Sonja1234
ich bin eine 30 jährige Mama von zwei kleinen Kinder. Seit 3 Monaten durchlebe ich die Hölle: Alles fing damit an, dass ich einen Knoten in der Brust hatte: Dieser wurde im Brustzentrum biopsiert und alles war gutartig. Damit wurde aber etwas in mir entfacht. Eine unerträgliche Angst davor tödlich krank zu sein. Was ich alles schon dachte zu haben:
Brustkrebs, Lymphdrüsenkrebs, Hautkrebs, Leberkrebs, Eisenspeicherkrankheit, Magenkrebs, Hirntumor, Gebärmutterhalskrebs, Eierstockkrebs, Tumor hinterm Auge, Mundhöhlenkrebs, Nasenkrebs
Ich nahm immer mehr ab (wie ich heute weiß war die Ursache dafür Angst). 7kg in 6 Wochen (und ich bin eh schon sehr schlank). Irgendwann bin ich umgekippt und in der Notaufnahme gelandet. Da wurde ich gründlich untersucht und es wurde nichts gefunden, außer ein paar tastbare Lymphknoten (Nacken rechts, hinterm Ohr rechts, über dem Ohr links). Wegen der starken Gewichtsabnahme und weil ich stark schwitzte und wohl einen grausigen Eindruck gemacht habe, wurde ich an die onkologische Tagesklinik des Krankenhauses weitergeleitet. Dort wurde ich gründlich untersucht. Ebenso habe ich selbst einen Ärztemarathon absolviert. Ich fasse mal zusammen:
- zweimal Brustsonografie, Biopsie des Fibroadenom
- zweimal Ultraschall der Geschlechtsteile, Pap-Abstrich
- drei Ärzte haben meine Lymphknoten am Hals mit Ultraschall untersucht, einer davon in der Uniklinik alle von außen einsehbaren Lymphstationen
- zweimal Abdomen-Ultraschall
- EKG
- endoskopische Untersuchung der Nebenhöhlen beim HNO und Ultraschall der Kiefernhöhle
- zweimal normale HNO-Untersuchungen und Kehlkopfspiegelung
- Augenarzt mit Spiegelung des Augenhintergrundes, Messung Augeninnendruck
- neurologische Untersuchung mit Messung der Sehnerven
- Ultraschall der Schildrüse
- zweimal beim Orthopäden wegen Nacken/Schulter Beschwerden und Verdickung am Fußknöchel
- ohne Ende Blutbilder (großes, kleines, Differenzial), Tests auf verschiedene Viruserkrankungen, HIV, Nebennierendefekt, Schilddrüse usw.
- Lunge-Röntgen und Lungen-CT (low-dose)
- Zahnarzt mit Begutachtung der Mundschleimhaut
- Magenspiegelung mit Biospien aus dem Dünndarm
Am Ende hat die onkologische Tagesklinik dann ein MRT von Kopf bis Mitte Oberschenkel machen lassen. Ich frage mich mittlerweile, wie ich es geschafft habe, dass all diese Untersuchungen gemacht wurden.
Ergebnis jeder Untersuchung: NIX! Paar tastbare Lymphknoten, die aber nicht bösartig aussehen und auch nicht größer als 1 cm sind. Mal Abweichungen in den Blutwerten, die aber nicht aufregend sind wie der Onkologe sagt. Dysfunktion im Kiefergelenk, leichte Skoliose in der Brustwirbelsäule, typisches HWS-Syndrom und Knickfuß rechts. Also alles nur Kleinigkeiten.
Aber ich spüre körperliche Symptome (Schmerzen an verschiedenen Stellen, Zuckungen, Druck hinterm Auge usw.)
Innerhalb dieser drei Monate ist mir dann auch klar geworden, dass meine Ängste ein ungeheures Ausmaß angenommen haben (was mich natürlich nicht von Arztbesuchen abgehalten hat). Irgendwann hatte ich dann eine heftigste Panikattacke und war in der Notfallambulanz der Psychatrie. Dann hielt ich mich 3 Wochen mit Tavor über Wasser. Als ich Angst bekam abhängig zu werden suchte ich mir endlich Hilfe bei einem Psychiater. Ich konnte kurzfristig eine Verhaltenstherapie starten (läuft seit 2,5 Wochen) und nehme seit 3 Wochen Escitalopram. Es geht mir schon besser. Mein Willen für meine Kinder wieder gesund zu werden ist groß. Aber die schlimmen Gedanken sind so unendlich pentrant:
Was ist, wenn etwas übersehen wurde? Was ist, wenn doch nicht alles untersucht wurde? Usw.
Ständig fallen mir neue Krankheiten ein. Ich glaube viele kennen hier das Spiel.
Wie schafft man es nur zu glauben, dass man gesund ist und dies zu genießen?
Vielleicht hat jemand von euch ein paar Worte für mich, ich freue mich über Austausch und Erfahrungen.
Ganz liebe Grüße
01.02.2020 21:09 • • 21.10.2020 #1