App im Playstore
Pfeil rechts
4

Hallo

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich leide schon sehr lange unter Panikattacken - seit 17 Jahren. Mal geht es mir total schlecht aber es gab auch immer wieder Jahre in denen es mir gut ging. Zwar nicht 100% aber oft 95%. Seit ca. 2 Jahren geht es mir wieder richtig schlecht. Meine Eltern sind gestorben, ich hatte einen stressigen Job und habe dadurch auf Therapie und Medikamente verzichtet, was eine Weile auch ganz gut ging. Mittlerweile bin ich wieder an einem Punkt wo die Angst mein Leben beherrscht.

Ich lebe ganz alleine in Berlin und habe kaum Freunde oder Bekannte. Das rührt auch daher dass sich viele mit diesen Problemen auf Dauer nicht beschäftigen wollen und sehr schnell den Kontakt abbrechen wobei ich dazu sagen muss dass ich nicht derjenige bin der es unbedingt zum Thema macht mit den Ängsten. Im Moment fühle ich mich sehr alleine. Und genau in diesen Situation verselbständigt sich mein Körper total.

Schauer jagen durch meinen Körper, das Herz rast, alles wird nebelig und es fällt mir schwer richtig durchzuatmen. Druck auf der Brust, Herzstechen und dann kommt die Todesangst. Ich denke ich sterbe nun ganz alleine in meiner Wohnung. Niemand wird mich finden oder mich vermissen und ich werde wochenlang verfaulen. Notaufnahme kenne ich schon und mache es bewusst nicht mehr da man dort meist eh nur belächelt wird. Trotzdem der innere Konflikt...was wenn es jetzt aber wirklich etwas ernstes ist?

Ich war oder bin regelmäßig beim Hausarzt. War beim Kardiologen. Eigentlich waren alle EKGs ohne Befund nur ein hoher Blutdruck wurde festgestellt. Der kann natürlich auch wieder von der Angst kommen. Am Freitag hatte ich mein letztes EKG...alles in Ordnung, unauffällig....aber am Wochenende wieder ständig Druck auf der Brust, ziehen stechen ....Todesangst.....ich bin überzeugt mir droht der Herzinfarkt. Ich kann mich einfach nicht beruhigen. In den letzten 2 Jahren sind 4 Bekannte von mir an einem Herzinfarkt gestorben, einer hat überlebt und alle waren gleichaltrig oder sogar jünger als ich. Das hat mich sehr verunsichert obwohl ich natürlich die Vorgeschichten nicht kenne sitzt der Schock in den Knochen.

Ich weiß dass es so nicht mehr weitergeht. Ich kann nachts vor lauter Angst nicht mehr schlafen. Überhaupt ist die Nacht mein Feind geworden. Die wenigen Bekannten die ich noch habe kann ich mitten in der Nacht nicht aus dem Bett klingeln....Es ist gerade einfach alles furchtbar und ich wünsche mir Kontakte die das verstehen, die das kennen die mir mutmachen...

Im Moment habe ich mit einer Psychoanalyse begonnen. Medikamente sollte ich eigentlich nicht nehmen habe aber trotzdem alles mögliche verschrieben bekommen. Aber selbst da traue ich mich nicht dies Medikamente zu nehmen weil ich.....alleine bin....

Ich weiß nicht wie ich aus diesem Teufelskreis herauskommen soll. Weiss jemand einen Rat?

Liebe Grüße

17.10.2016 13:55 • 17.10.2016 #1


16 Antworten ↓


Ja, nimm die Medis und mach Therapie. Ich hab mich auch 17 Jahre allein rumgequält, und knallte dann in ne Depression. Erst dann hab ich mir helfen lassen.

Hattest du reine Panikattacken, oder sind hypochondrische Zustände dein Problem?

A


Angs vor dem alleine sein - Panik vor Herzinfarkt etc

x 3


Therapien habe ich schon einige gemacht. Verhaltenstherapien, Reha usw.....Diesmal meinte die Krankenkasse ich gehöre auf die Couch....Daher Psychoanalyse und ich glaube es ist auch ganz gut so da meine Kindheit sehr verkorkst war. Medikamente auch schon einiges ausprobiert. Manches hat geholfen manches nicht.

Im Moment wenn ich Tabletten nehme...habe 3 Tage Escitalopram durchgehalten und dann wieder aufgehört weil es alles verschlimmerte. Nun habe ich Elontril bekommen und schiebe es vor mir her es zu nehmen. Vor 5 Jahren hatte ich das mal genommen und es hat supergeholfen aber die ersten Tage war ich wie auf Dro......das traue ich mir gerade nicht zu. Dann habe ich noch Atosil-Tropfen für den Notfall...die soll man nicht bei Herzbeschwerden nehmen...so drehe ich mich ständig im Kreis

Ich hatte schon viele Diagnosen Panikstörung, Depression, Borderline, Abhängige Persönlichkeitsstörung, Posttraumatische Belastungsstörung.....es ist wie im Dschungel.....

Ja, ich bin auch mehr Fan der Psychoanalyse, weil es mir geholfen hat.

Die Thema wird das Alleinsein und die Hilflosigkeit sein. Verkorkste Kindheit, kann auch damit dienen.

Die wirst dir anschauen müssen, um sie dann loslassen zu können.

Nunja, Ängste kann man nicht so einfach abstellen, bin auch schon gefühlt tausendmal gestorben.

Irgendwann hab ich aufgegeben. Wenn ich schon sterben muss, kann ich es auch nicht ändern. Die Ängste selbst wurden nicht besser, nur die Todesangst war weg.

Du kennst doch das Elontril, Versuchs doch. Schlecht geht es dir doch eh schon.

Hallo Icefalki

Ich glaube auch das die Psychoanalyse viel bewegen wird. Ich bin gerade erst am Anfang und jetzt bewegt sich schon viel. Heute habe ich von meinen Ängsten berichtet und ich mir ist rausgerutscht dass ich nicht weiß ob ich einen Herzinfarkt oder nur eine Panikattacke habe/hatte. Er fragte warum ich meine Angst nicht ernst nehme. War mir gar nicht bewusst. Aber das kennt man ja von Bekannten und Freunden die schnell mal sagen....ach es ist nur eine Panikattacke......nur.....

Wie ich die Todesangst besiegen soll weiß ich noch nicht....es geht ja um den Tod....man will ja nicht sterben. Klar jeder muss sterben und der Tod lässt sich nicht durch Angst verjagen oder vertreiben. Ich weiss nur nicht wie ich dazu kommen soll das zu akzeptieren. Witzigerweise fahre ich viel Fahrrad...sogar mit Musik auf den Ohren und ihne Helm......DAS macht mir keine Angst wobei die Wahrscheinlichkeit viel größer ist unter die Räder zu kommen als einen Herzinfarkt zu bekommen (denke ich) das ist doch echt verrückt.

LG MBJ

Ich war auch so drauf. Bin Reiterin, damals noch ohne eigenes Pferd. Ich hab immer die schlimmsten Pferde genommen, die durchgehen und buckeln. Nur damit ich das Recht auf richtige Angst habe.

Einen Grund! Komischerweise hatte ich dann nie Angst.

Was mir auch aufgefallen ist, mein Stresslevel war damals so hoch, dass bei Beinaheunfällen, bei denen man sich ja normalerweise erschreckt, ich kaum Stresssymtome hatte.

Die Frage bzgl. Herzinfarkt wird mehr die an dich sein: Angst vor Schmerzen, oder die Einsamkeit generell, die dir bei der Vorstellung zu sterben überkommt.

Sterben tut man alleine. Allein ist dein Thema. Herzinfarkt kann tödlich enden. Einsamkeit ist tödlich.

Versteht du die Zusammenhänge? So bin auch auch auf mein Grundproblem gekommen.

Aber du machst ja bald Therapie. Da wird das alles drankommen.

Naja es ist wirklich alles total paradox.....Da ist sie die Angst vor dem Herzinfarkt die mich täglich wahnsinnig macht....was tue ich dagegen? Natürlich nichts. Ich mache keinen Sport da ich Angst habe mein Herzschafft das nicht. Ich gehe nicht unter Leute weil ich Angst habe einen Herzinfarkt zu bekommen und das wäre mir furchtbar peinlich (ich weiß wie das klingt). Ich rauche und höre damit nicht auf obwohl ich weiss das es schlecht für das Herz ist. Ich ernähre mich ungesund anstatt etwas bewusster zu konsumieren. Da frage ich dann schon warum verdammt noch mal habe ich so eine Riesenangst vor einem Herzinfarkt wenn ich doch fast alles dafür tue der Ihn begünstigt.....? Das ist doch total unlogisch

Ich denke auch das mein Thema das Alleinsein und die Einsamkeit ist....wenn ich mal Besuch habe dann habe ich meistens gar keine Beschwerden. Habe ich eine Panikattacke und telefoniere dann mit jemanden geht die auch wieder weg was ja alles nicht für einen Herzinfarkt spricht.

Alles erscheint mir so klar und logisch doch wenn die Panik kommt dann ist alles wie verteufelt

Ha, wusste ich es doch. Peinlich, gutes Wort. So ging es mir auch.

In der absoluten Verletzlichkeit wahrgenommen zu werden.

Es geht nicht ums Herz. Es geht immer um was anderes. Dein Herz steht als Symtom. Hier geht es um deine Wahrnehmung.

Irgendwo hast du das auch gelernt. Hast dir Strategien angeeignet um, ich rate mal, ja nicht verletzt zu werden.

Vielleicht würde da dein Herz schon gebrochen?

Ich bin der Meinung, das alles steht im Konsens zueinander. Unsere Ängste, die Wahrnehmung, die mangelnde Kenntnis über uns selbst.


Ist ein spannender Weg, das rauszufinden und nachher absolut logisch. Aber harte Arbeit.





Wie stark präsentierst du dich da draußen?

Ich habe das Gefühl ich bin unsichtbar. Werde nicht wahrgenommen. Klar stellt sich die Frage ob die Panikattacken auch einen Sinn und Zweck haben um auf sich aufmerksam zu machen. Hey kümmer dich um mich? Aber das ist ja noch viel peinlicher. Aber vielleicht ist das die Wurzel des Übels? Aber man macht es ja nicht bewusst...wer löst schon bewusst Panikattacken aus?

Wie stark ich mich draußen präsentiere? Ich bin mittlerweile nicht mehr gerne draussen. Ich fühle mich schlecht, schwach, verletzlich, ausgeliefert, hilflos und unattraktiv.....nicht gerade selbstbewusst. Aber so war ich nicht immer. Früher war ich mutig und selbsbewusst...da hatte ich auch noch keine spürbaren Ängste obwohl ich sicher bin dass die schon in mir schlummerten.

Wenn ich mit Menschen zusammenstehe und dann in die Menge etwas sage wird das oft nicht verstanden oder wahrgenommen...somit fühle ich mich unsichtbar......Bekomme ich eine Panikattacke behalte ich das sowieso für mich oder gehe in eine ruhige Ecke....also macht es wieder nicht so den Sinn

Nein, denk mehr, dass du das Wort peinlich zu sehr empfindest. Panik ist nur Ausdruck eines Ungleichgewichtes in unserem Leben.

Das rauszufinden ist Aufgabe in der Therapie. Früher hab ich auch behauptet, stark und selbstbewusst zu sein. War es aber im Grunde meiner Seele nie.

Jetzt hab ichs aber gelernt. Bin mir meiner selbst bewusst..hat aber mit reiner Stärke nix mehr zu tun.

Ist total anders.

Vielleicht hat Panik auch was mit Kraft zu tun. Leise ist die ja nicht. Eruption, einerseits totale Hilflosigkeit, andererseits Ausbruch eines Vulkans.

Und genau das ist es. Man ist nicht stimmig. Totale Gegensätze toben da.

Drum haben die schon einen Sinn. Meine hat geschrieen, du lebst ein Leben, das du nicht bist.

Musste aber auch recht lange schreien, bis ich das mal kapiert hatte.

Ohja das würde ich auch sofort unterschreiben...Ich lebe ein Leben das ich nicht bin....Ja es ist schon ein Schrei der da durch den Körper geht aber auch das Gefühl nicht wirklich etwas ändern zu können...vielleicht weil man sich zu sehr im Weg steht...habe aber auch das Gefühl dass sich mir sehr oft Menschen in den Weg stellen und es verkomplizieren.....

Dein Gefühl ist die Hilflosigkeit. Und die anderen Menschen nur ein Problem, weil du deine Authentizität noch nicht gefunden hast.

Dazu brauchst du die Kentnis, wer du wirklich bist. Deine Schwächen, deine Stärken. Und die Aussöhnung mit allen was war, und wer du jetzt bist.

Warum das so wurde, mir hat das geholfen, mich selbst zu verstehen. Und mir zu verzeihen.

Es ist manchmal durchaus schön, hinzustehen und ja, so bin ich eben, zu denken oder es auch zu sagen.

Solange wir noch was sein wollen, was wir definitiv nicht sind, solange fürchten wir doch insgeheim die Entdeckung unsere Schwächen.

Wissen wir die, und stehen dazu, braucht es keine Angst mehr, denn die sind eben da, sie gehören zu uns.

Und was noch wichtig ist, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen daraus tragen. Ganz bewusst.

Freiheit findet nur im Kopf statt.

Ja das macht Sinn und ich habe schon nach wenigen Stunden bemerkt dass ich nicht weiß wer ich bin ...ich glaube das muss ich herausfinden

Tu das, dann hat die Angst keinen Grund mehr, so laut zu schreien. Wirst sehen, Selbsterkenntnis ist der Schlüssel.

Ist bissle hart, sich seine Schwächen anzusehen, bist du durch, ist es ein Gewinn.

Selbst erfahren, selbst erlebt und funktioniert, seit 12 Jahren.

Hast du noch Panikattacken oder kommen die noch? Wie gehst du damit um?

Keine Panik mehr. Würde ich aber noch bekommen, wenn ich nicht so viel über mich gelernt habe.


Beispiel, zuerst bemerke ich Angst in der Magengegend. Es wird mir komisch.

Genau dann, wenn sich so ein komisches Gefühl einschleicht, überlege ich mir sofort, schei., was ist gelaufen?

Ich find immer die Antwort. Mich hat z.B. mein Chef geärgert und ich hab es hingenommen. Dann geh ich gedanklich nochmal alles durch und überlege mir was ich tun soll.

In dem Moment bin auch aus der Hilflosigkeit raus und an einer Strategie. Wie die aussieht überlege ich. Kann auch sein, dass ich es hinnehme. Dann bewusst aus der Überlegung heraus, lohnt sich nicht, oder bin selbst schuld. Oder, wenn das so weiter geht, ist der mich los.

Eigentlich egal, denn ich beschäftige mich mit der Ursache. Dann ist nix mehr mit in mich reinhören, dann bin ich am echten Problem dran.

Und das funktioniert. Musst dich aber selbst kennen.

Ich hab Leistung mit Anerkennung verwechselt, das ging schief. Und bei Kritik bin ich innerlich zu Boden gegangen, und konnte nicht mit umgehen.

Heute weiß ich einfach, dass ich auch nicht der einfachste Mensch auf der Welt bin, Probleme mit Autoritäten habe, manche Dinge ignoriere, nicht einfach zu führen bin. Stimmt.

Dass da Kritik kommt, ist ok. Haut mich aber nicht mehr aus den Latschen, weil ich es ja zwischenzeitlich weiß. Und wenn Gemotze kommt, weil jemand gerade schlechte Laune hat, sprech ist das entweder an, oder akzeptiere das. Je nachdem, wie mein Bauch reagiert.

Ich kann dir das so schlecht erklären, aber vorher tat ich so, als wär ich stark. Heute zeig ich Schwäche und bin nur ich selbst.

Das bedeutet aber nicht, dass ich durchs Leben laufe und Hoppla jetzt komm ich, denke.

Nur, wenn ich mich ganz normal verhalte, sind mir Menschen, die es meiner Meinung nach nicht tun, buchstäblich egal. Die interessieren mich nicht.

Und auch das definiere ich ganz allein. Ein anderer würde da vielleicht anders denken, das darf derjenige.

Ich entscheide für mich, was ok ist, oder auch nicht. Anders geht es nicht.

Und damit sind wir bei der Entscheidung mit den Konsequenzen. Die Trag ich dann auch.

Zitat von Icefalki:
Dein Gefühl ist die Hilflosigkeit. Und die anderen Menschen nur ein Problem, weil du deine Authentizität noch nicht gefunden hast.

Dazu brauchst du die Kentnis, wer du wirklich bist. Deine Schwächen, deine Stärken. Und die Aussöhnung mit allen was war, und wer du jetzt bist.

Warum das so wurde, mir hat das geholfen, mich selbst zu verstehen. Und mir zu verzeihen.

Es ist manchmal durchaus schön, hinzustehen und ja, so bin ich eben, zu denken oder es auch zu sagen.

Solange wir noch was sein wollen, was wir definitiv nicht sind, solange fürchten wir doch insgeheim die Entdeckung unsere Schwächen.

Wissen wir die, und stehen dazu, braucht es keine Angst mehr, denn die sind eben da, sie gehören zu uns.

Und was noch wichtig ist, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen daraus tragen. Ganz bewusst.

Freiheit findet nur im Kopf statt.


.....

Sehr guter Beitrag

A


x 4






Dr. Matthias Nagel
App im Playstore