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Hallo!

Ersteinmal möchte ich mich bei den Therapeuten hier im Forum dafür bedanken, dass sie sich zur Verfügung stellen.

Ich habe heute mal wieder versucht, aus meiner Opferrolle auszubrechen und für mich einzustehen, was mir üblicherweise sehr schwerfällt. Obwohl ich trotz allem freundlich war aber bestimmt gegenüber einem Familienmitglied meinen Standpunkt vertreten habe, ist es in eine völlig falsche Richtung gegangen. Ich muss dazu sagen, dass im vorliegenden Fall nicht der geringste Zweifel besteht, dass ich im Recht bin und alles verdreht wird, bis es eine Richtung nimmt, dass ich dastehe, wie die Böse. So nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Das klappt ja auch meist bei mir, weil ich so extrem harmoniebedürftig bin und um des lieben Friedens willen auch i.d.R. stillhalte. Und die Menschen, auch oder gerade solche, die einem nahestehen, nutzen das aus. Ob bewusst oder unbewusst, sei jetzt mal dahingestellt.

Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass ich - sobald ich es schaffe für mich einzustehen und das immer in angemessenem Tonfall (ist ja nicht so, dass ich dann plötzlich ausraste) - stets unangemessene Reaktionen ernte. Ich habe quasi gelernt, dass Beziehungen für mich nur dann funktionieren, wenn ich meinen Hintern hinhalte, damit andere da reintreten können. In dem Moment, wo ich das zu ändern versuche, gibt es Stress. Mit einer Konsequenz, mit der ich Schwierigkeiten habe.

Ähnliches passiert mir immer wieder. Als ob meine Umwelt nicht damit klarkommt, wenn ich nicht nur brav stillhalte.

Mir ist klar, dass das jetzt nicht direkt eine Frage ist. Mich würde trotzdem eure Meinung hierzu interessieren.

23.11.2008 22:55 • 24.11.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Indian Summer,

ich glaube, dass Du schon alles recht gut analysiert hast und beschreibst. Du hast scheinbar eine Rolle (die Brave, der man in den Hintern treten kann) und sich so jemanden zu halten, ist oft nicht schlecht für die Umwelt. Das geht dann oft so weiter, bis jemand die Nase voll hat, so eine Rolle zu spielen. Dann kämpfen viele darum, diesen jemand in seiner Rolle zu halten - solange bis sie kapieren müssen, dass jetzt Schluß ist damit. Das kostet manchmal ziemlich viel Kraft und Ausdauer. Und manchmal muß man auch den Preis dafür zahlen, im bisherigen Kreis nicht mehr so gemocht zu werden. Da muß man sich dann entscheiden, was einem wichtiger ist.

Es kann aber auch manchmal sein, dass man die Sache doch ungeschickter angeht, als man selbst merkt und damit sofort Abwehr und Verteidigungsreaktionen mit auslöst. Das kann ich nicht sagen. Dazu müßte ich die Art, wie Du Konflikte angehst, sehen und miterleben.
Aber vielleicht ist es sinnvoll, dass Du dies einmal näher betrachtest z.B. im Rahmen eines Selbstsicherheitstrainings oder Kommunikationstrainings. So was wird oft auch in Kursform an Volkshochschulen oder in anderen Bildungsstätten angeboten.

Wenn Du Dich über menschliche Kommunikation einmal ausführlicher informieren möchtest, dann hier mein Tipp: Miteinander reden 1-3 (Broschiert) von Friedemann Schulz von Thun, Rowohlt - immer noch für mich DAS Buch zu diesem Thema.

Ich hoffe, dass ich Dir einige Anregungen geben konnte und grüße Dich herzlich

Bernd Remelius




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