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Hallo, ich bin 40 Jahre und habe 2 Kinder. Ich hatte schon nach dem Studium eine Erschöpfungsdepression. Ich habe das Studium durchgezogen und das Opfer gebracht, bis zur Erschöpfung zu arbeiten. Danach war ich nicht mehr in der Lage in meinem Beruf zu arbeiten. Dann kam die 1. Tochter und ich war total überfordert. Ich hatte wieder Depressionen. Zu der Zeit habe ich angefangen mich mit meiner Kindheit zu befassen. Ich war bei einer Psychokinesologin. Ich denke, die Kindheit hat bei mir viele Spuren und dunkle Flecken hinterlassen. Dadurch will ich immer alles perfekt machen und habe viele Schuldgefühle. Ich fühle mich sogar Schuld, wenn meine Kinder krank sind. Im Beruf habe ich nie Fuß gefasst. Ich habe einfach so viele Versagensängste, die mir im Weg stehen. Dann kam noch ein 2. Kind.
Jetzt habe ich mich als selbständiger Vertriebsmitarbeiter bei einer Firma beworben. Da muss ich aktiv auf Menschen zugehen, mit ihnen kommunizieren und etwas anbieten. Allein wenn ich das schreibe, bekomme ich schon Schweißausbrüche und Herzrasen. Ich habe Angst alles falsch zu machen. Bekomme ich diese Angst noch in den Griff? Ist es richtig, sich seinen größten Ängsten bewusst auszusetzen und ins kalte Wasser zu springen? Was soll ich machen? Wieder absagen? Dann habe ich ja wieder versagt und es noch nicht mal ausprobiert? Ich will wirklich mal selbstbewusst an eine Sache rangehen. Bis jetzt hat noch keine Therapie geholfen. Ich habe auch schon viel gelesen, aber ich kann es nicht umsetzen. Was soll ich machen?
Imco

01.02.2009 13:29 • 03.02.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo Imco,

ich kann natürlich nicht für Dich entscheiden, was Du machen solltest. Ich bin weder Hellseher noch Zauberer, sondern bin auf Deine Informationen angewiesen, um Dir einige Anregungen mit auf Deinen Weg zu geben.

Was Du schilderst, zeigt einen chronischen Verlauf aus tief sitzenden Ängsten, einem negativen Selbstbild und daraus resultierenden wiederkehrenden depressiven Phasen.

Jetzt hast Du Dir einen neuen beruflichen Anfang gesucht, der viele Kompetenzen erfordert, die Du Dir selbst wohl nicht so recht zutraust und Du entwickelst bereits Erwartungsängste - keine gute Voraussetzung. Da stimmst Du mir sicher zu.
Leider reicht es auch nicht, positiv zu denken oder sich Selbstvertrauen vorzunehmen, wenn man selbst mit sich ganz andere Erfahrungen gemacht hat und nicht von dem überzeugt ist, was man sich da einredet. Das fällt dann meist bei den ersten Schwierigkeiten wie ein Kartenhaus zusammen und man kann doch nur auf die alten Muster, zu denken, zu fühlen und sich zu verhalten zurückgreifen.

Eine wirkliche Veränderung wirst Du nur mit einer Kraftanstrengung schaffen, die Deine Lerngeschichte (Kindheit und Jugend) und Deine aktuelle psychische Struktur einbezieht und Du neue Kompetenzen erlernen und üben kannst.

Deshalb möchte ich Dir sagen, dass ich es Klasse finde, dass Du mit 40 Jahren noch einmal an eine Veränderung gehen willst. Das ist eine gute Voraussetung und ich spüre, dass Du Dich nicht aufgeben willst.

Ins Wasser springen führt dabei aber meist zum Gefühl, gleich zu ersaufen. Du musst erst schwimmen lernen, Schritt für Schritt und unter Wertschätzung dessen, was Du bisher schon kannst und wo Deine Stärken liegen. Die herauszufinden ist aber auch ein Prozess.

Deshalb von mir der klare Rat: gehe intensiv an eine Veränderung durch eine stationäre Behandlung mit anschließender ambulanter Weiterbehandlung. Dabei solltest Du in eine verhaltenstherapeutische Fachklinik gehen (keine normale Kurklinik!).

Ein paar Beispiele solcher Kliniken, die ich meine:
- Klinik Berus, Überherrn-Berus
- Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee
- Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim
- Vogelsbergklinik Grebenhain
- Klinik Roseneck, Prien
- Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont

Informiere Dich einfach mal, aber nimm meinen Rat ernst, sofern Du mir vertrauen willst.

Ansonsten schau Dir bitte auch einmal https://www.psychic.de/konfrontationstherapie.php an, wo Du noch viele weitere Informationen finden kannst, die Dir vielleicht weiterhelfen können.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du für Dich einen gangbaren Weg findest und Deine Ruder in Deinem Leben so ins Wasser tauchen lernst, dass Dein Boot in die Richtung zu fahren beginnt, wo mehr Lebensfreude und Selbstvertrauen auf Dich warten.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius




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