App im Playstore
Pfeil rechts

Liebes Expertenteam!

Ich bin weiblich, 43 Jahre alt, alleinstehend, berufstätig. Ungefähr mit 14 Jahren traten erste konkrete Ängste bei mir auf. Seitdem hat sich das Gesicht meiner Angst stetig verändert. Im Laufe der Jahre wurde eine generalisierte Angststörung, Depressionen sowie später eine Dystemie diagnostiziert. Ich kann mich aber gut an Phasen erinnern, in denen ich auch unter Erythrophobie, ebenso an Emetophobie und Herzphobie litt. Inzwischen bekomme ich auch PAs. Ich neige auch zu einem gestörten Essverhalten (ständiges Ab-und Zunehmen um die 25 kg). Mein Hauptsymptom ist seit Jahren Schwindel in den verschiedensten Formen. Ich kann mich kaum an Perioden erinnern, in denen es mir richtig gut ging. Ich habe einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik nach 2 Wochen abgebrochen, einige Jahre danach war ich 4 Monate in einer anderen Klinik. Ich habe bestimmt an die 8 Therapien (vorwiegend Gesprächstherapien mit VT-Anteilen) durchgezogen, weitere nicht zu Ende gebracht (Geldmangel), viel Selbsterfahrung gemacht, Gestalttherapie, Analyse, Hypnose, MET ausprobiert, war bei einer Heilerin, gründete eine Selbsthilfegruppe, in meinem Regal stapeln sich Bücher über Angst, Depression, Psychologie etc. Ich habe bis heute kaum einen Tag wegen meiner Angst im Job gefehlt. Ich habe eine Ausbildung gemacht, gearbeitet, dann noch studiert. Ich habe immer versucht, meinen Alltag zu bewältigen und es hat mich von Tag zu Tag mehr Kraft gekostet. Natürlich gab es zwischendurch Jahre, in denen ich keine Therapie gemacht habe, immerhin leide ich seit fast 30 Jahren unter diesem Mi.....st! Ich habe mich über Wasser gehalten und wenn der Leidensdruck zu groß wurde, suchte ich Hilfe. Ich weiß sehr viel über mich, so sollte es nach all der Therapieerfahrung wohl auch sein, komme zudem selbst aus einem sozialen Beruf, begreife aber nicht, wieso ich derart resistent gegen eine Besserung zu sein scheine. Ich frage mich, welchen Krankheitsgewinn ich dadurch habe und finde keine Antwort. Ich bin alleine und muss alleine klar kommen. Das ist natürlich schwer, aber es ist eben so. Ich habe viel über mich erfahren und mich stets weiterentwickelt, aber die Angst werde ich nicht los. Ganz im Gegenteil wird sie immer bedrohlicher und es wird immer schwieriger, meine Welt aufrecht zu erhalten.
Ich fühle mich oft am Ende meiner Kräfte, dennoch stehe ich morgens wieder auf, versuche nichts zu vermeiden, mich all dem zu stellen. Gut, einige Dinge habe ich aufgegeben, dazu hatte ich keiner Energie mehr (verreise z.B. so gut wie nie).
Ich frage mich, ob es Chronifizierungen gibt? Kann es sein, dass ich unheilbar bin? Es ist doch nicht möglich, dass ich trotz meines Wissens und all meiner Erfahrung eigentlich immer kränker werde?!
Extreme Angstphasen wechseln sich mit Depressionen ab, selten geht es mir mal mehrere Tage gut. Ich habe Freunde und Bekannte, ziehe mich aber inzwischen eher zurück. Auch das habe ich ausführlich reflektiert und gestehe es mir im Moment zu. Es ist so, dass es Dinge gibt, vor denen ich Angst habe, sie dennoch angehe und schaffe, aber es nimmt kein Ende. Einkaufen.... immer eine Überwindung. Trotzdem gehe ich Einkaufen, seit Jahren ja immer wieder. Wieso hört dieses Überwindenmüssen nicht mal auf? Sicher, mal ist die Angst größer, mal kleiner, aber sie ist eben immer da. Und das läßt sich auf sooo vieles übertragen. Einige Therapeuten wußten bei mir auch nicht mehr weiter. Sie konnten mir irgendwann keine Antworten mehr auf meine Fragen geben.
Ich weiß nicht, wie lange ich noch so leben kann und will.

14.05.2008 18:07 • 26.05.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo kraftlos,

ich kann gut verstehen, dass Du Dir dieses Synonym gegeben hast.

Deine Geschichte ist sicherlich sehr belastend verlaufen. Du hast viel versucht. Deine Probleme erscheinen chronifiziert und Du kommst trotz aller Anstrengungen nicht so recht von der Stelle.

Trotzdem meisterst Du Dein leben in einer Art und Weise, die mir viel Hochachtung abverlangt.

Manchmal kann es wichtig sein, die eigene Persönlichkeit in all ihren Facetten zu akzeptieren und nicht immer gegen sich selbst zukämpfen. Nach meiner Erfahrung kommt es oft zu Spontanbesserungen, wenn man damit aufhört, sich ständig anders haben zu wollen, als man ist.
Leider ist unser Gehirn als zentrale Steuerung doch nicht so flexibel und veränderbar, wie wir es uns erhoffen.

Akzeptieren heißt nicht resignieren ! Die Symptome als teil des eigenen Lebens akzeptieren (wie eine Art Behinderung) - und dann beginnen, nach neuen Inhalten im eigenen Leben zu suchen - trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten. Dass Du das kannst, hast Du oft bewiesen.

Und gehe neue Wege dort, wo es vielleicht möglich ist. Man muss nicht auch noch an sekundären depressiven Phasen leiden. Hier kann eine medikamentöse Behandlung oft sehr hilfreich sein und Entlastung bringen. Gönne Dir jede Entlastung, die Du kriegen kannst.
Auch eine Selbsthilfegruppe könnte sinnvoll sein.

Ich glaube fest daran: wenn Du Deine Stärken mehr in den Fokus nimmst und schaust, was Du trotz Deiner Probleme tun kannst, was Deine Lebensqualität erhöht, wirst Du solche Möglichkeiten auch finden.

Ich wünsche Dir von Herzen dabei viel Erfolg !

Bernd Remelius




App im Playstore