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Hallo!

Bei mir setzt in Stressphasen irgendwann immer so ein beängstigendes Entfremdungsgefühl ein. Habe dann den Eindruck, ich wär gar nicht richtig da und würde nur noch funktionieren so wie ein Roboter. Will das dann im selben Moment gedanklich wieder auf die Reihe kriegen und ordnen, aber je mehr ich darüber nachdenke und je genauer ich mir dann alles betrachte, umso unwirklicher scheint es mir und umso größer wird meine Angst.
Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, dann höre ich zwar was er sagt und auch was ich ihm antworte, aber es passiert einfach, ich bin gar nicht richtig bei mir. Hab einfach nur das Gefühl, als wär alles so komisch und als würde irgendwas nicht stimmen an der Situation. Das dauert teilweise Stunden oder auch mal nen Tag je nachdem wann die Angstphase zu Ende ist. Dann ist es als würde ne dicke Wolkendecke aufreißen, ich bin wieder ruhig und klar im Kopf und positiv gestimmt und frisch und vital. Bis zur nächsten Angst.

Hab nach zwei Jahren Angst- und Panikattacken keine Angst mehr vor körperlichen Konsequenzen wie Herzinfarkt oder Erstickung oder Ähnliches, denn diese Vorgänge kann ich mittlerweile nachvollziehen. Dafür wächst meine Angst, ne Psychose zu bekommen, schizophren zu werden.
Ich beobachte nur noch mich, meine Gefühle und meine Umwelt. Zu allem Übel meinte meine Homöopathin als ich die Behandlung abbrechen wollte, wenn ich jetzt aufhöre, dann werd ich sicher ne Persönlichkeitsstörung bekommen, weil ich zuviel denke. Das hat mir den Rest gegeben. Auch mein Therapeut meint, Unwirklichkeitsgefühle gehen in Richtung Schizophrenie und gehören nicht zur Angsterkrankung.

Ich habe das immer, wenn meine Angstepisoden über Hand nehmen. So nach zwei/drei Wochen Dauerangst kommt das immer mit dazu. In Phasen wo es mir besser geht hab ich es nicht. Das können Wochen oder auch Monate sein.

Kann es sein, dass das alles die Enstehung einer Psychose/Schizophrenie ist und diese von der Angststörung nur begleitet wird?
Ich weiß nämlich zur Zeit oft wenn die Angst losgeht nicht genau was zuerst da war: Das Unwirklichkeitsgefühl oder die Angst.

Vielen Dank für eure Zeit!

14.06.2009 09:51 • 16.06.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo sunshine,

es ist verständlich, dass Dich das ängstigt.

Aber jetzt mal zur Klarstellung - hier scheinen einige Aussagen doch ohne empirische oder genaue Kenntnis gemacht zu werden, die Dich - natürlich ohne Absicht - nur noch mehr verunsichern.

1. Die Aussage Deiner Heilpraktikerin ist schlichtweg Quatsch ! - Persönlichkeitsstörungen bekommt man nicht durch zu viel Nachdenken, sondern sind einfach eine diagnostische Kategorie für bestimmte Muster eines Menschen, die in der Lebensgeschichte sehr früh entstehen, sich auf einen großen Teil des gesamten Lebens beziehen (also keiner eingrenzbaren neurotischen Störung entsprechen - wie etwa einer speziellen Angst) und in der Regel oft vom Betroffenen garnicht als Störung wahrgenommen wird. P-störungen wirken sich in der Regel vor allem im Beziehungsverhalten aus und werden dort auch sichtbar.

2. In Bezug auf die Aussage Deines Therapeuten muß ich dem Kollegen wiedersprechen. Bei ausgeprägten Ängsten, die sehr generalisiert sind und das Leben beherrschen, kommt es immer wieder zu solchen Entfremdungsgefühlen. Dies kann dann durchaus auch als Schutzfunktion gewertet werden, um belastende Ängste nicht zu stark zu spüren und nicht der eigenen Person zuordnen zu müssen.
Falls Du Dir eventuell ein älteres Buch von Butollo, Die Angst ist eine Kraft besorgen kannst (Antiquariat, gebraucht, Bücherei) - dort ist das sehr nachvollziehbar an Fallbeispielen geschildert.

3. Ob dies auch noch mit einer psychotischen Entwicklung zu tun haben könnte, ist keinesfalls sicher, aber auch sicher eher selten. Da gehören dann noch einige andere und spezifischere Zeichen dazu.

Also meine Empfehlung:
- Kämpfe nicht dagegen an. Nimm es als bei Dir übliches, wenn auch belastendes Symptom. Akzeptiere es und warte einfach ab, bis es wieder verschwindet. Denn das tut es sicher, wie Du schon oft erlebt hast. Nicht Symptome sind Dein Problem, sondern die Prozesse, die zu Ihnen hin führen !
- wenn Du mehr Sicherheit willst in Bezug auf eine psychotische Entwicklung, so suche die Ambulanz einer psychiatrischen Klinik auf und kläre das dort genauer.
- ist es aber ein Zeichen für Deine massive Angstgeschichte, so solltest Du auch mal an eine stationäre Behandlung in einer Fachklinik denken.
Wegen möglicher Adressen: siehe meine Antwort auf Claude38.

Ich hoffe, ich konnte etwas mehr Klarheit erzeugen und wünsche Dir alles Gute !

Bernd Remelius




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