selbst-Erlebens geworden. Somit erleben wir keinen Zwang sondern
sind zwanghaft.
Konkret auf Deine Zwangsgedanken bzgl. Deines Kindes bedeutet das: ohne Rückversicherung auf die richtigen Gefühle für Dein Kind, fühlst
Du Dich falsch. Das darf jedoch nicht sein! Und sofort sucht dieser (selbst ein-gebildete) Konflikt eine Rückversicherung, die diesen Verdacht widerlegt.
Das ist auch schon alles und jeder Zwängler, der die Zwangslogik versteht, kann dieses Grundmuster mühelos runterbeten und auch bisweilen akut erkennen, aber es liegt in der Natur des Zwanges, dass er den einzigen, wirklich dauerhaft heilsamen Schritt nicht gehen will: nämlich, den Kreislauf zu unterbrechen, indem er NICHT nach einer Rückversicherung sucht.
Dies mag sich anfänglich wie ein Entzugs- bzw. Entwöhnungsprogramm anfühlen, je nach der Stärke des etablierten Zwanges. Um hier standhaft zu bleiben, kann es hilfreich sein, sich immer wieder klar zu machen, dass es sich hierbei um eine buchstäbliche Selbst-Veränderung handelt: wer einem Zwang nicht mehr folgt, verabschiedet sich ein gutes Stück weit von seinem bisherigen Selbst(-Erleben). Und das ist nicht leicht.
Jeglicher Zwang ist eine Abkürzung, so wie z. B. Sucht ebenfalls einen funktionellen Missbrauch darstellt. Das Wort
Angewohnheit beinhaltet als Stamm wohnen oder Wohnung. Und wo wohnen wir letztendlich? In unserem Selbst-Bild. Wir er-
leben durch unsere etablierten Angewohnheiten. Wenn dieses (Er-)Leben zum (Er-)Leiden wird, müssen wir uns davon verabschieden.
Die gute Nachricht - wir verlieren dabei nicht uns, sondern finden eine vielleicht bislang ungeahnte Freiheit, die logischerweise mit unserem bisherigen Selbst-Bild nur noch wenig zu tun hat.