App im Playstore
Pfeil rechts

Sehr geehrter Herr Remelius,

erst einmal vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Beitrag zu lesen und zu beantworten.

Zu meiner Frage wegen des Entfremdungsgefühls muss ich aber anscheinend noch zum besseren Verständnis hinzufügen:

Ich bin bereits in einer ambulanten VT-Behandlung.

Leider ist mein Therapeut zzt. krank. Da ich ihn erst in 2 Wochen wieder sehe, und mir die Frage wegen des Entfremdungsgefühls sehr unter den Nägeln brannte und große Angst macht, habe ich mich an Sie gewandt.
Auf meine anderen Probleme und Belastungen gehe ich natürlich mit meinem Therapeuten ein.

Ich war bereits bei einem Neurologen/Psychiater und habe 2 SSRI (Fluoxetin und Citalopram) genommen. Leider waren die Nebenwirkungen sehr heftig und mir ging es in der Zeit so schlecht wie nie zuvor, ich wollte am liebsten nciht mehr aufwachen. Aus diesem Grund möchte ich zzt. von einer weiteren medikamentösen Behandlung absehen.

Es würde mir wirklich sehr helfen, wenn Sie mir sagen könnten, ob es in diesem akuten Entfremdungszustand konkrete Tipps gibt, wie man sich wieder in die reale Welt zurück holt...

Vielen Dank für Ihre Antwort!

06.03.2008 00:54 • 06.03.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Miss Sixty,

vielen Dank für Deine weiteren Informationen. Schade, dass Du so mit Nebenwirkungen zu kämpfen hattest.

Konkrete Tipps zu geben, was Du im Falle eines Entfremdungsgefühls, wie Du es beschreibst, tun kannst, ist sozusagen aus der Ferne ohne Dich und die Hintergründe näher zu kennen schwierig, wenn nicht unmöglich. Es ist ja Ausdruck eines Gesamtzustandes, der sich in der jeweiligen Situation, aus vielen Facetten speist. Deshalb besprich bitte diese Sache mit Deinem Therapeuten.

Eine Annäherung könnte darin liegen, dass jedes Gefühl auf individuellen Gedanken, Einstellungen und Bewertungen beruht, die in einer solchen Situation wirken, aber meist inzwischen automatisiert und unbewusst ablaufen. Deshalb ist es notwendig, sich darin zu üben, alle Abläufe - quasi mit einem Blick von außen - zu erfassen, um zu verstehen, was Dich so ängstigt, welche irrationalen Gedanken, an die Du im Moment noch glaubst, diese Gefühle auslösen bzw. begleiten. Wir nennen dies kognitive Therapie. Es würde den Rahmen sprengen, hier im einzelnen darauf einzugehen. Deshalb möchte ich Dir zwei Selbsthilfebücher empfehlen, mit denen Du hier weiterkommen könntest: Dr. Wolf und Dr. Merkle , Gefühle verstehen und bewältigen sowieWolf/ Ängste verstehen und überwinden - beide aus dem PAL Verlag. Diese Bücher können nur helfen, wenn Du versuchst, mit ihnen zu arbeiten und das, worin sie Dich anleiten, umzusetzen und zu üben - also kein Zauber, sondern z.T. harte Arbeit an Dir selbst. Aber ich denke, es lohnt sich, wenn Du Dir wichtig bist - und davon gehe ich aus.

Ein anderer Gedanke noch:
Du schilderst einen recht langen Leidensweg mit einer gewissen Eskalation der Symptomatik. Um eine Chronifizierung zu vermeiden, solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, ob nicht eine intensivere Therapie in einem stationären Rahmen für Dich sinnvoll wäre. Oft muss man durch eine intensivere Behandlung erst einmal Fortschritte machen, um dann ambulant besser vorwärts zu kommen. Vielleicht sprichst Du auch hier mal mit Deinem Therapeuten darüber.

Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen Weg und grüsse Dich herzlich

Bernd Remelius




App im Playstore