Lieber turbino12,
du hast die Angst vor verschiedenen schweren Erkrankungen, zur Zeit vCJK, zu deinem Lebensmittelpunkt gemacht. Das ist ein sehr anstrengendes und teures Hobby, das dir die Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden und Minuten zwar anfüllt und dich vor anderen Lebenserfahrungen schützt, aber keinen Millimeter weiter in Richtung Glück bringt. Du wirst deine eigene schwere Geschichte haben, die dich auf dieses Gleis geführt hat. Ich spreche aus Erfahrung, denn ähnlich verlief früher auch mein Leben. Du bist intelligent und investierst viel Recherche und Nachdenken in dein spezielles Krankheitswissen. Das bringt dich keinen Millimeter Richtung Wohlbefinden und Glück. Ich lehne mich hier sehr aus dem Fenster, empfehle dir aber von ganzem Herzen, dir neue Gebiete zu erobern, in denen du deine Intelligenz, Kraft und Phantasie voll einsetzen kannst und zwar in Richtung Gemeinschafterlebnisse und Glück und Erfolg. Alles ist fragil, sehr fragil sogar, und große weise Menschen wussten das schon vor tausenden Jahren. Der Buddhismus zum Beispiel basiert auf den so genannten Vier Edlen Wahrheiten, und die erste dieser Wahrheiten lautet: alles ist Leiden, wirklich alles, ohne Ausnahme. Das ist harter Tobak, aber letztlich kommt niemand drum herum, nur zeitweise. Findest du es erstrebenswert, dieses Leiden selbst noch anzufeuern, damit es noch viel schlimmer wird und du kaum noch Luft zum Atmen hast? Glaubst du, deine Kraft und Klugheit ist gut investiert in immer neue Katastrophenängste vor schwersten Krankheiten? Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass du damit weitermachen musst. Ich nenne einfach mal einige Bereiche, die man in sein Leben aufnehmen und von denen man sehr profitiert: Jede Art von Sport und Bewegung, am besten mit anderen gemeinsam, Laufen, Schwimmen, Boxen, Rudern, Tanzen, einfach alles, dann Kochen, Literatur, Kunst, Musik, Theater, oder Bauen, Basteln, Reparieren, überall gibt es Lehrgänge, Vereine und Gruppen zu allen Interessengebieten. Es gibt endlose Welten, die dir offen stehen und die du vielleicht bisher vollkommen ignoriert hast (weil es ja nicht geht, weil es ja keinen Sinn macht, weil es ja doch nichts bringt). Wenn du dich auf neue Themen konzentrierst, löst sich das Krankheitsthema mit der Zeit auf. Das braucht Mut, davon loszulassen und auf sich selbst, so wie man ist, zu verlassen. Sinn müssen wir unserem Leben selbst geben, er kommt nicht auf einem silbernen Tablett und ist nicht selbstverständlich. Er muss gestaltet werden. Sich an Angst festzuhalten hat zwar auch Sinn, und ist auch gestaltet, aber ist kein guter Sinn, denn es schwächt und engt ein bis zur Bewegungslosigkeit. Die Welt wartet auf dich (nicht die Krankenhöuser, die kommen auch ohne turbino klar).
Ganz herzliche Grüße
15.11.2020 01:14 •
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