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Hallo,
ich bin seit 2005 in Therapie, u.a. wegen Panikattacken, Schlaflosigkeit, sozialer Phobie, SVV und Suizidgedanken (Suizidversuch 2002). Nun starb Anfang August auch noch meine Mutter und jetzt geht alles nur noch bergab. Die Antidepressiva scheinen nach hinten loszugehen. Ich habe panische Angst vor menschlicher Nähe, vor Berührungen (dies hat Gründe, die länger zurückliegen). Zum einen möchte ich gerne raus aus dem Alleinsein, zum anderen aber habe ich dann wieder Angst, mache einen Rückzieher, suche immer selbst Gründe, um mich von allen zu isolieren, habe selbst meine beste Freudin vor den Kopf gestoßen, damit mein Kontaktabbruch begründet ist. Oft habe ich die absurdesten Phantasien, auf welche Art und Weise ich mich entsorgen könnte, sie kommen einfach.

Vorübergehend hatte ich durch all das Erlebte zudem noch eine Sprachstörung entwickelt, d.h. kein Problem, vom Denken her die Worte umzusetzen, es verkrampft sich einfach. Dies hat sich inzwischen aber weitestgehend gelegt.

Meine von der KK bewilligten Therapiestunden laufen demnächst aus und mein Therapeut muss ein Gutachten erstellen. Er selbst meint, dass sich seit 2005 eigentlich nichts geändert, sondern im Gegenteil eher verschlechtert hat u. sieht deshalb eine Chance, dass die Therapie weiter bewilligt wird. Nun stelle ich mir aber ernsthaft die Frage, ob eine Therapie überhaupt noch Sinn macht. Ihn selbst möchte ich das nicht fragen, weil ich ihn nicht kompromittieren möchte, zumal er der einzige ist, dem ich überhaupt noch vertraue.

19.11.2007 10:48 • 19.11.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo supergau,

herzlich willkommen hier im Forum!

Es tut mit leid, zu hören, wie schlecht es Dir im Augenblick geht. Ich habe natürlich auch keine Patentlösung für Dich. Das hat niemand - eine Patentlösung. Aber Lösungen für Deine Probleme, die gibt es sicherlich, auch wenn Du im Augenblick keine sehen kannst. Es gibt also keinen Grund, zu verzweifeln und aufzugeben - obwohl Dich auch niemand daran hindern könnte, wenn Du Dich entscheidest, Dich aufzugeben.

Wenn Du das Tun willst, dann brauchst Du jetzt nicht weiter zu lesen.

Wenn Du Dich nicht aufgeben willst, dann gratuliere ich Dir dazu und sage: willkommen im Leben!

Du hast scheinbar einiges mitgemacht in Deinem Leben. Trotzdem hast Du Dein Leben zumindest so gestalten können, dass Du überlebt hast. Das ist keinesfalls selbstverständlich und zeigt, dass Du Stärken hast, dass Du kämpfst - trotz aller Widrigkeiten.

Was ist das für eine Therapie, in der Du nach so langer Zeit, Angst hast, Deinen Therapeuten zu verletzen, wenn Du mit Ihm sprichst, ob eine Fortführung der Therapie Sinn macht. Das ist gut, das ist wichtig, das muss sein - wie willst Du sonst weiterkommen - oder vertraust Du ihm nicht? Es geht um Dein Leben, es geht um Dich und nicht darum, wie sich Dein Therapeut fühlt.

Und wenn Du zu dem Schluss kommst, es macht keinen Sinn mehr, die Therapie fort zu setzen, dann setze sie auch nicht fort. Du bist dann nicht einsamer als jetzt, denn das was Du suchst, Freundschaft und Nähe, kann Dir nie ein Therapeut geben. Er kann nur versuchen, Dir zu helfen, dass Du Dir selbst besser helfen kannst, Deine Bedürfnisse zu befriedigen.

Suche Dir vielleicht eine Selbsthilfegruppe- einmal um nicht allein mit Deinen Problemen zu sein, aber auch um Unterstützung zu haben.

Und jetzt, was mir ganz wichtig ist: ich denke, wenn ich mir den Verlauf Deiner Probleme ansehe, so wie Du sie kurz geschildert hast, wäre eine stationäre Behandlung jetzt wichtig - raus aus Deinem Alltag, eine neue Chance, Lösungen für Deine Probleme zu finden und eine intensivere Behandlung, um weiter zu kommen. Ich denke dabei nicht an eine psychosomatische Kurklinik für 3-4 Wochen, sondern eine spezialisierte Klinik, in der Du über einen längeren Aufenthalt eine ausreichende psychotherapeutische Behandlung erfährst. Auch das solltest Du mit Deinem Therapeuten als Möglichkeit einmal besprechen. Vielleicht wäre dann danach eine Fortsetzung der ambulanten Therapie ja sinnvoller.

Und weil mir jeder Mensch wichtig ist - auch DU: wenn Du in die Situation kommst, fälschlich zu glauben, Du kannst überhaupt nicht mehr: dann suche für eine Weile Schutz in einer psychiatrischen Klinik, weil Du hier keine Wartezeit für eine Aufnahme hast und Du rascher Hilfe bekommen könntest.

All das sind Möglichkeiten für Dich. Ich wünsche Dir sehr, dass Du den richtigen Weg für Dich findest und es Dir bald besser geht.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius




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