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Hallo Expertenteam.

Heute hatte ich ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten. Nach dem Gespräch meinte er, er könne mir nicht ausreichend helfen, also in der von der Krankenkasse vorgegebenen Zeit. Er gab mir den Rat, eine Psychoanalyse zu machen. Ist jetzt alles verloren?

Meine Diagnose ist : asthenische Persönlichkeitsstörung

Ist da überhaupt was zu machen oder will keiner was mit mir machen, weil sie denken, es kommt nichts dabei raus?
Ich weiß nicht, was ich nun tun soll. Letzte Woche war eine Therapeutin total unfreundlich zu mir und hat mich weggeschickt, weil ich ihr gesagt habe, dass ich bei einer anderen Therapeutin auf der Warteliste stehe, aber es sooo lang dauert (seit April) und kein Termin in Sicht ist. War ich zu ehrlich?

Ich möchte so gerne normal leben ohne Tabletten. Am Leben teilnehmen, wie andere. Freunde haben. Ich fühle mich einsam.

Ist bei meiner Diagnose noch etwas zu retten oder soll ich einfach die Medikamente schlucken und damit weiter leben?

Verzweifelte Grüße
Birgit

30.10.2008 18:11 • 03.11.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Kribbel,

jetzt lasse Dich auf keinen Fall entmutigen und ganz verunsichern. Ich finde es ehrlich und erfreulich, wenn ein Therapeut auch sagt, wo er seine Grenzen hat und Du nicht viele Stunden umsonst hingehst.

Wenn Deine Diagnose gesichert ist, dann ist es wichtig, dass Du die Besonderheiten einer PERSÖNLICHKEITsstörung kennst.
1. Es ist in der Fachwelt immer wieder umstritten, ob es so etwas überhaupt gibt und ob eines solche Diagnose sinnvoll ist. Diagnosen sind nicht die Erkrankungen selbst, sondern eine in der Fachwelt akzeptierte und -hoffentlich - hilfreiche Beschreibung. Das sollte man nie vergessen.
2. Wenn wir annehmen, dass es so etwas gibt, dann liegt der Unterschied zu einer sog. spezifischen Störung (früher Neurosen genannt) darin, dass eine umfassende, lebensbestimmende Grundhaltung mit entsprechenden Einstellungen, Gefühlen und Verhaltensmustern vorliegt, die den Kern der Person betreffen und allgegenwärtig - besonders in Beziehungen - wirkt. Diesen Kern gibt man nicht so gerne auf, denn man hat nur diesen als Identität !
trotzdem sind Therapien möglich, weil Menschen immer Veränderungsmöglichkeiten haben - mal mehr, mal weniger, mal größere, mal kleinere. Aber Behandlungen dauern hier häufig länger oder müssen mehrfach auf einander aufbauen und sind häufig enger mit der frühen Lebensgeschichte verbunden. Deshalb hier auch wohl die Empfehlung einer Psychoanalyse, weil sie eher einen lebensgeschichtlichen Weg in der Therapie verfolgt.

Es gibt aber heute sehr wohl auch verhaltenstherapeutische Ansätze bei Persönlichkeitsstörungen. Hier muss beim Therapeuten aber Kenntnis und Erfahrung mit solchen Ansätzen vorliegen.
Als sehr hilfreich haben sich stationäre Therapien gezeigt, weil dort ein Ausweichen und Vermeiden bzgl. der eigenen Person und deren Beziehungsverhalten schwerer möglich ist. Dies sollte aber eine Klinik sein, die sich speziell oder schwerpunktmäßig auf die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen spezialisiert hat. Da musst Du Dir also noch Zeit geben und weitere Informationen sammeln und Dich kundig machen, welchen Weg und mit wem Du gehen willst.

Ich wünsche Dir, dass Du bald diesen Weg für Dich findest.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius




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