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Liebe Forumsmitglieder,

ich vermute mal, dass dieses Thema hier schon öfters mal auf den Tisch gebracht wurde.
Ich würde mich selbst als bekennenden Hypochonder bezeichnen (aufgewachsen mit einer schwer kranken Mutter), der zudem noch eine ganz nett ausgeprägte Panik- und Angststörung mitbringt.
In ca. 90 % meiner Lebenszeit bin ich glücklicher Weise frei von Symptomen und Krankheitsängsten. Alle paar Jahre (meist wenn eine stark belastende Situation auftritt) kommt es allerdings vor, dass ich eine Art Zusammenbruch erlebe. Meist beginnt es mit der Angst an einen Herzinfarkt, oder plötzlichen Herztod beim Sport (ich mache relativ viel Ausdauersport) zu sterben. Meist treten dann während des Sports heftige Panikattacken auf, die ich nur sehr schwer wieder in den Griff bekommen kann. Habe ich dann organisch alles abklären lassen (Herz, Hirn etc.) beginnt sich meine Angst vor psychiatrischen Krankheiten zu manifestieren. Und dann beginnt so einer richtiger Kreislauf. Mittlerweile haben mit 5 Psychiater und 3 Therapeuten bestätigt, dass ich keine Psychose, Dissoziative Identitätsstörung oder Ähnliches habe, sondern eine ausgeprägte Panik- und Angsterkrankung mit einer Form der Hypochondrie.
Ich frage mich, ob es hier Menschen gibt, die das gleiche Problem haben. Für mich ist es sehr schwer Diagnosen eines Psychiaters nachzuvollziehen. Gehe ich zum Kardiologen macht der einen Ultraschall, zeigt und erklärt mir auf dem Bild, dass es bestens ist. Nun gibt es dies in der Psychiatrie nicht, daher fällt es mir enorm schwer den Diagnosen 100% zu vertrauen. Bei jedem Panikanfall gepaart mit ein paar netten Zwangsgedanken, kommt wieder in mir der Zweifel hoch (aber diesmal drehe ich durch, ich spüre es ganz genau). Mir ist etwas unklar, warum ich von diesem Zweifelgedanken nicht loslassen kann, obwohl ich kognitiv schon weiß, dass ich mit großer Sicherheit nicht durchdrehen werde. Gibt es vielleicht einen Sekundärgewinn, der dahinter stecken könnte, wenn ich doch meinen Verstand verlieren würde? Und lässt mich dieser so sehr an diesem Thema festhalten? Was mir nicht hilft sind die üblichen Ansätze der Psychiater Wenn sie den Verstand verlieren würden, dann würden sie das gar nicht bemerken!
Gibt es hier Menschen, denen es ähnlich geht? Ich nehme aktuell 40mg Citalopram und als Notfallmedikament Tavor Expidet (die Suchtthematik ist mir durchaus bewusst), zudem mach ich seit Jahren schon eine Verhaltenstherapie und werde diese jetzt mit dem Baustein EMDR erweitern Wie gesagt besteht bei mir dieses Problem nicht dauerhaft, sondern immer über 4-5 Monate alles 5-6 Jahre mal. Meist geht es dann von selbst wieder weg.
Ich freue mich über interessante Antworten!

herzliche Grüße
Jack

13.10.2018 14:59 • 31.10.2018 #1


13 Antworten ↓


Hallo, das was Du beschreibst habe ich vor ein paar Monaten zum ersten mal erlebt und ich kann bestätigen, Du bist nicht allein. Ich bin auch zum Psychater gegangen vor ein paar Wochen um mich auf schwere geistes Krankheiten untersuchen zu lassen. Ich war echt schon fest überzeugt das ich jetzt wirklich durchdrehe und den Verstand verliere.
Bei mir ist das auch extrem wenn ich eine große Belastung habe oder wie das leben manchmal nunmal ist. Angst vor Psychose war ein sehr großes Thema bei mir.
Durch das Forum hier habe ich viel über unseren Tick erfahren und es hat mich sehr beruhigt. Besonders das Wissen das man nicht alleine damit ist. Ich habe mich hier in sehr vielem Wiedererkannt

A


Angst an einer psychiatrischen Krankheit zu erkranken!

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Zitat von jackelam:
obwohl ich kognitiv schon weiß, dass ich mit großer Sicherheit nicht durchdrehen werde


Zitat von jackelam:
Was mir nicht hilft sind die üblichen Ansätze der Psychiater Wenn sie den Verstand verlieren würden, dann würden sie das gar nicht bemerken!


So unrecht hat Dein PSychiater da nicht, was sollte er auch anderes sagen. Es ist auch relativ unwahrscheinlich, dass eine Angsterkrankung zur Schizophrenie oder PSychose führen wird. Anders gesehen, ist es gerade die Krux, dass wir alles bewusst mitbekommen und es als krankhaft einstufen können. Ein Mensch mit einer akuten Schizophrenie weiss das nicht, er lebt einfach im Wahn, und die Welt ist für ihn so gesehen in Ordnung.
Wichtig ist, dass Du Dir die Symptome immer abklären lässt, das nimmt den akuten Druck. Die Zwangsgedanken und die Angst lassen sich dagegen, aus meiner Erfahrung heraus, nur schwer bekämpfen. Was mir geholfen hat, ist, dass ich nicht mehr nach Symptomen und Krankheiten im Web suche. Ich versuche auch, die Symptome zu akzeptieren, auch wenn sie mal sehr heftig sind. Sie abzulehnen oder sich in sie reinzusteigern, bewirkt bei mir nur eine Verschlechterung.
Es ist gut, dass Du eine Therapie machst. Vielleicht kommst Du aber mit Verhaltenstherapie nicht weiter. Hast Du schon mal eine tiefenpsychologische Therapie gemacht? Vielleicht kann ein Therapeut die Ursache für Deine Ängste ausgraben.
Ich bin übrigens auch mit einer kranken Mutter und einer kranken Großmutter aufgewachsen. Bei ihr gings immer nur um Krankheiten, bei vielen Gesprächen.
Das kann schon prägend auf eine Kinderseele einwirken und später diese Ängste und Symptome entwickeln.

Ja schon merkwürdig, ich hatte diese Angst schon zum ersten mal vor 25 Jahren und seitdem begleitet sie mich immer wieder durch schwere Phasen meines Lebens. Mir ist es absolut unverständlich, dass es mir bei diesem Thema so schwer fällt den Ärzten zu vertrauen. Im Normalfall tue ich dies nämlich schon, aber ich denke weil es einfach nicht greifbar ist.. Hast du Deine Angst jetzt überwunden? Noch komischer ist, dass bei mir die Angst dann plötzlich von einen Tag auf den anderen weg ist. Leider meist erst nach 5 Monaten..

Bei mir ist es nicht so klar, was nun was auslöst und es sind noch ein paar Untersuchungen ausständig. Mein Psychiater meint, ich hätte eine Somatierungsstörung, die diese Symptome und Schmerzen auslösen soll. Daraus sollen sich die Ängste entwickeln, die wiederum die Symptome verstärken.
Grundsätzlich bin ich aber ein ängstlicher Mensch, ich kann z.B. nicht unter grossen Menschenmengen gehen. Angst vor Krankheiten hatte ich zudem schon von kleinster Kindheit an. Also, irgendwie ist es Teufelskreis, in dem das eine das andere auslöst und verstärkt.
Dass die Symptome plötzlich wieder verschwinden, habe ich auch schon erlebt. Keine Ahnung, welcher Mechanismus dahinter steckt.

Hi Rastaman, danke für deine Antwort. Ja tiefenpsychologische Therapie hatte ich auch schon 6 Jahre lang gemacht. Ich weiß ziemlich genau was mein Problem ist, wann es auftritt und wo der Ursprung liegt, eben in der Kindheit mit schwer kranker Mutter, die auch noch einen sehr schlechten Umgang mit ihrer Krankheit pflegte (man musste alles verheimlichen!). Meine große Hoffnung setze ich jetzt in eine EMDR Traumatherapie, dazu hat mir meine Therapeutin geraten und die werde ich bald in einer psychosomatischen Klinik beginnen. Ich stehe eigentlich den Großteil meines Lebens ganz gut da, nur wenn mich bestimmte trigger treffen falle ich zusammen wir ein Kartenhaus, daher vermutet meine Therapeutin auch eine Art kleine Traumatisierung.

Darf ich fragen welche Erkrankung Deine Mama hatte?

Morbus Parkinson mit Anfang 40 bekommen und später an Magenkrebs verstorben

Das tut mir sehr leid. Ich fühle da mit Dir. Das alles geheim zu halten, ist wirklich eine belastende Situation. Die Traumatherapie wäre tatsächlich eine Chance auf Besserung, denke ich.

ja finde ich auch. EMDR hat sehr gute Erfolgsaussichten. Dein Trauma finde ich auch nicht besonders klein. Oft verdrängen Mütter den Gefühlszustand des Kindes weil sie selber nicht damit umgehen können. Besonders und gerade in einer solchen unüberwindbaren Belastungsreaktion geht ein Kind schnell unter.
Hast Du Dich mit ihr noch aussöhnen können?

Safira, dazu kann ich die gerne mal eine PN schicken, wenn du möchtest, das ist ein längeres verworrenes Thema
lg
jack

klar, kannst Du machen

Zitat von jackelam:
Hi Rastaman, danke für deine Antwort. Ja tiefenpsychologische Therapie hatte ich auch schon 6 Jahre lang gemacht. Ich weiß ziemlich genau was mein Problem ist, wann es auftritt und wo der Ursprung liegt, eben in der Kindheit mit schwer kranker Mutter, die auch noch einen sehr schlechten Umgang mit ihrer Krankheit pflegte (man musste alles verheimlichen!). Meine große Hoffnung setze ich jetzt in eine EMDR Traumatherapie, dazu hat mir meine Therapeutin geraten und die werde ich bald in einer psychosomatischen Klinik beginnen. Ich stehe eigentlich den Großteil meines Lebens ganz gut da, nur wenn mich bestimmte trigger treffen falle ich zusammen wir ein Kartenhaus, daher vermutet meine Therapeutin auch eine Art kleine Traumatisierung.


Hallo Jackelam,

zum Thema Traumata kann ich Dir unbedingt Prof. Franz Ruppert (auch aus München!) empfehlen :




Fogchild

Vielen Dank! Schaue ich mir gerne an!

A


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Dr. Matthias Nagel
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