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Hallo!
Kurze Vorgeschichte: Mutter 1991 gestorben, Oma 1993 gestorben, mein Bruder lebt im Ausland. Schlechtes Verhältnis zum Vater, eine Tante (seine Schwester) ist auch noch vorhanden.
Arbeite in unserem Familienbetrieb, Tante u. Vater leben über dem Geschäft.
Frage: wieviel muß man sich als Tochter gefallen lassen? Schließlich soll man Vater, Mutter und Tante ehren! Ich bin 38, ledig, Single.

Situation im Restaurant: Mein Vater fragt mich was und ich gebe eine flapsige Antwort.
Daraufhin schreit er mich an im REstaurant: Du blödes Ar., bekomme ich auch mal eine vernünftige Antwort von dir?

Heftige Diskussion beim Essen mit Vater, Tante und seiner Freundin und mir. Ich mache meinem Vater Vorwürfe weil er sich immer so verhält wie er sich verhält. Daraufhin flüchtet mein Vater wutentbrannt nach oben. Diskussion geht mit Tante und Freundin weiter und beklage mich sehr über meinen Vater. Daraufhin kommt er zurück und tickt völlig aus und schreit mich an: Du vergiftest die Familie!! Ich flüchte aus der Wohnung. Tante ignoriert mich daraufhin und Freundin grinst.

Szenen wie diese gab es zur Genüge, es würde zu weit führen alles zu beschreiben. Nie ist mein Vater zu mir herzlich, wenn ich Geburtstag habe, aus dem Urlaub zurückkehre und es Silvester ist, auch Weihnachten spricht er kaum mit mir. Ich fühle mich so unerwünscht.

Nun war eine Zeit lang Frieden, ich hatte Urlaub, habe aus dem Urlaub 1 x mit Vater und 1 x mit Tante telefoniert. Kleine Geschenke aus dem Urlaub mitgebracht. Alle fragen mich, sogar Fremde fragen mich, wie der Urlaub war. Nur Vater und seine Freundin nicht. Eisiges Schweigen bezüglich meines Urlaubs. Meistens redet nur seine Freundin und mein Vater steht schweigend dahinter. Mehrmals habe ich nachgefragt Interessiert Euch denn gar nicht wie mein Urlaub war? Beim 3 x fragen sagt seine Freundin eiskalt: Du hättest anrufen müssen, Du hättest dich nach deinem Urlaub telefonisch zurückmelden müssen, das gehört sich so! Da hätte man dann über den Urlaub sprechen können, nun wollen wir auch nicht mehr.

Da ist dann die Situation eskaliert, ein Wort gab das andere, ich warf der Freundin vor, ein hinterlistiges Weib zu sein, außerdem ruft mein Vater mcih auch nie an. Fand es ganz mies, mir aus dieser Lappalie (unterlassener Anruf) einen STrick zu drehen. Der Höhepunkt war, dass mir die Freundin sagte Du tust immer so als wären andere das Problem aber in Wirklichkeit bist DU das Problem seit 20 Jahren. Mein Vater nickte alles ab. Daraufhin sagte ich ich will mit euch beiden nichts mehr zu tun haben.
Seitdem eisiges Ignorieren auf beiden Seiten und ich will das unbedingt durchziehen, denn auf so einen Vater kann ich verzichten, der mir immer nur Schwierigkeiten bereitet und mich beleidigt. Nun haben beide ein Problem (nämlich mich) weniger.

Nun guckt mich die Tante vorwurfsvoll an, und nun kommt das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle. Eine Versöhnung mit meinem Vater kommt nicht in Frage, dafür ist zu viel passiert. Entschuldigen etc. kommt auch nicht in Frage.

Wo sind die Grenzen? Was muß ich mir als Tochter mit 38 bieten lassen und was nicht?

16.04.2010 08:51 • 19.04.2010 #1


1 Antwort ↓

Hallo biggibond,

sicher scheint zu sein, dass Ihr da einen gewaltigen Konflikt mit vielen gegenseitigen Vorwürfen habt, über den ihr weder ruhig noch vernünftig miteinander reden könnt. Dazu brauchtet ihr sicherlich einen Familientherapeuten, der ein solches Gespräch lenken und moderieren könnte.

Andererseits merke ich sehr deutlich, dass Du immer wieder unbewusst in die Rolle des Kindes schlüpfst und Dich nach etwas sehnst, was Du zumindest aus Deiner Sicht schon als Kind nicht oder zu wenig bekommen hast - nämlich Interesse an Deiner Person, Zuwendung und Anerkennung.
Häufig suchen wir die Erfüllung eines solchen Bedürfnisses unser Leben lang gerade bei den Personen, die es uns schon früher nicht geben konnten.

Also versuche Dir klar zu machen: Eure Beziehung wäre nur dann nicht so, wie sie ist, wenn die beteiligten Personen andere wären, was aber nicht der Fall ist. Ich denke, dass auch bei Euch der Zug ziemlich abgefahren ist.
Von Deiner Seite her heißt es also zu lernen, diesen Wunsch aufzugeben und Deinem Vater irgendwann zu verzeihen, weil er wohl auch nicht anders kann wie er kann.
Anerkennung und Zuwendung musst Du Dir jetzt als Erwachsene von wo anders holen. Du bist nun mal nicht mehr das Kind von früher.

Dazu ist es manchmal auch notwendig, mehr auf emotionale und räumliche Distanz zu gehen, manchmal sogar ein ganz eigenes, unabhängiges Leben aufzubauen - sich von der Herkunftsfamilie zu emanzipieren.

Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen, das Dir eventuell auch dabei helfen könnte. Vielleicht hast Du ja Lust, es eine Zeit lang zu Deinem Ratgeber zu machen: Hanisch/ In jeder Mücke steckt ein Elefant, dtv premium.

Ich wünsche Dir alles Gute und sende Dir herzliche Grüße

Bernd Remelius




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