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Hallo,
Sie empfahlen mir die Videos uns Selbshilfestrategien. Nicht vermeiden sondern sich den Situationen stellen, dort wo die Angst sitzt soll man hingehen. So das Motto als kognitive Verhaltensstrategie.

Wie ich in meinem letzten Eintrag- soziale Phobie und Mutismus- bereits erwähnte habe nicht vermieden. Immer wieder stellte ich mich auch gezielt den Situationen. In der Gruppe reden, mich in Gruppen vorstellen etc.
Einmal nahm ich als Hospitantin an einem einwöchigem Schulprojekt in einem Landschulheim teil. Spielerische Aktionen, Diskussionen zu diversen Themen usw. waren Gegenstand der Woche.
Meine Ängste wurden aber nicht besser sondern schlimmer. Ich konnte immer weniger sagen. Schüler sprachen mich an und ich bin stumm erstarrt.
Entsetzt, irritiert und verständislos wurde ich von den anderen Projektteamern angeschaut.
Anschließend war ich psychisch und physisch sehr erschöpft und dem Nervenzusammenbruch nahe. Tagelang hielt die Erschöpfung an.

Ich war auch schon in Kliniken. Dort maß man der Sozialen Phobie keine Bedeutung zu. Man sah nur die Depression. Wohl weil ich keine Schwierigkeiten habe, auf Mitmenschen zu zugehen. Doch intensivere Bindungen vermeide ich.

Eine Persönlichkeitsstörung habe ich übrigens nicht. In der Zusammenfassung von Wikipedia sah ich wenn überhaupt nur geringe Übereinstimmungen.
Wird auch von Psychiatern nicht diagnostiziert.

Gestern sprach ich erneut mit einem Psychiater. Der sagte, wie auch der letzte (ambulante) Psychologe für kognitive Verhaltenstherapie, dass die Konfrontation für mich nicht gut wäre. Sie meinen, dass nach Stellen der Situation in der Regel eine Besserung eintritt. Das sei bei mir aber definitv nicht der Fall. Eher bestehe die Gefahr, sogar ins Psychotische zu dekompensieren bzw. suicidal zu reagieren.

22.06.2011 17:11 • 24.06.2011 #1


1 Antwort ↓

Hallo Melcher,

ich möchte auf keinen Fall in eine fachliche Konkurrenz mit den Kollegen gehen, die Du schon aufgesucht hast, denn die kennen Dich viel besser. Wir können hier im Forum immer nur sozusagen allgemeine Regeln anwenden. Die müssen natürlich im Einzelfall nicht immer richtig sein. Deshalb gibt es ja individuelle Therapien, die Vertrauen und Zeit verlangen.

Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass Konfrontation mit Angstsituationen alleine nie für eine Bewältigung der Angst ausreichend ist, weil nur Aushalten der Angst nicht therapeutisch wirkt, sondern in der Situation immer ein Abbau bzw. zumindest Geringerwerden der Angst und ein anderer innerer Umgang damit stattfinden muß. Das scheint bei Dir bisher nicht der Fall gewesen zu sein. Es muß in diesen Situationen in Dir also etwas passieren, was die Angst eher steigert, obwohl Du Dich damit auf Verhaltensebene konfrontierst, was dann zum Fluchtverhalten Erstarren führt. Diese individuellen Bedingungen kann man aber nur im Rahmen einer Therapie besser verstehen und herausfinden lernen.

Eine weitere Möglichkeit, weshalb Konfrontation bei Dir eher zum Gegenteil als zum Abbau von Angst führt, ist, dass es noch ganz andere Bedingungen gibt, die Deine Probleme aufrechterhalten und die bisher nicht zu Tage gefördert werden konnten.

Ich habe Gruppentherapie angesprochen. Verbunden mit dem, was ich als ersten Punkt genannt habe, ist es durchaus möglich, dass Du therapeutisch in den angstauslösenden Situationen begleitet werden musst und ein Besprechen danach alleine nicht ausreicht. Das kannst Du bei sozialen Ängsten allerdings meist nur in Gruppensituationen wenigstens einigermaßen simulieren, um dann mit den auftretenden Reaktionen direkt in der Situation arbeiten zu können. Es ist möglich, dass der Angstpegel bei Dir in realen Situationen so stark wird, dass Du garnicht mehr an die damit verbundenen inneren Vorgänge herankommst.

Das waren jetzt noch einige zusätzliche Überlegungen. Vielleicht bringen sie Dich etwas weiter. Zusätzlich möchte ich darauf hinweisen: auch wenn Du schon in einer Klink warst, heisst das nicht, dass eine weitere stationäre Therapie nutzlos wäre. Möglicherweise ist ja tatsächlich nicht an den zentralen Themen mit Dir gearbeitet worden. Ich möchte Dir deshalb doch einige Adressen nennen, von denen uns Patienten häufig gute Erfahrungen berichtet haben. Es bleibt natürlich trotzdem eine subjektive Auswahl:

Klinik Berus.Orannastr.55.66802 Überherm-Berus

Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee,Schützenstr.16,86949 Windach

AHG Klinik für Psychosomatik,Kurbrunnenstr.12, 67098 Bad Dürkheim

Vogelsbergklinik,Jean Berlit Str.3l, 36355 Grebenhain

Klinik Roseneck.Am Roseneck 6. 83209 Prien

Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont,Bombergallee 10,31812 Bad
Pyrmont

Hardtwaldklinik I , Hardtstraße 31, 34596 Bad Zwesten, kostenfreies Service-Telefon 0800 8528870

Alle Kliniken haben sicher auch eine Website, auf der Du Dir einen ersten Eindruck verschaffen kannst. Falls Du eine stationäre Therapie erwägen solltest, wäre es m.E. wichtig, in den Kliniken zu erfragen, welches Konzept und welche Erfahrung die Klinik mit der Behandlung von sozialen Ängsten und Phobien hat. Und lass Dich dann nicht mit allgemeinen Floskeln vom Sekretariat abspeisen !

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du einen guten Weg für Dich findest

Bernd Remelius




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