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Sehr geehrte Dr. Wolf, Dr.Remelius,

ich habe eine Frage im Bezug auf eine stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik.

Ich bin letzten Dienstag in die psychosomatische Klinik in Windach gegangen, um meine Probleme mit Burn-out und meinen Ängsten in den Griff zu bekommen.
Am Samstag habe ich die Behandlung abgebrochen. Ich hatte vor dem Aufenthalt das Gefühl, alles läuft so wie ich es wollte und der Weg, denn ich gehen wollte war gut und der Meine. Ich habe mich gut gefühlt und mich immer mehr meinen Ängsten gestellt und habe mich auch meiner größten Angst (vor einer psychischen Erkrankung gestellt) indem ich in diese Klinik gegangen bin.
Ich hatte aber von Anfang an das Gefühl, dass durch meinen Aufenthalt in dieser Klinik mein Leben in eine falsche Richtung verläuft. Ich wollte eigentlich schon am ersten Tag die Klinik wieder verlassen. Ich entschied mich zu bleiben und mir die Sache genauer anzuschaun.
Doch die Menschen die mich umgaben und die Tatsache, dass ich mich nicht mehr so richtig zurückziehen konnte (außer ich ging nach draußen, denn in dem 3-Bettzimmer war ich nie allein) gaben mir das gefühl, es wurde mir zu eng und ich hatte das Gefühl es nimmt mich zu sehr mit, bringt mich durcheinander. Ich schwinge sehr leicht mit anderen mit und das war auch der Grund, warum ich meinen Job als Krankenschwester an den Nagel hängen werde. Doch in Windach war ich von lauter Menschen umgeben, die große Probleme haben und leiden und verzweifelt sind.

Jetzt habe ich Angst, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, aber ich denke auch heute noch, dass es die richtige war.
Meine Mutter ist jetzt sauer auf mich, weil ich die Behandlung abgebroche habe und sie nicht durchgehalten habe.

Meine Frage nun an Sie: Kann es möglich sein, dass ein Klinikaufenthalt für manche eher schädliche als positive Konsequenzen hervorrufen kann??
Ich fand die Therapie dort angenehm und die Umgebung war wundervoll, das einzige, mit dem ich nicht klar kam, waren die anderen Patienten und dass ich mich nicht zurückziehen konnte.
Ich fühle mich jetzt etwas durcheinander und einige Ängste, die ich vorher gar nicht mehr hatte, sind jetzt wieder zur Stelle, eben die Angst verrückt zu sein, weil ich in so einer Klinik war und es nicht ausgehalten habe.
Ich habe mich dort kränker den je gefühlt und hatte das Gefühl instabiler und ängstlicher zu sein als vorher.

Entschuldigen Sie bitte den langen Text, aber ich wollte mich so genau wie möglich erklären.

Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar,
mit lieben Grüße,
C

08.10.2007 12:37 • 08.10.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo norium,

es ist schwierig aus der Ferne, eine sehr persönliche Entscheidung zu kommentieren, die jemand- also Du - getroffen hast. Du hattest sicherlich dafür Deine Gründe und die gilt es zu respektieren.

Du frägst, ob es jemand in oder nach einer stationären Behandlung auch schlechter gehen könnte ? Selbstverständlich ist das möglich. Das gilt für jede Therapie, aber auch für andere Dinge im Leben, denen man sich aussetzt. Und natürlich ist es nicht immer sinnvoll, einen Klinikaufenthalt durchzustehen - komme, was da wolle.

Wichtig erscheint mir jetzt, dass Du selbst zu Deiner Entscheidung stehst. Du musst Dich dafür auch gegenüber niemandem rechtfertigen. Du bist auch nur eine unter vielen, die eine Behandlung abbrechen, weil es zu diesem Zeitpunkt zu schwierig war, weiter durchzuhalten. Also keine Selbstvorwürfe !

Und verrückt sein - was ist das überhaupt? Kümmere Dich lieber um Dich und Deine Zukunft. Packe Deine Ängste an - wenn nicht in der Klinik, dann allein oder mit ambulanter Psychotherapie oder in einer Selbsthilfegruppe.

Wenn es Vermeidung war, dass Du abgebrochen hast, dann ist es schade, aber zeigt nichts anderes, als dass Du an deinen Ängsten arbeiten solltest, weil Vermeidung auf Dauer nur zu mehr Angst führt und nicht weiterhilft.

Du hast Dich jetzt entschlossen, ohne stationäre Therapie weiter zu machen. Dann tue das - mit all Deiner Energie und verschwende sie nicht mit Selbstvorwürfen oder gar Selbstmitleid.

Und solltest Du wieder mal an den Punkt kommen, doch in stationäre Therapie gehen zu wollen - na dann machst Du es einfach und probierst es erneut - und dann wirst Du es mit Deinen Vorerfahrungen auch sicherlich besser schaffen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg in Deiner Weiterentwicklung.

Herzliche Grüsse

Bernd Remelius




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